Die Geschichte von Akkirah

CKomet

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1 Bruma / Cyrodiil

Akkirah wurde an Grenze zu Himmelrand nördlich von Bruma im Kaiserreich geboren. Ihre Mutter Anita war eine Nord aus der Gegend von Rifton, ihr Vater Horold halb Nord halb Kaiserlicher aus Bruma. Kennen gelernt haben sich die beiden in der Nähe von Rifton. Akkirahs Vater war Mitglied der Kaiserlichen Armee und auf Kundschaft als er in eine gut versteckte Bärenfalle tappte. Er hatte Glück im Unglück, denn der Schnappmechanismus der Falle war nicht mehr der Beste und damit kam er mit einer leichten Verletzung davon. An dem Tag war Akkirahs Mutter gerade auf Kräutersuche im Wald unterwegs und fand den verletzten Soldaten. Zu dem Zeitpunkt war der Bürgerkrieg noch nicht entfacht und so war es für Akkirahs Vater auch nicht sonderlich gefährlich, Anita zu begleiten, damit sie sich zu hause um seine Wunde kümmern konnte. Es war auch gut gewesen mit ihr zu gehen denn die Wunde entzündete sich und wäre Horold alleine weiter gezogen, wie er es ursprünglich vorhatte, wäre er wohl an einer Blutvergiftung gestorben. Während Anita ihn im Hause ihrer alten Tante pflegte, kamen sich die beide näher. Und so fragte Horold Anita schließlich ob sie seien Frau werden wolle. Sie sagte ja und so zogen sie kurz darauf in die Nähe von Bruma, wo Horold und sein Bruder gemeinsam den Hof der Eltern geerbt hatten. Es dauerte nicht lange und dann kam Faniro, auf die Welt. Zwei Jahre später folgte Akkirah.

Horold wurde in die Nähe von Bruma versetzt, so dass er viel Zeit hatte bei seiner Familie zu sein. Neben ihrer Arbeit auf dem Hof war Anita immer noch oft in den Wäldern um Bruma unterwegs, um Kräuter zu sammeln. Dabei nahm sie die Kinder fast immer mit. Akkirah war ein ruhiges, stilles zurückhaltendes freundliches Mädchen, während Faniro wild und draufgängerisch war. Aber die beiden Kinder waren ein Herz und eine Seele. Wenn sie gemeinsam in den Wäldern herumstreiften bremste Akkirah den Übermut ihres Bruders, während er sie dazu anstachelte, etwas aus sich herauszukommen. Wenn die ganze Familie mal zusammen war, saßen sie meist gemeinsam vor dem Kamin und lasen. Akkirah liebte es in den alten Büchern, von denen ihre Eltern sehr viele hatten herumzustöbern. Horold brachte Faniro den Umgang mit dem Schwert bei und auch wie man mit einem Bogen umgeht. Akkirah durfte sich an dem Bogenübungen immer beteiligen. Mit einem Schwert in der Hand fühlte sie sich nicht sonderlich wohl.

Die beiden Kinder hatten eine sehr glückliche Kindheit und fast alle Freiheit die man haben konnte. Als sie älter wurden mussten sie vermehrt auf dem Hof mitarbeiten, der sehr gut lief. Trotzdem blieb ihnen genug zeit zum Jagen oder Kräutersammeln in den Wäldern. Dann nahmen die Spannungen in Himmelsrand zu. Akkirahs Vater wurde versetzt und musste dort wieder als Kundschafter arbeiten. Damit war er nur noch sehr selten zu Hause. Eines Tages, Akkirah war gerade vierzehn geworden, brachte ein Kamerad, mit dem Horold meist unterwegs war die traurige Botschaft, das ihr Vater an einer Lungenentzündung verstorben war.

Das war ein ziemlicher Schock für die Familie. Anita traf dieser Verlust schwer, denn sie hatte ihren Mann sehr geliebt und so wurde sie vor Kummer schwer krank. Nur ihrer Kinder wegen gab sie sich aber nicht gänzlich auf. Akkirah und Faniro taten alles, um ihre Mutter irgendwie aufzumuntern. Sie arbeiten beide auf dem Hof, damit ihre Mutter sich ausruhen konnte. Ihr Onkel und dessen Frau versuchten auch sie immer wieder dazu zu bringen, wieder am normalen Leben teilzunehmen, aber sie wollte nicht. Ihr größter Wunsch war nur noch, dass ihre Kinder gut versorgt sein würden. Faniro würde die hälfte des Hofes übernehmen, aber Akkirah was sollte aus Akkirah werden? Anita wünschte sich einen guten Mann für ihre Tochter, der sie gut versorgen würde. Akkirah war von der Idee zwar nicht begeistert, aber sie liebte ihre Mutter über alles und so würde sie ihr den Gefallen tun und heiraten, wenn sich ein passender Kandidat finden würde. So machte sich Akkirahs Onkel auf die Suche nach einem geeigneten Kandidaten wenn er unterwegs war um die Ernte zu verkaufen. Akkirah begleitet ihn dabei. Sie war in der Zwischenzeit fünfzehneinhalb Jahre alt geworden.

Eltan, der Sohn eines einflussreichen Kaufmanns zeigte großes Interesse an Akkirah. Sie war immer nett und freundlich wenn sie mit ihrem Onkel zum Einkaufen in den Laden seines Vaters kam. Wann immer sie kam, führte er sie, während ihr Onkel und sein Vater das geschäftliche erledigten durch die Stadt spazieren. Er machte einen netten charmanten Eindruck, aber irgendwie konnte sich Akkirah nicht wirklich für ihn erwärmen. Als er darum bat, sie auf dem Hof besuchen zu dürfen, hätte Akkirah am liebsten nein gesagt, aber ihr Onkel der neben ihnen stand, als Eltan fragte, sagte sofort zu du so verabredeten sie, das Eltan das darauf folgenden Wochenende zu Besuch kommen sollte.

Als Eltan sie besuchte, zeigte er sich an allen interessiert, was Akkirah machte. Half etwas linkisch bei der Arbeit mit und tat als würde ihm der Spaß machen. Wenn sie abends beim Essen saßen, erzählte er wortgewandt von den Dingen die er in der Stadt und auf seinen Reisen in die Kaiserstadt erlebt hatte. Damit gewann er fast alle herzen für sich. Nur nicht das von Akkirah. Akkirahs Mutter war begeistert von dem jungen Mann. Er war genau der richtige für ihr kleines Mädchen, dachte sie sich. Bei ihm wäre sie gut aufgehoben. Akkirah sah das ihre Mutter glücklich wirkte und so bemühte sie sich stets ein Lächeln auszusetzen.

In den nächsten Monaten besuchte Eltan sie häufiger. Anita schien es langsam auch wieder besser zu gehen. Das ihr Tochter so einen, wie sie dachte Traummann bekomme würde, beflügelte sie. Und sie merkte nicht, das Akkirah nur ihretwegen bei dem Ganzen mitmachte. Nur Faniro wusste, das seine Schwester nicht glücklich war. Aber er hatte ihr versprochen, ihrer Mutter gegenüber nichts zu sagen. So verdrückte er sich meist, wenn Eltan zu besuch kam.

Zwei Monate vor ihrem Sechzehnten Geburtstag hielt Eltan bei Anita um Akkirahs Hand an. Anita strahlte vor Freude und gab ihr Einverständnis. Akkirah hatte Angst, wenn sie nein sagen würde, würde ihre Mutter, der es die letzte Zeit wieder besser ging, wieder schwer Krank werden, also stimmte sie der Hochzeit zu. Der Termin wurde auf den dritten Tag nach ihrem Sechzehnten Geburtstag gelegt. Wer weiß, möglicherweise würde sie auch lernen ihren zukünftigen Mann zu lieben. Bei Ihrem Onkel und ihrer Tante hatte das ja auch geklappt. Ihre Ehe war auch Arrangiert worden und nicht aus Liebe geschlossen, aber sie hatte im Laufe der Zeit Zuneigung füreinander gefunden und lebten nun Glücklich zusammen. Einzig das sie keine Kinder bekommen hatten trübte ihr Glück.

Eltan hatte von seinem Vater ein kleines Haus am Stadtrand bekommen, nachdem der Hochzeitstermin festgemacht wurde. Zum Haus gehörten auch ein Dienstmädchen und ein Knecht die sich um das Haus, beziehungsweise den Garten und den kleinen Stall kümmerten. Da das Wetter gut war wurde beschlossen dort im Garten in kleinem Kreise zu feiern. Akkirahs Mutter, ihr Bruder, Onkel und Tante würden am frühen Morgen mit der Kutsche kommen. Die Hochzeitszeremonie war recht einfach und kurz gehalten. Nachdem beide ihr Ehegelübbte, „bis das der Tod euch scheide“ gesprochen hatten, ging der Priester auch gleich wieder. Er hatte an diesem Tag noch zwei weitere Trauungen zu vollziehen. Die anschließende Feier war recht gemütlich. Man unterhielt sich, lauschte der Musik des Barden und aß, was aufgetragen wurde. Akkirah war recht still im Gegensatz zu ihrem Mann der in einer Tour am reden war. Gegen zehn machten sich die Gäste dann auf nach Hause.

Eltan führte seine frisch angetraute Frau ins Schlafzimmer. Akkirah fühlte sich unwohl. Sie wusste was auf sie zukommen würde, denn ihre Mutter und ihre Tante hatten sie darüber aufgeklärt, was von ihr erwartet würde. Aber es wurde anders als sie gedacht hatte. Kaum hatte Eltan die Tür hinter sich geschlossen packte er sie brutal und warf sie aufs Bett. Akkirah schrie vor Schreck und Angst auf. Dann zerriss Eltan ihr das Kleid und fiel wie ein Tier über sie her. Akkirah versuchte sich zu wehren aber er war stärker und verpasste ihr mehrfach Ohrfeigen, so dass sie schließlich aufhörte sich zu wehren und alles, was noch folgte über sich ergehen ließ. Er schien ihre Angst zu genießen.

Die nächsten Tage ließ sich Akkirah kaum draußen sehen. Ihr Gesicht war von den Ohrfeigen noch rot und leicht angeschwollen. Das Dienstmädchen wurde entlassen und Eltan zwang Akkirah ihre Aufgaben zu übernehmen. Und egal wie Akkirah sich bemühte alles vernünftig zu machen, Eltan fand immer einen Grund seine Frau zu schlagen. Dabei achtete er aber darauf, dass man die Blutergüssen nicht sehen konnte. Die Nächte waren eine einzige Qual für Akkirah. Eltan droht ihr, sollte sie nicht tun, was er wolle, würde er ihrer Mutter erzählen, was sie für eine schlechte Ehefrau sein. Akkirah hatte Angst, dass sich durch solche Aussagen ihr Zustand wieder verschlechtern würde. Also machte sie gute Mine zum bösen Spiel und wenn sie zum Hof auf Besuch fuhren lächelte sie gezwungen. Der Zustand ihrer Mutter hatte sich aber seit der Hochzeit schon verschlechtert. Vier Monate nach der Hochzeit starb Anita in dem Glauben ihre Tochter wäre gut aufgehoben.

Die Wochen danach waren für Akkirah noch schlimmer als die Zeit davor. Nun hatte sie nichts mehr, warum sie sich zusammenrissen musste. Sie verließ das Haus kaum noch und ging nicht mehr in die Stadt. Eines Tages kam ihr Bruder zu Besuch. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er sich die letzte Zeit immer davor gedrückt hatte anwesend zu sein, wenn seine Schwester den Hof besucht hatte. Er konnte Eltan einfach nicht leidern und wusste, dass er sich mit ihm in die Wolle bekommen würde. Daher zog er es vor lieber in den Wald zum Jagen zu gehen. Als Faniro den Garten betrat wurde er Zeuge wie Eltan Akkirah gerade schlug. Voller Wut ging Faniro auf Eltan los und riss ihn von seiner Schwester weg. Dabei geriet Eltan ins Stolpern und fiel hart mit dem Kopf auf einen hinter ihm liegenden Holzstapel und brach sich das Genick. Akkirah stand vollkommen appatisch da. Faniro wusste auch erst nicht was er tun sollte. Er sah gerade noch wie der Knecht plötzlich davonlief um die Wachen zu holen, denn er hatte gesehen wie Faniro seinen Herrn wegstieß und dieser Reglos liegen blieb. Faniro ergriff Akkirahs Hand und zog sie mit sich: „Wir müssen hier weg, Schwesterchen. Auch wenn ihr nichts getan habt, wird man euch beschuldigen euren Mann getötet zu haben.“

Willenlos ließ sich Akkirah mitziehen. Faniro war mit einem Pferd da. Er half seiner Schwester beim Aufsteigen, dann stürmten sie davon. Sie machten kurz auf dem Hof , auf dem sie ihre Kindheit verbracht hatten, halt. Akkirahs Tante war entsetzt als sie Akkirah sah. Sie wollte sie dabehalten. Faniro erzählte was vorgefallen war und das es wohl besser sei, Cyrodiil zu verlassen. Auch für Akkirah. Die Tante nickte und packte noch schnell etwas Proviant und ein paar saubere Kleider für die beiden ein. Danach machten sich Faniro und Akkirah auf den Weg nach Himmelsrand. Schließlich kam ihre Mutter dorther. Anfangs blieben sie auf der Hauptstrasse, doch bald erschien es Faniro zu gefährlich. Man könnte sie erkennen und erraten wo sie hinwollten. Also gingen sie auf die Nebenwege. Als sie nach ein paar Tagen die Berge erreichten, mussten sie ihr Pferd zurücklassen. So gingen sie dann zu Fuß weiter. Sie hatten Glück bei der Überquerung der Berge, weil noch Sommer war und die Pässe frei waren. So erreichten sie dann Himmelsrand. Auf der anderen Seite der Berge fanden sie eine kleine verlassene gut erhaltene Hütte. Akkirah wollte dableiben und Faniro war einverstanden. Sie hatte ihm erzählt was die die letzten Monate durchgemacht hatte.
 
2. Helgen

Fast zwei Jahre lebten Akkirah und ihr Bruder Faniro in der kleinen Hütte. Durch die Jagt und das Sammeln von Kräutern konnten sie sich die Zeit über gut versorgen. Die Hütte lag recht passend gelegen Nahe des Handelweges von Falkenring nach Rifton. Faniro tauschte die Felle und Kräuter meist an vorbeiziehende Händler, die auf den Weg nach Rifton waren, gegen Lebensmittel und andere Dinge, die sie in ihrer abgeschiedenen Hütte gebrauchen konnten. Akkirah begleitete ihn meist, hielt sich aber in der Nähe von Menschen im Hintergrund. Eines Tages lernte Faniro bei einer Gruppe Händlern eine Rotwadonin kennen und verliebte sich unsterblich in sie. Er wusste nicht was er machen sollte. Seine Schwester wollte nicht fort von hier und sie zwingen mitzukommen wäre nicht richtig. Also beschloss er bei seiner Schwester zu bleiben. Akkirah merkte aber wie unglücklich ihr Bruder mit dieser Entscheidung war. Sie überzeugte ihn davon, mit den Händlern zu gehen, wenn sie sich auf den Rückweg machten. Sie selbst würde versuchen ihre Tante nahe Rifton zu suchen. Sie wollte hier bleiben. Sie wusste nicht warum sie sich so entschieden hatte, aber sie spürte, das sie nicht fort gehen konnte. Faniro versuchte alles um sie doch noch zu überreden mitzukommen, aber Akkirah konnte stur sein. Also ging er alleine fort. Akkirah versprach ihm ihn irgendwann in Hammerfell zu besuchen. Sie würde ihn da schon wieder finden.

Da der Winter nahte und sie genug Vorräte hatte beschloss Akkirah über den Winter in der Hütte zu bleiben. Sie hatte noch einige Bücher von den Händlern, mit denen Faniro gegangen war bekommen, so würde sie zu mindestens eine Zeitlang sich beschäftigen können. Vor der Hütte hatten sie eine Strohpuppe aufgestellt, an der sie und ihr Bruder den Umgang mit dem Schwert geübt hatten. Faniro hatte darauf bestanden das sie lernen musste, sich im Notfall auch selbst verteidigen zu können. Nur mit Bogen kommt man ja nicht immer weit. Im Laufe der Zeit hatte sie an den Übungen Spaß gefunden. Und so nutzte sie jetzt jeder Gelegenheit, wenn das Wetter es zuließ die arme Puppe zu behaken. Als der Frühling kam, beschloss Akkirah dann endlich aufzubrechen. Der letzte Sturm hatte der Hütte auch fast das Dach abgedeckt. Mit Mühe und Not hatte sie es provisorisch wieder flicken können.

Sie machte sich in Richtung Ivarstatt auf. Hier in der Gegend, sollte ihre alte Tante, bei der ihre Mutter groß geworden war gelebt haben. Sie vermied es die Stadt zu betreten. Sie fand den einsam gelegenen Hof und musste leider feststellen, dass ihre Tante schon vor Jahren verstorben war. Zuvor hatte sie den Hof noch verkauft. Wo sollte Akkirah nun hin. Hätte sie doch mit ihrem Bruder mitgehen sollen? Sie wusste es nicht. Aber nun war es eh zu spät für solche Überlegungen. Sie trottet mit gesenktem Kopf weiter Richtung Norden. Sie wusste nicht warum ausgerechnet nach Norden. Sie suchte sich einen Unterschlupf für die Nacht. Unter einem Felsvorsprung machte sie es sich so gut es ging gemütlich. Sie schlief recht unruhig. Am nächsten morgen aß sie die Reste von dem Kaninchen, das sie am Vortag erlegt hatte und abends über einem kleinen Feuer gebraten hatte. Dann zog sie weiter. Als sie zu einer Kreuzung kam vernahm sie Kampflaute. Vorsichtig schlich sie im Schutz der Bäume näher zu dem Ort, von wo der Lärm kam. Dann verschwamm alles um sie herum.

Akkirah erwachte mit schmerzendem Kopf. Sie fühlte wie sie durchgeschüttelt wurde. Langsam öffnete sie die Augen. Sie saß auf einer Kutsche. Ihre Hände waren gefesselt. Wo war sie, was machte sie hier, wo kam sie her? Lauter fragen die ihr durch den Kopf schossen. Das dröhnen in ihrem Kopf ließ sie keinen klaren Gedanken fassen. Vorsichtig sah sie sich um. Sie waren zu viert auf der Kutsche. Der Mann vor ihr hatte ein freundliches Gesicht. Er hatte sich gerade mit dem schmächtigen Kerl Lokir neben sich unterhalten. Aus dem Gespräch ging hervor das Lokir dabei erwischt wurde, wie er ein Pferd stehlen wollte. Der Mann neben dem Akkirah saß trug einen Knebel im Mund. Vor ihnen war eine weitere Kutsche und hinter sich waren einige Wachen in kaiserlichen Rüstungen.

"Ah, endlich wacht ihr auf." Der Mann vor ihr sprach sie an. "Wo sind wir, was ist passiert? Warum sind wir gefangen? Wer seid ihr?" Die Fragen sprudelten nur so aus Akkirah heraus.

"Bis auf euch und dem Pferdedieb sind wir eine Gruppe von Sturmmänteln, die in einen Hinterhalt der kaiserlichen geraten sind. Ihr habt euch eine schlechten Zeitpunkt ausgesucht um durch die Gegen zu ziehen. Man hat vermutet ihr würdet zu uns als Späher gehören." "Sturmmäntel?" Der Mann ihr gegenüber sah sie erstaunt an. "Ihr habt noch nie von den Sturmmänteln gehört?" Akkirah schüttelte den Kopf. "Also Mädchen, habt ihr hinter dem großen Mond gelebt?" "Ich weiß nicht, wo ich her komme. Mir tut der Kopf furchtbar weh und ich habe das Gefühl, da fehlt etwas aber ich weiß nicht was. Ich kann es nicht beschreiben." Sie senkte den Kopf. n Aber so wurde ihr leicht übel, also hob sie ihn wieder und sah sich um. Sie näherten sich einer gut befestigten Stadt.

"Wo Sind wir?" "Das da vorne ist Helgen. Als Kind war ich oft da gewesen." Ein Anflug von Traurigkeit klang in der Stimme des Mannes. " Es wundert mich nur, dass sie uns hierher bringen. Ich hatte damit gerechnet wir würden nach Einsamkeit gebracht werden."
"Seid endlich mal still da auf der Kutsche", erklang es ungehalten von einer der Wachen.

Sie schwiegen, bis ihre Kutsche in dem Ort neben der anderen abhielt. Sie mussten hinunter springen und Aufstellung nehmen. Als alle untern standen wurden sie nacheinander aufgerufen und auf einer Liste abgehakt. Als der Pferdedieb an die Reihe kam unternahm er einen Fluchtversuch. Weit kam er nicht und stürzte von einem Pfeil in den Rücke getroffen tot zu Boden. "Noch jemand der fliehen, will?" fragte die Frau in der kaiserlichen Rüstung, die hier scheinbar etwas mehr zu sagen hatte. Niemand antwortet. Als Akkirah an die Reihe kam und ihren Namen nannte, sah der Kaiserliche Soldat, die die Liste kontrolliert auf und sagte zu der Frau "Sie steht nicht auf der Liste". "Vergesst die Liste, sie geht zum Block wie alle anderen hier."

Der Soldat schüttelte bedauernd den Kopf. "Tut mir leid, ihr müsst den andere folgen."

Akkirah wusste nicht was sie von der Sache halten sollte. Sollte das ihr Ende sein? Und müsste sie nicht eigentlich Angst empfinden? Irgendwie schien das hier alles so unwirklich. Am liebsten hätte sie laut gelacht. Aber sie ließ es sein. Eine Priesterin sprach gerade, als einer der Mitgefangenen sie unterbrach. Freiwillig ging er zu dem Holzblock und kniete sich nieder. Er schien keine Angst zu haben. Akkirah bewunderte ihn. Würde sie, wenn sie an der Reihe war, genauso tapfer sein? Als der Henker mit dem Beil zum Schlag ausholte schloss Akkirah die Augen. Sie bekam nicht sofort mit, das sie die Nächste war die aufgerufen wurde um vorzutreten. Erst als sie ein zweites Mal aufgefordert wurde ging sie wie eine Marionette zum Block. Nun gab es kein Zurück mehr. dachte sie. Plötzlich erschall ein schauriger Schrei aus der Ferne. Alle sahen sich erstaunt um. Nachdem sich die Aufregung wieder gelegt hatte wurde Akkirah niedergedrückt. ‚Wohin werde ich gehen, wenn ich sterbe? Werde ich meine Eltern wieder sehen?' Sie hatte immer noch keine Angst. War das normal? Sie legte ihren Kopf auf den Block und sah den Henker an. Er trug eine schwarze Maske. Er erhob sein schweres Beil. Und dann tauchte etwas auf, das Akkirah in Angst versetzte. Ein riesiges Geflügeltes Wesen landete auf dem Wachturm der Festung und sah auf die Anwesenden herab. Akkirah hatte das Gefühl als das Tier seinen Blick über die Menge schweifen ließ und dabei irgendwelche Worte in einer ihr unverständlichen Sprachen sagte, es würde jemanden suchen. Wieder durchfuhr sie ein Schauer der Angst. Das lief alles so schnell ab, das man es gar nicht so schnell beschreiben konnte. Der Henker hatte nicht mitbekommen was hinter seinem Rücken vor sich ging. Er hatte sich vollkommen auf seien Aufgabe konzentriert. Dann wurde er von einer Druckwelle umgestoßen, Er fiel auf Akkirah der die Luft wegblieb und sie kurz Besinnungslos wurde.

Es war Ralof von Flusswald, der Mann der ihr auf der Kutsche gegenüber gesessen hatte der sie am Arm packte und ihr auf die Füße half. "Schnell, Mädchen, wir müssen hier weg, bevor das Vieh und erwischt. Folgt mir zu dem Turm da drüben. Dort sind wir vorübergehend in Sicherheit. Benommen folgte sie Ralof. Bevor sie den Turm erreichten sah sich Akkirah noch mal um. Der Drache flog durch die Luft und Verbrannte mit seinem Feuerstahl alle die ihm in die Quere kamen. Und vom Himmel, der Wolkenverhangen war und in deren Mitte ein riesiges schwarzes Loch gähnte, fielen Steine herab die die Stadt in Schutt und Asche legten. So etwas hatte Akkirah noch nie gesehen und auch nichts darüber gehört. Was ging hier nur vor. Sie stand immer noch vor dem Turm als sie wieder von Ralof gepackt wurde und ins innere des Turms gezogen wurde. Hier hatten sie fast alle der Gefangenen versammelt. Sie hatten sich in der zwischenzeit von den Fesseln befreit. Er nun bemerkte Akkirah das ihre Hände immer noch gefesselt waren. Aber es gab keine Zeit zum verschnaufen. Ralof zog sie weiter den Turm hoch. Während sie die Treppen hoch stürmten Wurde direkt hinter ihnen ein Loch in den Turm geschlagen. Der Drachenkopf wurde sichtbar. Akkirah erstarrte wieder und traute sich nicht, sich zu rühren. Dann war er auch schon wieder weg. "Los Mädchen, Springt durch das Loch rüber zum Gasthof." Wir kommen gleich nach."

Ohne Widerworte tat Akkirah was ihr gesagt wurde. Sie sprang hinüber zum Gasthof. Dieser war durch den Angriff weitestgehend zerstört. Irgendwie gelang es ihr, trotz der gefesselten Hände heil hinab auf den Boden zu springen. Draußen erwartete sie ein Inferno. Immer noch fielen Steine vom Himmel. Und der Drache schien mit seinem Feuer überall zu sein. Die noch verbliebenen Soldaten versuchten ihn mit ihren Bögen zu erwischen. Der Dache schien darüber nur zu lachen, hatte Akkirah das Gefühl. In einer Ecke gegenüber des Gasthofs sah Akkirah einen Mann und eine Jungen. Und dann tauchte der Soldat, der die Listen überprüft hatte auf. "Hadvar", rief der Mann der neben dem Jungen Stand "Ihr lebt noch." "Sieht so aus. Hmmm. Viele sind nicht mehr am Leben. Versucht den Jungen in Sicherheit zu bringen. Ich muß zu General Tullius." Dann sah er Akkirah. " Ihr lebt auch noch? Nun, folgt mir und bleibt dicht hinter mir." Akkirah nickte nur. Dann folgte sie dem kaiserlichen Soldaten. Was sollte sie auch sonst machen. Als sie gerade an einer Mauer waren, landete der Drache über ihnen. Akkirahs herz schien fast stehen zu bleiben. Wieder hatte sie das Gefühl, das Tier suche jemanden. Sie spürt es förmlich. Dann erhob sich das Tier wieder. Hadvar lief weiter und Akkirah hatte einige Mühe ihm zu folgen. Auf einem großen Platz trafen sie auf einige der Sturmmäntel die entkommen konnten. Unter ihnen war Ralof. Akkirah lief zu ihm rüber. Er hatte sie schließlich gerettet, als sie am Boden unter dem Henker lag. Außerdem war er genau wie sie ein Gefangener der kaiserlichen gewesen, die vorhatten sie ins jenseits zu befördern. Hadvar schüttelte nur den Kopf und verschwand hinter einer Tür. Akkirah folgte Ralof in die Festung vor der sie standen. Die anderen Sturmmäntel schienen woanders hin gelaufen zu sein. In der Festung fanden sie nur die Leiche von einem von ihnen. Ralof schnitt Akkirah nun als erstes die Fesseln durch. "Nehmt euch die Waffe von Gunjar. Er braucht sie nicht mehr" Ralof sah den Mann traurig an. " Er war ein guter Freund." Dann drehte er sich um. Plötzlich hörten sie schwere Schritte näher kommen. "Kaiserliche" flüsterte Ralof. " Macht euch zum Kampf bereit." Akkirah nahm die Axt in die Hand. Dann kamen auch schon zwei kaiserliche Soldaten. Ralof nahm sich den Größeren mit der schweren Rüstung vor und Akkirah kämpfte gegen den kleineren der beiden. irgendwie gelang es ihr, ihn zu überwältigen und mit der flachen Seite der Axt bewusstlos zu schlagen. Sie hatte noch nie einen Menschen getötet. Sie nahm dem am Boden liegenden Mann das Schwer ab. Damit konnte sie besser umgehen, als mit einer Axt. Ralof hatte seinen Gegner durchsucht und einen Schlüssel bei ihm gefunden. Dieser passte zu der Tür, die sie passieren mussten um weiter zu kommen.

Sie folgten dem Gang. Akkirah blieb hinter Ralof und achtete darauf, ob von hinten noch jemand kommen würde. Plötzlich hörten sie vor sich Stimmen. Sie waren zum Gefängnis der Festung vorgedrungen. Ein paar Sturmmäntel waren wohl hier vor ihnen angekommen. Und waren nun in einen Kampf mit den hier stationierten Wachen geraten. Ralof kam seinen Kameraden sofort zur Hilfe. Akkirah schlug einem kaiserlichen der sie nicht bemerkt hatte, das Schwert aus der hand, als er einen am Boden liegenden Sturmmantel töten wollte. Ein anderer Sturmmantel tötete den Soldaten. Ralof der verbliebenen Sturmmantel und Akkirah durchsuchten alles nach nützlichen Gegenständen. Dann gingen sie weiter. In einem Lagerrau nahmen sie sich etwas Proviant mit. Akkirah hatte zuvor den Rucksack mitgenommen, der auf einer Ablage beim Gefängnis lag, in den man nun die gefundenen Dinge stecken konnte.

Es dauerte nicht lange als die drei erneut auf kaiserliche trafen. Es waren doppelt so viele wie sie selbst. Akkirah versuchte sich so gut es ging zu wehren. Sie wusste nicht wo sie es gelernt hatte, aber sie war froh etwas mit dem Schwert umgehen zu können. Es gelang ihr einen Gegner zu entwaffnen und niederzuschlagen. Wieder war sie nicht in der Lage den wehrlosen Mann zu töten. Dann sah sie wie Ralof von einem Pfeil ins Bein getroffen wurde. Dadurch wurde er aus dem Gleichgewicht gebracht und eine weiterer kaiserliche wollte ihn mit einem Schwert durchbohren, als Ralof kurzzeitig seine Deckung aufgab. Diesmal ging es nicht anders und Akkirah rammte dem Soldaten mit aller Kraft ihr Schwert in die Seite. Ralof sah sie dankbar an und nickte nur. Zu mehr fehlt die zeit denn es waren immer noch zwei Bogenschützen am Leben. Ihr eigener Kamerad war von einem von ihnen niedergestreckt worden, als er den Mann, den Akkirah nur bewusstlos geschlagen hatte, den Rest gab. Akkirah hatte einen der Bögen aufgesammelt. Damit konnte sie viel besser umgehen, als mit einem Schwert. Sie sah wie Ralof auf die beiden Bogenschützen zustürmte trotz seines verletzten Beins. Ohne nachzudenken nahm sie den Bogen zur Hand und ehe sich die beiden versehen waren sie auch schon von Akkirahs Pfeilen tödlich getroffen. Ralof hatte Glück gehabt, das er als er auf die beiden zulief ins straucheln geriet und dadurch ihre Pfeile fehl gingen.

"Lasst mich nach eurer Wunde schauen, Ralof." Er sträubte sich zuerst dagegen, aber dann ließ er Akkirah gewähren. Sie brach den Pfeil ab und zog dann den Rest aus dem Bein. Es blutete heftig. Akkirah nahm einen Gürtel von einem der Toten und band damit erst mal das Bein ab. Dann zerriss sie das Hemd eines der Soldaten in Streifen. Damit verband sie die Wunde so gut es ging. Sie warteten eine Weile bis die Blutung weitestgehend aufhörte. Dann gingen sie weiter. Ralof musste seinen Arm um Akkirah legen, damit sie ihn stützen konnte. So kamen sie nur langsam vorwärts, aber immer noch besser als gar nicht.

Sie wussten nicht mehr wo sie waren. Als sie eine Holzbrücke überquerten hatten, brach hinter ihnen ein Teil der Decke ein und zerstörte die Holzbrücke. Egal wo sie nun waren, ein zurück gab es nicht mehr. "Geht alleine weiter. Dann könnt ihr es vielleicht schaffen. Und mit Hilfe zurückkommen." "Nein, wir gehen gemeinsam weiter. Wir schaffen es schon." Ralof merkte das sich Akkirah nicht umstimmen lies, also legte er wieder seinen Arm um ihre Schulter und so gingen, bzw. humpelten sie weiter. Als sie zu einem schmalen Gang kamen, bat Akkirah Ralof, er möge kurz warten, sie wolle erst mal die Lage erkunden bevor sie weiter gingen. Er nickte und lehnte sich an einem Felsen um zu warte. Akkirah schlich mit gespannten Bogen weiter. Am Ende des Gangs war eine Höhle mit Frostbissspinnen. Die Tiere hatten Akkirah nicht bemerkt und so gelang es ihr sie zu überraschen und alle fünft zu töten bevor sie ihr zu nahe kamen.

"Es kann weitergehen, Ralof", sagte Akkirah, als sie zurück zu ihm kam. "Was war da vorne denn gewesen?" "Nur ein paar Spinnen, nichts wildes." Als Ralof die Spinnen dann sah schüttelte er sich. "Ich hasse Spinnen, die haben viel zu viele Augen" Akkirah grinste. Dann gingen sie weiter. Die Luft veränderte sich langsam. Akkirah hatte das Gefühl, die würden bald rauskommen. Sie kamen durch einen Gang in eine riesige Höhle. Akkirah sah sich von weiter um und entdeckte einen Bären. "Wir müssen schauen das wir uns daran vorbei schleichen", meinte Ralof. Sie sah ihn nur kopfschüttelnd an. "Ihr und schleichen? Wartet hier. Ich kümmere mich um das Tier." Wieder schlich sie vor und ging zur anderen Seite. Sie wollte, sollte etwas schief gehen, das Tier auf alle Fälle von Ralof fern haben. Mit zwei gut gezielten Schüssen brach der Bär dann aber kurz vor ihr zusammen. Das letzte Stück aus der Höhle hinaus verlief ohne weitere Zwischenfälle. Es war nach Mittag als sie die Höhle verließen. Als sie raus kamen stieß Akkirah Ralof in Deckung hinter einen Felsen. "Was…", doch dann sah er den Drachen am Himmel kreisen. Sie warteten eine Zeitlang, dann sagte Akkirah "Er ist fort. Ich spüre es."

Sie aßen erst mal etwas von dem Brot das sie aus dem Vorratslager mitgenommen hatten. Als sie fertig waren meine Ralof. "Der nächste Ort ist Flusswald. Dort leben meine Schwester und ihre Familie. Dort sollten wir hingehen. Die Menschen müssen vor dem Drachen gewarnt werden. Es ist aber wohl besser, wir trennen uns." "Ihr kommt alleine nicht weit mit eurem Bein. Wir werden gemeinsam gehen." Sie hatte wieder mal Recht. Also machten sie sich gemeinsam auf den Weg nach Flusswald.
 
3 Flußwald

Da es für Ralof mit seinem verletzten Bein schwierig gewesen wäre, abseits von Weg zu gehen, mussten Akkirah und er auf dem Hauptweg nach Flusswald gehen. Andauernd hielten sie Ausschau nach kaiserlichen Soldaten oder suchten den Himmel ab, nach dem Drachen. Flusswald lag eine knappe Tagesreise von Helgen entfernt. Aber bei dem Tempo, das die beiden anschlagen konnten, würde sie bestimmt mehr brauchen. Immer wieder machten beide eine kurze Pause. Als es Abend wurde schlugen sie ein Lager Nahe des Weges unter einem großen Baum auf. Wilder Tiere waren ihnen bisher nicht begegnet und so hofften sie auch die Nacht über nicht weiter belästigt zu werden. Sie verzichteten darauf ein Feuer anzuzünden, denn sie wollten nicht, dass feindliche Soldaten angelockt wurden.

Akkirah hatte unterwegs nach ein paar Heilkräutern Ausschau gehalten, die sie auf die Wunde von Ralof legen konnte und war fündig geworden. Ein kleines Bächlein war auch in der Nähe zu finden. Dort wusch die die Stoffstreifen so gut es ging aus, bevor sie einen neuen Verband anlegte. Dummerweise hatte sie vergessen zusätzliche Stoffstreifen mitzunehmen. Nachdem sie eine Kleinigkeit gegessen hatten schlief Ralof vor Erschöpfung ein. Akkirah versuchte auch etwas zu schlafen, was ihr nicht so recht gelang. Von jedem Geräusch wurde sie sofort wieder wach.

Sobald der Morgen dämmerte machten sie sich dann wieder auf den Weg. Unterwegs deutete Ralof auf das imposante Bauwerk auf dem Berg auf der anderen Flussseite. "Ich habe nie verstehen können, wie meine Schwester es schafft unter diesem Grab der alten Nords zu leben. Ich hatte immer angst davor." "Mit gefällt es irgendwie." "Ihr wisst nicht, was sich da für Wesen rum treiben. Untote, Drauge und Schlimmeres." " Ihr hört euch wie ein Kind an, dem man Schauermärchen erzählt hat", lachte Akkirah. Ralof warf ihr einen bösen Blick zu und schwieg dann. Langsam gingen sie weiter. Kurz bevor sie den Fluss erreichten kamen sie an drei großen Findlingen vorbei. " Das sind ganz besondere Steine. Jeder von ihnen trägt ein bestimmtes Zeichen. Es gibt in Himmelsrand dreizehn dieser Steine. Sie stehen für das jeweilige Sternzeichen unter dem die Menschen geboren wurden. Jeder Mensch hat sein Zeichen. Meines ist der Krieger, der auch bei diesen dreien zu finden ist." Ralof macht eine Pause. "Unter welchen Sternzeichen seid ihr geboren?" Akkirah zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht." Sie wirkte plötzlich traurig. Seit dem Schlag auf ihren Kopf fehlte ihr einiges an Erinnerung an ihr früheres Leben. Was hatte sie zuvor getan? Wer war sie? Woher kam sie? Einerseits schien es gut zu sein, das ein oder andere nicht mehr zu wissen spürte sie, aber andere Dinge vermisste sie irgendwie, obwohl sie nicht wusste welche. "Lasst uns doch einfach schauen, ob eines der drei Zeichen hier das Eure ist. Es heißt wenn man unter einem der Zeichen auf den Steinen geboren wurde, leuchten sie beim ersten Mal, wenn man sie berührt auf." Akkirah ging zu den Steinen hinüber. Sie berührte nacheinander jeden der Steine. Als sie den Dritten anfasste durchfuhr sie ein Schauer und tatsächlich fing der Stein an zu leuchten. Ralof war erstaunt. Er bei ihm war damals nichts passiert. Außer, dass er ein kribbeln in sich gespürt hatte. "Ein Dieb also." Akkirah sah ihn entsetzt an. War sie wirklich ein Dieb? Hatte sie damit ihr Lebensunterhalt verdient? Ralof sah das sie nicht Glücklich über diese Information war. "Jeder kann sein Schicksal selbst bestimmen. Nur weil von den Göttern etwas vorgegeben war, heißt es nicht das man sich auch daran halten muß", versuchte er Akkirah aufzumuntern.

Sie beschlossen weiter zu gehen. Wenn sie am Abend in Flusswald ankommen wollten, sollten sie nicht unnütze Zeit vertrödeln. Sie hatten auch weiterhin glück, außer einem Jäger begegnete ihnen unterwegs niemand. Einmal musste Akkirah einen Wolf verscheuchen, aber ansonsten passierte nichts. So erreichten sie am frühen Abend Flusswald. Der Schmied Alvor erkannte Ralof als erstes und begrüßte ihn von weitem. Ralof antwortete kurz und wandte sich dann dem kleinen Steg zu der zu der Mühle am Fluss führte. Die Mühle war von seinem Vorfahren hier gebaut worden und nun führte seine ältere Schwester Gerdur mit ihrem Mann Hod sie. Als Gerdur Ralof sah kam sie auf sie zugelaufen. Ralof, mein Bruder, was führt euch hierher?" Dann sah sie sein Bein. "Was ist passiert, Seid ihr schwer verletzte?" Und dann erst warf sie eine Blick auf Akkirah. "Wer ist das?" Akkirah fühlte sich etwas unwohl unter dem prüfenden Blick von Gerdur. "Hod, Hod hört ihr mich? Kommt schnell, Ralof ist da." Sie führte Ralof zu einem Baumstumpf auf den er sich setzten konnte. Akkirah blieb hinter ihm stehen. Hod kam von der Säge herab und gesellte sich zu ihnen. "Nun erzählt endlich, Bruder, was ist passiert. Ich habe euch weit fern von hier in Windhelm vermutet." "Scheinbar sind die Nachrichten von Helgen noch nicht bis hierher gedrungen." Ralof senkte den Kopf. "Helgen wurde in Schutt und Asche gelegt. Aber nicht durch den Krieg, sondern von einem Drachen. Er kam aus dem Nichts als wir alle auf unsere Hinrichtung gewartet haben. Eigentlich erstaunlich. Wäre er nicht aufgetaucht wären ich heute nicht hier." Er machte eine Pause. "Als wir aus Helgen fliehen konnten, sahen wir den Drachen davonfliegen. Er entschwand in Richtung Flusswald." Dann deutete er auf Akkirah. "Das ist übrigens Akkirah. Ohne sie hätte ich es nicht geschafft bis hierher zu gelangen." Er sah sie lächelnd an "Eine Freundin von Ralof ist uns immer Willkommen." Sie sah Akkirah nun freundlicher an. Dann wandte sie sich wieder an Ralof: "Wir sollten ins Haus gehen. Ihr müsst euch hinlegen." Dann drehte sie sich wieder zu Akkirah um. "Ihr seid auch herzlich eingeladen bei uns zu bleiben, solange ihr wollt." "Ich danke euch", sagte Akkirah leise. Gerdur ging vor und diesmal stützte Hod seine Schwager. Akkirah folge ihnen nur. Plötzlich kam ein kleiner Junge angelaufen, der im Schlepptau einen großen Hund hatte. "Onkel Ralof, Onkel Ralof. Schaut mal." Er fuchtelte mit einem Holzschwert herum. "Bald kann ich auch den Sturmmänteln beitreten. Ich übe jeden Tag fleißig mit dem Schwert." Ralof strich dem Jungen übers Haar. Das sieht schon gar nicht übel aus, mein Junge." Er sah den strengen Blick seiner Schwester. "Aber nun sollten wir erst mal zu eurem Haus gehen. Ich muß mich etwas ausruhen." Der Junge wollte noch was sagen, unterließ es aber als er seine Mutter ansah.

Das Haus stand auf der anderen Seite der Hauptstrasse, etwas zurückgelegen. Neben dem Bett von Frodnar stand das Gästebett auf den Ralof immer schlief, wenn er zu Besuch war. Er legte sich sogleich hin. Seine Schwester zog ihm die Hosen aus und gab ihrem Sohn Order eine Schüssel mit frischem Wasser zu holen. Dann nahm sie den Verband ab. Akkirah hielt sich im Hintergrund. Die Wund hatte sich dank der Kräuter die Akkirah darauf gepackt hatte nicht entzündet. Gerdur drehte sich zu Akkirah um. "Ihr kennt euch mit Wundbehandlungen gut aus, wie mir scheint. Ich hatte befürchtet Schlimmeres zu sehen." "Er sollte noch zwei Tage die Blätter der Blauen Bergblume auf die Wunde gelegt bekommen. Dann sollte das Schlimmste überstanden sein", sagte Akkirah. Sie reichte Gerdur ein paar der Pflanzen die sie unterwegs gefunden hatte. Gerdur nahm sie und legte sie auf die frisch gewaschene Wunde und verband ihren Bruder dann wieder. Dieser war zwischenzeitlich eingeschlafen. Er hatte Anfangs doch recht viel Blut verloren. Als Gerdur fertig war sah sie sich um. "Hmmm… mal schauen wo wir euch unterbringen können. Ich vermute ihr teilt nicht das Bett mit meiner Bruder, oder?" Erschrocken sah Akkirah sie an. "Nein, das tue ich nicht. Mir würde ein Plätzchen im Schuppen reichen." Da meldete sich Frodnar zu Wort. "Darf ich im Schuppen schlafen? Stump passt schon auf, das mich da niemand überrascht. Sie ist doch nicht sonderlich groß und kann daher gut in meinem Bett schlafen." Er warf einen bettelnden Blick zu seiner Mutter. "Meinetwegen müsst ihr keine Umstände machen. Ein Dach über den Kopf reicht mir vollkommen aus." "Ihr macht keine Umstände. Ihr habt meinen Bruder das Leben gerettet, da ist es das mindeste das ihr hier im Haus schlafen könnt. "Ihr Frodnar habt die Erlaubnis ein paar Tage im Schuppen zu verbringen." Sie kannte ihren Sohn, er würde so lange nicht ruhe geben bis sie irgendwann doch zusagte. Sofort stürmte er raus um sich dort einzurichten. Gerdur sah ihm lachend nach. "Er ist genauso wild wie mein Bruder. Und nun kommt, ihr solltet etwas anständiges anziehen. Die Lumpen die ihr tragt sind nicht sonderlich Kleidsam."

Sie zog Akkirah mit sich zu einer alten Kommode und kramte darin herum. Sie fand ein paar alte aber gut erhaltene Kleider, die Akkirah gerade so passen könnte. "Wenn ihr einen Gürtel tragt passt es doch", sagte Gerdur als Akkirah ein bräunliches Alttagskleid anprobierte. Akkirah nickte dankbar. Dann half sie Gerdur beim Zubereiten des Abendessen. Hod hatte Frodnar in den Schuppen begleitet um zu sehen, wie er sich seine Unterkunft vorstellte, und Ralof schlief noch. Das nutzt Gerdur um Akkirah ein paar Fragen zu ihrer Herkunft zu stellen und zu erfahren wie sie ihren Bruder kennen gelernt hatte. Viel konnte Akkirah nicht erzählen, denn sie erinnerte sich an kaum etwas, das Geschehen war, bevor sie auf der Kutsche als Gefangene wieder zu sich kam. Sie wusste nur das ihre Eltern tot waren und das ihr Bruder fort gegangen war. Und das sie ihn vermisste. Gerdur versuchte sie zu trösten. "Eines Tages werdet ihr ihn wieder sehen. Und euch auch wieder an das erinnern, das zur Zeit für euch nicht greifbar ist. Hier seid ihr auf alle Fälle jederzeit willkommen und ihr könnt bleiben so lange ihr wollt." "Ich danke euch recht herzlich für die Freundlichkeit.", antwortete Akkirah. "Nun seid doch nicht so förmlich. Da ihr Ralof gerettet habt, gehört ihr nun zur Familie." Sie legte Akkirah den Arm um die Schulter. Als das Essen fertig war bat sie Akkirah Ralof zu wecken und sie selbst ging nach draußen um ihren Mann und Sohn zum Essen zu holen. Trotz allem was geschehen war, wurde es ein sehr netter unterhaltsamer Abend und Akkirah fing an sich hier wohl zu fühlen.

Als Akkirah später im Bett lag überlegte sie lange, was sie tun sollte. Wo sollte sie hingehen? Was sollte sie machen um ihren Lebensunterhalt zu verdienen? Sie konnte gut mit dem Bogen umgehen. Vielleicht würde sie als Jägerin ihre Zukunft verbringen. Ralof hatte ihr vorgeschlagen, sich doch den Sturmmänteln anzuschließen. In Helgen hatte sie gezeigt, das sie Kämpfen konnte. Auch wenn sie noch mit dem Schwert etwas üben müsse. Akkirah war von dieser Idee nicht sonderlich begeistert. Sich den Sturmmänteln anzuschließen würde bedeuten andere Menschen töten zu müssen. Etwas das ihr gar nicht gefiel. Ihr drehte sich fast immer noch der Magen um, wenn sie an die drei Männer dachte, die durch ihr Schwert und Ihre Pfeile starben. Aber die Alternative wäre gewesen selbst das leben zu lassen. Sie hatte da keine andere Wahl gehabt. Irgendwann schlief sie dann ein.

Sie wurde wach als Gerdur das Frühstück zubereitete. "Warum habt ihr mich nicht geweckt, ich hätte euch doch geholfen." "Ihr brauchtet euren Schlaf, Akki." Nach dem Frühstück gingen Gerdur und Hod wieder ihrer Arbeit bei der Holzmühle nach. Akkirah wusste nicht so recht was sie anfangen sollte sie unterhielt sich mit Ralof, bis dieser sich wieder hinlegte. Er hatte leichtes Fieber bekommen und war Müde. Das war bei so einer Verletzung nicht weiter wild.

Akkirah beschloss etwas spazieren zu gehen und sich im Ort und der Umgebung etwa umzuschauen. Gegenüber der Schmiede war eine alte Frau am Gerben von Leder. Immer wieder redete sie auf dem Mann, der ihr Sohn zu sein schien, ein. "Ich weiß was ich gesehen habe. Es war ein Drache der über Flusswald flog." "Ach Mutter, wenn ihr so weiter redet, werden euch bald alle für verrückt halten." "Ich bin nicht verrückt, es war ein Drache. Er war groß und schwarz." Akkirah ging zu den beiden. "Sie hat Recht. Es war ein Drache, den sie gesehen hat. Es muß der gewesen sein, der Helgen angegriffen hatte." "Da hört ihr es Sven, ich sagte ja es war ein Drache. Ich danke euch Mädchen." Dann drehte sie eich wieder um und wandte sich ihrer Arbeit zu. "Ihr seid doch alle verrückt. Drachen, Ihr spinnt." Dann ging Sven zum Gasthof. Akkirah beschloss vor der Stadt nach Kräutern zu suchen. Diese könnte sie verkaufen und für das Geld vielleicht beim Schmied eine leichte Lederrüstung erstehen. Sie hatte glücklicherweise den Bogen, den sie in Helgen einen der Soldaten abgenommen hatte mitgenommen, um im Notfall sich verteidigen zu können. Sie merkte gar nicht wie die Zeit verging und so kam sie erst am Nachmittag wieder zurück nach Flusswald. Dort suchte sie den Händler auf Lucan und seine Schwester Camilla auf. Sie kauften ihr die Kräuter ab und sie bekam ein nettes Sümmchen dafür.

Sie beschloss erst mal zurück zu Gerdurs Haus zu gehen. Hoffentlich hatte man sie nicht vermisst, weil sie so lange fort war. Nur Ralof war im Hause. Die anderen waren noch am Arbeiten in der Mühle. "Ihr wart lange unterwegs, Akki. Ich war schon am überlegen ob ich Frodnar und Stump losschicken sollte um nach euch zu sehen." "Ich war vor der Stadt und habe ein paar Kräuter gesammelt. Was macht euer Bein?" "Es schmerzt etwas, aber ansonsten ist alles in Ordnung und ich denke ich kann bald zurück zu meiner Einheit gehen. Ich hoffe die Mehrheit meiner Kameraden hatte genauso Glück gehabt wie wir." Akkirah nickte. Dann begann sie das Abendessen vorzubereiten. Gerdur und Hod freuten sich, das sie gleich nach ihrer Arbeit essen konnten. Wieder wurde es ein gemütlicher Abend und diesmal schlief Akkirah gleich ein, nachdem sie sich zu Bett begeben hatte. Am nächsten Tag suchte Akkirah Alvor den Schmied auf und erkundigte sich nach einer Lederrüstung. Ihr Geld reichte noch nicht ganz dafür. Alvor bot ihr an, sie könne den Restbetrag abarbeiten du ihm ein wenig in der Schmiede halfen. Dankbar nahm Akkirah, das Angebot an. So lernte sie auch gleich die Grundbegriffe des Schmiedens. Alvor versprach ihr die Rüstung bis zum nächsten Nachmittag anzupassen, denn sie war in der jetzigen Form etwas zu groß für Akkirah. Der restliche Tag verlief fast wie der vorherige. Akkirah kümmerte sich ums Abendessen, und abends wurde über die frühere Abenteuer und Streiche von Ralof und Gerdur gesprochen, Akkirah konnte sich kaum verstellen, das die so vernünftig wirkenden Schwester von Ralof, so ein Wildfang gewesen sein sollte. Es stimmte sie traurig, dass sie selbst nichts über ihre Vergangenheit sagen konnte, aber sie versuchte es sich nicht anmerken zu lassen. Sie war froh hier untergekommen zu sein.

Am nächsten Tag half sie bis zum Nachmittag in der Sägemühle mit. Danach lief sie hinüber zu Alvor um zu schauen, ob ihre Rüstung schon fertig war. Sie war es. Alvor bat sie ins Haus zu seiner Frau zu gehen um sie anzupassen Alvor hatte wirklich gute Arbeit geleistet. Die Rüstung passte wie an gegossen. In der Rüstung fühlte sich Akkirah gleich wie ein anderer Mensch. Freudestrahlend ging sie zurück zum Haus von Hod und Gerdur.

Als Akkirah strahlend in ihrer Lederrüstung das Haus betrat konnte Ralof, der die meiste Zeit des Tages alleine das Haus gehütet hatte nicht anders, als sie am Arm anfassen und sie an sich zu ziehen um sie in den Arm zunehmen. Es war von ihm keinerlei Hintergedanken dabei. Er wollte sich einfach nur mit ihr freuen, aber sie fasste das vollkommen falsch auf. Es war ein Fluch aus der Vergangenheit der sie einholte. Auch wenn sie nicht wusste was früher geschehen war, führte die Handlung dazu, das sie in große Panik geriet sich losriss und Ralof eine heftige Ohrfeige verpasste. Ralof stand vollkommen verdattert da und wusste nicht was er tun und sagen sollte. Akkirah hatte sich in ihrer Panik fluchtartig der Tür zugewandt und rannte nach draußen und stürmte kopflos davon. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen und wollte einfach nur fort. Als sie auf Höhe des Handelskontor von Lucan war lief sie Gerdur in die Arme, die heute etwas früher ihre Arbeit beendet hatte. "Was ist los, Kleines", vorsichtig nahm Gerdur sie in die Arme. Akkirah konnte keinen richtigen Satz zustande bringen. "Ralof hat…. Ich .. zugeschlagen… fort, will nur fort." "Beruhig euch erst mal. Und dann sehen wir was weiter gemacht wird. Kommt erst mal wieder mit ins Haus." "NEIN! Ich will nicht wieder hinein. Er wird mich verprügeln. Ich habe Angst" flüsterte sie. "Niemand wird euch etwas antun. Und warum sollte Ralof euch verprügeln wollen, das würde er niemals machen, es sei denn er wird herausgefordert. Kommt, setzt euch auf die Bank hier." Gerdur setzte sich zuerst und zog Akkirah mit hinunter. Es dauerte eine Weile bis sich Akkirah wieder beruhigte. Sie verstand sich selbst nicht. Aber irgendwas musste in ihrer Vergangenheit passiert sein, dass sie nun in Angst und Schrecken versetzt hatte. "Glaubt ihr ich kann euch alleine lassen, ohne das ihr versucht davon zu laufen?" Gerdur sah Akkirah ernst an. Sie nickte nur. "Okay, dann bleibt hier sitzen und ich gehe hinein und rede mit Ralof."

Gerdur begab sich ins Haus. Ralof saß auf dem Bett mit gesenkten Kopf. Als Gerdur zu ihm trat, fragte er: "Habt ihr Akki gesehen? Sie geriet plötzlich in Panik, verpasste mir eine Ohrfeigen und lief davon. Ich wollte ihr erst folgen aber hatte dann die Befürchtung, sie würde noch mehr Angst bekommen. Schwester, ich verstehen das nicht. Ich habe ihr doch nichts getan." Er sah sie traurig an. "Akki sitzt draußen und ist ein wenig durch den Wind. Irgendwas müsst ihr doch getan haben, um sie so zu verschrecken." "Ich weiß nicht. Sie kam freudestrahlend mit ihrer neuen Rüstung hinein. Ich freute mich mit ihr und habe sie am Arm gefasst und dann umarmt. Mehr nicht." "Nun, für sie schien das wohl etwas mehr gewesen zu sein. Wer weiß was sie schon durchgemacht hat." Gerdur legte ihren Arm um ihren Bruder. "Kommt, kleiner Bruder, lasst uns gemeinsam rausgehen und mit ihr reden." Er nickte und dann gingen sie hinaus. Akkirah saß auf der Bank und starrte auf den Boden. "Akki?", Gerdur trat zu ihr. Ralof möchte mit dir sprechen. Vorsichtig hob sie den Kopf und sah ihn an. Er erschrak, als er die Angst in ihrem Blick sah. Er trat einen Schritt zurück. "Akki, ich wollte euch nicht in Angst versetzen es tut mir leid. Bitte verzeiht mir." Akkirah brauchte etwas bevor sie etwas gepresst antwortete. "Auch ich möchte mich für mein Verhalten entschuldigen. Ich weiß nicht was über mich kam, aber ich hatte einfach nur Angst. Ich wollte euch nicht schlagen." "Nun da das geklärt ist, können wir doch wieder hineingehen, was meint ihr?" Akkirah nickte immer noch schüchtern. Ralof wollte ihr die Hand geben um ihr beim Aufstehen zu helfen, zog sie aber schnell wieder zurück, als er ihren Blick sah. Was hatte man ihr angetan, das sie solche Angst hatte? Akkirah selbst schämte sich für die Reaktion. Sie wollte es nicht, es passiert einfach. Sie stand auf und ging hinter den beiden anderen her. An diesem Abend war die Stimmung irgendwie etwas gedrückt, auch wenn keiner es direkt sagte. Diese Nacht schlief Akkirah wieder sehr schlecht. Sie beschloss dass sie am folgenden Tag gehen würde.

Als alle beim Frühstück saßen teilte Akkirah den anderen mit, dass sie heute weiterziehen würde. Sie hatte schon lange genug die Gastfreundschaft in Anspruch genommen. Auf die Fragen, was sie denn tun wolle und wohin sie gehen würde, konnte sie keine Antwort geben. Gerdur war versucht sie zu überreden zu bleiben, aber sie spürte, dass es keinen Sinn hatte. Akkirah hatte sich entschieden zu gehen und davon würde sie niemand abhalten können. Gerdur bat sie, da sie wahrscheinlich eh in Richtung Weißlauf gehen würde, Dem Jarl einen Nachricht zu überbringen, das sie die Bewohner von Flusswald wegen des Drachen ängstigen würde. Sie wusste nicht ob schon irgendwer dem Jarl über die Ereignisse in Helgen berichtet hatte. Aus Helgen war zu mindestens niemand durch Flusswald gekommen. Akkirah versprach dem Jarl bescheid zu geben. Sie verabschiedete sich von Hod und Gerdur, bevor diese zur Mühle gingen und fing dann an ihre Sachen zu packen. Als sie fertig war, bat Ralof sie darum, ein Stück mit ihr zu gehen. Akkirah staunte, denn Ralof hielt sich seit der Ankunft fast nur im Haus auf, weil er nicht wollte, dass ihn möglicherweise jemand fremdes der durch den Ort kam sah. Akkirah nickte. Sie nahmen aber nicht den direkten Weg durch das Dorf sondern gingen außen herum. "Falls ihr es euch doch noch anders überlegt, kommt zu den Sturmmänteln. Wenn ihr meinen Namen nennt, wird man euch bestimmt ohne zu zögern aufnehmen.". "Danke Ralof, ich werde mich daran erinnern." Sie lächelte ihn an. "Passt gut auf euch auf, wenn ihr zurückgeht." Sie reichte ihm die Hand. Zögernd ergriff er sie und drückte sie schließlich etwas fester zum Abschied. "Passt auch ihr gut auf euch auf." Sie nickte und dann drehte sie sich um und machte sich auf den Weg nach Weißlauf.
 
Weißlauf / Weg nach Rifton

Akkirah war nun auf den Weg nach Weislauf. Nachdem sie die Brücke hinter Flusswald überquerst hatte drehte sie sich noch mal um. Ralof stand noch immer da und sah ihr nach. Sie winkte ihm noch mal zu und dann ging sie weiter. Die neuen Stiefel, die zur Rüstung gehörten drückten noch etwas, aber da musste sie nun durch. Sie hatte das einfache Schwert, das sie einem Soldaten in Helgen abgenommen hatte, am Gürtel. Auf dem Rücken an ihrem Rucksack hing der Bogen. Er war nicht der Beste, aber er war solide gearbeitet worden. Langsam ging sie den Weg am Fluss entlang. War es Richtig, so Hals über Kopf zu gehen? Wäre es nicht besser gewesen, sich ihrer Angst zu stellen, statt davor zu fliehen? Ralof wollte ihr nichts tun, das war ihr klar. Aber sie verstand nicht, warum sie so gehandelt hatte. Und sie wollte es nicht noch mal machen. So in Gedanken versunken bemerkte sie den Wolf, der sich von einem Felsen aus anschlich fast zu spät. Im letzten Moment gelang es ihr, den Bogen zur Hand zu nehmen und das Tier zu töten, bevor es sie erwischte. Sie zog dem Tier das Fell ab. Das würde sich sicherlich gut in Weißlauf verkaufen lassen.

Von nur an achtete sie wieder mehr auf ihre Umgebung und dabei vergaß sie ihren Kummer. Schon bald konnte sie die Stadt Weißlauf mit der darüber ragenden Drachenfeste sehen. Auch wenn sie greifbar Nahe schien, war es doch noch mehr als ein halber Tagesmarsch bis dahin. Sie sammelte nebenbei an Kräutern was sie finden konnte. Am frühen Nachmittag erreichte sie dann die Kreuzung am Fluss. Hier traf sie das erste Mal seit sie Flusswald verlassen hatte, wieder ein paar Menschen. Es waren drei Kaiserliche mit einem gefangenen Nord. Angst überkam sie. Würde die auch sie gefangen nehmen, wenn sie ihnen zu Nahe kam? Aber sie schienen kein Interesse an einer zusätzlichen Gefangenen zu haben. Sie warnten sie nur, ihnen aus den Wege zu gehen und sie in Ruhe zu lassen. Der Gefangene tat Akkirah leid, aber was sollte sie gegen drei Kämpfer machen. Also ging sie vorsichtig ihres Weges und hielt größtmöglichen Abstand zu der Truppe, die vor ihr weiter ging. Sie passierte die Honigbräuerei und kam an diversen Feldern vorbei, bevor sie die Stallungen von Weißlauf erreichte, die vor den Mauern der Stadt lagen. Vor der Stadt hatte eine Khajiit Karawane ihr Lager aufgeschlagen. Da es schon recht spät war, beschloss Akkirah bei ihnen ihr Wolfsfell und ihre Kräuter zu verkaufen. Mit dem Geld könnte sie vielleicht ein Zimmer und etwas zu Essen im Gasthof bezahlen, den es in der Stadt bestimmt geben würde. Sie ging den Weg hoch bis sie an das verschlossene Stadttor gelangte. Einer der beiden Wachen stelle sich ihr in den Weg. "Aufgrund des Bürgerkrieges lassen wir nicht jeden in die Stadt. Was ist der Grund für euren Besuch von Weißlauf?"
"Ich habe eine wichtige Nachricht an den Jarl. Gerdur aus Flusswald hat mich gebeten, diese zu überbringen. Und zwar persönlich." Die Wachen schauten sie gründlich an. "Naja ihr sehr nicht danach aus, als würdet ihr großartig Ärger bereiten. Ihr dürft passieren."

Akkirah danke der Wache und ging, nachdem ihr das Tor geöffnete wurde, in die Stadt. Auf der belebten Hauptstrasse, die hoch zur Drachenfeste führte, tobten einige Kinder herum. Auch im Inneren der Stadt patrouillierten Wachen gemächlich. Gleich rechts befand sich die Schmiede. Auf der anderen Seite war eine Taverne. Akkirah ging die Strasse entlang und kam zu Marktplatz. Die Händler waren dabei ihre Stände für die Nacht vorzubereiten um nach hause gehen zu können. Sie fragte eine Frau an einem der Stände, wo sie eine Möglichkeit zum übernachten finden könnte. Die Frau deutete auf ein Haus und sagte: "Dort drüben in der Beflaggten Mähren bekommt man günstig Zimmer und das Essen dort ist sehr gut und auch nicht teuer. Ich gehe oft, wenn ich nach der Arbeit müde bin und keine Lust mehr habe mich noch an den Herd zu stellen, mit meiner kleinen Tochter dorthin zum Essen." "Ich danke euch vielmals für die freundliche Auskunft." Akkirah lächelte die Frau an und ging dann weiter zur Drachenfeste hoch. Dem riesige Baum, auf den sie zuging nachdem sie die ersten Stufen hinter dem Markt passiert hatte, sah man an das er am Sterben war. Irgendwie machte das Akkirah traurig. sie ging daran vorbei. Links von ihr ging es in ein weiters Wohnviertel der Stadt, rechts stand eine mächtige Halle. Ihr Ziel war aber die Drachenfeste, also ging sie weiter bis sie vor dem großen Tor stand. Wieder hielten Wachen sie auf und fragten wer sie sei und was sie zu dieser Stunde vom Jarl wollte. Wieder sagte sie nur, das Gerdur aus Flusswald sie geschickt hatte. Den Wachen war Gerdur gut bekannt. Sie war so etwas wie die Ortsvorsteherin von Flusswald und wenn es etwas gab, das dem Jarl mitgeteilt werden musste, war sie es normalerweise, die nach Weißlauf kam und im Namen der aller Dorfbewohner ihre Anliegen vorbrachte. Wenn sich die junge Frau auf Gerdur berief, musste es wohl schon wichtig sein. Also ließen sie Akkirah passieren. Akkirah betrat die riesige Halle der Drachenfeste. Am anderen Ende saß der Jarl auf seinem Thron. Zwei Kinder stritten sich lautstark. Akkirah vermutete es wären die Kinder des Jarls, so hochmütig wie sie sprachen. Langsam ging sie auf den Jarl zu. Als sie die Mitte der gro0en Tafel, die schon für das Abendmahl gedeckt war, passiert, kam eine in schwerer Rüstung gekleidete Frau auf sie zu. Es war Irileth, eine Dunkelelfe, die dem Jarl als Huskal diente. Sie hielt Akkirah auf und wollte wissen, was sie hier zu suchen hätte. Akkirah hielt es für besser die Dunkelelfe nicht herauszufordern daher sagte sie ihr da Gerdur sie schickte um zu berichten was in Helgen passiert war. Bisher war scheinbar davon noch nichts bis Weißlauf vorgedrungen. Irileth hielt es für Angemessen Akkirah zu Jarl Balgruuf vorzulassen. So trat Akkirah dann etwas schüchtern vor den alten Mann. Sie hatte von den Kindern auf den Mann geschlossen, und gedacht er würde sie von oben herab behandeln. Aber er zeigte sich ihr gegenüber offen und freundlich. Auf seine Fragen antwortete sie so gut sie konnte. Nur den Grund, warum sie in Helgen gewesen war, behielt sie lieber für sich.

Weder der Voigt Proventus Avenicci noch Irileth wollten so recht glauben, was sie gehört hatten. Der Jarl aber glaubte Akkirah. Daher beschloss er gegen den Willen von seinem Voigt ein paar Wachen nach Flusswald zu schicken, die dort die Augen aufhalten sollten. Irileth sollte sich darum kümmern. Dann bat der Jarl Akkirah ihm zu folgen. Er ging zu einem Raum an der Seite, in dem sich eine Gestalt in einer dunklen Magierrobe aufhielt. Es war nicht zu erkennen, welcher Rasse der Mann angehört.

"Farengar, diese Frau hier könnte euch interessieren. Lasst euch von ihr erzählen, was in Helgen passiert ist. Vielleicht kann sie euch bei euren Forschungen unterstützen." Dann wandte er sich noch mal an Akkirah bevor er wieder ging. "Farengar beschäftigt sich schon seit sehr langer Zeit mit Drachengerüchten. Ich lasse euch nun alleine. Und ich danke euch, dass ihr hergekommen seid um uns bescheid zu geben." Dann begab er zurück zu Avenicci. "Der Jarl glaubt also ihr könnt mir helfen?" Der Mann wirkte recht hochmütig. "Ich weiß nicht was sich der Jarl denkt, wobei ich euch helfen könnte. Ich habe einen Drachen gesehen und bin vor ihm geflohen. Was soll daran hilfreich sein?"

"Das frage ich mich auch", grummelte der Magier leise in seinem Bart, aber Akkirah hatte es trotzdem verstanden, hielt sich aber zurück und sagte nichts. "Ist euch etwas Besonderes an dem Drachen aufgefallen?" "Was meint ihr mit besonderes? Ich habe zuvor noch nie einen Drachen gesehen, er war komplett was Besonderes. Aber ich hatte das Gefühl er würde nach jemand bestimmten Ausschau halten. Das kann aber auch Einbildung gewesen sein. Und bevor ich mich mit einem Freund im Inneren der Festung von Helgen in Sicherheit gebracht habe, sprach er ein paar Worte in einer mir unbekannten Sprache. Das ist alles was ich dazu sagen kann."

"Nun sollte euch noch etwas einfallen, bitte ich euch es mich wissen zu lassen." Er drehte sich um und wollte wieder zu seinem Tisch zurückgehen um dort wieder die Arbeit aufzunehmen, durch die er von der Ankunft von Akkirah und dem Jarl unterbrochen wurde. Plötzlich drehte er sich nochmals um. "Ihr könntet mir einen gefallen tun. Wenn ihr wieder hinunter in die Stadt geht, schaut doch bitte bei der Alchemistin Acadia vorbei und bringt ihr diese Frostsalze. Ihr Laden ist am Marktplatz zu finden." Akkirah nickte nur und nahm die Frostsalze an sich. Dann ging sie hinaus und verließ die Drachenfeste wieder. In der Zwischenzeit war es draußen dunkel geworden.

Akkirah begab sie sich hinunter in die Stadt. Sie klopfte zunächst an die Tür der Alchemistin Acadia, da diese schon verschlossen war. Es dauerte etwas, bevor die Tür geöffnet wurde. Akkirah entschuldigte sich für die Störung und übergab ihr die Frostsalze, die sie von Farengar bekommen hatte. Acadia war darüber sehr erfreut. Sie bat Akkirah doch noch rein zukommen und gemeinsam mit ihr zu Abend zu essen, das sie gerade fertig hatte. Akkirah bedankte sich, lehnte aber freundlich ab, da sie müde war, von dem langen Fußmarsch von Flusswald nach Weißlauf.

Die Beflaggte Mähre war gut besucht und alle Tische besetzt. Ein Barde sang seine Balladen. Akkirah nickte Charlotta, der Händlerin vom Markt zu, die mit ihrer Tochter da war. Dann ging sie zum Tresen, an dem die Wirtin sich gerade mit einem heruntergekommen Mann stritt. Als sie Akkirah sah, ließ sie den Mann links liegen und wandte sich dem Neuankömmling zu. "Ich wünsche einen schönen guten Abend. Ich bin Hulda, die Besitzerin der Beflaggten Mähre. Was kann ich für euch tun?" "Ich hätte gerne ein Zimmer für die Nacht", antwortete Akkirah. "Und wäre es möglich eine Kleinigkeit zu Essen zu bekommen, die ich dann auf dem Zimmer zu mir nehmen kann?"
"Aber natürlich. Kommt, ich zeige euch euer Zimmer. Sardia wird euch dann gleich etwas zu Essen hochbringen. Ihr habt doch aber sicher nichts dagegen, wenn ich die Kosten für Zimmer und Essen gleich von euch verlange? Ich habe in letzter Zeit leider häufiger Gäste gehabt, die sich ohne zu bezahlen, am frühen Morgen aus dem Staub gemacht haben." Akkirah schüttelte den Kopf. "Es ist in Ordnung." Sie gab Hulda den Betrag für die Übernachtung und das Essen und dann folgte sie der Wirtin, die sie zu ihrem Zimmer im Obergeschoss führte. Kurz darauf brachte Sardia ein Tablett mit reichlich zu Essen und Trinken hoch. Akkirah schaffte gerade mal die Hälfte von dem was aufgetischt worden war. Den Rest würde sie am Morgen kalt essen. So sparte sie sich das Geld für ein Frühstück, zumal sie eh kaum noch Septimen übrig hatte.

Am nächsten Morgen stand Akkirah im Morgengrauen auf. Sie gab Hulda, die schon wieder am werkeln war, den Zimmerschlüssel zurück und verließ dann die Stadt. Vor der Stadt war die Khajiit Karawane dabei ihr Lager abzubrechen. Sie wollten weiter nach Markath ziehen. Akkirah überlegte erst, ob sie sich ihnen anschließen sollte. Dann entschied sie sich aber in die entgegengesetzte Richtung, nach Rifton zu gehen. In den Birkenwäldchen um Rifton herum würde es genug Wild zum Jagen geben. Als sie an der Kreuzung kurz hinter der Honigbräuerei ankam überlegte sie erneut, welchen Weg sie einschlagen sollte. In Flusswald hätte sie sicherlich gut ihre Vorräte auffüllen können und Ralof, Gerdur und ihre Familie würden sich sicherlich freuen, sie wieder zu sehen. Das würde dann aber bedeuten, wenn sie anschließend weiterging, durch Helgen zu müssen. Aber nachdem was sie dort erlebt hatte, wollte sie da nicht so schnell wieder hin. Also überquerte sie den Fluss und ging in zügigem Schritt vorwärts. Das Wetter war trübe und regnerisch. Sie ärgerte sich, keinen anständigen Umhang gekauft zu haben.

Als sie ein ganzes Stück gegangen war, hörte sie plötzlich aus Richtung einiger hoher Tannen etwas abseits des Weges ein leises Schnauben. Sofort griff sie zu ihrem Bogen und legte sicherheitshalber einen Pfeil ein. Dann schlich sie vorsichtig zu dem Ort, von wo sie das Schnauben gehört hatte. Die Vorsicht schien überflüssig zu sein. Vor sich sah sie einen toten Bretonen und einen ebenfalls nicht mehr unter den Lebenden weilenden Säbelzahntiger. Das Schnauben kam von dem Pferd, das neben der Leiche des Mannes stand. Es war eine dunkle noch recht junge Stute wie Akkirah erkannte. Scheinbar waren sie und ihr Reiter von dem Säbelzahntiger angegriffen worden. Dem Bretonen war es zwar gelungen die wilde Bestie zu töten, aber er war zuvor so schwer verletzt worden, dass er seinen Wunden erlegen war. Die Stute hatte auch etwas abbekommen. Sie schien versucht zu haben ihrem Herrn zu helfen. Vorne an ihrer Brust hatte sie mehrere tiefe Kratzer, die von den Pranken des Säbelzahntigers stammten.

Vorsichtig näherte sich Akkirah der Stute. Diese blieb ruhig stehen. Akkirah sah sich die Wunden näher an. Lebensbedrohlich waren sie nicht. Die Stute hatte einiges an Blut verloren, aber auch das war kein Grund zur Besorgnis. Sie beschloss, die Stute mitzunehmen. Am Fluss könnte sie ihr die Wunden auswaschen und mit aus einigen Pflanzen einen Sud herstellen, den sie auf die Wunden streichen konnte, damit sie sich nicht entzündeten und schneller heilten. Bevor sie losging durchsuchte sie noch den Bretonen. Er trug nichts bei sich, was auf seien Herkunft schließen ließ. Sie beschloss alles was ihr nützlich erschien mitzunehmen. In den Satteltaschen fand Akkirah einen Umhang. Sie nahm ihn und legte ihn sich über die schultern. Das tat bei dem Wetter gut. Dann nahm sie die Stute m Zügel und führte sie hinab zum Fluss. Der Weg war etwas steil, aber die Stute stellte sich als sehr trittsicher heraus. Bevor sie unten am Fluss ankamen schnaubte die Stute plötzlich etwas ungehalten.

Akkirah blieb stehen und schaute sich genau um. Dann entdeckte auch sie, was der Stute aufgefallen war. Unten am Flussufer liefen zwei Schlammkrabben herum. Diese Tiere konnten einem schwere Verletzungen mit ihren rasiermesserscharfen riesigen Scheren zufügen. Akkirah ließ die Zügel der Stute los und zog ihr Schwert. Es gelang ihr die beiden Tiere ohne mühe zu töten. Anschließend schaute sie sich noch mal Gründlich um. Aber es waren keinen weiteren dieser Tiere hier zu sehen. Sie ging zurück zu der Stute und führte sie hinunter ans Wasser. In den Satteltaschen hatte sie ein altes aber sauberes Hemd gefunden. Sie zerriss es und Wusch damit die Wunden der Stute aus. Diese merkte das Akkirah ihr helfen wollte und blieb trotz der schmerzhaften Prozedur ruhig stehen. Dann suchte Akkirah einen großen flachen Stein. Mit Hilfe eines weiteren zerkleinerte sie einige Blaue Bergblumen und mischte die zerkleinerten Teile mit etwas Wasser. Dieses Gemisch schmierte sie anschließend auf die Wunden.

Zwischenzeitlich näherte sich auch der Abend. Akkirah beschloss die Nacht hier zu verbringen. Es gab am Ufer genug Gras für die Stute. Sie selbst bastelte sich mit Hilfe eines Stocks eine Angel und es dauerte auch nicht lange, dass ein Fisch anbiss. Es lag genug trocknes Holz am Uferstreifen, so dass sie sich ein Feuer machen konnte. Glücklicherweise hatte auch der Regen langsam nachgelassen. Akkirah hatte der Stute den Sattel und auch die Trense abgenommen. Das Pferd machte keine Anstalten davon zu laufen. Akkirah überlegte was sie nun mit dem Tier tun sollte. Konnte sie die Stute einfach behalten? Der Besitzer war tot und sie hatte keinerlei Hinweise auf Hinterbliebene gefunden. Damit war sie herrenlos. Als sie so am Feuer saß, während sie ihren am Spieß gebratenen Fisch aß, beobachtete sie das Pferd beim Grasen. ‚Ich werde dich Adelante nennen.' dachte sie. ‚Und morgen brechen wir gemeinsam nach Rifton auf. Alles Weitere wird sich dann schon finden.' Akkirah legte sich bald darauf schlafen. Den Sattel nutze sie als Kopfkissen.

Am nächsten Morgen war das schlechte Wetter wie weggeblasen. Die aufgehende Sonne weckte Akkirah. Adelante stand in der Nähe und graste gemütlich vor sich hin. Als sich Akkirah aufrichtete, schaute sie zu ihr rüber. Akkirah bereitete noch etwas von dem Sud vor, um Adelantes Wunden noch mal einzuschmieren. Diese hatten sich über Nacht weitestgehend geschlossen. Damit würde ein weiterziehen nichts im Wegestehen, befand Akkirah. Nachdem sie die Wunden noch mal versorgt hatte, aß sie die Reste des Fischs von gestern Abend.

Nach dem Frühstück ging Akkirah den Pfad wieder nach oben sie stieß einem leisen Pfiff aus, und beobachtete, was Adelante tat. Diese spitzte zuerst nur die Ohren. Als Akkirah sich dann aber langsam entfernte stieß sie ein kurzes Wiehern aus, das recht entrüstet klang und folgte Akkirah. Wie ein Hund folgte sie ihr. Akkirah lächelte. Das war ein guter Anfang. Dann sattelte sie Adelante. Die Trense hängte sie an den Sattel. Sie gingen den ganzen Vormittag recht langsam weiter. Akkirah wollte nicht, das die Wunden der Stute durch zu schnelle Bewegungen wieder aufrissen. So gelangten sie bis zu den Valtheimer Türmen. Sie hatte in Weißlauf von Hulda erfahren, das sich dort normalerweise Banditen herum trieben und von Reisenden die alleine oder zu zweit waren und zu Fuß vorbei kamen einen Wegezoll kassierten. Größere Gruppen und Reiter ließen sie unbehelligt passieren.

Daher beschloss Akkirah, als sie sich den Türmen näherte, sich auf Adelante zu setzten. Sie würde versuchen an den Banditen im Schritt vorbei zukommen. Akkirah legte Adelante nun die Trense an und schwang sich vorsichtig in den Sattel. Die Stute blieb dabei ruhig stehen. Im Schritt ritt Akkirah dann an den Banditen vorbei, und sie blieb, wie Hulda es gesagt hatte unbehelligt. Als sie die Türme ein Stück hinter sich gelassen hatte stieg sie wieder ab. Sie klopfte der Stute an den Hals: "Das habt ihr gut gemacht, Adi". Sie machte bald darauf halt, um Adelante grasen zu lassen. Sie selbst sammelte einige Kräuter und Pflanzen. Zwei Wölfe, die aus dem unterholz plötzlich auftauchen, erlegte Akkirah mit zwei Pfeilen. Sie zog ihnen das Fell ab. Dafür würde sie sicherlich etwas Gold in Rifton bekommen. Die Felle legte sie über den Sattel. Am Fluss wusch sie wieder einmal die Wunden von Adelante aus und schmierte anschließend wieder etwas von den mit Wasser vermischen gestampften Blauen Bergblumen darauf. Als es dunkel wurde machten die beiden ein wenig abseits des Weges halt und Akkirah schlug unter einem Felsvorsprung ihr Lager auf. Unterwegs hatte sie ein großes Kaninchen geschossen. Das bereitete sie sich an einem kleinen Feuer zu. Adelante ließ sie wieder ohne alles frei rumlaufen.

Der größte Teil des nächsten Tages verlief wieder ohne großartige Zwischenfälle. Die drei Wölfe, die ihr unterwegs über den Weg liefen und der Meinung waren sie und Adelante wären einfache Beute, mussten ihr Leben und ihre Felle lassen. Akkirah ging weiterhin zu Fuß. Adelante durfte die Felle tragen. Am frühen Nachmittag erreichten sie Shores Stein. Dieser Ort lebte normalerweise von dem Erz, das man aus der Rotbauchmine abbaute. Von Filnjar, dem Schmied und Dorfvorsteher, erfuhr Akkirah, das man zurzeit aber die Mine nicht betreten konnte. Dort hatten sich gefährliche Spinnen eingenistet. Filnjar hatte nun langsam auch Angst, dass den Tieren die Mine bald zu klein werden könnte und sie auch raus kommen würden. Von den Stadtwachen, die im Ort stationiert waren, konnte man keine Hilfe erwarten.

Akkirah bot ihre Hilfe an, um die Spinnen zu beseitigen. Schlimmer als die Tiere in der Höhle unterhalb der Festung von Helgen konnte die hier auch nicht sein. Filnjar nahm dankbar ihre Hilfe an. und so ging sie in die Mine. Sie brauchte nicht allzu lange um die Tiere zu töten. Keines entkam ihrem Bogen.

Der Schmied und auch die Minenarbeiter, die nun seit Tagen untätig rum saßen, waren sehr erfreut. Sie gaben Akkirah als Dank all ihre Ersparnisse. Akkirah wollte erst ablehnen, aber dann nahm sie das Gold doch. Filnjar bot ihr an die Nacht in seinem Haus verbringen zu können, aber Akkirah wollte weiter. Es wäre bestimmt noch 2 Stunden hell und da könne sie ein Teil der Strecke nach Rifton schaffen. Sie bat nur um eine paar Vorräte, damit sie nicht jagen musste. Die gab man ihr gern und dann brach sie auch schon mit Adelante auf.

Das Nachtlager schlug sie Nahe des Weges nach Rifton unter den Wurzeln eines riesigen umgestürzten Baum auf. Es war wieder trüber geworden und die Wurzeln würden sie sicherlich etwas schützen, sollte es auch zu regnen anfangen. Das Gold das sie vom Schmied und seinen Beuten bekommen hatte, hatte sie in die Satteltasche gepackt. In ihrer Gürteltasche trug sie nur ein paar Septimen. Wie schon die Tage zuvor ließ Akkirah Adelante ohne alles rumlaufen. Als es dunkel wurde und das Feuer runter brannte schlief Akkirah ein.

Mitten in der Nacht wurde sie von dem unruhigen Gestampfe der Hufe von Adelante geweckt. Es hatte wieder leicht zu regnen begonnen und der Regen dämpfte alle anderen Geräusche und so hatte auch Adelante erst recht spät bemrkt das sich jemand anschlich. Gerade noch rechtzeitig schaffte sie es auf die Füße zu kommen und ihren Bogen zu greifen, da waren auch schon einer von vier Männern bei ihr. Banditen schoss es ihr durch den Kopf.

Der Kerl wollte sie am Arm packen, aber Akkirah hatte ihr Messer gezogen und Stach damit auf seine Hand ein. Er zog sie zurück. Akkirah hörte die drei anderen schnell näher kommen. Gegen vier Gegner hätte sie keine Chance. Es blieb ihr nur die Flucht. So stieß sie den Kerl, der ihr am nächsten war zu Seite und rannte zu Adelante hinüber, die in sicherer Entfernung stand. Ihre Sachen waren verloren. Nun ging es nur noch darum, sich selbst in Sicherheit zu bringen. Sie schwang sich auch den blanken Rücken der Stute und jagte mit ihr in die Dunkelheit davon und hoffte, Adelante würde nicht über irgendwelche Wurzeln stolpern oder in ein Loch treten. Aber die Stute fand den Weg ohne Schwierigkeiten.

Akkirah fluchte. Sie hatte alles verloren außer die Sachen die sie bei sich trug. Immerhin hatte sie noch ihr Schwert, das sie immer am Gürtel trug, auch wenn sie im freien Schlief und ihren Bogen, der aber ohne Pfeile nutzlos war. Nachdem sie eine gute halbe Stunde geritten war sprang sie vom Pferd. Sie sollte weit genug von den Banditen entfernt sein. Langsam ging sie und Adelante den Rest der Nacht weiter. Schlafen würde sie heute eh nicht mehr können. Sie hatte etwas die Orientierung verloren, da sie nicht auf der Strasse geblieben war. Im Morgengrauen erreichte sie den Schönwetterhof, der an dem See bei Rifton lag. Von dort war es noch gut eine Stunde bis zu den Ställen von Rifton. Das Gold, das sie in ihrem Gürtel trug reichte gerade um Adelante für zwei Tage in den Ställen unterzubringen. Da Akkirah die Stute nicht mit in die Stadt nehmen konnte, musste sie sie dort lassen. Der Stallbursche Shadre versprach ihr, sich gut um die Stute zu kümmern. Dann ging Akkirah zum Stadttor und betrat die Stadt.
 
5. Rifton - Erster Kontakt mit der Diebesgilde

Rifton, auch bekannt als Stadt der Diebe, seitdem sich die Diebesgilde vor vielen Jahren unterhalb der Stadt in der Kanalisation eingenistet hatte. Irgendwie erstaunlich das es der Obrigkeit nie gelungen war, dort unten einzudringen und dem Spuk ein Ende zu bereiten. Oder wollte man es auch gar nicht erst? Diese Frage wird wohl keiner beantworten. Akkirah wusste nicht was sie von der Stadt halten sollte, aber trotzdem hatte sie das Gefühl zu Hause zu sein. Sie konnte es sich nicht erklären. Langsam ging sie die Hauptstrasse entlang. Durch die Stadt führte ein Kanal. Direkt über dem Wasser lagen auf beiden Seiten Holzstege entlang, die zu den tiefer gelegenen Wohnungen einiger ärmerer Bürger der Stadt führten. Es roch etwas nach brackigem Wasser. Auf der linken Seite der Strasse waren die Häuser der Bürger, die wohlhabender zu sein schienen. Hier lag auch der berühmte Tempel von Mara, wo die meisten Hochzeiten in Himmelsrand abgehalten wurden. Am anderen Ende der Strasse war die Festung Nebelschleier, der Sitz der Jarl von Rifton. Neben der Festung schien war der Trainingsplatz der Soldaten. Am Ende des Weges war das Südtor.

Akkirah kehrte um und ging zum Marktplatz. Sie beobachtete dort eine Weile das Treiben. Die Händler versuchten lautstark ihre Waren anzupreisen. Sie überlegte was sie tun sollte. Ob der Schmied eine Gehilfin brauchen könnte? Sie hatte aus den Gesprächsfetzen, die zu ihr von den Leuten auf dem Markt drangen, herausgehört, dass der Mann mit der Mütze der Besitzer der Fischerei war. Vielleicht gab es da Arbeit für sie. Im Bienenstich, der Taverne hatte sie schon angefragt, aber die Besitzerin und ihr Gefährte, beides Argonier, konnten sich keine weitere Angestellte leisten, auch wenn sie gerne jemand hätten, der sie unterstützen würde, gerade wenn Abends viel los war.

Während Akkirah am Nachdenken war, wo sie Arbeit her bekommen konnte, trat plötzlich wie aus dem Nichts ein Mann zu ihr. Er war kräftig gebaut, hatte rote Haare und grüne Augen. Seine linke Wange zierte eine Narbe. Akkirah hielt ihn für etwas über dreißig. Sie hatte ihn zuvor an dem kleinen Stand neben dem des Dunkelelfen gesehen, wo er merkwürdige Tränke an die Leute zu verkaufen versuchte.
"Mir scheint, ihr könnt etwas Geld gebrauchen und würdet dafür jeden Job annehmen."
Akkirah wurde erst rot und dann wütend: "Was fällt euch ein? Ich bin nicht so ein Mädchen." Der Mann fing an zu lachen und hob dann beschwichtigend die Hände. "Ich glaube ihr habt da was missverstanden, Mädchen. Die Art von Arbeit meine ich nicht. Obwohl", er machte eine kurze Pause und sah sie gründlich an, "gefallen würdet ihr mir schon." Akkirah wollte zu einer Ohrfeige ausholen. "Beruhigt euch wieder, Mädchen, wir wollen doch kein Aufsehen erregen." Irgendwas war an ihm und er schaffte es, das Akkirah wieder ruhig wurde. "Hört euch meinen Vorschlag an und dann sehen wir weiter. Ich heiße übrigens Brynjolf". Was hatte sie schon zu verlieren, wenn sie ihm zuhörte? Wenn es ihr nicht gefiel konnte sie ja immer noch gehen. "Okay, sagt was ihr wollt."

"Na das klingt doch schon viel besser." Er sah ihr in die Augen. "Also, ich arbeite für eine Gesellschaft, die ein kleines Problem mit einem der Händler am Markt hat und möchte dass dieser für einige Zeit von der Bildfläche verschwindet." Akkirah wollte gerade ungehalten etwas erwidern, als der Mann sie sofort beruhigte. "Er soll nicht sterben, falls es das ist, was ihr eben dachtet. Er soll nur für ein paar Tage ins Gefängnis gehen. Mehr nicht. Dafür müsst ihr nur einen Ring von dem Argonier Madesi, der dort drüben zu finden ist", er deutete mit dem Kopf in die Richtung des Juweliers, "stehlen und ihn Brand-Shei in die Tasche stecken. Die Wachen werden den Ring dort finden und er wird für ein paar Tage ins Gefängnis gesperrt werden. Damit ihr euch in Ruhe den Ring holen könnt, werde ich für die nötige Ablenkung sorgen." Akkirah sah ihn ungläubig an. "Ich habe nicht vor ein Verbrechen zu begehen." Sie drehte sich um und ging davon. Sie hörte noch wie er sagte: " Ich habe mich bisher selten in Menschen geirrt. Solltet ihr eure Meinung ändern, ihr wisst wo ihr mich finden könnt." Dann ging er zurück zu seinem Stand.

Akkirah zitterte vor Wut. Was sollte das? Wie konnte ein dahergelaufener Kerl von ihr verlangen einen Unschuldigen ins Gefängnis zu bringen? Sie atmete tief durch. Dann ging sie zum Schmied Balimund und fragte ihn nach Arbeit. Es tat ihm leid, aber er hatte schon einen Gesellen. Also machte sich Akkirah auf die Suche nach Bolli, dem Fischereibesitzer. Leider bekam Akkirah auch hier eine Absage. Er hatte schon jetzt zu viele Leute, die für ihn arbeiten würden und seine Frau war deshalb schon ziemlich ungehalten. Er riet ihr in der Schwarzdornbrauerei noch mal nachzufragen. Das tat sie dann auch, allerdings nur um sich noch eine Absage einzuholen. In der Zwischenzeit war es Nachmittag geworden und sie bekam auch noch Hunger. Sie war verzweifelt. Sie brauchte etwas Geld um sich neu auszurüsten, damit sie auf Jagt gehen konnte. Sie dachte noch mal über das nach was Brynjolf ihr vorgeschlagen hatte. War es wirklich so schlimm jemanden für kurze Zeit ins Gefängnis zu schicken? Es wäre ja nur vorübergehend, versuchte sie sich einzureden, danach ist er wieder frei und kann so weiter machen wie bisher.

Ihr war zum Heulen, aber damit würde sie auch kein Geld bekommen. Also atmete sie tief durch und ging zum Stand von Brynjolf. Er sah sie lächelnd an: "Habt ihr es euch doch anders überlegt?" Nach kurzem Zögern sagte sie "Wann soll es losgehen?" und dann fiel ihr noch was ein. Sie hatte im vorbeigehen gesehen, das der Stand von Madesi mit einem Schloss gesichert war. Sie bräuchte einen Dietrich, um das zu öffnen und den hatte sie nicht. Als Kind hatten sie und ihr Bruder öfters mal die verschlossenen Schranktüren ihrer Eltern geöffnet. Dabei hatte sich Akkirah immer geschickter angestellt als ihr Bruder. Sie hoffte es würde hier genauso einfach gehen. "Achja. Ich bräuchte einen Dietrich, ansonsten wird das Ganze nichts." Brynjolf sah sie an und wieder lächelte er und dachte, ‚Ich wusste sie wäre was für uns'. Er griff in seine Tasche und holte einen Gegenstand hervor. Er sah sich um bevor er ihn ihr so unauffällig wie möglich gab. Akkirah ließ den Dietrich in ihrer Tasche verschwinden. "Am besten begebt ihr euch schon mal in die Nähe von Madesis Stand. Sobald ihr glaubt es kann losgehen, gebt ihr mir ein Zeichen und ich beginne mit einer Ablenkungsaktion, so dass man euch nicht weiter beachtet. Wenn alles geklappt hat, kommt ihr zurück zu mir und ihr werdet euren Lohn erhalten." Akkirah nickte nur und dann entfernte sie sich unauffällig. Sie kaufte sich bei Marisa von den letzten Septimen die sie noch hatte zwei Äpfel. Während sie diese Ass beobachtete sie unauffällig noch mal die Stände von Madesi und Brand-Shei und überlegte sich genau, wie sie vorgehen würde.

Als die Äpfel aufgegessen waren begab sich Akkirah in die Nähe von Madesis Stand. Akkirah nickte Brynjolf von weitem zu und er begann lautstark auf seine wundersamen Elixiere aufmerksam zu machen. Er hatte etwas an sich, das wirklich alle zu ihm lockte. Damit würde sie ein leichtes Spiel haben, Sofern das Schloss sich nicht allzu schwer öffnen ließ. Vorsichtig sah sie sie noch nach den Wachen um. Diese schienen weit genug entfernt zu sein und wenn sie sich hinter der Mauer, die den Markt umgab bückte, würden sie sie nicht bemerken. Akkirah ging in die Hocke und schlich sich vorsichtig, wobei sie ihre Umgebung immer wieder genau beobachtete hinter den Stand von Madesi. Sie musste zunächst die Schiebetür unten öffnen. Das ging ihr erstaunlich leicht von der Hand. Bei der kleinen Schatulle brauchte sie dann schon etwas länger und sie war nahe davor in Panik auszubrechen, weil diese nicht so wollte wie sie. Aber dann spürte sie das Klicken und auch dieses Schloss war offen und sie nahm den Ring daraus. Alles andere ließ sie darin. Nachdem sie sich etwas von dem Stand entfernt hatte richtete sie sich auf und ging langsam zu der Menge, die sich um Brynjolf versammelt hatte. Brand-Shei stand am Rand und schüttelte den Kopf, da er das was Brynjolf über die Tränke behauptete absoluter Blödsinn war. Akkirah schlich sich unauffällig an den Dunkelelfen ran. In einem günstigen Moment ließ sie den Ring in seiner Gürteltasche verschwinden. Dann entfernte sie sich etwas.

Brynjolf hatte sie die ganze Zeit unauffällig beobachtet. Er beendete seine Werbeaktion und die Menge löste sich langsam wieder auf. Akkirah ging zurück zu Brynjolf, um sich ihren Lohn abzuholen. Während sie bei ihm stand, hörte sie im Hintergrund den entsetzten Aufschrei von Madesi, als dieser bemerkte das er bestohlen worden war. "Ihr habt die Aufgabe sehr gut bewältigt, Mädchen. Hier ist euer Lohn." Er gab ihr unauffällig einen Beutel mit 100 Septimen. "Wir haben für jemanden mit eurem Geschick noch jede Menge Arbeit, bei der ihr gut verdienen könnt." "Ich denke es wird bei diesem einen Mal der Zusammenarbeit bleiben", antwortet Akkirah nur und dann drehte sie sich um, um zu gehen. "Ihr werdet es euch schon noch überlegen, Mädchen. Besucht uns einfach unten im Rattenweg." Er hörte sich sehr zuversichtlich an. Sie beachtete ihn aber nicht weiter. Sie überlegte sich was sie mit dem Geld anfangen könnte. Zunächst einmal wollte sie nur schlafen. Sie fühlte sich wie erschlagen. So begab sie sich zum Bienenstich, wo sie sich ein Zimmer für die Nacht nehmen wollte.

Auf dem Weg dorthin sah sie wie sich Shadre, der Stallbursche mit einer Frau stritt. Sie verstand nicht um was es ging. Die Frau verschwand dann in den Bienenstich, während Shadre unglücklich auf der Bank vor dem Bienenstich sitzen blieb. Akkirah ging zu ihm. Sie mochten den jungen Burschen. Er war ruhig und zurückhalten und hatte eine gute Hand für Pferde. "Was ist passiert?" fragte sie ihn. Er sah sie erstaunt an: "Oh ihr seid es. Nun ich habe ein Geschäft mit den Ställen von Weißlauf verabredet. Das Startkapital habe ich von Saphir geliehen. Aber die Ware wurde unterwegs gestohlen und nun kann ich Saphir ihr Geld nicht zurückgeben. Sie hatte bestimmt ihre Finger im Spiel, als die Waren gestohlen wurden, hatte ich den Eindruck. Aber ich kann es nicht beweisen. Sie will nun aber ihr Geld zurück haben und ich kann es ihr nicht geben. ich befürchte sie wird mich dafür umbringen." "Nun beruhigt euch erst mal wieder. Ich rede versuche mit ihr zu reden." "Das würdet ihr wirklich tun?" Sie nickte. Am besten geht ihr wieder an eure Arbeit. Ich sage euch später bescheid, was diese Saphir gesagt hat." "Ich danke euch." Er stand auf und ging Richtung Stadttor.

Akkirah wandte sich dem Bienenstich zu. Und betrat die Taverne. In dem großen Schankraum sah sie Saphir an die Wand gelehnt stehen. Es war schon recht voll und die meisten der Tische waren besetzt. Ohne zu zögern ging Akkirah auf die Frau zu. Diese spürte, das Akkirah etwas von ihr wollte und fauchte sie auch gleich ungehalten an: "Was wollt ihr von mir? Ich habe mit euch nichts zu schaffen. Also lasst mich in Ruhe" "Ich bin eine Freundin von Shadre." Saphir zog die Augenbrauen hoch "Wow, nun schickt er schon kleine Mädchen los, um seine Angelegenheiten zu regeln" "Er hat mich nicht geschickt, aber ich will das ihr ihn in Ruhe lasst. Ich weiß, dass ihr ihn um seine Waren betrogen habt" Akkirah staunte über sich selbst. Wo nahm sie die Selbstsicherheit her, die Fremde so anzusprechen? Sie hatte sich vor Saphir aufgebaut. Diese war etwas größer als sie selbst, aber Saphir erkannte, dass es Akkirah ernst war und sie wollte nicht das andere auf ihren Streit aufmerksam wurden. " Schon gut, wir sind Quitt. Shadre braucht mir das Gold nicht mehr zurückgeben. Ich habe durchs seine Waren genug verdient, und habe es nicht nötig einen Stallburschen zu erpressen. Sagt ihm das." Akkirah nickte nur und dann ging sie zu Keerava der Besitzerin des Bienenstichs um sich ein Zimmer zu nehmen. Sie bezahlte gleich für 2 Tage.

Nachdem sie den Schlüssel bekommen hatte ging sie noch mal zur Stadt hinaus zu den Ställen von Rifton. Sie wollte nach Adelante sehen und auch gleich Shadre sagen, das er sich keine Sorgen mehr machen musste. Adelante stand in ihrer geräumigen Box und fraß genüsslich ihr Heu, dass frisch aufgeschüttet worden war. Sie schnaubte leise als Akkirah zu ihr trat. Akkirah streichelte die Stute am Hals. Dann sah sie nach den Wunden. Diese waren in der Zwischenzeit aber soweit verheilt das Akkirah nichts mehr machen musste. Shadre war noch dabei die restlichen Tiere zu versorgen. Als er sie bei Adelante stehen sah unterbrach er seine Arbeit und kam zu ihr. "Ihr müsst euch keine Sorgen mehr wegen Saphir machen." Akkirah lächelten den Stallburschen an. "Sie hat euch eure Schulden erlassen." Der junge Mann war erstaunt. "Wie habt ihr das nur hinbekommen? Ich danke euch jedenfalls vielmals dafür. Ich werde mich wann immer ihr euer Pferd hier abstellt besonders gut um die Stute kümmern. Das verspreche ich euch." "Danke schön. Und nu werde ich mich zurückziehen. Die letzten Tage unterwegs waren doch recht anstrengend und ich bin nur noch müde." Sie ging zurück in den Bienenstich und begab sich ohne noch etwas zu essen zu Bett. Sie schlief sofort ein.

Am folgenden Morgen wachte Akkirah frühzeitig auf. Sie ging hinunter in den Schankraum und ließ sich ein einfaches Frühstück geben. Anschließend ging sie zum Schmied um ihre Ausrüstung zu vervollständigen. Sie kaufte einen Köcher und genug Stahlpfeile. Am Stand von Grelka beschaffte sie sich einen Rucksack und diversen Kleinkram, den sie für ihren Jagdausflug, den sie plante, gut gebrauchen konnte. Damit war ihr Gold das sie gestern von Brynjolf erhallten hatte dann auch schon wieder aufgebraucht.

Sie begab sich zu den Ställen von Weißlauf und nahm Adelante aus dem Stall und schwang sich auf deren blanken Rücken. Sie bräuchte dringend neues Sattelzeug. Dann ritt sie langsam los. Den ganzen Tag waren die beiden unterwegs, aber sie hatten Pech. In der näheren Umgebung der Stadt war außer ein paar Riesenspinnen kaum etwas Jagdbares zu finden. Das einzige Rehwild das Akkirah sah, war ein Muttertier mit Kitz, und die beiden konnte sie irgendwie nicht töten. Zwei Wölfe erwischte sie und zog ihnen die Felle ab. Diese verkaufte sie an Balimund, bekam aber nicht viel dafür, so kehrte sie etwas deprimiert zurück in den Bienenstich. Nachdem sie eine Kleinigkeit gegessen hatte wollte sie hoch in ihr Zimmer gehen. Als sie in ihrem Zimmer lag dachte sie lange darüber nach was sie tun sollte. Es wäre wahrscheinlich alles viel einfacher, wenn sie das Pferd nicht versorgen müsste. Alleine würde sie schon durchkommen. Hofgir, der Stallbesitzer würde ihr die Stute bestimmt für gutes Geld abkaufen und sie wäre ihre Sorgen los. Aber die Stute war ihr in den wenigen Tagen sehr ans Herz gewachsen und so etwas wie eine Freundin für sie geworden. Und Freunde verkauft man nicht. Es musste eine andere Möglichkeit geben zu Gold zu kommen. Sollte sie Brynjolfs Angebot annahmen und weiter für ihn arbeiten? Die Bezahlung war ja nun wirklich nicht so schlecht. Sie dachte an die drei Findlinge mit den verschiedenen Zeichen, an denen sie mit Ralof nach ihrer Flucht aus Helgen vorbeikamen. Demzufolge stand sie unter dem Zeichen des Diebes. Es schien also ihr Schicksal zu sein, sich zu ihnen zu begeben.

Akkirah stand wieder auf. Schlafen konnte sie eh nicht. Sie hatte von den Bewohnern gehört wo sich der Eingang zum Rattenweg befand. Die Dämmerung war in der Zwischenzeit angebrochen. Die perfekte Zeit um ungesehen zu dem Eingang der Kanalisation zu gelangen. Da sie nicht wusste was sie da unten erwarten würde, nahm sie sowohl ihr Schwert, als auch den Bogen mit, als sie sich auf den Weg zur Kanalisation machte. Sie hielt sich so gut es ging im Schatten der Häuser auf, bis sie zur Treppe, die auf die Stege unten am Kanal führten kam. Auch hier bleib sie dicht an der Wand und so gelangte sie ungesehen zum Eingang des Rattenwegs.

Sie hatte nicht erwartet, dass die Gänge hier unten teilweise beleuchtet waren. Aber es war ganz gut so, denn sie hatte völlig vergessen, sich mit Fackeln zu versorgen. Sie war noch nicht weit gekommen als sie plötzlich Stimmen hörte. Sie zog sich in eine Nische zurück und lauschte, um zu erfahren, was es mit den beiden finsteren Gestalten vor sich auf sich hatte.

"Hefnon, wie lange sollen wir uns denn hier noch die Beine in den Bauch stehen und auf diese kleine Schlampe warten, die angekündigt wurde?" "Gabt Geduld, Drahff, sie wird schon noch kommen und wir werden bevor wir ihr die Kehle aufschlitzen bestimmt noch etwa Spaß mit ihr haben. Unser Auftraggeber hatte doch gesagt, es kann sein, das es ein wenig dauern wird bis sie kommt. Er hat sich bisher nie darin geirrt. Also sei still. Wäre doch ärgerlich wenn sie uns entwischen würde, nur weil sie uns gehört hat."

Akkirah war entsetzt. Man wollte ihren Tot, Brynjolf wollte es, wer sonst konnte von ihr wissen. Wollte er sie so als unliebsame Zeugin wegen der Sache auf dem Marktplatz, ausschalten? Wut kam in ihr hoch. Sie hatte ihm vertraut. Wie konnte sie sich nur so in einem Menschen irren? Sie wollte nur fort von hier unten. Vorsichtig wollte sie langsam rückwärts zurück schleichen. Dabei übersah sie eine Schaufel die am Boden lag. Mit einem lauten Geräusch rutschte diese über den Boden als Akkirah dagegen stieß. Damit lenkte sie die Aufmerksamkeit der beiden Männer auf sich. Bei Talos, nur musste sie Kämpfen. Sie zog ihr Schwert und machte sich Kampfbereit. Zusätzlich nahm sie ihr Messer in die andere Hand. Sie würde sich so teuer wie möglich verkaufen. Sie zog sich erst mal wieder in eine dunkle Nische zurück. Die beiden Männer kamen den Gang entlang gestürmt. "Sie muß da vorne sein", sagte der Kleiner der beiden, den hinter der Großen lief. Der Große, bei dem es sich um Hefnon Schwarz-Skeever handelte lief an ihr vorbei ohne sie zu sehen. Drahff, war etwas langsamer und als er auf ihrer Höhe war blieb er stehen. Akkirah beschloss den Angriff zu beginnen. Das Überraschungsmoment würde ihr wohl helfen. Sie sah das er einen Bogen in der Hand hielt und kein Schwert. Sie sprang vor und rammte ihm ihr Schwert in dem Bauch. Er schrie vor Entsetzen und Schmerzen gleichermaßen auf. Damit hatte sie den ersten Gegner schon mal ausgeschaltet. Hefnon bleib sofort stehen, als er seinen Kumpan aufschreien hörte und drehte sich um. Er war mit einem Kriegshammer bewaffnet, wie Akkirah im schwachen Fackelschein im Gang erkennen konnte. Sie überlegte nicht lange und warf mit aller Macht ihr Messer auf den Kerl. Sie traf den ungeschützten rechten Oberarm des Mannes. Das machte ihn noch wütender. "Ihr Schlange, das werdet ihr büssen." Wie ein wilder Stier stürmte er auf Akkirah zu und holte zu einem kraftvollen Hieb aus. Im letzten Moment, bevor die Axt sie traf sprang sie in die Nische zurück und der Schlag von Hefnon ging fehl und er geriet aus dem Gleichgewicht. Diesen Moment nutzte Akkirah um auch ihm ihr Schwert in die Seite zu jagen. Er brach genau wie sein Freund zuvor zusammen und ließ seinen Kriegshammer fallen. Akkirah nahm ihr Messer, das noch immer im Oberarm des Kerls steckte an sich und schnitt den beiden noch lebenden Männern nacheinander die Kehlen durch, so wie sie es mit ihr vorhatte. Diesmal hatte sie keine Gewissensbisse anderen Menschen das Leben zu nehmen. Das hier waren zwei eiskalte Mörder gewesen und sie wäre bestimmt nicht ihr erstes oder auch letztes Opfer gewesen.

Als das erledigt war stand Akkirah erst mal zitternd da. ‚Brynjolf, das wirst du mir büßen und wenn es das Letzte ist was ich tun werde.' Sie durchsuchte die beiden Toten und nahm alles, was nützlich sein konnte mit. Darunter befand sich auch einen kleiner Amethyst. Wenn sie den verkaufen würde, hätte sie erst mal genug Gold um eine weitere Nacht die Stallmiete und ihr Zimmer zu bezahlen, hoffte sie. Vorsichtig ging sie weiter. Immer drauf gefasst auf weitere üble Gestalten zu stoßen. Aber bis auf einen Skeever, der durch einen Pfeil von ihr starb und zwei Taugenichtse, die hier unten lebten und an denen sie sich vorbei schleichen konnte, war der Rest des Weges mit Ausnahme einiger Fallen, die sie entschärfen musste frei. Dann betrat sie die Zersplitterte Flasche. In der Mitte befand sich eine Art See. Auf der anderen Seite vom Eingang war dann eine Taverne eingerichtet worden. Davor war so etwas wie ein Steg, auf dem diverse Kisten gestapelt waren, so das man nicht sehen konnte wer oder wie viele Leute sich in der Taverne befanden. Akkirah schlich am Rand des Wassers auf den Zugang der Taverne zu. Wachen schien es nicht zu geben. nun sah sie mehrere Leute da stehen die sich unterhielten. Sie achtete nicht darauf was sie sagten, als sie näher schlich. Brynjolf war unter ihnen. Er stand auch so, dass er sie als erstes kommen sah. Er hatte wieder sein selbstbewusstes Lächeln aufgesetzt als er auf sie zuging. Aber noch bevor et etwas sagen konnte hatte ihm Akkirah eine Ohrfeige verpasst, das er zurücktaumelte. Dann zog sie ihr Messer und wollte es ihm in den Leib rammen. Einer der Anwesenden, Heuler, schlug es ihr aber aus der Hand und packte sie dann von hinten und hielt sie fest. Akkirah wehrte sich wie wild, hatte aber keine Chance sich aus den Armen des kräftigen Mannes zu befreien. Diesmal geriet sie nicht in Panik, sondern ihre Wut wurde noch größer Auch die anderen waren aufgesprungen und hatten sich kampfbereit gemacht.

"Was bitte war denn das für eine Begrüßung, Mädchen?" Brynjolf hatte sich wieder gefangen. Diesmal lächelte er aber nicht, sondern seine Augen funkelten ähnlich vor Wut, wie die von Akkirah. "Warum wolltet ihr mich umbringen lassen? Wozu zwei Kerle dafür anheuern?" Brynjolf sah sie verwirrt an. "Wovon redet ihr Mädchen? Was für Kerle sollte ich angeheuert haben? Und wozu?" "Drahff und Hefnon Schwarz-Skeever, nun die beiden werden niemanden mehr etwas tun. Und sie sollten mich daran hindern, herzu kommen. Warum wisst ihr sicherlich am Besten, denn ihr habt sie ja wohl dafür bezahlt mir aufzulauern." "Das ist doch Blödsinn, Mädchen", Brynjolfs Ärger war verraucht. Auch die anderen wussten nicht was die von dem, was Akkirah erzählte, halten sollten. Der Rattenweg war nicht ungefährlich, es trieb sich immer irgendwelches Gesindel in den Gängen rum. Aber Mörder anheuern um jemanden zu hindern zu ihnen zu gelangen? Das war doch einfach nur idiotisch. Und von den beiden Kerlen, deren Namen Akkirah nannte, hatte auch noch keiner etwas gehört.

Akkirah versuchte wieder sich aus dem Griff von Heuler zu befreien. Wieder erfolglos. Brynjolf sah sie ernst an. "Wenn ich Heuler bitte euch loszulassen, versprecht ihr, nicht wieder auf mich loszugehen?" Akkirah erwiderte seinen Blick sagte aber nichts. Brynjolf gab Heuler ein Zeichen, sie loszulassen. Also sie sich wieder bewegen konnte, war Akkirah im ersten Moment versucht, auf Brynjolf loszugehen. Ließ es aber dann sein.

"Kommt, Mädchen, setzt euch hin und lasst und dann in Ruhe darüber reden was euch passiert ist. Vekkel, bitte bringe und zwei Met." Der Wirt nickte und legte seine Lappen, mit dem er gerade den Tresen geputzt hatte, zur Seite und holte zwei Flaschen Met, wie Brynjolf befohlen hatte. Brynjolf fasst Akkirah am Arm, was sofort wieder eine heftige Abwehrreaktion ihrerseits auslöste und er sie sofort wieder losließ. "Bitte setzt euch", bat er sie noch einmal. Akkirah setzte sich widerwillig. Delvin und Vex gesellten sich dazu. Die drei hatten wohl hier das Sagen vermutete Akkirah. Vekkel holte noch zwei Flaschen Met Dann bat Brynjolf, Akkirah noch mal in Ruhe zu erzählen, was denn passiert wäre und er versicherte ihr dass er niemanden geschickt hätte um sie zu beseitigen. Er war schließlich derjenige, der sie hier haben wollte. Die anderen beiden bestätigten seine Aussage, das er von ihrem Talent angetan war und wollte, das sie zu ihnen stoßen sollte, wenn sie denn wolle.

Akkirah schwieg die meiste Zeit während die anderen sprachen und beobachtete sie. Keiner von ihnen, auch Brynjolf nicht, schien etwas mit dem Überfall zu tun zu haben. Hatte sie sich möglicherweise nur verhört und etwas missverstanden? Sie wusste nicht mehr was sie denken sollte. Akkirah hatte ihren Met nicht angerührt. Sie kamen letztendlich zur Übereinkunft, dass sie jetzt erst mal alle schlafen gehen sollten. Morgen sollte Akkirah dann noch mal vorbeischauen und dann sollte entschieden werden wie es weiterging. So verließ sie dann erst mal die zersplitterte Flasche und den Rattenweg.
 
6. Skoomahändler / Zeit in der Diebesgilde I

Akkirah wachte am Morgen auf. Es war schon nach Acht und so konnte sie sich gleich zum Markt begeben um den Amethyst und ein paar andere Kleinigkeiten dort zu verkaufen, die sie Gestern Abend den beiden Banditen im Rattenweg abgenommen hatte. Sie bekam soviel Gold um weitere drei Tage ihr Zimmer und auch die Miete für den Stall bezahlen zu können, was sie dann auch sogleich tat. Anschließend versuchte sie unbemerkt in den Rattenweg zu kommen. In der Zersplitterten Flasche wartete Brynjolf schon auch sie. Delvin und Vex saßen an einem der Tische und stritten sich wie üblich. Tonilia saß am Tresen bei Vekkel und Heuler behielt den Zugang der zersplitterten Flasche im Auge. Als er sie kommen sah drohte er ihr gleich: "Macht nur keinen ärger, sonst bekommt ihr es mit mir zu tun" Akkirah zuckte nur mit den Schultern und ließ ihn links liegen.

Brynjolf begrüße Akkirah mit seinem gewohnten Lächeln. "Ich hoffe ihr hattet heute nicht wieder Ärger beim Herkommen und wollt ihn nun an mir auslassen." Akkirah verschluckte eine passende Antwort. Sie war hier um übers Geschäft zu reden. Brynjolf bat sie, sich zu ihm zu setzen, was sie dann auch tat. Er erzählte ihr zunächst das die Diebesgilde zur Zeit eine schlechte Phase durchmachte und niemand sie mehr richtig ernst nehmen würde. Er würde das gerne ändern und sie könne dabei helfen. Akkirah staunte über die Ehrlichkeit, mit der Brynjolf über den Zustand der Gilde sprach und nicht versuchte es zu beschönigen. Dann kam er zu dem Punkt, wo sie ins Spiel kommen sollte. Er wollte, dass sie drei Bürger der Stadt einschüchterte und sie dazu brachte ihren "Schutzzoll" an die Diebesgilde zu zahlen. Die drei weigerten sich in letzter Zeit und das durfte man ihnen nicht durchgehen lassen. Ansonsten würden auch andere bald nicht mehr zahlen. Akkirah sollte ihnen nichts tun, sondern sie nur freundlich überreden ihre Zahlung zu machen. Es handelte sich bei den dreien um den Gemischwarenhändler Bersi, der Besitzerin von Healgas Herberge und der Wirtin Keerava aus dem Bienenstich. Das hörte sich nach keiner allzu schweren Aufgabe an, fand Akkirah, wobei es ihr mit Keerava am Schwersten fallen würde, denn schließlich wohnte sie bei ihr im Gasthof. Bevor sie aufbrach, gab ihr Brynjolf noch ein paar Tipps, wie man bei den dreien vorgehen könne. Akkirah nickte und dann ging sie wieder.

Als Akkirah den Rattenweg wieder unbemerkt verlassen hatte, beschloss sie aber zunächst einen kleinen Ausritt zu machen. Sie musste einfach etwas raus aus der Stadt und da war ein Ausritt genau das richtige für. Wie gewohnt mit Bogen und Schwert bewaffnet verließ sie die Stadt. Sie nahm Adelante aus dem Stall und sprang wieder auf ihren ungesattelten Rücken. Sie sollte sehen, dass sie als nächstes endlich neues Sattelzeug bekommen würde. Auf Dauer war es nichts, ungesattelt unterwegs zu sein. Am Nachmittag kam sie zurück. Sie hatte unterwegs einen Bären erlegen können und ihm das Fell abgezogen. Das würde ihr wieder etwas Gold bescheren. Und niemand würde so schnell verdacht bekommen, sie könne ihr Gold auf andere Art verdienen. Diesmal verkaufte sie das Fell an Bersi. Sie wollte auf die Art seinen Laden kennen lernen, bevor sie ihrer Aufgabe nachkam und ihn dazu brachte seine ausstehende Zahlung an die Diebesgilde zu leisten.

Als sie den Laden wieder verließ traf sie die Argonierin Wujeeta. Diese war mit hängendem Kopf auf den Weg zu ihrer Unterkunft in Healgas Herberge. Sie kam gerade von ihrer Arbeitsstelle in der Fischerei. Für Akkirah war das möglicherweise eine gute Gelegenheit einen Grund zu finden, um die Herberge aufzusuchen, wenn sie mit einer der Bewohnerinnen bekannt war. Also fragte Akkirah Wujeeta, was sie so traurig stimmen würde, und warum sie schon so zeitig von ihrer Arbeit heimkehren würde. Sie erfuhr von ihr, dass sie seit gut einem Jahr, der Droge Skooma verfallen war. Bolli, der Besitzer der Fischerei hatte ihr nun angedroht, wenn sie das Zeug weiterhin nehmen würde, wäre er gezwungen sie zu entlassen. Wujeeta aber mochte und brauchte ihren Job und wollte ihn nicht verlieren. Also benötigte sie Hilfe, um von dem Skooma loszukommen. Sie hatte gehört, dass es ein Mittel gab, das den Körper von dem süchtigmachenden Gift reinigte und sie damit dann von dem Zeugs loskommen würde. Sie wusste aber nicht, wo sie das herbekommen könnte. Akkirah versprach ihr sich umzuhören.

Das nahm Akkirah denn als Grund, um den kleinen Alchemieladen Elgrims Elixiere unten am Kanal unterhalb des Haus von Bersi aufzusuchen. Während sie heute unterwegs war hatte sie auch ein paar Kräuter und Pflanzen gesammelt, die sie dort bestimmt verkaufen konnte. Der alte Mann wirkte etwas durcheinander, was wohl vom Alter herrührte, aber er konnte Akkirahs Frage nach einem Mittel beantworten, dass die Wirkung von Skooma aufheben konnte. Zufällig hatte sie die passenden Zutaten dabei und mit Hilfe von Elgrim konnte sie das Mittel herstellen. Sie verkaufte ihm ihre restlichen Kräuter daraufhin unter dem eigentlichen Wert. Bevor sie ging sprach Elgrims Frau Hafjorg sie noch an und fragte, ob Akkirah nicht zufällig mal nach Shores Stein kommen würde. Der Schmied Filnjar hatte eine merkwürdige Erzader in der Mine gefunden und wollte diese sicherheitshalber untersuchen lassen. Akkirah sagte ihr, sie würde sich in den nächsten Tagen darum kümmern. Mit Adelante würde sie eine Tag hin und einen zurück brauchen. Aber diesmal würde sie nicht irgendwo unterwegs übernachten.

Mit dem Mittelchen in der Tasche suchte Akkirah Wujeeta in der Herberge auf. Dabei sah sie sie sich gründlich um. Wujeeta war überaus erfreut, als Akkirah ihr das Mittel gab. Sie ließ sich anschließend überreden zu verraten, von wem sie das Skooma bekommen würde. Akkirah mochte es nicht, wenn jemand versuchte andere abhängig zu machen und deren Leben damit zu zerstören, um dann selbst daran gut zu verdienen. Also suchte sie umgehend den Jarl in der Festung Nebelschleier auf, um dort Anzeige geben Sathris Idren, den Skooma Händler zu erstatten. Der Jarl Laila Recht-Sprecher waren die Machenschaften von Sathris bekannt. Aber da es in der Stadtwache wohl Verräter gab, die jedes Mal, wenn eine Razzia angesagt war, den Skooma Händler warnten, ging jeder versuch, ihm das Handwerk zu legen schief.

Die Jarl sah Akkirah eine Zeitlang an. "Wärt ihr bereit, euch um Sathris zu kümmern? Ihr werdet gut dafür belohnt werden.". Akkirah überlegte eine Weile. Dann nickte sie. So einem Kerl musste einfach das Handwerk gelegt werden. Irgendwie würde es ihr schon gelingen ihn zu Überwältigen und an Informationen über seine Hintermänner zu kommen.

Als Akkirah die Festung wieder verließ, überlegte wie es weitergehen sollte. Plötzlich hatte sie genug ehrliche Arbeit, um sich über Wasser halten zu können. Sie bräuchte die Arbeit für die Diebesgilde nicht mehr machen. Lange Zeit stand sie unten am Kanal, die Hände auf das Geländer gestürzt. Dabei sah sie den Eingang zum Rattenweg. Sie hatte Brynjolf versprochen sich um die drei Leute zu kümmern. Sollte sie ihr Versprechen brechen? Und wer weiß, vielleicht war sie eines Tages doch noch mal auf die Hilfe von ihm und seinen Leuten angewiesen, sollten die Zeiten wieder schlechter werden. Sie beschloss aber, sich zunächst um die Angelegenheit mit Sathris zu kümmern.

Das Lagerhaus war eines der Pfahlbauten im See vor der Stadt. Man erreichte es am Besten über einen Steg, der von der Stadtmauer aus zu den Gebäuden führte. Es war in der Zwischenzeit dunkel geworden. So gelang es Akkirah auch von den Wachen unbemerkt zu dem Lagehaus vorzudringen. Die Jarl hatte ihr den Schlüssel zum Lagerhaus überlassen. Leise betrat sie das Gebäude. Dann sah sie sich vorsichtig um. Die Leibwache von Sathris war in einem der oberen Räume und nahm gerade das Abendbrot zu sich. Akkirah schlich sich von hinten an und schlug ihn nieder. Dann fesselte sie den Kerl. Sathris hatte von dem was oben passiert war, scheinbar nichts mitbekommen. Akkirah vermutete mit dem Kerl würde es nicht so leicht werden wie mit seinem Leibwächter. Vorsichtig ging sie diesmal mit gespannten Bogen weiter, jederzeit bereit einen Pfeil abzuschießen und ihn dann fallen zu lassen um ihr Schwert zu ziehen. Sie fand Sathris in einer kleinen Kammer, wo er an einem Tisch stand und ihr den Rücken zudrehte. Sie überlegte kurz was sie tun sollte. Er trug eine schwere Eisenrüstung und hatte eine riesige Axt bei sich. Er sah aus als würde er wissen wie man damit umging. Akkirah würde mit ihrer einfachen Lederrüstung und ihrem Schwert kaum eine Chance haben, ihn zu besiegen. Dafür fehlten ihr einfach die Fertigkeiten im Umgang mit dem Schwert. Aber war es richtig einem Menschen einfach hinterrücks einen Pfeil in den Hals zu jagen? Das war die einzig ungeschützte Stelle die sie auf Anhieb erkennen konnte. Aber hatte sich Sathris jemals Gedanken über die Menschen gemacht, die er mit seinem Treiben ins Unglück, wenn nicht gar den Tod gestürzt hatte? Mit größter Wahrscheinlichkeit nicht. Und er würde auch ihr gegenüber keine Gnade zeigen, wenn er sie bekämpfen würde. Also zielte Akkirah gründlich und schoss ihm wie geplant in den Hals. Es war ihr auf Anhieb gelungen ihm mit dem Pfeil das Genick zu zerlegen und er brach auf der Stelle Tot zusammen. Sie durchsuchte den Raum. In einem kleinen Beutel fand sie eine Brief mit dem Hinweis, das eine weitere Lieferung bereit stand und der Name desjenigen, von wem sie die Ladung erhalten sollten. Sie nahm den Brief als Beweis an sich. Dann zerschlug sie die Flaschen mit dem Skooma, die sie fang und leerte auch das Mondzuckerpulver aus, das scheinbar die Grundlage für den Skooma bildetet. Anschließend kehrte sie zurück zur Jarl von Rifton um ihr zu Berichten was passiert war, und damit sich die Wachen um den gefesselten Kerl kümmern konnten.

Die Jarl war über den Erfolg von Akkirah sehr erfreut. Sie gab Anuriel, der Voigt von Rifton, die Anweisung die Wachen mögen sich um den gefesselten Kerl kümmern. Allerdings sollten sie sich damit noch Zeit bis zum nächsten Morgen lassen, denn sie bat Akkirah um einen weiteren Dienst. Sie sollte zur Felsrinnenhöhle gehen, wo sich die Quelle der Skoomaherstellung befand und auch dort aufräumen. Und damit die verräterischen Wachen nicht die Leute vorab in ihrem Versteck warnten, sollte Akkirah einen Vorsprung erhalten. Akkirah war nicht sonderlich begeistert, dass man sie da alleine hinschickte, aber sie sagte trotzdem zu, dass sie versuchen wolle die Bande dort zu zerschlagen. Akkirah bestand aber darauf, dass sie zuvor noch etwas schlafen würde. Sie würde dann im Morgengrauen aufbrechen. Laila nickte und Akkirah ging zurück in den Gasthof wo sie sich dann auch gleich in ihr Zimmer zum schlafen begab.

Am nächsten Morgen stand Akkirah zeitig auf. Zunächst kaufte sie sich von dem Gold, da sie als Belohnung für die Beseitigung von Sathris erhalten hatte neues Sattelzeug. Shadre suchte für sie das Beste zusammen, was er hatte und verkaufte es ihr weit unter dem Preis, den es eigentlich Wert war. Akkirah wollte das nicht annehmen, aber Shadre bestand darauf. Schließlich hatte sie ihm vor Saphir gerettet. Da war es nur recht und billig, wenn er ihr nun so helfen konnte. Akkirah bedankte sich bei ihm und dann machte sie Adelante fertig und schwang sich in den Sattel. Anuriel hatte ihr eine Beschreibung der Lage der Felsrinnenhöhle gegeben, Sie würde diese mit Glück am Abend erreichen, den sie lag noch weiter entfernt als wie Shores Stein. Mit dem neuen Sattel war das Reiten doch wesendlich angenehmer sowohl für Pferd als auch für Reiter. Akkirah und Adelante kamen flott vorwärts. So erreichten sie Shores Stein schon am Nachmittag. Akkirah ging zu Filnjar und sagte ihm sie würde wenn sie wieder zurück nach Rifton ritt, die Erzprobe für Elgrim mitnehmen. Er nickte und legte sie schon mal bereit. Sie hielt sich nur kurz in Shores Stein auf, um Adelante ein wenig verschnaufen zu lassen und um selbst etwas zu essen. Dann ging es auch schon weiter.

Bei Einbruch der Abenddämmerung erreichte sie ihren Zielort. Sie ließ Adelante in sicherer Entfernung zurück und schlich sich dann über die höher gelegenen Felsen an das Versteck an. Vor der Höhle war nur eine Wache zu sehen und in zwei Käfigen waren Kampfwölfe untergebracht. Mit einem gut gezielten Schuss erledigte Akkirah die Wache. Die Wölfe begannen wie wild zu heulen. Akkirah befürchtete sie würden die Banditen im Inneren der Höhle aufmerksam machen, also tötete sie sie mit zwei Pfeilen in ihren Käfigen. Dann näherte sie vorsichtig dem Eingang der Höhle. Draußen war niemand weiter. Also schlich sie hinein. Drinnen befand sich Nahe dem Eingang eine Wache. Die schien aber vor sich hin zu dösen, denn sie bemerkte Akkirah nicht. Das letzte was sie zu spüren bekam, war dann der Pfeil der ihr Herz durchbohrte. Lautlos schlich Akkirah weiter. Der schmale Gang endete in einer größeren Höhle. In der Mitte befand sich ein Gehege mit zwei Wölfen, die sich Gegenseitig bekämpften. Dadurch waren die beiden Besucher und der Wirt abgelenkt. Akkirah gelang es den beiden Besuchern, die auf den Sieg eines der Tiere wetteten, unbemerkt zu nähern. Der Wirt war hinter seinem Tresen beschäftigt und achtete nicht drauf was im vorderen Bereich der Höhle vor sich ging. So konnte Akkirah die beiden mit zwei schnellen Schlägen mit einem Knüppel, den sie neben einigen Fässern gefunden hatte niederschlagen. Die beiden kämpfenden Wölfe kümmerten sich nicht um sie. Der Dunklere der beiden war auch schon fast am Ende seiner Kräfte.

Akkirah fesselte und knebelte die beiden Männer, damit sie wenn sie aufwachten sie nicht verraten konnten, denn sie hatte gesehen das es noch einen Gang gab der weiter nach hinten führte. Und es war nicht zu erkennen ob sich dort noch weitere Leute rum trieben. Aber zunächst musste der Wirt ausgeschaltet werden, bevor er merkte, dass seine Gäste alles andere als gemütlich vor sich hin schlummerten. Der Wirt schien dabei zu sein, etwas von dem Skooma in kleine Flaschen zu füllen. Akkirah überlegte nicht lange, sie nahm ihren Bogen zur Hand und jagte ihm einen Pfeil in den Rücken. Als sie das getan hatte kam aber doch ihr Gewissen durch, war es richtig was sie hier tat? Hätte sie ihn nicht auch einfach niederschlagen und fesseln können? Sollten sich dann anschließend andere um ihn kümmern. Aber hatte der Wirt Skrupel gezeigt als er das Skooma an seine Gäste und andere Hehler verkaufte? Wahrscheinlich nicht. In diesem Bereich war nur noch einer der beiden Wölfe am Leben. Aber auch das helle Tier hatte heftige Wunden im Kampf davon getragen. Akkirah beschloss es lieber gleich zu erlösen. Als der Wolf zusammengebrochen war schlich sie den zusätzlichen Gang entlang. Er führte in eine etwas kleinere Höhle, in der sich anscheinend der Anführer häuslich eingerichtet hatte. Er trug eine Schwere Eisenrüstung, wie Akkirah aus der Ferne sehen konnte. Mit dem würde sie wohl ein paar Probleme bekommen. Mit Pfeilen würde sie nicht weit kommen, da die kaum durch die Rüstung dringen würden. Und warum mussten diese Kerle immer schwere Äxte als Waffen benutzen? Sie überlegte eine Weile dann nahm sie ihren Bogen und zielte auf das rechte Knie des Mannes. In diesem Bereich war die Rüstung nicht so stark. Überrascht schrie der Anführer auf. Trotz der Schmerzen ergriff er seine Axt und stürmte voller Wut auf Akkirah los. Es gelang ihr noch einen Zweiten Pfeil in das Bein zu jagen, dann ließ sie ihren Bogen fallen und ergriff ihr Schwert. Der zweite Pfeil schien die Bänder des Mannes erwischt zu haben denn er sackte kurz zusammen. Aber seine Wut ließ ihn sofort wieder hochkommen und weiter auf Akkirah zustürmen. Sie überlegte kurz und dann drehte sich um und lief kurz etwas den Gang zurück, um in die erste Höhle zu gelangen. Dort hatte sie mehr Ausweichmöglichkeiten als in dem schmalen Gang. Der Bandit folgte ihr wutschnaubend, allerdings recht langsam. In der großen Höhle blieb Akkirah dann stehen und wartet dass der Kerl auf sie losging. Er holte mit viel Schwung zu einem Schlag aus, der aber so berechnend war, das es für Akkirah kein Problem darstellte diesem auszuweichen. Das Ganze wieder holte sie noch zweimal ohne selbst anzugreifen. Beim dritten Mal sprang sie so zur Seite das sie aber mit ihrem Schwert die Kniekehle von dem anderen Bein des Mannes erwischte. Er stürzte und Akkirah stieß ihm ihr Schwert seitlich zwischen den Platten der Rüstung in den Leib. Der Mann starb auf der Stelle.

Akkirah musste nun erst mal verschnaufen. Dann fing sie an erst die Toten dann die Höhle zu durchsuchen. Sie nahm alles, was brauchbar war und sich verkaufen ließ mit. Für die beiden niedergeschlagenen Männern legte sie in einiger Entfernung ein Messer auf den Boden. Damit konnten sie sich selbst befreien wenn sie wieder zu sich kamen. Dann verließ Akkirah die Höhle. Zwischenzeitlich war die Nacht hereingebrochen. Akkirah pfiff nach Adelante. Es dauerte nicht lange, da kam die Stute angetrabt. Sie schwang sich in den Sattel und machte sich langsam auf den Rückweg. In Shores Stein hielt sie an. Sie nahm Adi den Sattel ab und legte sich in einen Schuppen zum Schlafen, denn sie wollte niemanden wecken.

Als Filnjar sie dort am Morgen fand schüttelte er nur den Kopf. Sie hätte ihn ruhig wecken können, dann hätte sie in einem anständigen Bett schlafen können. Bei nächsten Mal würde sie darauf zurückkommen versprach Akkirah. Nun wollte sie aber wieder zurück nach Rifton. Filnjar gab ihr noch die Erzprobe mit und etwas zu essen, dann machte sie sich auch schon wieder auf den Weg. Sie ließ sich diesmal etwas Zeit. Am späten Nachmittag kam sie dann in Rifton an. Sie versorgte Adelante selbst und ging dann in die Stadt. An den Ständen verkaufte sie die Dinge, die sie in der Höhle gefunden hatte und bekam so ein anständiges Sümmchen Gold zusammen.

Es war irgendwie komisch, vor ein paar Tagen wusste sie nicht, wo sie eine Septime herbekommen sollte und heute hatte sie plötzlich mehr als sie normal brauchen konnte. Das erste was sie in der Stadt tat, was die Erzprobe zu Elgrim und Hafjorg zu bringen. Die Frau des Alchemisten freute sich sehr, dass es so schnell geklappt hatte und gab Akkirah ein stattliches Sümmchen als Bezahlung. Akkirah hatte im vorbeigehen gesehen, das hinten im Haus von Healgas Herberge ein Fenster offen stand. Das wäre die Gelegenheit sich die Statur der Dibella unter den Nagel zu reißen und um Healga dazu zu bringen, ihre Abgabe an die Diebesgilde zu leisten. Sie stieg durch das Fenster ein und nahm sich die Statur. Niemand bemerkte sie dabei. Draußen versteckte sie sie in einem der Fässer in dem verwilderten Garten des leer stehenden Hauses nebenan. Dann ging sie durch die Vordertür ins Haus, um mit Healga zu reden. Sie sagte ihr, sie wäre im Auftrag von Brynjolf da, der von ihr wollte, dass sie die Schulden, die Healga bei ihm hätte, eintreiben würde. Bei dieser Formulierung würde hoffentlich niemand auf die Idee kommen, sie würde direkt zu Bande gehören, sondern nur einfach nur als Laufbursche dafür bezahlt worden sein, die Schulden einzutreiben. Erst sperrte sich Healga, doch dann sagte Akkirah ihr, man würde wenn sie nicht bezahlt, ihre Statur der Dibella einschmelzen lassen und so die ausstehende Summe zu erhalten. "Dazu müsst ihr sie erst mal bekommen. Im Hause ist immer jemand, also besteht kaum die Chance sie zu entwenden." "Seid ihr euch sicher das sie noch da ist wo sie hingehört? Mir wurde da etwas anderes mitgeteilt" Healga verließ ihren Platz hinter dem Tresen und ging in den Nebenraum. Was sie dort sah, beziehungsweise nicht sah, war zuviel für die Frau. Sie fiel vor Akkirah auf die Knie. "Nein, nicht Lady Dibella, ihr dürft ihr nichts tun. Sagt ihnen ich zahle das Gold. Warte hier ich hole es sofort." Akkirah atmete erleichtert auf. Es schien zu klappen und man schien sie nicht zu verdächtigen der Gilde anzugehören. Akkirah nahm das Gold von Healga entgegen und gab ihr einen Zettel. "Den soll ich euch geben, dort steht drauf wo ihr die Statur finden könnt." Dann verließ Akkirah die Herberge. Damit hätte der erste der drei Schuldner seine Pflicht getan.

Akkirah beschloss als nächstes die Jarl aufzusuchen um ihr mitzuteilen, dass die Skoomaquelle nun versiegt sei. Jarl Laila war mehr als erfreut as zu hören. "Damit habt ihr viel für Rifton getan. Ich würde euch gerne erlauben ein Haus in der Stadt zu kaufen, wenn ihr Interesse dran habt."
"Das würde ich sehr gerne machen", antwortete Akkirah, "aber ich fürchte meine Geldmittel reichen dafür nicht aus." "Wie viel habt ihr zur Verfügung? Das Haus um das es geht soll 8000 Septimen kosten."
"Das ist bei weitem mehr als ich habe. Zurzeit habe ich 2000 Septimen. Davon muß ich aber auch die Unterkunft in der Taverne zahlen."
"Ich mache euch einen Vorschlag. Ihr zahlt die 2000 an und dann gebe ich euch sechs Monate Zeit, den Rest aufzutreiben. Ihr könnt das Haus sofort beziehen. Und sobald ihr die komplette Summe bezahlt habt gehört das Haus euch."
Akkirah wusste nicht was sie sagen sollte. Das war ein überaus großzügiges Angebot. Sie überlegte nicht lange und sagte zu.
"Seht gut. Anuriel wird den Vertag aufsetzen. Kommt in einer Stunde mit dem gold wieder und wir schließen den Handel ab."

Akkirah bedankte sich bei der Jarl und verließ dann erst mal wieder die Festung Nebelschleier. Am liebsten wäre sie durch die Strassen gesprungen. Das war mehr als wie sie sich erträumt hatte. Nun hatte sie ein eigenes Haus, na ja fast, aber sie war glücklich. Sie drückte auf dem Markt den beiden Bettlern jeweils zwei Septimen in die Hand. Dann kaufte sie etwas Fleisch, Brot und Gemüse ein. Heute Abend würde sie sich selbst in ihrem neuen Heim etwas zu Essen machen. Als die Stunde fast um war lief sie zurück zur Festung. Anuriel hatte den Vertrag aufgesetzt. Feierlich unterschrieb ihn Akkirah und die Jarl, dann übergab Akkirah die Anzahlung und bekam den Schlüssel zum Haus überreicht. Noch einmal bedankte sich Akkirah herzlich, dann ging sie zu ihrem Haus.

Im Inneren ihres neuen Heims sah es arg dreckig und trostlos aus. Es würde sicherlich einiges an Zeit und auch Geld kosten um es richtig Wohnlich zu bekommen. Aber das war Akkirah egal. Sie mochte das Häuschen auch schon so wie es war. Sie öffnete die Tür die zum See und den Ställen führte. Besser konnte es doch nicht sein. So musste sie nicht immer durch das Stadttor gehen sondern konnte sofort die Stadt verlassen. Immerhin gab es ein Bett im Haus, das noch in Ordnung war. Nur die Decken mussten ausgetauscht werden. Sie überlegte kurz und beschloss dann noch mal Bersi aufzusuchen um ein paar Putzutensilien zu kaufen. Dann könnte sie noch heute mit dem Saubermachen anfangen. Gedacht, getan. Eine halbe Stunde später stand sie mit Besen bewaffnet im Haus und fegte erst mal die ganzen Spinnweben von den Wänden. Danach wurde der Boden gefegt. Dann reinigte sie den Herd und legte etwas Feuerholz hinein. Im Keller fand sie ein altes Kochgestell, das man noch nutzen konnte. Sie reinigte es und stellte es vor dem Herd auf. Es gab einen Tisch und zwei Stühle. Im Keller fand sie auch in einer Kiste noch etwas altes Geschirr und ein paar Töpfe. Damit ging sie hinunter zum See und säuberte sie erst mal. Es wurde schon dunkel, als sie mit den groben Arbeiten soweit fertig war. Sie nahm das Gemüse und zerkleinerte es und warf es in den Topf. Dann schnitt sie noch das Fleisch in schmale Streifen und tat es mit hinein. Das würde einen leckeren einfachen Eintopf ergeben. Als das Essen nach fast 2 Stunden fertig war nahm sie ihren Teller und ging hinaus auf die Terrasse. Sie setzte sich auf das Geländer und aß dort. Die Nacht war klar und man konnte die Sterne am Himmel funkeln sehen. Erst weit nach Mitternacht begab sich Akkirah ins Haus zum Schlafen.
 
Zeit in der Diebesgilde II

Als Akkirah am Morgen erwachte, musste sie sich erst mal orientieren, wo sie war. Dann fiel es ihr auch gleich wieder ein. Sie war nun stolze Hausbesitzerin. Jedenfalls fasst. Sie musste nur noch etwas Gold zusammenbekommen, um es komplett zu bezahlen. Sie stand auf und öffnete erst mal die Tür zur Terrasse. Die Sonne war Aufgegangen. Über dem See lagen aber noch Nebelschwaden. Trotzdem würde es ein schöner Tag werden. Als sie daran dachte was sie heute noch tun musste, wurde sie aber etwas traurig. Sie musste noch zwei Bewohnern der Stadt etwas Gold im Namen der Diebesgilde abnehmen. Aber erst mal war Frühstück angesagt. Mit etwas Essen im Magen würde die Welt sicherlich schon besser aussehen. Nach dem sie etwas Brot zu sich genommen hatte lief sie zu den Ställen um nach Adelante zu schauen. Shadre hatte ihren Stall schon fertig gemacht. So blieb Akkirah nichts weiter zu tun, als die Stute etwas zu putzen. Danach begab sie sich wieder nach oben.

Es war noch relativ zeitig als Akkirah dann beschloss zum Bienenstich hinüber zu gehen. Um diese Zeit war es noch recht leer. Die Meisten waren entweder bei ihrer Arbeit oder noch zu Hause und würden frühestens zum Mittagessen kommen. Keerava war scheinbar dabei die Zimmer oben wieder herzurichten. Das war die passende Gelegenheit etwas mit Talen-Jei ihrem Freund zu sprechen. Sie fing ein unverfängliches Gespräch an. Dabei erfuhr sie von dem Argonier einiges über die Bräuche der Brautwerbung unter Argoniern. Um einen passenden Ring für seine Auserwählte herstellen zu lassen benötigte er noch 3 makellose Amethyste. Akkirah beschloss für sich, sich nach solchen Steinen umzuschauen, in der Hoffnung die beiden würden ihr verzeihen was sie tun musste. Vorsichtig lenkte sie dann das Gespräch auf Brynjolf und seine Forderung. Talen-Jei sah sie sie unglücklich an.

"Ich möchte nicht das Keerava was passiert. Ich weiß wie stur sie sein kann und ich weiß, dass andere entsprechend reagieren könnten, wenn sie nicht tut was man von ihr verlangt. Das was ihr am wichtigsten ist, ist ihre Familie, die auf einem kleinen Hof in Morrowind lebt. Wenn ihr Keerava gegenüber die Familie erwähnt wird sie bezahlen. Aber bitte verratet ihr nicht, dass ich es euch gesagt habe."

"Ich danke euch Talen-Jei. Und ich verspreche euch, niemand anderes wird etwas erfahren, von dem was wir hier eben besprochen haben. Ich hoffe ihr glaubt mir das." Akkirahs Gesicht sah unglücklich aus. Sie ging dann schon mal zum Tresen hinüber um auf Keerava zu warten. Es dauerte nicht lange da kam sie auch schon.

"Es isst schön euch zu sehen. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, weil ihr letzte Nacht nicht da wart."

"Oh, das tut mir leid. Ich hatte vollkommen vergessen euch bescheid zu geben, das mir nun das Honigheim gehört. Die Jarl hat es mir überlassen. Hier ist übrigens der Zimmerschlüssel zurück. Ich brauche ihn nun nicht mehr. Ich möchte mich auch noch mal recht herzlich dafür bedanken, dass ihr mich hier so freundlich aufgenommen habt. Ich werde jederzeit euren Gasthof empfehlen, sollte jemand ein Zimmer in der Umgebung suchen." Dann schwieg Akkirah kurz. Keerava spürte, das etwas nicht stimmte.

"Ihr habt doch noch etwas auf den Herzen, das merke ich doch."

"Nun, ja. Brynjolf hat mich beauftragt, euch zu bitten ihm das fällige Gold zu geben."

"Nein, ich habe es ihm schon mehrfach gesagt, er bekommt von mir kein Gold."

"Er sagte, wenn ihr nicht bezahlt, würde er jemanden zu einem kleinen Hof in Morrowind schicken."

Keerava verlor sämtliche Farbe im Gesicht. "Ihr dürft ihnen nichts tun, bitte, ich werde alles machen, was ihr verlangt. Warte einen Augenblick", sie bückte sich und kramte unter dem Tresen herum und reichte Akkirah dann einen kleinen Beutel mit dem Gold." Hier ist das Gold, aber bitte lasst meine Familie in Ruhe."

"Ich verspreche euch, das Brynjolf ihnen nichts tun wird."

"Danke, aber jetzt ist es besser ihr geht, ich möchte alleine sein."

Akkirah nickte und verschwand. Puh, das war besser gelaufen als sie befürchtet hatte. Nun blieb nur noch Bersi. Sie beschloss ihm am Nachmittag einen Besuch abzustatten. Über Mittag wollte sie anfangen ihren Keller auf Fordermann zu bringen. Als sie dann am Nachmittag Bersis Laden aufsuchte war sie erstaunt. Er schien schon auf sie gewartet zu haben. "Bitte, hier, nehmt das Gold, und bringt es Brynjolf. Ich verspreche euch von nun an immer Pünktlich meinen Pflichten nachzukommen."

Akkirah nickte freundlich. "Ich danke euch und werde es Brynjolf ausrichten. Ich hoffe ich darf trotzdem zu euch zum Einkaufen kommen. Ich werde demnächst wohl ein paar größere Anschaffungen machen, und das würde ich gerne bei euch machen. Ich habe das Honigheim gekauft."

"Ihr seid immer willkommen, wenn ihr nicht gerade im Auftrag von Brynjolf unterwegs seid. Und herzlichen Glückwunsch zum Erwerb des Hauses. Es ist schön endlich wieder Nachbarn zu haben."
"Nochmals Danke. Nun sollte ich aber gehen. Ich wünsche noch einen angenehmen Nachmittag."

Akkirah drehte sich um und verließ den Laden. Sie überlegte was sie als nächstes tun sollte. Hinunter in den Rattenweg zu gehen, dafür war es noch zu früh, die Gefahr gesehen zu werden, war zu groß. Also beschloss sie noch einen Ausritt zu machen. Sie ging zunächst nach Hause, um ihre Waffen zu holen. Draußen in der Wildnis war es besser, wenn man nicht unbewaffnet war, auch wenn man zu Pferd war. Sie blieb 3 Stunden im Gelände und kehrte dann zurück. Sie machte sich den Rest vom gestrigen Eintopf warm und aß ihn wieder auf der Terrasse. Als die Dunkelheit hereinbrach machte sie sich auf den Weg zum Rattenweg. Brynjolf saß mit Delvin an einem Tisch, als Akkirah zu ihnen trat. Brynjolfs Augen blitzten kurz vor stolz auf. Ihm war schon zu Ohren gekommen, dass es Akkirah gelungen war, das Gold einzutreiben.

"Ihr habt gute Arbeit geleistet, Mädchen. Ich bin stolz auf euch. Zumal ihr es scheinbar so geschickt gedreht habt, das niemand auf die Idee gekommen ist, ihr würdet direkt zu uns gehören. Das gefällt mir." Er sah sie mit seinen grünen Augen an.

Akkirah wurde ungewollt rot unter dem Blick. Dann reichte sie ihm die drei Beutel mit dem Gold rüber.
"Kommt, ich möchte euch unserem Gilden Meister vorstellen. Er ist schon ganz gespannt auf euch, genau wie die anderen, die ihr bisher noch nicht kennen gelernt habt."

Akkirah wollte ihm gerade sagen, das sie nicht vorhatte der Gilde endgültig beizutreten, aber er ließ ihr keine Chance etwas zu erwidern. Er war schneller und fasste sie am Arm um sie mit sich zu ziehen. Wieder einmal überfiel ein panikartiges Gefühl Akkirah und sie riss sich los und zog instinktiv ihr Messer und ging in eine Abwehrhaltung. Brynjolf ließ sie los und trat einen Schritt zurück. Er sah ihren panischen Blick und er begann zu ahnen, dass ihr mal etwas Schlimmes widerfahren sein musste.

"Ganz ruhig Mädchen, ich fasse euch nicht wieder an. Das verspreche ich euch." Er sah sie beruhigend an. "Bitte, folgt mir. Niemand wird euch etwas tun. Ihr habt mein Wort darauf."

Akkirah beruhigte sich wieder. Sie vertraute Brynjolf irgendwie, sie konnte nicht sagen warum, es war einfach so. Sie nickte nur zaghaft und dann folgte sie Brynjolf. Vex, Vekkel und Delvin hatten die Reaktion von Akkirah mitbekommen, aber sagten nichts weiter dazu. Brynjolf führte sie zu einer Nische in der ein Schrank stand. Hier schien es nicht weiterzugehen. Aber dann betätigte Brynjolf einen versteckten Schalter und sowohl die Vordertüren als auch die Rückwand des Schranks öffneten sich. Da hinter ging der Gang weiter und führte einerseits zu einem Raum mit ein paar Betten und einem kurzen Gang, an dessen Ende eine Tür war.

"Euch sollte klar sein, das ihr alles was ihr hier nun seht, für euch zu behalten habt. Ansonsten werdet ihr nicht lange leben"

Akkirah nickte nur. Dann betraten sie gemeinsam eine große Zisterne. Hinter der Tür befand sich eine riesige Zisterne, die dem Raum auch ihren Namen gab. Über dem Wasser in der Mitte führten vier brückenartige Gebilde aus Stein, die in der Mitte kreisförmige Plattform bildeten. An jedem Ende jeder dieser Stege war ein Gang zu finden, der in andere Bereiche zu führen schien. Bei diesen Gängen standen die Betten der anderen Mitglieder der Diebesgilde. Außer bei dem ihnen gegenüber. Da stand ein Schreibtisch über den sich ein Mann beugte. Als Brynjolf und Akkirah die Zisterne betraten, sah der Mann auf und kam ihnen entgegen. Auf der runden Plattform kamen sie zusammen.

"Mercer, dass ist das Mädchen, von dem ich euch erzählt habe."

Der Mann musterte sie gründlich von oben bis unten. Akkirah mochte ihn auf Anhieb nicht. Irgendwas an ihm war ihr unheimlich. Sie hoffte, dass niemand ihre Abneigung bemerkte. Brynjolf schien ihm zu vertrauen, und Akkirah wiederum vertraute Brynjolf.

"Bryn hat nur in höchsten Tönen von euch geschwärmt. Also scheint ihr zu etwas zu gebrauchen zu sein. Ich glaube ich habe auch schon eine passende neue Aufgabe für euch."

Akkirah glaubte ganz kurz etwas Hinterhältiges in seinen Augen aufblitzen zu sehen. Brynjolf bemerkte es nicht. Oder bildete sie sich das nur ein, weil sie ihn nicht mochte? Dann sah Mercer Brynjolf an. "Wenn sie so gut ist, wie ihr sagt, sollte es kein Problem sein, sie nach Gut..." weiter kam er nicht, denn Brynjolf unterbrach ihn.

"Nein, nicht Goldenglanz, soweit ist sie dann doch noch nicht. Ihr wisst, dass selbst unsere Vex daran bisher gescheitert ist." Akkirah spürte das Unbehagen und die Angst die Brynjolf überkam, als Mercer ihr diese Aufgabe zuwies.

"Dann ist es doch genau das richtige für euer Mädchen, zu zeigen was in ihr steckt."
Brynjolf wollte noch mal widersprechen, aber Akkirah kam ihm zuvor. Mercer wollte sie hier nicht, das spürte sie. Sie legte ihre Hand auf Brynjolfs Arm um ihn zu beruhigen.

"Um was geht es überhaupt? Solange ich das nicht weiß, kann ich auch nicht sagen, ob ich es schaffen kann oder nicht."

"Nein Mädchen, das ist nichts für euch." Brynjolf wandte sich an Mercer. "Sie wird das nicht machen. Das lasse ich nicht zu. Nicht zu diesem Zeitpunkt, wo sie noch zu lernen hat."

"Ja was denn nun? Ist sie gut und für uns von Wert? Ihr hätte sie doch nicht zu mir gebracht, wenn dem nicht so wäre." Brynjolf senkte den Kopf und sagte nicht weiter. "Also, dann wird sie gehen und damit zeigen was sie kann." Dann wandte sich Mercer Frey an Akkirah.

"Brynjolf wird euch in die Einzelheiten einweihen. Wenn ihr die benötigten Informationen beschaffen könnt, dann gehört ihr zu uns. Und merkt euch gut, niemand darf von diesem Ort erfahren."

Akkirah nickte nur. Dann drehte sich Mercer um und ging zurück zu seinem Schreibtisch.

Das Lächeln von Brynjolfs Gesicht war verschwunden. "Kommt, Mädchen wir gehen zurück in die Zersplitterte Flasche. Dann erkläre ich euch um was es geht."
Innerlich kochte Brynjolf vor Wut. Was sollte das eben? Noch nie wurde ein Anwärter zu so einer schweren Prüfung geschickt. Und nun musste ausgerechnet dieses Mädchen die gefährliche Aufgabe bewältigen. Es war so lange her, das sie jemand Neuen gefunden hatten, der es dann auch noch geschafft hatte sie in der Zersplitterten Flaschen aufzusuchen. Eigentlich hätte Mercer nur noch ihre Aufnahme bestätigen sollen, aber nein, er schickte sie zu einem Himmelfahrtskommando. Als sie beide wieder in der zersplitterten Flasche waren setzten sie sich an einen der Tische. Nur Vekkel und Tonilia waren anwesend Tonilia saß am Tresen. Sie grüßte Akkirah lächelnd.

"Bring uns zwei Met, Vekkel", Brynjolf Ton war schärfer als Vekkel es von ihm gewohnt war.
"Für mich bitte keines. Aber wenn ihr etwas Wasser hättet", ließ sich Akkirah vernehmen. Sie wollte einen klaren Kopf behalten und Met wäre sicherlich jetzt nicht dafür geeignet.

Nachdem Vekkel die Getränke gebracht hatte, begann Brynjolf Akkirah zu erklären, was es mit Gut Goldenglanz auf sich hatte. Das Gut lieferte den Honig für den Met von Maven Schwarzdorn. Nun hatte der Besitzer, Avingol, aber seine Liefrungen eingestellt, weil er einen neuen Kunden hatte. Das wollte sich Maven, die sehr gute Beziehungen zur Diebesgilde hatte, nicht gefallen lassen und hatte daher Mercer Frey beauftragt herauszufinden, an wen die Lieferungen nun gehen würden. Vex hatte versucht in das Gut einzudringen. Aber Avingol hatte die Stadtwachen, die das Gut bis dahin geschützt hatten, gegen schwer bewaffnete Söldner ausgetauscht und obendrein die Anzahl verdreifacht. Nur mit knapper Not war Vex entkommen. Seitdem hatte noch keiner wieder einen Versuch gemacht, sich dem gut zu nähern.

"Bitte versucht es nicht erst, Mädchen. Es ist zu gefährlich für euch."

Er sah ihr fest in die Augen. Akkirah erwiderte den Blick. ‚Verdammt, noch mal', dachte sie. ‚er hat Recht, das ist nichts für mich. Ich wollte ja eh nicht hier weiter machen. Das wäre also die beste Gelegenheit mich zu verabschieden und niemand könnte es mir verübeln.'

"Ihr glaubt also, ich schaffe es nicht, Brynjolf", das war nicht das was sie sagen wollte. Sie wusste nicht wieso ihr diese Worte über die Lippen kamen.

"Ich weiß es nicht, aber ich mache mir Sorgen um euch. Ich möchte nicht dass euch etwas geschieht. Ihr könnt noch so viel erreichen, aber es muß nicht mit Goldenglanz anfangen."

"Und damit Mercer bestätigen, dass ich nicht so gut bin, wie ihr behauptet habt?"

"Er wird seine Meinung schon ändern, wenn ihr andere Aufträge gut erledigt habt."

Akkirah stand auf. "Es ist Zeit das ich gehe. Ich werde ein paar Tage darüber nachdenken und dann entscheide ich mich, was ich mache. Ich hoffe, das ist in eurem Sinne."

Brynjolf lächelte. "In Ordnung."

"Achja, was ist eigentlich mit meiner Bezahlung wegen dem Geldeintreiben?"

Brynjolf fing an zu lachen. "So mag ich euch, Mädchen. Ihr vergesst nichts." Er zog seinen Beutel mit Gold hervor, dann zählte er 100 Septime ab und gab sie Akkirah. Sie bedankte sich und machte sich dann auf den Weg nach Hause.

Es war am Abend zuvor doch später geworden als sie dachte, als sie nach Hause gekommen war. Da sie am Morgen aber niemand hetzte, schlief sie aus. Nachdem sie aufgestanden war ging sie erst mal zum Markt um etwas einzukaufen. Bei Marisa bekam sie alles was sie brauchte. Nachdem sie alles nach Hause gebracht hatte und etwas Brot gegessen hatte nahm sie ihre Waffen und ging zu den Ställen hinunter. Sie wollte sich mal vom Seeufer aus das Gut Goldenglanz anschauen, das auf zwei Insel im See vor der Stadt lag. Sie sprach mit dem Stallbesitzer und handelte einen günstigeren Preis für die Unterkunft von Adelante aus. Dafür bezahlte sie dann auch gleich für den ganzen Monat im Voraus. Anschließend sattelte sie die Stute und ritt gemütlich mit ihr los.

Als sie am Schönwetter Hof ankam beschloss Akkirah ein paar Möhren für Adelante zu kaufen. Sie steckte sie aber erst mal in die Satteltaschen, bis auf eine die das Tier sofort bekam. Der Dunkelelf Dravin, dem der Hof gehörte erzählte ihr, nachdem sie bei seiner Frau eingekauft hatte, dass ihm ein paar Diebe seinen Bogen entwendet hatten. Sie würden irgendwo im Rattenweg leben. Akkirah versprach ihm, solle sie mal dorthin kommen, zu schauen, ob sie ihn dort finden würde. Dann schwang sie sich wieder in den Sattel.

Ein Stunde später fand sie einen guten Platz auf einer kleinen Halbinsel, die in den See ragte und teilweise mit dichten Büschen und Bäumen bewachsen war, um Gut Goldenglanz zu beobachten. Akkirah sattelte Adelante ab. Sie nahm etwas Brot aus der Satteltasche, setzte sich unter einem Baum und machte es sich gemütlich. Sie zählte auf der Insel, auf der das Hauptgebäude des Guts stand, 4 Wachen die auf der Insel ihre Runden drehten. Auf dem Steg der zu der kleinen Insel mit den Bienenstöcken führte, lief auch noch mal ein Söldner herum. Vier der Wachen auf der Insel beobachten hauptsächlich die Seite, wo die Brücke war, die auf die Insel führte. Zwei waren auf der ihr zugewandten Seite.

Auf dieser Seite war das Ufer recht steil. Nur im Bereich, wo der Übergang zu anderen Insel war, konnte man vom Wasser aus die Insel betreten. Akkirah beschloss bis zum Abend zu bleiben, damit sie sehen konnte, wie sehr die Insel nachts beleuchtet war. Am sichersten wäre es im Nebel die Insel zu betreten, dann würde sie zwar auch größere Probleme haben, die Söldner zu sehen, aber die würden sie genauso wenig bemerkten. Vielleicht sollte sie noch mal mit Vex sprechen, die ja schon versucht hatte in das Gut einzudringen. Möglicherweise hätte sie noch den einen oder anderen Tipp. Sie beschloss am nächsten Vormittag die zersplitterte Flasche aufzusuchen. Dann wäre Brynjolf auf dem Markt beschäftigt und würde nicht versuchen ihr es auszureden, den Einbruch zu machen. Wieder dachte sie darüber nach warum sie es überhaupt tun wollte. Niemand zwang sie dazu. Irgendwie hatte sie die Art von Mercer verärgert, wie er sie für unfähig erklärte. Wenn auch gut verpackt. Wobei ihr das doch egal sein konnte. Sie konnte den Kerl eh nicht leiden und es war ihr egal, was er von ihr dachte. Trotzdem fühlte sie sich in ihrem Stolz verletzt. Sie wollte es nun für sich wissen, zu was sie fähig war.

Zwischenzeitlich gab es auf der Insel einen Wachwechsel. Es war früher Nachmittag. Akkirah vermutete, dass die Wachen in drei Schichten eingeteilt waren. Ein Teil der Wachen verließ die Insel. Wahrscheinlich um in die Stadt zu gehen und dort den einen oder anderen Met zu trinken. Es war sonst ruhig auf den beiden Inseln. Akkirah beschloss sich etwas die Beine zu vertreten. Sie hatte sehen, dass auf der Halbinsel ein paar seltene Pflanzen wuchsen. Elgrim würde sich sicherlich darüber freuen. Und ihr Geldbeutel auch. Sie hatte in der Nähe der Insel mit den Bienenstöcken noch eine kleine Insel gesehen, auf der nur ein paar Büsche standen und die sehr dich an der anderen dran war. Von hier aus könnte sie mit ihrem Bogen zwei oder drei Brandpfeile unbemerkt auf die Bienenstöcke abfeuern, um für Ablenkung zu sorgen. Als die Dämmerung her ein brach, aß Akkirah die Reste von dem Brot, das sie mitgenommen hatte. Adelante hatte sich in der Zwischenzeit den Großteil vom dem Gras einverleibt. Nun stand sie dösend in der Nähe von Akkirah. Am Himmel zogen ein paar Wolken auf. Akkirah hoffte, dass es nicht anfing zu regnen und sie so nicht weiter beobachten konnte, was sich auf der Insel tat. Sie hatte Glück. Es blieb trocken und so konnte sie noch den nächsten Wachwechsel miterleben. Es war wie sie vermutet hatte. Es tauchten wieder neue Gesichter auf, sofern sie das aus der Entfernung erkennen konnte. Sie beschloss dass sie genug gesehen hatte. Sie hatte ja auch noch einen längeren Rückweg vor sich. So war es dann fast Mitternacht, als Akkirah Adelante so leise wie möglich in den Stall stellte.

Am folgenden Morgen brachte sie zunächst einmal Elgrim die Kräuter. Besonders über die beiden Nirnwurzpflanzen die sie gefunden hatte freute er sich, da diese wirklich sehr selten waren. Akkirah brachte zunächst das Gold, das sie von Elgrim erhalten hatte in ihr Haus. Sie hatte im Keller dafür ein kleines Versteck angelegt. Man wusste ja nie. Danach machte sie sich auf den Weg zu zersplitterten Flaschen. Sie ging gleich nach unten auf die Stege am Kanal. Sie als sie dort entlang ging konnte sie die Stimmen der Händler hören, die versuchten ihre Waren anzupreisen. Brynjolfs Stimme war auch dabei, wie Akkirah erleichtert feststellte. Im Hintergrund hörte man wie Balimund am Schmieden war. Akkirah gelang ungesehen zum Eingang des Rattenwegs. Sie nahm den kürzesten Weg zur zersplitterten Flasche. Ihren Bogen hielt sie sicherheitshalber Schussbereit in der Hand. Auch ihr Schwert hatte sie dabei. Erst als sie die Taverne unter der Stadt erreicht hatte steckte sie den Bogen auf den Rücken.

Heuler stand wie meist am Zugang zur Taverne. Er grüßte sie wie gewohnt etwas ungehalten zurück. Das schien aber wohl seine Art zu sein. Delvin stritt sich gerade mit Tonilia über den Preis von einem Gegenstand, der ihm in die Hände geraten war und den er ihr verkaufen wollte. Vekkel war am Fegen und Vex saß alleine am Tresen. Akkirah gesellte sich zu ihr, nachdem sie die anderen drei begrüßt hatte. "Bryn ist nicht da, sollte ihr ihn suchen", meinte Vex zu ihr.

"Ich weiß, ich habe ihn auf dem Markt gehört. Ich wollte auch nicht zu ihm, sondern mit euch sprechen."

Vex zog ihre Augenbrauen hoch. "Was kann ich für euch tun? Seid ihr auf der Suche nach Arbeit?"

"Nein, ich bräuchte ein paar Informationen. Über gut Goldenglanz."

Vex stieß einen Pfiff aus. "Wir haben schon gehört, das Mercer euch dorthin schickt. Aber Bryn hat es abgelehnt, das ihr geht. Was auch vernünftig ist. Es sind dort zu viele Wachen. Und das sind dann auch noch Söldner, die keine Gefangenen machen, sondern einen gleich erschlagen." Sie machte eine kurze Pause und musterte Akkirah, bevor sie weitersprach. "Ihr habt doch nicht ernsthaft vor dort rein zugehen?"

"Ich ziehe es in Erwägung, aber dazu bräuchte ich noch ein paar Details, die man aus der Ferne nicht erkennen konnte."

Akkirah stellte Vex einen Haufen Fragen über das was Vex dort hatte sehen können. Diese beantwortete ihr alles, so gut sie konnte. Als sie zu Ende war sagte Vex noch mal eindringlich. "Geht dort nicht hin, Akki, Bryn wird euch den Kopf abreißen, wenn er davon erfährt."

"Ich habe nicht vor ihn davon in Kenntnis zu setzten. Und ich hoffe ihr werdet auch schweigen. Danke noch mal für die Auskünfte. Ich hoffe ich kann mich dafür mal revangieren."

"Das könnt ihr, indem ihr vergesst, was ich euch erzählt habe und nicht geht."

"Ich denke drüber nach. Aber nun muss ich los. Ich wollte noch ein wenig mein Pferd bewegen."

Dann drehte sich Akkirah um und verließ die Zersplitterte Flasche.
 
8. Gut Goldenglanz

Als Brynjolf zurück in die Zersplitterte Flasche kam, nachdem er den ganzen Tag auf dem Marktplatz war, fragte er Vekkel, ob seine Informationsquellen etwas von Akkirah gehört hatten. Er hatte sie heute den ganzen Tag nicht gesehen. Sonst ging sie morgens ja immer kurz einkaufen. Heute war sie aber nicht da gewesen. Er wusste, das sie ihm keine Rechenschaft über ihr tun schuldig war, aber er hätte schon gerne gewusst was sie tat. Er trug die Verantwortung für sie, wie er es schon bei vielen anderen Neulingen getan hatte. Er dachte an Rune und Saphir, die die Letzten waren, die zur Gilde gestoßen waren und für die er damals immer da war, wenn sie Hilfe brauchten. In den letzten zwei Jahren hatte es niemand mehr geschafft oder gewollt, bis zur Zersplitterten Flasche vorzudringen, um ihnen beizutreten. Aber bei dem Mädchen war da noch etwas anderes, musste er sich eingestehen. Sie hatte etwas tief in ihm geweckt, das er so noch nie gefühlt hatte. Er konnte sich nicht dagegen wehren. Es war einfach passiert. Er schalt sich einen Narren. Er war einundvierzig und sie vielleicht gerade mal zwanzig.

Vekkel teilte ihm mit, das Akkirah am Vormittag hier unten gewesen war und mit Vex gesprochen hatte. Brynjolfs Gesicht verfinsterte sich etwas. Was konnte sie schon Vex gewollt haben, als wie Informationen über Goldenglanz? Er schalt sich wieder einen Narren. Er hätte ihr nichts davon erzählen sollen, das Vex möglicherweise mehr wusste. Er ging hinüber zu der Diebin, die bei Tonilia sah.

"Was sollte das Mädchen von euch?"

"Na was denkt ihr wohl?"

Als sie den finsteren Blick von Brynjolf sah gab sie nähere Auskunft, über ihr Gespräch.

"Glaubt mit, Bryn, ich habe versucht sie davon abzubringen und hoffe es ist mir gelungen. Sie wollte jedenfalls in Ruhe darüber nachdenken und hat sich wohl ihr Pferd geschnappt und ist ausgeritten", beendete sie ihre Erzählung. Sie wusste, er machte sich immer Sorgen um neue Schützlinge.

Brynjolf dankte ihr für die Auskunft. Er ließ sich etwas zu Essen von Vekkel geben. Als er das Essen verspeist hatte beschloss er, seinem alten Freund Hofgir, den Stallbesitzer, einen Besuch abzustatten. So würde er ja sehen, ob das Mädchen schon zurück war und wenn nicht, wäre es so recht unauffällig, auf sie zu warten. Als Jugendliche hatte sie oft gemeinsam, den Bewohnern von Rifton den einen oder anderen Streich gespielt. Ab und an tranken sie noch heute gemeinsam die ein oder andere Flasche Met und sprachen über alte Zeiten. Hofgir wusste, das Brynjolf zur Diebesgilde gehörte, was ihn aber nicht weiter störte.

Brynjolf verließ die Zersplitterte Flasche durch einen der Geheimgänge, der durch einen schmalen Spalt in den Felsen Nahe der Ställe von Rifton endetet. Von außen war der Spalt nicht zu erkennen, da er von dickem Hängemoos verdeckt wurde. Dazu standen noch ein paar dichte Büsche davor. Es war dunkel, als er durch den Spalt ins Freie trat. Und was er dann sah entsetzte ihn. Er konnte in der Ferne ein Feuer bei Gut Goldenglanz sehen. Scheinbar brannten einige der Bienenstöcke. Was war der Grund für den Ausbruch des Feuers? Er ahnte böses. Sie hatte es getan, um die Wache von Haupthaus abzulenken, damit sie hinein konnte.

Dumm war sie nicht musste er zugeben. Er war hin und her gerissen, was er tun sollte. Seinen Plan nachgehen und Hofgir besuchen, oder zur Insel rüber schwimmen, um ihr notfalls beizustehen? Aber er wusste ja nicht, ob sie wirklich dahinter steckte. Möglicherweise gab es auch eine andere Ursache für das Feuer. Brynjolf entschied sich für den Besuch von seinem alten Freund.

Akkirah war, nachdem sie die zersplitterte Flasche verlassen hatte, nach Hause gegangen und hatte ihren Rucksack gepackt. Darin waren unter anderem mit Wachs getränkte Tücher, die, wenn man sie mehrfach um einen Gegenstand wickelt, Wasser davon fernhalten sollten. Eine andere Möglichkeit sah sie nicht, um die gesuchten Papiere trocken zurück zu bringen. Dazu noch ein kleines Fläschchen mit einer lange brennbaren Flüssigkeit, wenn man einen Gegenstand damit einstrich. Zu essen packte sie auch noch etwas ein. Sie hatte noch etwas kaltes gebratenes Fleisch. Dann ging sie hinunter zu den Ställen und sattelte Adelante und ritt davon.

Sie hatte ca. 2 Stunden entfernt ein kleines Tal entdeckt, wo sie den Rest des Tages ungestört verbringen konnte. Sie nahm ein paar ihrer Pfeile und entfernte davon die Eisenspitzen und Federn. Dann begann sie zu üben, mit diesen nun nicht mehr ausbalancierten Pfeilen einen Stofffetzen zu treffen, den sie an einen Busch gebunden hatte. Es bedurfte einiges an Übung, um das hinzubekommen. Als Kind hatte sie so oft geübt, denn ihre Mutter wollte nicht, dass sie mit echten Pfeilen rumspielte. Nach und nach vergrößerte sie die Entfernung. Als sie mit dem Ergebnis zufrieden war, stellte sie die Übungen sein. Es war Nachmittag geworden. Zeit etwas zu essen und sich noch ein wenig hinzulegen. Sie hoffte hier nicht überrascht zu werden. Als es anfing zu dämmern stand sie auf und ritt zu der kleinen Halbinsel, wo sie den Tag zuvor verbracht hatte. Sie ließ Adelante gesattelt, für den Fall, das sie in der Nacht schnell verschwinden musste, weil man sie entdeckt hatte. Nur die Zügel nahm sie ab und packte sie in die Satteltasche, damit sich das Tier darin nicht verfangen konnte.

Dann schwamm sie zu der ganz kleinen Insel hinüber, die Nahe der Insel mit den Bienenstöcken war. Sie wollte ein paar der Bienenstöcke in Brand stecken, um die Wachen vom Haus abzulenken und hoffte der Plan würde aufgehen. Dafür waren die Pfeile ohne Spitzen gedacht. Niemand sollte erkennen wie der Brand gelegt wurde und die Pfeilspitzen hätten es verraten. Das Holz der Pfeile würde einfach verbrennen und dann gab es keine Beweise mehr. Als sie die kleine Insel erreicht hatte tunkte sie die Pfeile in die brennbare Flüssigkeit. Sie wartete bis die Wache auf dem Steg zwischen den beiden Insel auf der Seite mit dem Haus war. Dann zündete sie einen Pfeil mit ihren Feuersteinen an. Als die kleine Flamme leicht loderte nahm sie noch zwei weitere Pfeile und entzündetet sie an dem Ersten. Ihren Bogen hatte sie griffbereit neben sich gelegt. Als die drei Pfeile gleichmäßig mit einer kleinen kaum sichtbaren Flamme brannte, nahm sie 2 in den Mund zum Halten und den ersten jagte sie zu die Bienenstöcken. Sie hoffte mindestens einen zu treffen. Sie konnte in der Dunkelheit nicht erkennen, wo sie sich befanden. Sie hatte glück. Von den dreien trafen zwei in ihre Ziele. Zunächst glimmt nur eine ganz kleine Flamme an den beiden getroffenen Bienenstöcke auf, aber schnell wurde diese größer.

Akkirah hatte sich sogleich ins Wasser gleiten lassen. Sie tauschte ab und hofft die Richtung beizubehalten. Sie hatte sich zuvor eine Stelle ausgeschaut, wo sie an Ufer gehen wollte. Von dort wollte sie sich weiter zur Vordertür schleichen. Ihr Plan schien aufzugehen. Als die Flammen größer aufloderten liefen die Wachen Richtung Feuer. Drei versuchten dichter ran zukommen, um die Flammen zu löschen. Dabei wurden sie von den in Panik geratenen Bienen angegriffen. Die Schmerzensschreie der Männer halten weit durch die Gegend. Akkirah konnte von im Schatten neben dem Haus erkennen wie weitere Männer das Haus verließen. Sie nutzte die Verwirrung um hineinzukommen. Mit einem Dietrich ging es fix, die Vordertür zu öffnen. Sie schüttelte den Kopf als sie das Haus betrat. Sie hätte eine Wache abgestellt die die Vordertür im Auge behielt. Aber gut für sie das es nicht der Fall war. Vex hatte ihr gesagt, das sich im oberen Bereich die Räumlichkeiten des Besitzer sowie ein Teil der Unterkünfte der Söldner befanden. Entweder bewahrte der Eigentümer seine wichtigen Dinge in seinem eigenen Gemächern auf, oder unten im Kellergeschoss.

Akkirah beschloss zunächst nah oben zu schleichen. Noch waren die Meisten durch das Feuer abgelenkt. Eine bessere Gelegenheit würde es nicht wieder geben. Der Zugang zu den oberen Stockwerken war nicht einfach zu finden. Hätte Vex ihr nicht gesagt, wie man dahin kommen konnte, wäre sie stundenlang durch die Gänge und Zimmer im unteren Bereich geirrt. Durch ein Esszimmer gelangte sie zu der Treppe die nach oben führte. In die andere Richtung des Gangs, am Ende vom Esszimmer war der Zugang zum Keller. Er war durch eine Gittertür gesichert. In dem Gang der daran vorbeiführte hörte Akkirah Schritte. Dort schien jemand zu patrouillieren. Sie hoffte er würde nicht um die Ecke herum kommen und hielt die Luft an. Tat er auch nicht. Als er zur Ecke kam drehte er sich anscheinend wieder um. Sie hörte es an den Schritten, die sich leise wieder entfernten. Akkirah atmete erleichtert auf. Dann schlich sie die Treppe hoch. Im ersten Raum war nichts Besonderes zu finden.

Von dem Gang der dann kam ging eine Tür in ein Zimmer der Söldner ab. Akkirah warf einen Blick hinein. Niemand befand sich darin und der Raum hatte auf der anderen Seite noch einen Ausgang. Akkirah schlich durch den Raum damit kürzte sie den Gang der außen herum führte ab. Und der Mann der an der Ecke stand sah sie nicht. Akkirah schlich an ihn heran und schlug ihn nieder. Sie fing ihn ab, damit er beim Hinfallen nicht zuviel Lärm machte und andere auf sie aufmerksam machte. Sie hatte etwas Seil und ein paar weitere Stofffetzen dabei um in Notfällen einige Männer Fesseln und Knebeln zu können. Als sie fertig war schlich sie weiter den Gang entlang. Aus einem Zimmer hörte sie Stimmen, die sich unterhielten. Die Tür war angelehnt, aber die Männer in dem Raum schauten woanders hin. So gelang Akkirah zu den Gemächern von dem Hausherrn vor. Dieser lag in seinem Bett und schlief tief und fest.

Akkirah sah einen Becher mit Tee und eine kleines Fläschchen daneben. Er schien Schlafmittel zu nehmen, um schlafen zu können, vermutete Akkirah. Trotzdem bewegte sich Akkirah in dem Raum so leise wie sie nur konnte. Sie durchsuchte jeden Schrank und jede Schublade. Aber das was sie suchte, fand sie nicht. Nur ein kleiner Zettel lag auf dem Nachttisch auf dem vier Zahlen standen. Sie steckte ihn spontan ein. Also musste sie wohl oder übel in den Keller. Auf dem Weg den sie zu den Räumen von Avingol gekommen war schlich sie zurück. Die Männer in dem Zimmer, hatten angefangen sich zu streiten. Akkirah beeilte sich an dem Raum vorbei zukommen und nach unten zu gelangen.

Akkirah löschte die Fackel, die sich am unteren Ende der Treppe befand. So würde man sie schwerer bemerken. Sie hörte wieder wie die Wache sich der Ecke des Gangs näherte. Akkirah hoffte das die Gittertür nicht verschlossen war. Als die Schritte sich wieder entfernten schlich Akkirah so schnell und leise sie konnte zu der Gittertür. Sie hatte Glück. Die Tür war nicht verschlossen. Sie hoffte auch, dass die die Tür nicht in den Angeln quietschen würde. Sonderlich vertrauen erweckend sahen die Scharniere nämlich nicht gerade aus. Wieder hatte sie Glück. Als sie die Tür passiert und wieder hinter sich geschlossen hatte flitzte sie sofort die Treppe hinab. Hier musste sie erst mal ein paar Minuten verschnaufen, bevor sie weiterging. Sie stieß ein Dankgebet an Talos aus.

Der Keller war auch wieder ein Gewirr von verschieden Räumen und Regalen. Hinter zwei der Regale hörte sie Stimmen. Sie beschloss in die andere Richtung zu gehen. Sie kam zu einem Gang, der ziemlich nass war. Am Ende saß an einem Tisch ein Mann der eine Tür bewachte. Er schien die Tür zu beobachten. Damit hatte sie keine Chance ungesehen dahin zu kommen. Also musste auch der Mann ins Reich der Träume geschickt werden. Wieder zog sie den Knüppel, den sie zusätzlich zu ihrem Schwert mitgenommen hatte hervor und schlich an den Söldner heran. Er bemerkte sie im letzten Moment, aber da war es für ihn schon zu spät und Sekunden später sackte er auf seinem Stuhl zusammen, bevor er aufspringen konnte. Auch diesen Mann fesselte Akkirah und steckte ihm einen Knebel in den Mund. Sie durchsuchte seine Taschen und fand den Schlüssel für die Tür, vor der sie sich befanden. So sparte sie sich das mühsame öffnen mit einem Dietrich.

In dem Raum, hinter der Tür, befanden sich eine Truhe und ein Tresor. Die Truhe ließ sich mühelos mit einem Dietrich öffnen. Bei Tresor war es schon schwerer. Mit einem Dietrich kam sie da nicht weit. Ihr fiel der kleine Zettel wieder ein, den sie oben in den Räumen von Avingol mitgenommen hatte. Sie kramte ihn hervor und versuchte die Zahlenkombination zu benutzen. Es klappte nicht. Akkirah fing an zu fluchen. Sie probierte es dann in anderer Reihenfolge und fing mit der letzten Ziffer an. Das schien es zu sein. Der Tresor sprang mit einem leisen Knarren auf. Und da war sie die gesuchte Besitzurkunde. Ein merkwürdiges Zeichen war darauf zu sehen, das Akkirah nie zuvor gesehen hatte. Sie rollte die Urkunde vorsichtig zusammen und wickelte sie dann in die mitgebrachten gewachsten Tücher ein.

Vex hatte etwas davon gesagt, das unter dem Haus sich ein paar Abwasserkanäle befinden sollten, die zum Keller führten. Wahrscheinlich was das nun der beste Weg, um das Anwesen wieder zu verlassen. Oben auf der kleinen Insel müssten die Löscharbeiten beendet sein und zu mindestens die niedergeschlagene Wache im Obergeschoss dürfte entdeckt worden sein. Damit würde sie dort kaum eine Chance haben, lebend durchzukommen. Sie fand den Gang schnell. Allerdings musste sie einmal in die Tiefe springen. Hoffentlich gab es hier unten wirklich einen Ausgang, denn sie würde da nie wieder hochkommen.

Hier unten stieß sie mehrfach auf Skeever. Mit ihrem Bogen erwischte sie sie, bevor sie von den Kreaturen angefallen werden konnte. Es dauerte eine Weile bis sie den Ausgang fand. Das Feuer war tatsächlich gelöscht. Vorsichtig lies sie sich ins Wasser gleiten. Sie bemühte sich keine Geräusch dabei zu machen sie wollte versuche ohne Tauchen zu müssen wegzukommen. Diesmal hatte sie nicht so viel Glück. Die Anzahl der Wachen draußen war verdoppelt worden, nachdem man den niedergeschlagene Söldner gefunden hatte. Eine der Wachen bemerkte sie und Schoss mehrere Pfeile auf sie ab, die aber glücklicherweise nicht trafen.

Ein zweiter Söldner sprang ihr ins Wasser nach. Sie musste so schnell sie nur konnte schwimmen. Mit seiner schweren Rüstung war es für ihn aber noch schwerer, als für sie in der Lederrüstung sich über Wasser zu halten. Und schaffte sie es ihren Vorsprung zu halten und sogar noch etwas zu erweitern. Als sie die Halbinsel, zu der sie schwamm fast erreicht hatte, stieß sie eine Pfiff aus. Sie hoffte Adelante hatte sich nicht gelangweilt und beschlossen eigenständig nach Hause in den Stall zu laufen. Sie hörte Huftritte sich nähern. Adelante hatte tatsächlich gewartet. Akkirah fiel ein Stein vom Herzen. Als sie das Ufer ereichte stand die Stute auch schon vor ihr. Sie schwang sich sofort in den Sattel und stürmte davon. Der Söldner der ihr gefolgt war konnte ihr nur noch fluchend nachblicken.

Etwa eine Stunde später ereichte Akkirah die Ställe. Sie sattelte Adelante ab und gab ihr eine extra Portion Futter in die Krippe. Es würde nicht mehr lange dauern bis die Morgendämmerung hereinbrach. Akkirah war geschafft und wollte erst mal etwas schlafen. Sie ging die Treppe hoch zu ihrem Haus. Als sie die Terrasse erreichte wäre sie vor Schreck fast die Treppe wieder rückwärts runter gefallen. Auf einer der Kisten, die sie da noch stehen hatte anstatt Tisch und Stühle, saß ein Mann. Als er sie bemerkte versuchte er aufzustehen und lallte nur:" Wo wart ihr so lange gewesen?", dann kippte er um.

Brynjolf. Was tat er hier? Er schien ordentlich was gebechert zu haben. Und obendrein die Flasche Wein, die sie draußen hinter die Kisten gestellt hatte, geleert. Was sollte sie nun tun? Ihn draußen vor der Tür zu lassen? Er könnte dort die Treppen runterfallen, wenn er zu sich kam. Zumal andere ihn dort sehen könnten, wenn sie morgens zur Arbeit zu Fischerei gingen. Er konnte also nicht draußen bleiben. Ihn zur Zersplitterten Flasche bringen war auch unmöglich. Dazu müsste sie ihn durch die ganze Stadt schleifen und das würden die Wachen bemerken. Also blieb nichts anderes übrig als ihn mit rein ins Haus zunehmen.

Akkirah öffnete erst mal die Tür. Dann ging sie zurück zu Brynjolf und versuchte ihn irgendwie ins Haus zu schleppen. Sie schaffte es ihn aufs Bett zu legen und die Stiefel noch auszuziehen. Er brummte irgendwas vor sich hin und versuchte sie an der Hand zu fassen und zu sich zu ziehen. Akkirah entzog ihm sofort die Hand. Er drehte sich dann um und fiel endgültig in einen tiefen Schlummer. Akkirah beschloss sich unten im Keller auf ein paar Decken gemütlich zu machen. Zuvor schaute sie noch nach der Urkunde und nahm sie aus dem Ruchsack und wickelte sie aus den Wachstüchern. Es hatte tatsächlich geklappt und die Urkunde war nicht nass geworden.
 
9. Zeit in der Diebesgilde III

Akkirah wachte frühzeitig auf. Auf den Decken hatte sie recht unbequem geschlafen. Sie stand auf und ging nach oben. Brynjolf schlief noch tief und fest. Akkirah ließ ihn schlafen. Sie verließ leise das Haus, um bei Keerava etwas frisch gebackenes Brot zu bekommen. Für den Markt war es noch zu früh. Die Argonierin war ihr immer noch recht reserviert gegenüber. Akkirah konnte das gut verstehen. Trotzdem bekam Akkirah was sie brauchte, neben dem Brot noch etwas Wurst und Käse.

Als sie zurück nach Hause kam schlief Brynjolf immer noch. Sie begann Wasser heiß zu machen und ging dann in den Keller um paar Kräuter, die sie unten kühl und trocken lagerte, zu holen. Wenn der Dieb aufwachte, würde er bestimmt einen ziemlich brummenden Schädel haben, befürchtete sie. Da würde ihm Tee hoffentlich etwas Linderung bringen. Als der Tee fertig war, füllte sie ihn einen Becher und ging zum Bett hinüber. Sie stellt den Becher erst mal auf den Boden und setzt sich auf die Bettkante. Brynjolf hatte ihr den Rücken zugewandt. Vorsichtig berührte sie ihn am Arm, um ihn zu wecken. Brynjolf reagierte mit einem leicht ungehaltenen Grummeln. Akkirah musste dabei lächeln.

Durch die Berührung wurde Brynjolf langsam wach. Er öffnet langsam die Augen. ‚Wo war er?' fragte er sich. Es war ungewöhnlich hell. Demzufolge war er nicht in der Zisterne in seinem Bett. Dort war es immer halb dunkel. Er wollte sich umdrehe und aufrichten. War dabei aber etwas schnell. Sofort durchfuhr ihn ein heftiger Kopfschmerz. Er vernahm eine ihm bekannte Stimme. "Langsam, Brynjolf, ihr habt wohl gestern etwas zu viel getrunken."

‚Mein Mädchen' fuhr es ihm durch den Kopf. ‚Sie lebt und ist hier. Oder bin auch ich tot?' Er versuchte noch mal sich umzudrehen, diesmal aber vorsichtig und langsam. "Grmmm, mein Kopf," stöhnte er, während er Akkirah anschaute. Er sah sie grinsen. "Das ist die Strafe dafür, wenn man den Wein anderer einfach alleine leert", hörte er sie sagen.

‚Macht euch nur lustig über mich', dachte er und wollte einen bissigen Kommentar von sich geben, aber er war zu schnell hochgekommen und sofort begann eine riesige Herde Mammuts durch seinen Kopf zu toben.

"Ich sagte doch langsam", dieses Mal klang ihre Stimmer ernst. Sie bückte sich und nahm den Becher zur Hand. "Hier, trinkt, das wird euch hoffentlich helfen, euch schnell wieder besser zu fühlen."

Er wollte den Becher ergreifen, aber sie hielt ihn fest. "Vorsichtig, es ist heiß und ihr wollt den Tee doch nicht verschütten und euch damit verbrennen." Er wollte den Kopf schütteln, unterließ es aber schnell wieder. Dann nahm er ihr vorsichtig den Becher ab und fing an in langsamen Schlucken das heiße Gebräu in kleinen Schlucken zu sich zu nehmen. Allerdings nicht ohne noch drüber zu meckern. "Wollt ihr mich vergiften? Das Zeugs ist ja scheußlich." "Dann trinkt es halt nicht und seht zu, wie ihr mit euren Kopfschmerzen klar kommt."

Nachdem Brynjolf den Becher geleert hatte ging es ihm schon besser. "Wie komme ich hierher?"

"Ich dachte das könnt ihr mir sagen? Ich habe euch, als ich nach Hause kam, auf meiner Terrasse gefunden. Ihr wart in so einen schlechten Zustand, dass ich euch nicht draußen alleine lassen wollte. Zumal, wie hätte es für die Arbeiter in der Fischerei am Morgen ausgesehen, wenn ihr dort rum gelegen hättet?"

"Danke, Mädchen." Mehr sagte er nicht. Er behielt es besser für sich, dass er die Nacht zuerst bei Hofgir und später vor ihrem Haus verbracht hatte, um auf sie zu warten. Damit würde er sich ihr gegenüber sicherlich nur lächerlich machen. Daher sagte er nur: "Ich habe mit Hofgir etwas getrunken, wir sind alte Freunde und hin und wieder trinken wir mal gemeinsam einen Becher Met."

"Gestern war es wohl mehr als ein Becher, vermute ich mal, wenn ihr es hinterher nicht schafft nach Hause zu gelangen." Wieder einmal grinste sie. Brynjolf sagte nichts. Akkirah merkte das es ihm peinlich war. Also wechselte sie das Thema. "Kommt hinüber an den Tisch. Ich habe etwas zu Essen besorgt. Das sollte auch dafür sorgen, dass ihr euch besser fühlt. Vorsichtig stand er auf und ging hinüber zu dem kleinen Tisch. ‚Der Tee war wirklich gut' dachte er. Er fühlte sich schon viel besser. "Ein schönes Haus habt ihr", er sah sie an. "Nur die Inneneinrichtung könnte etwas erweitert werden".

"Alles zu seiner Zeit. Ein Bett, der Tisch und die Stühle reichen derzeit für mich. Außer wenn ich unerwarteten Besuch erhalte wie euch, dann mangelt es an einer weiteren Schlafgelegenheit."

Brynjolf schwieg wieder und aß etwas von dem Brot, sie hatte ihm also ihr Bett überlassen. Als sie fertig mit dem Frühstück waren, wollte Brynjolf sich zurück zu Zersplitterten Flasche begeben. Die anderen würden sich sicherlich schon wundern wo er abgeblieben war. ‚Sollte er sie fragen ob sie ihn begleiten würde? Nein, das war keine gute Idee und würde wahrscheinlich erst einmal wieder Gerüchte hervorrufen. Ihm selbst war es egal, was man von ihm dachte, aber das Mädchen sollte sich erst mal ordentlich in die Gilde einleben. Wenn man davon ausging, dass sie etwas miteinander hätten, würde sie es wesentlich schwerer haben, wegen ihrem Können anerkannt zu werden, weil man denken würde, er hätte sie nur aus eigenem Interesse in die Gilde gebracht.'

"Ich sollte aufbrechen Mädchen. Schaut doch heute Abend in der Zersplitterten Flasche vorbei. Delvin hat bestimmt etwas an Arbeit, das erledigt werden muss."

"Wenn ich nicht todmüde bin, schaue ich vielleicht vorbei."

Sie sah ihn lächelnd an. Er stand auf und ging zur Tür, die zur Terrasse hinaus führte. Akkirah folgte ihm bis zu Tür. Da drehte er sich noch mal zur ihr um. Vorsichtig reichte er ihr die Hand zum Abschied. Sie ergriff sie. Am liebsten hätte er sie an sich gezogen, aber wollte nicht, dass sie wieder in Panik geriet. Mit der Zeit würde es schon besser werden. Er dachte an Saphir und was ihr widerfahren war. Auch sie hatte es geschafft, das was man ihr angetan hatte, hinter sich zu lassen. Er wusste, dass sie mit Vipir zusammen war, auch wenn beide es zu verbergen suchten. Für die anderen waren sie zwei Streithähne, die sich nicht sonderlich leiden konnten. Dann ging er die Treppen hinunter und verschwand dann Richtung Geheimgang.

Als er weg war fiel Akkirah ein, das sie ihm doch die Urkunde mitgeben wollte. Nun musste sie sie doch selbst hinbringen. Sie stand noch eine Weile oben auf der Terrasse und dann ging sie hinunter zu den Ställen. Shadre begrüßte sie. Hofgir schien sich auch nicht sonderlich gut zu fühlen. Er hatte sich in den Schatten zurückgezogen und überlies seinem Stallburschen die ganze Arbeit. Akkirah nahm Adelante aus dem Stall und putze sie gründlich bis ihr Fell in der Mittagssonne glänzte. Sie war am überlegen ob sie noch ein wenig ausritt. Aber dazu hätte sie ihre Waffen holen müssen. So ging sie lieber etwas ins Haus und legte sich noch etwas schlafen. Sie vermutete es würde heute Abend eh recht spät werden, wenn sie zur zersplitterten Flasche ging.

Als Brynjolf zurück in die Zersplitterte Flasche kam, war nur Vekkel und Tonilia anwesend, Und natürlich Heuler, der auf seinem Posten als Türsteher stand, um unerwünschte Gäste wieder zu vertreiben. Als Vekkel Brynjolf kommen sah, fragte er ihn gleich: "Na Bryn, schon mitbekommen was passiert ist? Jemand war in Goldenglanz und hat dort etwas mitgehen lassen und obendrein ein paar Bienenstöcke in Brand gesteckt, um die Wachen im Haus abzulenken. War das eure Kleine?"

Bryn sah Vekkel schweigend an. Er wusste gerade nicht sollte er wütend werden oder stolz auf Akkirah sein. Mit keinem Wort hatte sie heute Vormittag etwas von ihrem Tun gesagt. "Ich weiß von nichts. Ich hatte es ihr untersagt, dorthin zu gehen. Ich hielt es für viel zu gefährlich für sie. Aber heute Abend werden wir sicherlich Gelegenheit haben es zu erfahren. Sie wird uns einen Besuch abstatten. Nun werde ich mich aber noch etwas zurückziehen. Ich habe nicht sonderlich viel geschlafen."

Vekkel grinste etwas anzüglich und fragte sich welche Dame ihn wohl diese Nacht vom Schlaf abgehalten habe mochte, aber Brynjolf ignorierte es und begab sich in die Zisterne und legte sich noch etwas hin. Aber Schlafen konnte er nicht wirklich, abgesehen von dem üblichen Lärm, der in der Zisternen herrschte, wenn die anderen da waren, musste er an Akkirah denken. Es ärgerte ihn, das sie ihm nichts gesagt. Warum nicht? Nun er hatte es ihr nicht erlaubt und das wusste sie. Wahrscheinlich befürchtete sie, dass er wütend geworden wäre. Und damit hatte sie nicht so ganz Unrecht. Er hatte es ihr zwar nicht direkt untersagt, aber doch zu verstehen gegeben, dass er es nicht wollte, dass sie diesen Auftrag machte. Und er war wütend. Irgendwann döste er dann doch etwas ein. Als es dann später Nachmittag wurde, stand er wieder auf und begab sich wieder in die Zersplitterte Flasche um auf das Mädchen zu warten.

Am späten Nachmittag machte Akkirah sich auf zum Rattenweg. Sie achtete darauf, im Schatten zu bleiben, um nicht gesehen zu werden. Sie hatte wie gewohnt ihren Bogen und ihr Schwert dabei, und die Besitzurkunde. Als Akkirah die Taverne betrat, ging sie gleich auf den Tisch von Brynjolf zu. Vex und Delvin saßen am Nebentisch und unterhielten sich. Sie bestellte bei Vekkel ein Becher Alto-Wein. "Der geht auf Kosten von Brynjolf". Vekkel sah Brynjolf an und dieser nickte nur. "Ist so in Ordnung." Nachdem sie sich gesetzt hatte, sah Brynjolf Akkirah lange Zeit schweigend mit einen etwas finsteren Gesichtsausdruck an. Akkirah senkte etwas ihren Blick. Dann endlich sagte Brynjolf etwas. "Habt ihr mir nichts zu sagen, Mädchen?" Seine grünen Augen funkelten. Akkirah zog aus ihrem Beutel ein zusammengerolltes Blatt Papier hervor und gab es ihm wortlos. Vex und Delvin hatten die angespannt Stimmung am Nachbartisch mitbekommen und schauten neugierig hinüber. Akkirah nahm einen großen Schluck von dem Wein, den Vekkel ihr hingestellt hatte.

Brynjolf rollte das Papier auseinander. Es war tatsächlich die Besitzurkunde von Goldenglanz. Wieder sah er sie an. Akkirah fühlte sich unter dem Blick alles andere als Wohl. Am liebsten wäre sie sofort gegangen. Sie nahm noch einen kräftigen Schluck von dem Wein. Dann stand Brynjolf auf. "Folgt mir Mädchen", sagte er nur kurzangebunden und ging zu dem Schrank mit der Geheimtür zur Zisterne. Akkirah folgte ihm schweigend. Sie wusste immer noch nicht, woran sie nun war. In der Zisterne gingen sie direkt zu Mercer. Akkirah blieb hinter Brynjolf stehen.

"Hier, Mercer", er reichte Mercer Frey die Besitzurkunde von Goldenglanz. "Da ist das, was ihr haben wolltet." Mercer sah sich die Urkunde genau an. Dann warf er einen Blick auf Akkirah, die sich weiterhin im Hintergrund hielt.

"Gut gemacht", sagte er zu ihr. Dann wandte er sich an Brynjolf. "Ihr hattet recht, sie ist wirklich gut." Wieder sah er auf die Urkunde. "Aber was bedeutet das Symbol? Wer ist nun der neue Besitzer? Das geht daraus nicht eindeutig hervor." Er schwieg einen Augenblick, bevor er weitersprach. "Ich werde meine Quellen in ganz Himmelsrand darauf ansetzten, um etwas mehr herauszufinden." Dann wollte er sich umdrehen, um die Zisterne zu verlassen. Brynjolf hielt ihn zurück.

"Habt ihr nicht etwas vergessen, Mercer?" Im ersten Moment sah er Brynjolf etwas verwundert an, dann sah er auf Akkirah. "Ja, danke Mädchen, das habt ihr gut gemacht." "Mercer!" "Ist doch schon gut, Bryn", er ging auf Akkirah zu und reichte ihr die Hand. "Willkommen in der Diebesgilde. Ihr gehört nun zu uns. Bryn wird euch hier unten alles zeigen und euch die anderen vorstellen." Er sah Brynjolf dabei an. Dieser nickte. Dann ging Mercer und ließ Akkirah und Brynjolf stehen.

"Nun, dann auch von mir Willkommen in der Diebesgilde." Er sah ihr in die Augen. Er hatte zu seiner alten Art zurückgefunden. Er freute sich wirklich, das sie nun zu ihnen gehören würde. Egal ob er sich immer noch etwas darüber ärgerte, weil sie nicht auf ihn gehört hatte. Akkirah lächelte etwas schüchtern. "Danke Brynjolf." "Bryn, Mädchen, meine Freunde nennen mich nur Bryn. Das andere klingt so förmlich." Sie musste lachen, als er sie dabei ernst ansah.

" Nun kommt, ich zeige euch hier unten erst mal alles."

Das hier ist Mercers Arbeitsbereich und dahinter ist unsere Kammer, in der wir die Schätze, die wir zusammen getragen haben für schlechte Zeiten, aufbewahren. Sie ist mit einer gut gesicherten Tür verschlossen, die nur mit Hilfe von zwei Schlüsseln gleichzeitig geöffnet werden kann, und die nur drei von uns haben.

"Niruin, Rune kommt doch bitte mal, her", sprach Brynjolf dann zwei Männer an, die gerade miteinander sprachen. "Ich möchte euch das Mädchen hier vorstellen, sie gehört nun zu uns."

Akkirah begrüßte sie freundlich. "Ich heiße übrigens Akkirah, was Brynjolf sich scheinbar nicht merken kann", antwortete sie, nachdem sich die beiden vorgestellt hatten. "Freunde nenne mich, Akki." Sie konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, als sie in Brynjolfs Gesicht sah.

"So wie ihr es euch nicht merken könnt mich nur Bryn zu nennen, Mädchen." Der Dieb lachte.

Dann gingen sie weiter. Beim nächsten Gang führte am Ende eine Steigleiter nach oben. "Die Leiter führt in eine Krypta auf dem Friedhof. In Notfällen kann man dadurch schnell in die Zisterne zurückkommen. Aber immer drauf achten, das einen niemand sieht, wenn man die Krypta betritt." Akkirah nickte ernst.

"Jeder hat hier unten ein Bett und eine Truhe für sich. Auch wenn wir Diebe sind, haben wir doch so viel Ehre Brüder und Schwestern der Gilde nicht zu bestehlen. Man kann also unbesorgt hier etwas deponieren." Er zeigte auf ein Bett. "Ich selbst lebe auch hier unten und schlafe dort."

Dann ging er weiter. Sie kamen wieder zum Gang der zur zersplitterten Flasche führte. "Das Bett hier ist noch frei. Wenn ihr wollt ist es euer, wobei ich denke ihr werdet lieber in eurem Haus leben." Sie nickte nur. Dann kamen sie zum letzten Gang. "Hier geht es zu unserem Übungsraum, wo alles Mögliche trainiert werden kann." Sie folgten dem Gang bis zur Trainingshalle. Hier waren zwei weitere Mitglieder der Diebesgilde und übten jeder für sich.

"Vipir, Saphir, darf ich euch", er sah Akkirah grinsend an, "Akkirah, unser neues Mitglied vorstellen?"

Saphir sah sie an: "Wir hatten schon das Vergnügen."

Akkirah war etwas unsicher wie sie reagieren sollte. Aber Saphir lachte. "Ich bin nicht nachtragen, Kleines. Es freut mich das ihr nun zu uns gehört."

Akkirah lächelte. "Danke, ich werde sicherlich einige Zeit brauchen um mich einzuleben."

"Auch von mir Willkommen in unserer Gilde", meldete sich Vipir zu Wort. "Solltet Übung beim Taschendiebstahl brauchen könnt ihr euch jederzeit an mich wenden."

"Auch euch danke ich. Bisher habe ich mich so gut wie nicht mit Taschendiebstahl beschäftigt. Ich werde aber wenn es Not tut, auf euer Angebot zurückkommen."

"Die restlichen Gildenmitglieder werdet ihr im Laufe der Zeit schon noch kennen lernen. Nun lasst uns wieder in die Zersplitterte Flasche gehen. Ich schulde euch ja immer noch etwas Wein." Er sah sie lächelnd an. Akkirah nickte. "Außerdem habe ich Hunger. Und Vekkel hat Hirschgulasch gekocht. Das müsst ihr probieren. Ich hoffe Delvin hat nicht schon alles weggegessen." Akkirah musste lachen. Dann folgte sie Brynjolf zurück in die Taverne.

"Vekkel, wir haben Hunger, bringt uns bitte etwas von eurem hervorragenden Hirschgulasch." Vekkel nickte. "Und etwas von dem Alto-Wein für die Dame und für mich einen einfachen Met."

"Setzt euch zu uns", sagte Delvin, "wir haben auch gerade etwas zu Essen bestellt."

"Gerne, wir müssen eh einiges besprechen." Er setzte sich an den Tisch der beiden und Akkirah tat es ihm nach. "Sie ist nun eine von uns." "Etwas anderes hätte ich auch nicht erwartet", meinte Vex. "Willkommen im Club." "Danke."

Vekkel kam mit dem Essen für die vier. "Die Getränke kommen gleich nach."

Während des Essens erzählten ihr die anderen drei, was sie so das ein oder andere mal auf ihren Touren erlebt hatten und auch teilweise wie sie zu der Gilde gekommen waren.

Delvin war schon sehr lange dabei. Er war gemeinsam mit Mercer damals zu der Gilde gestoßen. Leider hatte er aber irgendwann Mal vor langer Zeit das Pech gehabt und hatte während einer Unternehmung jemanden töten müssen. Daraufhin wurde er für mehrere Jahre aus der Gilde ausgeschlossen. Aber es gelang ihm zu beweisen, dass er andere Fähigkeiten hatte, bei denen er nicht mehr draußen tätig sein musste und innerhalb der Gilde viel organisieren konnte. Daher hatte Mercer ihn wieder aufgenommen. Das erstaunte Akkirah. Sie hätte Mercer anders eingeschätzt und gedacht er würde einen alten Freund fallen lassen. Vielleicht sollte sie ihre Meinung über den Gildenmeister doch noch mal überdenken.

Vex tauchte eines Tages wie aus dem nichts auf. Ihr Fähigkeiten in Gebäude einzusteigen ohne bemerkt zu werden waren großartig. Dazu konnte sie auch hervorragend mit ihrem Schwert umgehen. Es gab wohl außer Mercer keinen, der besser als sie damit war. Ansonsten schwieg sie über ihre Vergangenheit.

Auch Bryn gab nicht viele Details von sich Preis. Er würde es ihr erzählen, wenn sie sich besser kannten und hoffentlich dann auch zusammen gekommen waren. So sagte er nur das er aus Markath stammte, hier ins Waisenhaus kam, abhaute und dann den Weg in die Diebesgilde fand, wo er sich zu seiner jetzigen Position als Gildenzweiter hochgearbeitet hatte und für die Neulinge die Verantwortung trug.

Akkirah konnte kaum etwas aus ihrer Vergangenheit erzählen, auch wenn sie wollte. Ihr Gedächtnis ließ sie da immer noch im Stich. So verging die Zeit wie im Flug und irgendwann war es nach Mitternacht. Akkirah hatte sich zwar versucht mit dem Wein zurück zu halten, aber Vekkel hatte ihren Krug immer wieder gefüllt. Trotzdem sagte sie irgendwann, es wäre Zeit für sie zu gehen.

"Kommt, Mädchen, ich zeige euch einen weiteren Geheimen Gang der nach draußen führt. Er endet in der Nähe der Ställe von Rifton. Von dort könnt ihr unbemerkt in euer Haus gelangen."

"Danke, Bryn."

Sie verabschiedete sich von den anderen und wünschte ihnen eine gute Nacht. Brynjolf führte sie durch die geheimen Gänge, bis sie an dem Spalt im Felsen hinauskamen. Er ging vor und schaute, ob die Luft auch wirklich rein war. Dann durfte auch sie hinaus kommen. Die Nacht war Sternenklar. Brynjolf hätte Akkirah am liebsten in die Arme genommen. Aber er merkte, als er ihre Hand ergriff, dass sie sich dabei unwohl fühlte und verspannte. Also ließ er es lieber. "Ich bringe euch noch zu eurem Haus und dann gehe ich zurück."

Akkirah nickte. So brachte er sie nach Hause. Er nahm ihr aber das Versprechen ab, morgen Früh zur Zersplitterten Flasche zu kommen. Er wolle mit ihr, Delvin und Vex über ihre zukünftigen Aufgaben sprechen. Sie nickte und ging dann alleine die Treppen zu ihrem Haus hoch.
 
10. Aufbruch nach Weißlauf / Honigbräuerei

Mit leichten Kopfschmerzen erwachte Akkirah am nächsten Morgen. ‚Bei Talos', fluchte sie, 'sie hätte nicht soviel Wein trinken sollen.' Vorsichtig stand sie auf und ging in den Keller um ein paar Kräuter für den Tee, der ihr gegen diese Beschwerden helfen würde, zu holen. Als sie wieder oben war, machte sie Wasser heiß und schnitt sich schon mal etwas Brot in Scheiben. Nachdem das Wasser zu kochen begonnen hatte füllte sie die Kräuter hinzu. Sie wollte sich gerade hin setzen, als es an der Vordertür klopfte. Sie ging hin und öffnete die Tür. Ein Bote stand davor und überreichte ihr eine Nachricht. Sie bedankte sich und der Bote ging wieder. Akkirah nahm die Nachricht und las sie. Sie kam von Anuriel, der Voigt von Rifton. Sie wurde gebeten sich bei ihr umgehend zu melden. Anuriel hätte wohlmöglich eine Aufgabe für Akkirah, die sie erledigen könnte. Die Bezahlung würde gut sein.

Akkirah hatte Ursprünglich vor, nach dem Frühstück hinunter in die Zersplitterte Flasche zu gehen, wie sie es Brynjolf versprochen hatte. Aber es war wohl besser zuerst zu schauen, was Anuriel von ihr wollte. Und sie brauchte ja immer noch einiges an Gold um ihr Honigheim zu bezahlen. So ging sie dann zunächst zu Festung Nebelschleier. Sie wurde auch schon erwartet. Anuriel teilte ihr mit, das sich in Faraldas Zahn, einer alten zerfallenen Festung Banditen eingenistet hatten. Sie wurde gebeten zusammen mit ein paar Soldaten nach dem Rechten zu schauen und sie dort zu vertreiben. Akkirah nickte. Sie würde am nächsten Tag mit drei Soldaten im Morgengrauen aufbrechen. Sie sollte als Späher vorgehen. Für den Rest würden die Soldaten zuständig sein. Das hörte sich nach einer nicht allzu schweren Aufgabe an.

Anuriel schickte sie in die Kaserne der Festung, wo sie sich mit den drei Männern, mit denen sie losziehen sollte, noch zuvor besprechen konnte, wie sie gemeinsam vorgehen würden. Man kam überein sich am nächsten Morgen bei den Ställen von Rifton zu treffen und im Morgengrauen aufzubrechen.

Es war fast Mittag als Akkirah die Festung wieder verließ. In der Stadt herrschte geschäftiges Treiben. Es würde schwer werden, ungesehen in den Ratten weg zu gelangen. Sie ging zum Friedhof um zu schauen, ob sie durch die Krypta hinunter gehen könnte. Leider war eine Priesterin am Schrein von Talos am Beten. Also ging sie nach Hause und verließ durch die Hintertür Rifton und ging zu dem Geheimgang nahe der Ställe und gelang so in die zersplitterte Flasche. Brynjolf saß mit Vex und Delvin an einem Tisch. Er wirkte etwas ungehalten, weil sie so spät kam. Bevor er was sagen konnte, entschuldigte sie sich gleich für ihr verspätetes Auftauchen. Aber wenn man zur Voigt des Jarls gerufen wird, sollte man diese nicht warten lassen.

Das sah Brynjolf ein. Es passte auch ganz gut in die Pläne von ihm, das sie für die Jarl arbeitete. Er wollte sie für besondere Aufgaben haben. Niemand in der Stadt sollte wissen, dass sie zur Diebesgilde gehörte. Man sollte sie als einfache Bürgerin in der Stadt sehen, die dort ein Haus hatte und durch kleine Arbeiten für andere ihren Lebensunterhalt verdiente. Wenn sie wollte, könne sie auch ab und an mal kleine Aufgaben von Vex oder Delvin übernehmen, damit sie in Übung blieb, wie Delvin sich so schön ausdrückte, sollte sonst nichts besonderes anliegen.

Sie aßen zu nächst gemeinsam zu viert etwas zu Mittag. Anschließend gingen Brynjolf und Akkirah zur Übungskammer. Dort versuchte er ihr beizubringen, wie man den Dietrich noch besser einsetzten konnte. Schlösser aufbrechen und Schleichen waren seine Spezialitäten. Und er war gut darin, dieses Können an andere weiter zu geben. Als sie fertig mit dem Üben waren, setzten sie sich an den Tisch in der Zisterne und es gesellten sich bald Rune und Cynric, den Akkirah bis dahin noch nicht kannte, dazu. Rune und Cynric erzählten ihr, wie sie in die Gilde kamen.

Es war ein unterhaltsamer Abend gewesen. Doch irgendwann musste Akkirah aufbrechen. Schließlich musste sie am nächsten Morgen früh raus. Brynjolf begleitete sie bis zur Zersplitterten Flasche, von wo aus sie den Geheimen Gang nutzen wollte, um wieder nach Hause zu gehen. Am Liebsten hätte er sie weiter begleitet, aber er wollte weiterhin nicht, dass die anderen anfingen zu reden und ihnen ein Verhältnis andichteten. Das brachte immer nur Ärger mit sich. Vor kurzen ging erst das Gerücht um, er würde sich mit Tonilia eingelassen haben. Vekkel war darüber ziemlich ungehalten gewesen. Denn er und Tonilia waren schon seit langem ein Paar. Brynjolf stand im Ruf, wenn sich die Gelegenheit bot, die Nacht mit einer hübschen Frau zu verbringen, diese auch zu nutzen. Allerdings würde er sich niemals mit Frauen von Freunden einlassen. Bisher war ihm auch noch nie eine begegnet, an die er wirklich sein Herz verloren hatte. ‚Verdammt, was hatte das Mädchen nur so besonderes, das er immer an sie denken musste?'

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Die nächsten Monate vergingen für Akkirah wie im Flug. Wann immer sich die Gelegenheit bot, erledigte sie kleine Aufgaben für die Einwohner der Stadt, ging jagen oder sammelte Kräuter. Bald schon hatte sie sich einen guten Ruf gemacht und die Jarl ernannte sie sogar zum Thane vom Rifton, einer ganz besonderen Auszeichnung für verdiente Bürger, die nur sehr selten vergeben wurde. Man wollte ihr auch einen Huskal zur Verfügung stellen, aber das lehnte Akkirah ab. Sie wollte niemanden haben, der ständig an ihrer Seite war und auf sie aufpasste. Nach vier Monaten hatte sie genug Gold zusammen, um ihr Häuschen endgültig kaufen zu können und im Monat darauf konnte sie es komplett einrichten.

Wann immer sie Zeit hatte, ging sie hinunter in die Diebesgilde. Sie mochte die Meisten der Diebe sehr gerne und war gerne mit ihnen zusammen und redete mit ihnen. Bald kannte sie von jedem die Geschichte, die ihn in die Gilde brachte. Mit Saphir hatte sie sich besonders angefreundet. Nur von Mercer hielt sie sich weiterhin fern. Viel Zeit verbrachte sie mit Brynjolf. Er brachte ihr alles bei, was er wusste und sie lernte schnell. Ab und an gab er ihr kleine Aufgaben von Vex oder Delvin die sie problemlos erledigte. In seiner Gegenwart fühlte sie sich immer sonderbar. Sie konnte es nicht beschreiben. Sie mochte ihn sehr. Trotzdem zuckte sie jedes Mal zusammen, wenn er sie spontan anfasst. Aber das ging ihr bei anderen genauso. Saphir vermutete, man hätte Akkirah ähnliches angetan, wie ihr, als sie noch ein junges Mädchen war. Es würde Zeit brauchen, darüber hinweg zu kommen. Sie sollte sich deshalb nicht zu viele Gedanken machen.

Nachdem Akkirah mehr als ein halbes Jahr in Rifton lebte kam, schickte Brynjolf Akkirah zu Maven Schwarzdorn. Sie war die heimliche Herrscherin von Rifton. Sie hatte durch die Brauerei sehr viel Gold verdient und konnte bei Bedarf jeden bestechen oder schmieren, wenn es sein musste. Auch die Jarl von Rifton wickelte sie um den Finger. Akkirah wusste nicht was sie davon halten sollte, das Maven nun persönlich nach ihr verlangte. Bisher hatte Maven sie nie beachtet und von oben herab behandelt. Brynjolf wusste nicht, was Maven von ihr wollte, aber wenn Maven nach einem schickte sollte man sehen, das man zu ihr kam, ansonsten könnte sie schnell ungemütlich werden.

"Macht euch keine Sorgen, Mädchen", trotz der Zeit die sie nun zur Gilde gehört sprach er sie immer noch nicht mit Namen an. "Sie wird sicherlich eine besondere Aufgabe für euch haben. Ihr habe euch in den letzten Monaten einen guten Ruf gemacht und das ist ihr nicht entgangen. Sie warte auf euch im Bienenstich im Obergeschoss." Er lächelte ihr aufmunternd zu.

So begab sich Akkirah in den Bienenstich, um sich mit Maven zu treffen. Wie Brynjolf sagte, wartete sie schon oben auf Akkirah. "Ihr habt euch viel Zeit gelassen", fuhr die ältere Frau Akkirah an. Akkirah wollte was erwidern, doch Maven hob die Hand als Zeichen zu schweigen. "Nun. Man hat mir gesagt ihr wärt gut, wenn nicht gar die Beste. Ich hoffe diejenigen, die mir das gesagt haben, haben nicht übertrieben. Ihr seht nicht gerade nach etwas Besonderem aus. Aber nach dem Aussehen soll man ja bekanntlich nicht gehen."

Sie schwieg einen Moment. Akkirah sagte auch nichts. "Nun, ich habe eine Aufgabe für euch", fuhr Maven fort, "In Weißlauf hat jemand ein Konkurrenzgeschäft aufgemacht und versucht nun mich mit seinem Honigmet aus dem Geschäft zu drängen. Obwohl Gut Goldenglanz wieder nur für mich arbeite, scheint Sabjorn eine neue Honigquelle aufgetan zu haben. Ich möchte, dass ihr nach Weißlauf geht und mit Mallus Maccius sprecht. Wir haben einen Plan wie wir Sabjorn aus dem Geschäft drängen können. Ihr sollte gleich morgen früh aufbrechen. Je schneller die Sache erledigt ist umso besser."

Akkirah nickte nur und dann ging sie. Bei Talos, nach Weißlauf waren es drei Tagesritte. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, dass sie in Weißlauf war. Sie würde mindestens eine Woche fort sein. Sie beschloss Drifa, Bersis Frau zu fragen, ob sie zwischendurch mal in ihrem Haus nach dem Rechten schauen könnte. Das jemand einbrach war nicht zu befürchten. Als Mitglied der Diebesgilde musste sie sich deshalb keine Sorgen machen. Aber erst mal ging sie nach Hause, um ihre Ausrüstung zu prüfen und um zu sehen was sie noch brauchen könnte. Bis auf Pfeile war ihre Ausrüstung in Ordnung. Sie würde ihr Schwert Sicherheitshalber aber noch mal bei Balimunds Schmiede nachschleifen. Als sie später Drifa aufsuchte, erklärte die sich sofort bereit nach dem Rechten zu Schauen, wie es sich unter Nachbarn gehörte.

Am Abend suchte Akkirah die Zersplitterte Flasche auf. Sie wollte Brynjolf bescheid geben, das sie für einige Tage nicht da war, damit er sich keine Sorgen machen würde. Brynjolf war aber nicht da. Sie wartete noch eine Zeit am Tresen und unterhielt sich dabei mit Tonilia. Aber dann wurde es für sie Zeit zu gehen. Sie bat Vekkel, Brynjolf auszurichten das sie unterwegs nach Weißlauf wäre und mindestens eine Woche weg sein würde. Vekkel nickte und dann ging Akkirah nach Hause.

Am Morgen stand Akkirah früh auf. Ihre Sachen hatte sie schon am Tag zuvor gepackt. Sie frühstückte noch schnell und dann ging sie hinunter zu den Ställen. Dort war Shadre schon am Arbeiten. Am Vortag hatte sie auch Hofgir schon bescheid gegeben, das sie für gut eine Woche mit Adelante nicht da wäre. Daher hatte Shadre Adelante heute als Erste versorgt und gefüttert. Er gab ihr noch einen Beutel Hafer für unterwegs mit, den Akkirah am Sattel befestigte. Dann führte sie die Stute aus dem Stall. Sie winkte Shadre zum Abschied noch zu und schwang sich dann in den Sattel. Sie wollte den Weg über Ivarstatt nehmen. Dazu musste sie den kleinen Pfad an der Stadtmauer entlang reiten. Als sie die Mauer erreichte hörte sie plötzlich jemanden ihren Namen leise rufen. Sie blieb stehen und schaute sich um. Brynjolf kam angelaufen. Sie staunte. Noch nie hatte er sie beim Namen genannt.

Akkirah stieg ab und wartete auf den Dieb. "Bitte, ihr dürft nicht gehen. Bleibt hier in Rifton." Sie sah ihn erstaunt an. "Ihr selbst habt doch gesagt, niemand schlägt Maven etwas ab, also werde ich nach Weißlauf reiten."

"Ich werde mit ihr reden", er sah irgendwie traurig und verzweifelt aus. So hatte ihn Akkirah noch nie gesehen.

" Ich sorge dafür. dass jemand anderes die Aufgabe übernimmt. Aber geht nicht fort." Er ergriff ihre Hand.

"Bryn, in einer Woche bin ich zurück. Macht euch keine Sorgen. Es wird schon nichts passieren."

"Ich möchte nicht, dass ihr mich verlasst. Ich brauche euch. Ohne euch fehlt mir etwas." Plötzlich zog er sie an sich, nahm sie in die Arme und küsste sie.

Akkirah wusste so schnell gar nicht was mit ihr geschah. Die Gefühle in ihr spielten verrückt. Einerseits wollte sie, das er sie fest in den Armen hielt, aber anderseits überkam sie wieder ihre übliche Panik, die schließlich überhand gewann und sie ihn von sich stieß. Sie trat etwas zurück. "Mädchen, Akki, bitte, bleibt bei mir."
Er ging wieder auf sie zu.
Sie wich zurück.

"Wir reden wenn ich zurück bin, Bryn", sagte sie in einem schärferen Ton als sie beabsichtig hatte. Dann drehte sie sich um und lief zu Adelante und schwang sich wieder auf ihren Rücken und stürmte davon, als wäre sie auf der Flucht. Brynjolf stand da und sah ihr traurig nach. Hatte er sie nun vertrieben?

Als Akkirah den Schnee-Schuh Hof auf der anderen Seite erreichte, ließ sie Adelante in Schritt fallen. Sie wusste immer noch nicht so recht was passiert war. Immer noch tobte in ihrem Inneren ein Kampf. Etwas in ihr wollte umdrehen, aber das was fliehen wollte war noch immer stärker. So ritt sie innerlich total aufgewühlt weiter. Sie mochte Brynjolf. Sie fühlte sich bei ihm sicher und geborgen. Wann immer sie Hilfe brauchte war er für sie da. Warum aber wollte sie dann fort? Sicher hatte sie von Maven den Auftrag bekommen, nach Weißlauf zu gehen, aber es würde sie auch nicht umbringen, wenn sie das verschob. Sie trieb Adelante ein wenig an während sie Richtung Ivarstatt ritt. Sie brauchte etwas Zeit zum Nachdenken. Sie würde nach Weißlauf gehen und wenn sie zurückkam, würde sie mit Brynjolf reden.

Am Abend erreichte sie Ivarstatt, wo sie im Gasthof die Nacht verbrachte. Am nächsten Morgen brach sie wieder früh auf. Unterwegs traf sie ab und zu mal einen Jäger oder eine Gruppe Sturmmäntel. Als sie die Stelle erreichte, wo sie damals, als sie von dem ehemaligen Hof ihrer Tante weiter ging in die Hände der Kaiserlichen gefallen war, ankam, überkam sie ein komisches Gefühl. Sie ließ Adelante wieder etwas schneller traben, um schnell hier weg zu kommen.

Als der Abend anbrach, suchte sie sich eine gute Stelle zum Übernachten. Sie aß etwas von ihren Vorräten und gab Adelante etwas Hafer. Dann rollte sie sich in ihre Decke und versuchte zu schlafen. Sie schlief unruhig, wie schon die Nacht davor. Als es zu dämmern begann stand sie auf und machte sich, nachdem sie Adelante etwas zu futtern gegeben hatte, wieder auf den Weg. Diesmal wurde es kein so gemütlicher Ritt wie am Tag zuvor. Nachdem sie gut zwei Stunden unterwegs war, tauchte vor ihr eine Assassine auf.

Akkirah versuchte zunächst ihr einfach zu entkommen indem sie Adelante laufen ließ. Aber die Frau hatte Ausdauer. Also beschloss Akkirah sich dem Kampf zu stellen. Vex hatte öfters mit ihr geübt, so dass sie etwas besser mit ihrem Einhänder umgehen konnte. Es war zwar kein leichter Kampf, aber letztendlich gelang es Akkirah ihrer Gegnerin zuvor zu kommen und sie zu töten. Adelante war daran auch nicht ganz unschuldig. Mehrfach hatte die Stute in den Kampf eingegriffen und die Assassine damit abgelenkt. Als Akkirah anschließend die Tote durchsuchte fand sie einen Zettel von dem Auftraggeber. Daraus ging hervor, dass jemand der Dunklen Bruderschaft Geld für ihren Tot gegeben hatte.

Schon wieder wollte jemand ihren Tot. Wer steckte dahinter? Was hatte sie denn getan das man wünschte, sie würde ihr Leben lassen? Dieser Überfall war gezielt gegen sie gerichtet. Ihr Name stand in der Notiz. Da gab es keine Verwechslungen, denn ihr Name war doch recht ungewöhnlich für eine Nord mit etwas kaiserlichem Blut. In Gedanken versunken schwang sich Akkirah wieder in den Sattel und ritt weiter. Als sie sich den Valtheimer Türmen näherte konnte sie die Drachenfeste sehen. Sie hatte ihr Ziel fast erreicht. Am frühen Abend sollte sie da sein. Es dauerte nicht lange und ein heftiges Gewitter zog auf. Im strömenden Regen kämpften sich Pferd und Reiterin weiter. Als sie nach Stunden endlich die Honigbräuerei erreichten ließ der Regen etwas nach. Akkirah war froh als sie endlich den Stall erreichten. Sie stellte Adelante unter, rieb sie so gut es ging trocken und bat Skulvar, den Stallbesitzer, sich gut um die Stute zu kümmern.

Dann ging sie hoch in die Stadt. Die Wachen erkannten sie wieder, auch wenn es schon lange her war, das sie mal in der Stadt war und ließen sie anstandslos durch. Sie ging direkt hoch zur beflaggten Mähre und fragte Hulda nach einem Zimmer. Sie bekam dasselbe wie schon bei ihrem letzten Besuch. Sie bat darum, dass man ihr etwas zu Essen hochbringen würde. Hulda nickte und schickte Sardia in die Küche. Sie bezahlte das Zimmer im Voraus schon mal für zwei Nächte. Heute würde sie nicht mehr schauen, ob ihre Kontaktperson da war. Das würde sie morgen früh machen, wenn auch ihre Rüstung wieder trocken war. Sardia brachte ihr kurz darauf etwas zu Essen. Akkirah bedankte sich und dann machte sie sich über das Abendessen her. Sie hatte Tagsüber kaum was gegessen. Dann schlief sie erschöpft ein.

Am nächsten Morgen wachte sie zeitig auf. Ihre Lederrüstung war über Nacht getrocknet. Sie ging hinunter in den Schankraum. Hulda stand schon hinter dem Tresen und machte irgendwelche Abrechnungen. Akkirah fragte sie nach Maccius. Hulda deutete mit dem Kopf zur Küche.

"Er sitzt dort drüben bei der Küche."

Akkirah bedankte sich und ging hinüber. Kaum das sie vor ihm stand fauchte er sie erst mal an: "Kann man hier nicht mal ungestört in ruhe sein Frühstück genießen?"

Akkirah zuckte mit den Schultern. "Maven schickt mich."

"Das wurde aber auch mal Zeit. Ich sitzt schon seit Tagen hier dumm herum."

"Tut mir leid, aber ich kann nicht fliegen und von Rifton hierher braucht es nun mal drei Tage."

"Ist ja schon gut, kommen wir zu Sache."

Er erklärte ihr um was es ging. Sabjorn sollte in ein paar Tagen eine Metprobe für den Kommandanten der Drachenfeste abhalten. Dummerweise hatte er ein kleines Ungezieferproblem. Skeever haben sich in der Brauerei eingenistet. Sabjorn war aber zu geizig, um viel Gold für die Beseitigung der Tiere auszugeben. So hatte er Maccius, der sein Angestellter war, damit beauftragt die Viecher zu beseitigen. Dieser aber hatte sich aus dem Staub gemacht. Das war so mit Maven abgesprochen gewesen. Nun sollte Akkirah als Retterin in letzter Not aufkreuzen und sich um das Skeeverproblem kümmern.

Sie sollte das Nest der Tiere vergiften und dann weiter in die Brauerei vordringen und etwas von dem Gift in den Metkessel schütten, aus dem die Probe genommen werden sollte. Als Maccius Akkirahs entsetztes Gesicht sah, beschwichtigte er sie gleich. Das Gift wird nicht tödlich sein, wenn es nur in geringer Konzentration im Kessel ist. Es wird lediglich zu Übelkeit führen. Damit war Akkirah dann beruhigt und sagte sie würde sich nachher gleich auf den Weg zur Brauerei machen.

Akkirah ließ sich ein Frühstück bringen und danach ging sie dann hinunter zu den Ställen. Zur Brauerei bräuchte sie gut eine Stunde zu Fuß, da nahm sie doch lieber das Pferd. Vorsichtig betrat sie den Schankraum der Bräuerei. Ein entsetzlicher Geruch schlug ihr entgegen.

"Was wollt ihr hier", wurde sie sogleich von Sabjorn unfreundlich empfangen.

"Mir wurde gesagt ihr suchtet jemanden der sich um euer kleines Ungezieferproblem kümmern würde. Na, wenn ich mir das so anschaue handelt es sich wohl eher um ein großes."

"Spottet nur, Wenn ihr den Auftrag annehmen wollt, hier ist das Gift. Dort durch die Tür müsst ihr gehen und dann in den Keller."

"Was ist mit der Bezahlung", fragte Akkirah vorsichtig. Sie musste ja so tun als würde sie von ihm den Auftrag bekommen.

"Ihr erwartet doch nicht, dass ihr das Gold vor getaner Arbeit bekommt?"

"Doch, das hatte ich eigentlich."

"Also gut, ihr bekommt die Hälfte jetzt, den Rest wenn ihr fertig seid und keines diese Mistviecher mehr am Leben ist."

Akkirah stimmte zu und nahm die Hälfte des Goldes in Empfang.

"Und nun beeilt euch. Ich habe noch genug mit dem Aufräumen zu tun."

Akkirah verschwand durch die Tür und begab sich zum Keller.

Kaum hatte sie den Keller betreten wäre sie erst mal fast in eine Falle getappt. "Bei Talos", fluchte sie leise, "Der Idiot hätte mich ruhig warnen können, dass er hier alles mit Fallen ausgelegt hat." Sie entschärfte die beiden, damit sie auf dem Rückweg da nicht doch noch hinein trat. Dann bemerkte sie am anderen Ende des Kellers eine Bewegung im Dunkeln. Sie nahm ihren Bogen zur Hand. Ein Skeever kam gerade aus der Ecke gekrochen. Weit kam er nicht. Ein Pfeil bereitete seinem Leben ein Ende. Genauso erging es dem Tier, das dem ersten folgte. Sie ging durch die zerbrochene Wand und kam dadurch in einen Schmalen Gang. Dieser endete in einer kleinen Höhle. Akkirah ahnte anhand der Spinnenweben, die sich im Gang befanden, dass sich hier nicht nur Skeever rum trieben. Dann entdeckte sie vier große Frostbissspinnen. Diese bemerkten Akkirah erst, als sie durch ihre Pfeile starben.

Am Ende der Höhle ging der schmale Gang weiter. Langsam und vorsichtig folgte sie ihm. Da sie keine Fackel dabei hatte, konnte sie nicht viel sehen. Sie war froh, dass in der Höhle Schimmerpilze wuchsen, die etwas Licht spendeten. Nach geraumer Zeit, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, erreichte sie wieder eine Höhle. Diese war wesendlich größer als die mit den Spinnen. Sie sah fast ein duzend Skeever, die sich darin tummelten. Und am Ende der Höhle stand leise summend vor einem Alchemietisch ein Mann. Wieder fluchte sie. Davon war nicht die Rede gewesen. Da die Skeever dem Mann nichts taten mussten sie zu ihm gehören und er wird bestimmt nicht erfreut sein, wenn ich seine Haustiere erschieße, dachte sie.

Aber was hatte Akkirah schon für eine andere Wahl? So begann sie in Windeseile einen nach dem anderen der Skeever zu erschießen. Als die ersten vier tot zusammenbrachen sprang der Mann wütend auf sie zu. Sie sah seinen irren Blick. Bevor er bei ihr ankam erwischte sie noch zwei weitere Skeever. Damit waren noch drei der Tiere nach und der Irre. Mit einem Messer bewaffnet ging der Mann auf Akkirah los. Sie musste sich mit ihrem Schwert zur Wehr setzen. In die andere Hand hatte sie ein Messer genommen. Es war gar nicht so einfach gegen drei Skeever und einen Irren zu kämpfen. Glücklicherweise hielt ihre Rüstung die Bisse der Tiere in ihre Beine ab. Sie versuchte sie erst mal zu ignorieren und nicht um den Irren zu kümmern. Sie wollte ihn nicht töten, aber am Ende ließ er ihr keine Wahl. Danach waren die drei Skeever im nu auch Geschichte.

Neben dem Alchemietisch der Irren befand sich das Nest der Skeever. Akkirah kippte den Grossteil des Gifts, den sie von Sabjorn erhalten hatte auf das Stroh. Dann suchte sie den Zugang zur Bräuerei. Nachdem sie ihn gefunden hatte, musste sie erst mal wieder einem schmalen Gang folgen. Hier gab es aber keine weiteren Tiere. Der Gang führte in eine Art Rumpelkammer, von wo aus man durch eine Tür in die Brauerei kam. Maccius hatte ihr gesagt, der Met für die Probe würde aus dem einzeln stehenden Kessel entnommen werden. Also ging sie die Treppe hoch, um dann durch den Deckel oben den Rest des Gifts dort hinein zu tun. Als das erledigt war, machte sie sich wieder auf den Rückweg. Sie kam diesmal schneller vorwärts, da sie nun eine Fackel, die sie aus der Bräuerei entwendet hatte, entzündet hatte.

Sabjorn war sehr froh als er hörte, dass es Akkirah gelungen war, alle Skeever zu beseitigen. Von dem Irren sagte sie lieber nichts. Er gab ihr den ausstehenden Lohn und sagte, sie wäre am folgenden Tag zur Metprobe mit eingeladen. Akkirah bedankte, sich wollte aber nicht fest zusagen. Ihr fehlten aber noch Informationen über die Hintermänner von Sabjorn. Vielleicht würde sie morgen während der Probe etwas aus ihm rausbekommen können, wenn er selbst den einen oder anderen Met mitgetrunken hatte. Aber erst mal kehrte sie zurück nach Weißlauf. Adelante kam wieder im Stall unter. Akkirah ging wieder hoch in die beflaggte Mähre sie. Sie verlängerte ihren Aufenthalt bei Hulda um einen Tag, da die Metprobe erst am Nachmittag stattfinden würde. Danach aufzubrechen würde nicht viel Sinn machen. Dann lieber am folgenden Morgen, wenn sie ausgeschlafen war. Maccius saß wieder in der Ecke in der Küche. Akkirah gab ihm Bescheid das alles erledigt war und das sie morgen Nachmittag mit dann zur Metprobe auch da sein würde. Dann verschwand sie auf ihrem Zimmer. Hulda hatte ihr eine Schale mit Obst aufs Zimmer bringen lassen. Akkirah machte sich hungrig darüber her. Dann legte sie sich zu Bett und fiel in einem unruhigen Schlaf.

Wie gerädert erwachte Akkirah am nächsten Morgen. Immer wieder kreisten ihre Gedanken um Brynjolf und die Diebesgilde. In einigen Tagen würde sie zurück sein. Dann würde sie sehen wie es weiterging. Sie ging hinunter in den Schankraum. Zwischenzeitlich hatte sich ihre Arbeit in der Honigbrauerei herum gesprochen. Als sie sich zum Frühstück an einem der Tische setzte trat eine Frau, die wie eine Jägerin gekleidet war, zu ihr an den Tisch.

"Darf ich mich zu euch setzten? Ich möchte euch etwas Fragen."

Akkirah hatte nichts dagegen. Das würde sie sicherlich auf andere Gedanken bringen. Sie lächelte die Jägerin an und nickte: "Setz euch. Über was möchtet ihr mit mir reden?"

"Ihr seid neu hier in der Stadt, nicht wahr?" Akkirah nickte.

"Habt ihr schon mal von den Gefährten gehört?"

"Es soll sich dabei um eine Gemeinschaft von Kriegern handeln, die anderen Helfen ihre Probleme loszuwerden."

"Ja, so ist es. Und die Gefährten sind immer auf der Suche nach guten Leuten, die ihnen beitreten könnten. Ich gehöre zu den Gefährten und habe gehört, wie das ihr das Problem mit den Skeevern in der Honigbrauerei erledigt habt. Auch ist mir bekannt, das ihr in Rifton nicht ganz unbekannt seid und dort einen guten Ruf als Kämpferin habt."

Akkirah wurde rot und schwieg weiterhin. Worauf wollte die Frau hinaus? Sollte sie den Gefährten beitreten?

"Also, da ihr wohl recht gut mit euren Waffen umgehen könnt, wärt ihr bestimmt für unsere Gemeinschaft ein großer Gewinn. Wenn ihr Interesse habt kommt doch einfach mal hoch nach Jorrvaskr und schaut euch da um."

Dann stand sie auf und verschwand, bevor Akkirah noch großartig etwas sagen konnte. Akkirah schaute ihr lange nach. Von den Gefährten hatte sie bisher nur Gutes gehört. Sie halfen denjenigen, die nicht fähig waren, sich selbst zu helfen. Plötzlich musste se an sie Worte von Ralof denken, als sie einen der Findlinge auf den Weg nach Flusswald berührt hatte: "Ein Dieb. Aber es ist nie zu Spät sein Schicksal zu ändern." Ihr war vollkommen unbegreiflich, wieso ihr gerade jetzt diese Worte einfielen. War es ein Wink vom Schicksal? Sollte sie ihren bisherigen Weg verlassen und was Neues anfangen?

Sie beendete ihr Frühstück und ging hinaus. Auf dem Marktplatz war es schon recht voll. Sie ging zu dem Stand von Charlotta und kaufte ein paar Äpfel und Möhren für Adelante. Dann begab sie zu den Ställen. Sie legte die Äpfel in den Futtertrog und die Möhren packte sie erst mal in die Satteltasche. Die würde Adelante später bekommen. Danach machte sie sich daran die Stute zu putzen. Immer wieder schweiften ihre Gedanken zu dem was die Jägerin gesagt hatte. Sie beschloss, wenn sie von der Metprobe zurückkommen würde, dass sie dann einfach mal bei den Gefährten vorbei schauen würde.

Als sie mit dem putzen fertig war setzte sie sich vor den Stall in die Sonne und schaute einfach den Wolken am Himmel zu, die vorbei zogen. Gegen Mittag fing sie an das Pferd zu satteln. Dann ritt sie noch mal wieder zur Honigbräurei. Es waren nicht sonderlich viele Leute anwesend. Der Kommandant der Wache war mit zwei seiner Leute da. Dazu noch ein paar Einwohner von Weißlauf und Maccius. Der Kommandant war recht ungeduldig. Er schien ziemlichen durst zu haben. Also schenkte Sabjorn ihm als erstes etwas aus einem Fässchen ein.

Als dieser den ersten Schluck getan hatte, spuckte er das Gebräu sogleich wieder hustend aus. "Was, bei Talos, soll denn das sein? Das schmeckt ja scheußlich und brennt in der Kehle."

"Herr, das kann nicht sein, das ist ein guter nach einem alten Familienrezept Met." Sabjorn wollte sich gerade selbst einen Becher nehmen als der Kommandant ihn wütend anschrie. "Ihr habt versucht uns hier zu vergiften. Ihr habt gesagt euere Brauerei wäre frei von Ungeziefer. Das merkt man dem Gebräu aber nicht an. Ihr werdet mich hoch zur Drachenfeste begleiten. Im Gefängnis könnt ihr dann darüber nachdenken, was schief gelaufen ist."

Der Kommandant dreht sich zu seinen beiden Begleitern um. "Führt ihn ab." Sabjorn hatte keine Möglichkeit sich zu wehren. Also folgte er den beiden schweigend. Der Kommandant wandte sich an Maccius. Ihr übernehmt hier erst mal das Kommando. Sorgt dafür das dieses Gebräu vernichtet wird." Dann drehte er sich um und folgte den drei anderen.

Akkirah ging hinüber zu Maccius. Das war die Gelegenheit nach Informationen zu suchen. " Ich müsste mir mal das Zimmer von Sabjorn anschauen. Ich suche nach Hinweisen auf die Hintermänner von ihm."

Er gab ihr einen Schlüssel. "Schaut euch in Ruhe oben um und wenn ihr was findet gebt bescheid."

Akkirah nickte und verschwand dann in den Nebenraum und ging dort die Treppe nach oben. Maccius entschuldigte sich zwischenzeitlich bei den anderen Gästen und schickte sie nach Hause. Die Bräuerei war vorübergehend geschlossen.

Akkirah fand oben in einer verschlossenen Kommode einen Schuldschein. Er trug das gleiche Zeichen wie schon die Besitzurkunde von Gut Goldenglanz. Akkirah nahm sie an sich und ging wieder nach unten. Sie erzählte Maccius was sie gefunden hatte und er sagte nur, dass sie das schleunigst zu Maven bringen müsse. Akkirah nickte nur und dann ging sie hinaus und ritt zurück nach Weißlauf. Sie brachte Adelante in die Ställe und gab ihr noch die Möhren. Dann ging sie hinauf in die Stadt. Aber als sie auf dem Marktplatz ankam und zur Herberge gehen wollte, trugen ihre Füße sie wie von Geisterhand gelenkt, die Treppen weiter hoch zu der Methalle der Gefährten.
 
11. Sie Gefährten
Akkirah stand vor der Eingangstür von Jorrvaskr. Sie wusste immer noch nicht so richtig, warum sie hier her gekommen war. Sie hatte ihre Aufgabe, weshalb sie nach Weißlauf gekommen war, erledigt und konnte morgen früh sogleich zurück nach Rifton reiten. Sie wusste das Brynjolf auf sie wartete und sich Sorgen machen würde, wenn sie nicht so schnell sie konnte, zurückkam. Sie wollte sich gerade umdrehen und wieder zur Beflaggten Mähre gehen, als sie eine Stimme hörte:

"Oh, es freut mich, dass ihr tatsächlich gekommen seid." Die Jägerin vom Morgen stand hinter ihr. Akkirah hatte sie nicht kommen hören. "Kommt mit hinein. Ihr solltet euch gleich zu Kodlak, unserem Herold, begeben. Er ist letztendlich der, der entscheidet, ob jemand aufgenommen wird oder nicht. Er hat ein gutes Gespür für Menschen und kann in ihre Seelen sehen", sie lachte kurz. "Zu Mindestens habe ich immer das Gefühl er könnte es." Die Frau fasste sie am Arm und zog sie mit zur Tür hinein und ließ Akkirah gar nicht erst nachdenken.

Die Halle wirkte riesig. In der Mitte stand eine riesige Tafel in U-Form um ein großes Feuer aufgebaut. Links hatten sich einige Gefährten versammelt und feuerten zwei Personen an, die sich mit Fäusten bekämpften. Die eine war eine kräftige Nord, der andere ein Dunkelelf. Die Umstehenden feuerten die beiden gleichmäßig an. Akkirah sah, das der Dunkelelf sich mehr oder weniger nur verteidigte und nicht aktiv Angriff. Die Nord allerdings ging mit geballter Wut auf den Mann los. Akkirah verstand nicht, warum niemand etwas dagegen unternahm. Das war doch kein Verhalten, das man unter Freunden zeigen sollte. Es sah für sie nicht nach einem Übungskampf aus. Sie wollte wieder umdrehen und die Halle verlassen, aber die Jägerin, die immer noch bei ihr stand, zeigte auf eine Treppe auf der rechten Seite. "Dort geht es hinunter zu den Wohnquartieren. Dort findet ihr Kodlak. Geht zu ihm und sprecht mit ihm."

Es wäre unhöflich gewesen jetzt einfach zu gehen. Also beschloss Akkirah Kodlak aufzusuchen. Eine Unterhaltung mit dem Mann konnte nicht schaden. Danach konnte sie immer noch zurück nach Rifton gehen. So ging sie dann hinunter. Auf der Treppe, die nach unten führte, kam ihr eine alte Dame entgegen. Diese grüßte sie freundlich. Akkirah grüßte zurück Dann betrat sie die Wohnquartiere. Sie vermutete der Hauptgang würde sie zu ihrem Ziel führen. Am Ende kam sie auch zu einer Tür, die offen war und die zu einem Raum führte, in dem am anderen Ende zwei Männer an einem Tisch saßen und sich unterhielten. Der einer der beiden musste Ende dreißig sein, der andere hatte bestimmt schon die siebzig überschritten. Der Älter musste demzufolge der Herold sein, den die Jägerin Kodlak nannte. Der Jüngere wirkte etwas angespannt.

Akkirah spürte das es dem Jüngeren um etwas wichtiges ging, so wie er auf den Alten einredete. Sie verstand kaum ein Wort von dem was die beiden sagten. Sie wollte auch nicht lauschen. Sie überlegte, sich zurück zu ziehen und zu gehen, als der Alte sich plötzlich zu ihr umdrehte und sie herbei winkte. Dem Jüngeren passte das überhaupt nicht, wie Akkirah an seinem Gesichtsausdruck ersehen konnte. Nun da sie entdeckt war, musste sie dem Wink folgen. Als sie sich den beiden näherte, erkannte sie, dass der Jüngere nicht so alt war, wie sie zuerst vermutet hatte. Aus der Nähe sah er eher wie Ende zwanzig als wie Ende dreißig aus. Er hatte Eisgraue Augen, die einerseits etwas Trauriges ausstrahlten, aber andererseits auch unbeugsam und wild waren. Es fiel Akkirah schwer sich von ihnen abzuwenden. Doch dann sprach der Alte sie an. Er sah ihr dabei tief in die Augen. Akkirah hatte das Gefühl, er würde in ihr Innerstes sehen.

"Was führt euch zu uns, Mädchen?"

Als er sie Mädchen nannte wanderten ihre Gedanken unwillkürlich zu Brynjolf. Was würde er von all dem hier halten? Sie schüttelte kurz den Kopf um ihre Gedanken wieder klar zu bekommen. "Die Jägerin", sie dachte nach, ob sie ihr ihren Namen genannt hatte, "Sie sagte, ich sollte mich zu euch begeben und fragen, ob ich würdig wäre, bei den Gefährten aufgenommen zu werden." Kodlak sah sie lange schweigend an. Dann wollte er etwas erwidern. Bevor der alte Kodlak aber was sagen konnte, sprach der Jüngere dazwischen: "Kodlak, ihr erwägt doch nicht ernsthaft diese Person aufzunehmen?" Kodlak wandte sich dem Mann zu. "Vilkas, mein Junge, wie ihr wisst hatten wir in Jorrvaskr immer Betten frei für diejenigen in deren Herzen ein Feuer brannte."

"Ja" klang es gequält, "Aber wer ist sie denn? Niemand kennt sie, und sie scheint auch uns nicht zu kennen."

"Das kann man ändern". Kodlak sah Akkirah wieder an. "Wie steht es um euer Kampfgeschick?"

Akkirah dachte nicht lange nach als sie antwortete: "Ich habe noch viel zu lernen", sagte sich schüchtern. Der Alte lächelte sie an. "Das ist die richtige Antwort." Wieder wandte sich sein Blick Vilkas zu. "Geht mit ihr hinaus in den Hof, um zu sehen wie gut sie wirklich ist".

Akkirah sah an dem Blick von Vilkas, das er alles andere als begeistert war. Wenn seine Blicke Dolche wären, würde sie auf der Stelle tot umkippen. Sie wünschte sich weit weg. Wieso war sie nur auf die Idee gekommen sich hier vorzustellen. Ungehalten vor sich hingrummelt ging Vilkas vor. Akkirah folgte ihm. Sie betraten die Methalle und gingen zum Hinterausgang. Der Kampf, der hier zuvor stattgefunden hatte war längst beendet und es wirkte ruhig in der Halle. Vilkas und Akkirah betraten den Hof. Der Dunkelelf, der vorhin an der Prügelei beteiligt war und ein kräftiger Mann, der Vilkas sehr ähnlich sah, saßen auf den Bänken und unterhielten sich.

Vilkas ging hinunter in den Hof und beachtete die beiden nicht. Sein Gesicht wirkte immer noch finster. Als sie unten angekommen waren nahm er einen Schild der an der Seite lag und zog sein Schwert. Er sah sie an und sagte: "Zieht euer Schwert und geht auf mich los.". Er sah das Akkirah zögerte. "Keine Angst, ich werde euch schon nicht verletzten." Sie hörte einen spöttischen Unterton heraus. Sie zog ihr Schwert. Sie fühlte sich alles andere als Wohl dabei. Bisher hatte sie bei Übungskämpfen normalerweise nicht mit scharfen Waffen gekämpft.

"Wollt ihr nur so dastehen und meine Zeit verschwenden?"

Akkirah startete einen vorsichtigen Angriff. Vilkas parierte ihren halbherzigen Angriff mit Leichtigkeit und mit seinem Konterangriff hätte er ihr beinahe das Schwert aus der Hand geschleudert. Er trat einen Schritt zurück und sah sie an, als wollte er sagen: ‚Ich wusste das ihr untauglich seid. Gebt auf und verschwindet wieder' Das machte Akkirah wütend. So einfach Aufgeben und sich als unfähig hinstellen lassen, das würde sie sich nicht gefallen lassen. Wieder ging sie auf ihn los und diesmal gelang es ihr seinen Konterangriff besser abzuwehren und damit schien sie ihn zu überraschen. Wieder und wieder versuchte sie seine Deckung zu durchbrechen, aber es gelang ihr nicht. Er war wesendlich besser als sie. Nach gut zwanzig Minuten merkte sie aber immer mehr, wie ihr die Kräfte schwanden. Vilkas beschloss die Prüfung zu beenden. Seine Laune hatte sich aber nicht gebessert. Immer noch schaute er sie finster an.

"Eure Fertigkeiten sind ausbaufähig", sagte er nur. Dann drückte er ihr sein Schwert in die Hand. "Bringt es hoch zu Eorlund, damit er es schärfen kann. Und passt gut darauf auf, denn es ist vermutlich mehr Wert als wie ihr es seid."

In diesem Moment wäre sie am liebsten sofort wieder auf ihn losgegangen und hätte ihm die Augen ausgekratzt. Aber sie riss sich zusammen und funkelte ihn nur böse an und drehte sich dann mit hoch erhobenem Kopf um und ging zum Schmied hoch. Sie wusste nicht genau wo er sich befand, aber sie folgte einfach den Klängen eines Hammers der auf Eisen oder Stahl schlug.

Eorlund Grau-Mähne, der Schmied der Gefährten arbeitet gerade an einem neuen Schwert, als Akkirah zu ihm trat. Er unterbrach seine Arbeit, als sie ihn ansprach. Als sie ihm Vilkas Schwert zum Schärfen überreichte, fragte er sie ob sie die Neue wäre. Akkirah fragte, ob Vilkas Neulinge immer zu ihm schicken würde. Eorlund lachte nur:

"Nehmt es nicht persönlich, denn auch die alteingesessenen Gefährten haben mal klein angefangen."

Akkirah mochte den Schmied auf Anhieb. Er war gerade heraus und zeigte keine Spur von Überheblichkeit ihr gegenüber. Sie unterhielten sich eine Weile und Akkirah stellte viele Fragen zu seiner Arbeit hier und den Gefährten und er bemühte sich, ihr alle zu beantworten. Als sie gehen wollte, bat er sie um einen Gefallen. Sie sollte Aela der Jägerin den Schild, den er fertig gestellt hatte bringen. Diesen Gefallen tat sie ihm gerne.

Es war in der Zwischenzeit Abend geworden und die Dunkelheit brach herein. Sie betrat wieder die Halle der Gefährten und fragte die alte Dame, die sich als Tilma vorstellte und so etwas wie die Haushälterin der Gefährten war, wo sie Aela finden könnte. Sie erklärte es ihr freundlich und Akkirah bedankte sich bei ihr. Dann ging sie hinunter in die Wohnquartiere, wo Aela ihr Zimmer hatte.

Sie traf Aela nicht alleine an. Ein älteres Mitglied der Gefährten stand bei ihr und sie unterhielten sich gerade, als Akkirah an die offene Tür klopfte. Der Mann machte auf Akkirah einen Respekt einflößenden Eindruck und sie spürte das man sich mit ihm nicht unbedingt anlegen sollte.

"Ah, ihr seid es", sprach die Jägerin, mit der sie am Morgen in der Beflaggten Mähre gesprochen hatte, sie an. Akkirah überreichte ihr den Schild.

"Ich habe gehört, ihr habt Vilkas eine ordentliche Tracht Prügel versetzt", ließ sich der Mann vernehmen, der bei Aela stand. Akkirah wurde rot. "Es war wohl eher umgekehrt."

"Nun stellt euer Licht nicht unter den Scheffel, Kleines", sagte Aela. "Ihr habt Vilkas ordentlich ins Schwitzen gebracht. Das hat schon lange niemand mehr getan. Dann mal Willkommen bei den Gefährten." Aela sah Akkirah lächelnd an.

"Farkas wird euch zeigen, wo ihr schlafen könnt", sagte der Mann. "FARKAS!"

Wenig später tauchte ein Mann hinter Akkirah auf. Es war derjenige, den sie oben auf der Terrasse mit dem Dunkelelfen gesehen hatte und den sie für den Bruder von Vilkas hielt.

"Ihr habt mich gerufen?" fragte er leise. "Ja, Eishirn", konnte man Aela antworten hören. Akkirah sah sie erstaunt und verwirrt an? Wie beleidigte sie einen Gefährten so? Ihr gegenüber hatte sie sich bisher nett und zuvorkommend verhalten. Farkas reagierte nicht auf die Beleidigung. Der Mann bei Aela gab Farkas die Anweisung, Akkirah zu zeigen, wo sie schlafen könne. Farkas nickte und dann bat er Akkirah freundlich ihr zu folgen.

Akkirah mochte Farkas sofort. Seine eisgrauen Augen blickten sie freundlich an. Als er sie zu den Quartieren brachte, versuchte er das, was Aela gesagt hatte herunter zu spielen. "Skor und Aela ziehen mich gerne etwas auf. Aber das ist schon in Ordnung. Sie sind gute Leute. Ich hoffe es gefällt euch bei uns und ihr bleibt da." Das hörte sich fast so an, als würden andere schnell wieder verschwinden. Naja. Wenn man so wie Farkas behandelt wird oder einen Vilkas gleich als Wertlos hinstellt, an sich kein Wunder. Was machte sie eigentlich noch hier? Sie sollte eigentlich in der Beflaggten Mähre in ihrem Zimmer sein, denn morgen wollte sie zurück nach Rifton.

"Achja, ich bin übrigens Farkas. "Ich bin gemeinsam mit meinen Zwillingsbruder Vilkas seit wir klein waren hier. Wenn ihr irgendwelche Fragen habt, wendet euch am Besten an Vilkas, er kann besser reden als ich."

‚Ihr meint wohl er kann andere besser zusammenstauchen und zur Schnecke machen', dachte Akkirah sagte dazu aber nichts. "Ich heiße Akkirah. Freunde nennen mich Akki." Sie blieb stehen und reichte ihm die Hand. Farkas ergriff sie und drückte sie fest. Dann gingen beide weiter. Farkas redete weiter: "Nadja, Athis und Ria, mit denen ihr das Quartiert teilen werdet, sind schon Gefährten. Torvar ist wie ihr noch Anwärter. Das heißt ihr müsst euch erst noch beweisen und auch draußen zeigen, dass ihr würdige Gefährten seid. Aber ihr schafft das bestimmt spielend."

Er sah sie lächelnd an. Akkirah fand es rührend wie er versuchte sie positiv zu stimmen. Sie kamen bei der Unterkunft der einfachen Gefährten und Anwärter an. "Das Bett dort drüben ist frei. In dem Nachttisch und der Kommode könnt ihr eure Habseligkeiten unterbringen. Ich lasse euch dann nun mit den anderen alleine, damit ihr euch kennen lernen könnt. Wenn ihr Arbeit sucht, dann kommt zu mir oder Aela. Wenn ihr länger dabei seid, könnt ihr auch Arbeiten von Skor oder Vilkas übernehmen." Sie dankte ihn noch mal und betrat dann die Unterkunft. Ria kam sofort auf sie zu um sie zu begrüßen.

"Es freut mich, wieder ein neues Gesicht bei uns zu sehen. Ich bin Ria. Ich bin auch noch recht neu hier, aber habe es geschafft aufgenommen zu werden. Wenn ihr wollt kann ich euch gerne alles zeigen."

"Danke, Ria", Akkirah nickte ihr freundlich zu. "Ich bin Akkirah, kurz Akki genannt." Ria nahm sie am Arm und zog sie zu Athis und Torvar hinüber, die auf der anderen Seite des Raumes ihre Betten hatte.

"Hey, ihr beiden, das ist Akki, sie ist neu bei uns" Athis und Torvar begrüßten sie herzlich. Es schien hier vielleicht doch gar nicht so übel zu sein, dachte Akkirah.

"Nadja, werdet ihr später kennen lernen. Sie ist wohl gerade unterwegs."

Akkirah verbrachte eine ganze Zeit mit den dreien und unterhielt sich mit ihnen. Athis und Ria mochte sie gleich. Bei Torvar war sie nicht sicher, was sie von ihm halten sollte. Er wirkt irgendwie unzufrieden und schien ein Hang zum Trinken zu haben.

Zur späteren Stunde verließ sie noch mal die Unterkunft. Sie wollte gerne noch mal mit dem alten Kodlak reden, aber die Tür war geschlossen. Er wollte wohl seine Ruhe haben. Akkirah beschloss Farkas aufzusuchen um zu sehen, was er für Arbeit für sie hätte. Sie ging hinauf in die Methalle um zu sehen, ob er da wäre. Dort fand sie aber nur noch Tilma, die dabei war Ordnung zu schaffen. "Was kann ich für euch tun, Schätzchen", fragte die alte Frau sie. "Ich bin auf der Suche nach Farkas." "Er wird in seinem Zimmer sein. Ihr findet es im Gang gegenüber von Skor und Aela." Akkirah bedanke sich für die Auskunft und ging wieder hinab.

Als sie unten ankam, hatte sie ein Problem. Tilma hatte ihr nicht gesagt, welches der beiden Zimmer auf der anderen Seite des Gangs, das von Farkas war. "Akkirah fluchte leise vor sich hin. Dann klopfte sie an die rechte Tür. Sie hörte ein leises "Herein". Sie öffnete die Tür und hätte sie am liebsten gleich wieder zugeschlagen. Es war das falsche Zimmer. An einem Tisch saß Vilkas gemütlich auf einem Stuhl und las ein Buch. Akkirah wurde rot, weil sie befürchtete schon was falsch gemacht zu haben, indem sie Vilkas schon wieder störte. Er sah sie fragen an. Dabei war sein Blick diesmal nicht ungehalten wie am Nachmittag.

"Tut mir leid, euch zu stören, aber ich habe an der falschen Tür geklopft. Ich wollte eigentlich zu eurem Bruder."

Als Akkirah den Titel von dem Buch das Vilkas in der Hand hatte, Morgenstern 2920 Band 1 las, kam eine leise Erinnerung in ihr hoch, als hätte sie dieses Buch früher gelesen. Spontan fragte sie Vilkas, ob er ihr das Buch ausleihen würde, wenn er es durch hätte. Da er von dieser Frage vollkommen überrascht wurde, nickte er nur schweigend und Akkirah entschuldigte sich für die Störung und verschwand schnell wieder und schloss leise die Tür hinter sich.

Dann klopfte sie bei Farkas an die Tür und betrat sein Zimmer nachdem er sie herein bat. Sie fragte ihn nach Arbeit. Er bat sie, sich doch zu setzten und dann erklärte er ihr was zu tun sei. Banditen hätten sich bei der alten geheimnisvollen Schmiede "Stille Monde" einquartiert. Und machten nun die Gegend unsicher und überfielen Reisende, die sie töteten und dann ausplünderten. Das musste unterbunden werden. Akkirah stimmte dem zu. Sie fragte wo sich die Schmiede befinden würde und Farkas beschrieb es ihr. Als sie alles, was sie wissen musste erfahren hatte wünschte sie Farkas eine gute Nacht und begab sich zurück in ihr neues Quartier.

Sie schlief wieder einmal so gut wie gar nicht. Was tat sie nun hier? Rifton war ihre Heimat geworden. Dort hatte sie ihre Freunde, sowohl unter den einfachen Bürgern der Stadt, als wie auch in der Diebesgilde. Bryn. Warum war sie vor ihm davon gelaufen? Sie mochte ihn. Und er sie. Was stimmte nur mit ihr nicht, das sie sich so dagegen wehrte, wenn sie jemand versuchte in die Arme zu nehmen? So lag sie wieder einmal fast die ganze Nacht wach. Als die Dämmerung hereinbrach stand sie auf und setzte sich an einen der Tische in dem mittleren Bereich der Wohnquartiere und schrieb einen Brief an Maven, in dem sie ihr mitteilte dass sie ihre Aufgabe erfüllt hatte. Sie informierte sie darüber, dass es sich bei den Hintermännern wieder um dieselben handeln musste, wie bei denjenigen, die Gut Goldenglanz gekauft hatten.

Als sie den Brief fertig hatte, überlegte sie noch einen an Brynjolf zu schreiben. Nur war er in letzter Zeit kaum noch auf dem Markt gewesen. Damit wusste sie nicht, an wen sie ihn schicken konnte, damit er bei ihm ankam. Und Maven traute sie nicht.

Da sie eh nicht mehr schlafen konnte, beschloss sie auch jetzt schon aufbrechen, um zum Lager Stille Monde zu gelangen. Sie würde noch kurz in der Beflaggten Mähre anhalten und Hulda den Brief an Maven gaben, damit diese ihn, sobald ein Kurier da war, an diesen übergab. Sie ging noch mal ins Schlafquartier um ihre Waffen zu holen, die sie neben dem Bett abgelegt hatte. Die anderen schliefen noch. Als sie gerade durch die Tür des Wohnquartiers nach oben gehen wollte, stand plötzlich Vilkas neben ihr mit dem Buch, das er letzte Nacht gelesen hatte, in der Hand. Akkirah war absolut überrascht und als Vilkas ihr das Buch in die Hand drückte, wusste sie erst nicht was sie sagen sollte. Dann bedankte sie sich lächelnd und sagte dann ohne zu wissen warum, sie würde gut darauf aufpassen, denn ihr wäre klar, das es ja wahrscheinlich mehr Wert sei als sie selbst.

Im ersten Moment stand Vilkas vollkommen verdattert da, weil er mit so einer Antwort nun wirklich nicht gerechnet hatte. Doch dann brach er in ein Lachen aus, in das Akki nach einigem Zögern mit einfiel. Nachdem sich beide wieder beruhigt hatten, dankte sie ihm nochmals. Vilkas sagte ihr, sie könne jederzeit zu ihm kommen, wenn sie Fragen hätte oder einfach nur reden wolle. Akkirah nickte lächelnd. Dann drehte sie sich um und ging zurück in den Schlafraum, um das Buch in ihrem Nachtschrank zu legen. Sie würde es am Abend, wenn sie zurückkam lesen. Vielleicht würde es ihr die ein oder andere Erinnerung zurückgeben.

Vilkas war auch in sein Zimmer zurückgegangen. Normalerweise stand er nie so früh auf, aber eine innere Stimme hatte ihn geweckt. So hatte er Glück gehabt und sie noch erwischt bevor sie die Methalle verließ. Was ihn allerdings wunderte war, dass sie alleine loszog. Normal zogen die Neulinge nicht alleine los, sondern waren immer in Begleitung eines der anderen Gefährten. Sie sollte wohl nur einen einfachen Botengang machen, was auch alleine kein Problem war.

Akkirah ging anschließend, wie geplant erst zur Beflaggten Mähre. Hulda hatte sich schon gewundert, wo sie abgeblieben war, weil sie ja noch für diese Nacht das Zimmer gemietet hatte. Akkirah erzählte ihr, dass sie bei den Gefährten um Aufnahmegebeten hatte und nun dort untergekommen war. Hulda freute sich darüber. Sie versprach Akkirah dafür zu sorgen, das ihr Brief mit dem nächsten Kurier nach Rifton gehen würde. Dann fiel Akkirah ein das sie noch garnichts gegessen hatte heute Morgen. Sie fragte Hulda ob sie etwas bei ihr bekommen könnte. Hulda brachte ihr sofort etwas Brot und Wurst und einen Becher Tee. Hungrig machte Akkirah sich darüber her. Dann war es auch Zeit aufzubrechen. Hulda gab ihr noch ein Paket mit Essen für unterwegs mit, was Akkirah dankbar annahm. Dann lief schnell zu den Ställen hinunter und machte sich auf den Weg zu der geheimnisvollen Schmiede. Die Schmiede lag zu Pferd knapp zwei Stunden von Weißlauf entfernt.

Das Wetter war wieder einmal bescheiden und es regnete ständig. Als sie in die Nähe kam, tat sie zunächst so, als würde sie an der zerfallen Festung, oder was immer es auch Einmal gewesen war vorbeireiten. Als sie einen kleinen Wald aus Tannen erreichte, stieg sie ab und schlich sich an die Ruine heran. Draußen waren drei Banditen und hielten Wachen Sie hatten Akkirah nicht bemerkt. Zwei konnte sie mit gezielten Schüssen erwischen. Der dritte hatte mit bekommen, dass seine Gefährten tot zusammenbrachen. Auch er war ein guter Bogenschütze und hatte von oben hinter eine Mauer eine besser Position als Akkirah unten am Fuß der Treppe, die hoch zur Schmiede führte. Einer seine Pfeile erwischte sie am linken Arm.

Akkirah fluchte leise. Im Zickzack lief sie die Treppe so schnell sie konnte hoch. Dabei hatte sie ihr Schwert gezogen. Es gelang dem Banditen nicht, se noch mal zu treffen. Den Zweikampf mit dem Schwert konnte sie dann für sich entscheiden. Akkirah hoffte, das niemand auf den Kampf hier draußen aufmerksam geworden war. Sie schlich noch weiter nach oben. Zuvor hatte sie den Pfeil aus dem Arm gezogen und sich die Wunde mit einem Stück Stoff, das sie in einer Gürteltasche für solch Notfälle dabei hatte verbunden. In der Schmiede selbst waren auch wieder drei Leute. Alle drei waren in der Schmiede beschäftigt. Akkirah griff wieder zu ihrem Bogen. Ihr verletzter Arm schmerzte zwar heftig, aber such diesmal erwischte sie zwei sofort und gegen die dritte musste sie ihr Schwert ziehen. Der Kampf was diesmal einiges Schwerer, da die Gegnerin nicht ungeschickt im Umgang mit ihrer Waffe war und obendrein anscheinend mit Magie vertraut war und einen Schutzzauber um sich gewoben hatte. Als der Schutzzauber seine Wirkung verlor, gelang es Akkirah die Deckung der Frau zu durchbrechen und sie zu töten. Bis dahin hatte sie aber schon mehrere leichte Schnittwunden davon getragen.

Mit so vielen Gegnern hatte sie hier nicht gerechnet. Wie konnte man sie zu so einem Ort nur alleine losschicken? Sie hoffte, dass sie im Inneren der ehemaligen Festung nicht auf eine allzu große Überzahl Gegner stieß. Sie beschloss erst mal eine Pause einzulegen und lief vorsichtig zurück zu Adelante. Hier nahm sie etwas von dem was Hulda ihr an essen mitgegeben hatte und aß etwas. Als sie sich gestärkt fühlte schlich sie sich wieder an die Festung heran. Sie hatte das Tor das ins Innere führte, die ganze Zeit genau beobachtet. Plötzlich sah sie zwei Leute aus Richtung Weißlauf angelaufen kommen. Es waren Farkas und Athis. Sie gab sich den beiden zu erkennen.

Sie kamen zu ihr gelaufen. Als Farkas sie sah, war er entsetzt, weil sie Blutüberströmt war. "Was ist mit euch, wie schwer sind eure Verletzungen? Warum seid ihr nur alleine losgezogen? Athis sollte euch begleiten." "Das hättet ihr mir gestern sagen sollen." "Tut mir leid", sagte Farkas, "Ich hatte vergessen, es euch sofort zu sagen. Vilkas hat mit deshalb auch schon fast den Kopf abgerissen. Woher sollte ich aber auch wissen, das ihr so früh aufbrechen würdet." Akkirah musste bei der Vorstellung grinsen, das Vilkas, der doch, obwohl die beiden Zwillinge waren, ein ganzes Ende kleiner und schmächtiger war als sein Bruder, versuchte ihm den Kopf abzureißen.

Farkas wollte nach ihren Wunden schauen, aber Akkirah winkte ab. "Alles halb so wild. Das meiste Blut stammt von den anderen. Ich habe nur ein paar Kratzer davon getragen."

Sie stand auf und nahm ihren Bogen zur Hand. "Nun da wir aber zu dritt sind, sollten die restlichen Banditen im Inneren der Festung kein großes Problem mehr für uns darstellen. Die sechs, die draußen und in der Schmiede waren, werden uns nicht mehr stören." Farkas und Athis sahen sie erstaunt an. Sechs Banditen ganz alleine?

"Ihr wartet hier draußen auf uns. Die Restlichen nehmen wir beide uns vor." Farkas Blick ließ keinen Widerspruch zu.

"Wie ihr meint", Akkirah ärgerte sich zwar etwas, aber sie merkte da ihr der Arm, wo der Pfeil sie erwischt hatte, doch größere Schmerzen bereitete als sie zuvor gedacht hatte. "Ich werde mich unten an dem Tümpel waschen und dann dort auf euch warten. Die beiden nickten und verschwanden dann zur Festung hinauf. Akkirah begab sich mit Adelante hinunter zu dem Tümpel. Der Regen trug auch schon dazu bei, dass der Grossteil des Bluts abgewaschen wurde. Eine gute stunde später kamen Farkas und Athis zurück und gemeinsam machten sie sich auf den Heimweg.

Also sie Jorrvaskr am späten Nachmittag erreichten wurden sie schon von Vilkas erwartet. Als er Akkirah sah, leuchteten seine Augen kurz erleichtert auf. Aber als er den Verband und die anderen Wunden an ihren Armen sah, blickte er seinen Bruder finster an und wollte Farkas noch mal zurechtweisen, aber Akkirah kam ihm zuvor.

"Er trägt keine Schuld an dem. Ich war zu voreilig. Ich hätte nicht gleich nach dem Aufstehen losziehen sollen, sondern erst noch warten sollen."

Vilkas sagte nichts und er sah sie nur lange an. Sie war ein klasse Mädchen. Nicht nur das sie gut mit ihren Waffen umzugehen wusste, sie war nicht wie viele andere, die zu ihnen kamen, Egoistisch und nur auf ihr eigenen Vorteil bedacht, sondern stellte sich auch hinter ihre Gefährten und versuchte diese nicht im schlechten Licht stehen zu lassen. Das gefiel ihm. Es tat ihm leid, dass er sie gestern, als sie zu Kodlak kam, so unfreundlich behandelt hatte.

"Ich ziehe mich etwas zurück, um aus den Kräutern die wir unterwegs noch gesammelt haben, eine Salbe anzumischen die ich auf meine Wunden schmieren kann."

"Geht zu Tilma, sie wird euch helfen. Und die nächsten zwei Tage werdet ihr euch ausruhen, bevor ihr neue Aufgaben annehmt oder mit dem Training beginnt."

Dann drehte sich Vilkas um und ging hinaus in den Hof.
Athis folgte ihm. Farkas blieb bei ihr stehen. "Danke, das ihr versucht meinen Fehler herunter zu spielen."

"Es war gestern ja auch schon spät, da vergisst man halt schnell mal war."

"Nun ja, die anderen haben wohl recht damit, wenn sie sagen, Ich hatte die Kraft von Ysgramor geerbt, während mein Bruder den Verstand von ihm hat."

"Das ist doch Quatsch. Ich hoffe ihr seid mir nun aber nicht böse, wenn ich mich zurück ziehe." Er schüttelte den Kopf und folgte dann seinem Bruder und Athis nach draußen. Akkirah suchte Tilma auf, damit sie ihr helfen konnte die Wunden zu behandeln. Alleine war das doch nicht so einfach. Als sie fertig waren legte sich Akkirah etwas hin. Sie hatte die letzte Zeit zu wenig geschlafen. Sie schlief gerade zwei Stunden als sie sanft geweckt wurde. Ria kniete neben ihr: "Tut mir leid, wenn ich euch aufwecke, Akki, aber Vilkas wollte, das ich euch etwas zu Essen bringe und dafür sorge, das ihr es auch wirklich gleich esst."

"Ich danke euch." Akkirah setzte sich auf und fing an, das was Tilma zubereitet hatte zu essen. Als sie fertig war legte sie sich wieder hin und schlief fest ein.
 
12. Einmal Rifton und zurück

Als Akkirah am nächsten Morgen aufwachte stand die Sonne schon hoch am Himmel. Sie konnte es zwar nicht sehen, da in ihrer Unterkunft keine Fenster waren, aber sie fühlte es. Irgendwas musste in dem Tee gestern Abend gewesen sein, den sie zum Essen getrunken hatte, denn sie hatte seit Tagen nicht so lange geschlafen. Wahrscheinlich hatte Tilma etwas hinein getan, damit sie durchschlafen konnte. Sie spürte nun auch schon wieder wie ihr linker Arm an der Pfeilwunde etwas pochte. Vorsichtig stand sie auf. Im Raum war niemand mehr. Die anderen waren wohl entweder oben irgendwo oder unterwegs um einen Auftrag zu erledigen. Genug Arbeit schien es ja immer zu geben.

Akkirah kleidete sich an und ging nach oben in die Methalle. Bis auf Tilma war niemand anwesend. Diese begrüßte sie freundlich und bat sie sich irgendwo am Tisch zu setzen. Sie würde ihr gleich etwas zum Frühstück bringen. Akkirah musste nicht lange warten bis Tilma ihr einen Teller mit Brot und Fleisch brachte. Dazu ein paar Äpfel. Sie fragte sich, wie sie das alles essen sollte. Zu trinken bekam sie einen Tee, der Heilkräuter enthielt.

Akkirah fragte Tilma, was sie ihr gestern Abend in den Tee getan hatte. "Das ist ein altes Familien Geheimrezept", bekam sie zur Antwort. "Wenn ihr erst mal ein paar Jahre dabei seid, verrate ich es euch." Sie grinste. Akkirah lachte.

Nachdem Akkirah ihren Teller zur Hälfte geleert hatte und satt war, ging sie in den Hof. Sie wollte den anderen, die nicht unterwegs waren ein wenig beim Training zuschauen. Torvar übte an einer der Puppen mit seinem riesigen Kriegshammer. Vilkas und Farkas kämpften gegeneinander. Wenn man die beiden so neben einander sah, hätte man nicht vermutet, dass es sich um Zwilling handelt. Farkas war groß und kräftig gebaut. Vilkas wirkte neben ihm recht klein und schmächtig. Akkirah war erstaunte, das Vilkas einen Zweihänder benutzte, der dem von Farkas größenmäßig in nichts nachstand. Während Farkas seinen aber mit unbändiger Kraft schwang, benutzte Vilkas geschickte Technik. Und immer wieder versuchte Vilkas seinem Bruder zu erklären, er solle nicht einfach nur Wild drauflos schlagen sondern, taktischer vorgehen, wie er es tat. Es schien aber verloren Liebesmüh zu sein, es Farkas beibringen zu wollen. Trotzdem verlor Vilkas nicht die Geduld. Er wirkte heute vollkommen anders als vorgestern, wo er Akkirah geprüft hatte.

Sie sah den beiden noch eine Weile zu und dann begab sie sich wieder nach drinnen. Sie wollte ihren Verband noch mal wechseln. Tilma half ihr wieder dabei. Die Wunde heilte nicht so gut wie Akkirah gehofft hatte, aber es war auch nicht Besorgnis erregend. Tilma schien es genauso zu sehen. Sie beschloss, das Buch das Vilkas ihr geliehen hatte, zu lesen und legte sich dazu etwas aufs Bett. Aber es viel ihr schwer sich auf den Inhalt zu konzentrieren. Ihre Gedanken wanderten immer wieder nach Rifton. War es richtig hier zu sein? Sie hatte das Gefühl ihre alten Freunde einfach im Stich zu lassen. Besonders Brynjolf. Es wäre nur fair wenn sie ihm selbst sagen würde, dass sie die Gilde verlassen habe und ein neues Leben beginnen wollte.

Sie legte das Buch wieder zurück in den Nachtschrank und beschloss mit Kodlak zu sprechen. Vielleicht konnte er ihr raten, was sie tun sollte. Sie ging zu seinen Räumen hinüber. Er saß wieder auf dem Platz, wo er auch schon an ihrem ersten Tag saß. Sie wollte gerade an die offene Tür klopfen, um ihn auf sich aufmerksam zu machen, denn sie hielt es für unhöflich einfach eine Zimmer ungefragt zu betreten, als er ihr zuvor kam und sie ansprach. "Kommt herein, Mädchen und setzt euch etwas zu mir." Sie tat wie geheißen. "Etwas scheint euch zu bedrücken Mädchen." Akkirah sah ihn erstaunt an. War es so offensichtlich?

"Nun, ich weiß nicht so recht was ich machen soll", begann sie. Dann erzählte sie ihm alles. Angefangen mit ihrer Gefangennahme, der Flucht aus Helgen und ihre Zeit in Rifton und der Diebesgilde, warum sie eigentlich nach Weißlauf gekommen war und wie sie sich von Brynjolf getrennt hatte.

"Liebt ihr den Mann?", Kodlak sah ihr ernst tief in die Augen.

"Ich weiß es nicht. Vielleicht ja", sie sah zu Boden. Sie wusste wirklich nicht, was sie für Brynjolf empfand. Sie hatte ihn sehr gerne. Aber warum wehrte sie sich dann, wenn er sie in den Arm nahm?

"Ihr solltet es herausfinden. Ansonsten wärt ihr bei euren Aufgaben hier immer nur mit halben Herzen dabei, was nicht nur für euch gefährlich sein kann, sondern auch für eure Gefährten." Er dachte kurz nach. "Aela hat einen Auftrag Nahe Rifton zu erledigen. Sie wird morgen früh aufbrechen. Ihr werdet sie begleiten und euch mit diesem Brynjolf treffen. Danach werdet ihr wissen, was ihr wirklich wollt. Und entweder kehrt ihr anschließend mit Aela zurück nach Weißlauf oder ihr bleibt in Rifton. Ich werde Aela davon in Kenntnis setzten, dass ihr sie begleiten werdet."

Akkirah bedanke sich bei Kodlak für die Hilfe und ging nach oben. Es war zwischenzeitlich schon Nachmittag geworden. Sie hatte nicht gemerkt wie die Zeit vergangen war. Sie beschloss hinunter zu den Ställen zu gehen und nach Adelante zu sehen. Die Stute stand in ihrer geräumigen Box mit Paddock davor und knabberte etwas an dem Stroh. Als Akkirah sich näherte schnaubte sie leise zur Begrüßung. Akkirah gab ihr zwei Äpfel, die sie aus der Kiste neben den Ställen nahm. Skulvar hatte ihr gesagt, man könne sich da gerne bedienen. Sie setzte sich zu der Stute ins Paddock und sah ihr beim Fressen zu, nach einer Weile begann sie das Pferd zu putzen. Als sie fertig war wusch sie sich selbst den Staub am Bach ab, bevor sie wieder nach oben ging. Es war Abendbrotzeit als sie wieder vor Jorrvaskr ankam. Vor der Halle traf sie auf Aela, die die letzten beiden Tage gemeinsam mit Skor unterwegs gewesen war und nun noch mal hinunter zu Skulvar wollte, um zu klären ob es morgen mit der Fahrt nach Rifton klar gehen würde. Akkirah war erstaunt, "Wir fahren? Ist es nur zu Pferd nicht schneller und einfacher?", fragte Akkirah sie. "Da wir auf den Rückweg etwas von dem geräucherten Fisch von Boli für unsere Vorräte mitbringen ist, es praktischer mit der Kutsche zu fahren", erklärte Aela ihr. Das klang für Akkirah einleuchtend.

"Wir treffen uns morgen Früh bei Sonnenaufgang bei den Ställen."

"Kommt ihr nicht gleich zurück?"

"Ich werde noch etwas jagen gehen. Der Mond ist heute Ideal dafür." Dann verschwand sie.

Akkirah betrat die Methalle. Die Zwillinge saßen am Stirnende der Tafel, an der langen Seite bei ihnen saßen Torvar und Ria. Auf der anderen Seite waren Skjor, Nadja, Vignar und Athis. "Kommt", forderte Vilkas sie lächelnd auf, " Setzt euch zu uns bevor alles aufgegessen ist." Er deutet auf dem Platz neben sich. Akkirah nahm, wie gewünscht dort Platz. Ria war gerade dabei zu erzählen, wie sie von zu Hause davongelaufen war. Akkirah hörte nur zu und beteiligte sich selbst kaum an den Gesprächen, die noch folgten. Sie war mit ihren Gedanken schon auf den Weg nach Rifton und sie hatte Angst davor. Daher zog sie sich auch bald zurück. Sie wollte eh noch ihren Verband wieder wechseln. Es dauerte auch nicht lange, da kamen auch die anderen hinunter, um sich zur Ruhe zu begeben. Nadja begab sich ohne ein Wort zu sagen in ihr Bett. Ria wünschte Akki noch eine gute Nacht.

Plötzlich fiel Akkirah das Buch von Vilkas ein. Sie beschloss es ihm gleich zurück zu geben. Sie wusste ja nicht, ob sie aus Rifton zurückkommen würde. Sie nahm es aus dem Nachttisch und ging hinüber zu seinem Zimmer und klopfte an die Tür. Auf sein herein betrat sie sein Zimmer. Sie reichte ihm das Buch und er sah sie erstaunt an: "Habt ihr es so schnell durchgelesen?"

Sie senkte den Kopf: "Nein, ich bin nicht sonderlich weit gekommen."

"Gefällt es euch doch nicht?"
"Es gefällt mir gut."

"Aber warum wollt ihr es dann nicht zu Ende lesen?" Er wirkte etwas verwirrt.

"Ich werde morgen mit Aela nach Rifton reisen. Und ich weiß noch nicht ob ich zurückkommen werde. Daher wollte ich euch das Buch jetzt schon wiedergeben."

"Ich hoffe ihr kommt zurück. Jemanden wie euch können wir hier gut gebrauchen."

Sie sagte nichts dazu. Aber sie spürte, dass er sie soeben gelobt hatte.

"Ich sollte mich nun zu Bett begeben. Ich wünsche euch eine gute Nacht."

"Das wünsche ich euch auch, Akkirah."

Sie drehte sich um und verließ sein Zimmer wieder und ging zurück in den Schlafsaal der einfachen Gefährten. Als sie im Bett lag konnte sie wieder mal nicht einschlafen. Hatte sie sich das nur eingebildet oder hatte Vilkas sie fast genauso traurig angesehen, wie es Brynjolf vor ein paar Tagen gemacht hatte? Am liebsten hätte sie angefangen zu Weinen. Sie zog die Decke über den Kopf. Es dauerte lange, bevor sie in einen unruhigen Schlaf fiel.

Am nächsten Morgen stand sie vor den anderen auf. Nur Tilma war schon in Gange, um das Frühstück für die anderen vorzubereiten. "So früh schon auf den Beinen, Schätzchen?" "Ja, ich fahre heute gemeinsam mit Aela nach Rifton."

"Wartet kurz, ich geben euch noch etwas Proviant für unterwegs mit. Aela vergisst es immer."

Akkirah lächelte. Nachdem Tilma einen großen Beutel mit Brot und gebratenem Fleisch, sowie etwas Obst gefüllt hatte, reichte sie ihn Akkirah. "Und nun last Aela nicht warten, sie kann ziemlich Ungemütlich werden, wenn man sie warten läßt."

"Danke nochmals" Akkirah winkte ihr zum Abschied zu, dann lief sie geschwind hinunter zu den Ställen.

Aela wartete schon. Akkirah nahm ihr Sattelzeug und legte es auf die Kutsche. Sie führte Adelante aus dem Stall und ließ sie frei laufen. Aela die schon auf der Kutsche saß staunte. "Wollt ihr sie nicht anbinden?" "Sie folgt mir so." Akkirah lächelte. Dann fuhren sie los. Aela hatte von Kodlak gehört, das Akkirah möglicherweise in Rifton bleiben würde. Er hatte ihr aber nichts aber die Gründe genannt. Aela fragte sie auch nicht danach. Sie unterhielten sich unterwegs über alles Mögliche. Irgendwann am dritten Tag, als sie Rifton immer näher kamen rückte Akkirah mit dem Grund heraus, warum sie nach Rifton ging.

"Ihr werdet schon die richtige Entscheidung treffen. Dabei kann euch niemand helfen, Kleines."

Akkirah nickte nur. Dann fiel ihr noch etwa ein: " In meinem Haus in Rifton ist übrigens Platz für Gäste. Wenn ihr möchtet ihr bei mir übernachten. Das spart ja die Kosten im Bienenstich."

"Danke, das nehme ich gerne an."

Sie kamen am späten Abend in Rifton an. Akkirah brachte Adelante in den Stall. Shadre freute sich sie wieder zu sehen und begrüße sie freundlich. Dann ging sie gemeinsam mit Aela in ihr Häuschen. "Schön habt ihr es hier", sagte die Jägerin. "Ich kann verstehen, dass ihr hier gerne seid." Sie gingen noch in den Bienenstich, um etwas zu essen. Akkirah würde am nächsten Morgen hinunter in die zersplitterte Flasche gehen, während Aela in Rifton das erledigte weshalb sie gekommen war. Am drauf folgenden Morgen würde Aela wieder zurück nach Weißlauf fahren. Akkirah hatte also den ganzen nächsten Tag Zeit mit Brynjolf zu sprechen. Akkirah konnte nicht einschlafen. So beschloss sie noch in der Nacht in die Diebesgilde zu gehen. Sie hatte auch den Schuldschein dabei, den sie in der Honigbräuerei gefunden hatte.

Sie ging zunächst in die zersplitterte Flasche. Vekkel und Tonilia, die die einzigen dort waren, staunten sie zu sehen. "Wir dachten ihr hättet uns verlassen. Brynjolf sagte so etwas."

"Ich muß ihn sprechen. Wisst ihr ob er in der Zisterne ist?"

"Tut mir leid euch das sagen zu müssen, aber er ist nicht in Rifton."

"Wie das? Er hat Rifton doch sonst nie verlassen?"

"Er ist gemeinsam mit Mercer für ein paar Tage nach Windhelm, wo er eine alte Freundin besucht."

Vekkel sah sie nicht an, als er das sagte.

Akkirah verstand was er damit sagen wollte. "Gebt ihm das von mir, wenn er wiederkommt. Er wird schon wissen, was es bedeutet." Sie gab ihm den Schuldschein, den sie in der Honigbräuerei gefunden hatte. "Ich werde zurück nach Weißlauf gehen. Grüßt bitte die anderen von mir."

Dann drehte sich Akkirah um und ging. Die Entscheidung war gefallen. Sie würde zurück nach Weißlauf gehen und bei den Gefährten bleiben. Wenn Brynjolf wirklich etwas an ihr gelegen hätte, wäre er nicht so schnell zu einer anderen Frau gefahren. Einerseits erleichtert, andererseits auch traurig, verließ Akkirah die zersplitterte Flasche. Ursprünglich wollte sie noch Saphir, Vipir, Rune und die anderen besuchen, aber sie ließ es sein. Sie brauchte nun etwas Zeit für sich alleine. Die beiden Monde schienen Hell als sie den Rattenweg wieder verließ. Sie ging zurück zu ihrem Haus und legte sich ins Bett. Schlafen konnte sie aber nicht.

Am nächsten Morgen ging sie zum Frühstück wieder mit Aela in den Bienenstich. Sie hatte der Jägerin schon gesagt, dass sie wieder zurück mit nach Weißlauf kommen würde. Aela hatte sie lange ernst angeschaut und dann genickt ohne ein Wort zu sagen.

Nach dem Frühstück brach Aela auf, um auf dem Hof der Schnee-Schuh Familie die Skeever, die sich dort im Keller aus unerklärlichen Gründen wie wild vermehrt hatten zu beseitigen. Akkirah fragte sie, ob sie sie begleiten sollte. Aber Aela lehnte ab und meinte, sie sollte den Tag genießen und einfach nichts tun. So fuhr Akkirah mit dem kleinen Boot, das sie sich gekauft hatte, auf den See hinaus. Sie hatte dort eine kleine Insel gefunden, die von außen nur aus Wald zu bestehen schien, aber auf deine einen Seite war eine kleine Bucht und um die Bucht wuchs herrliches Gras. Niemand sonst schien die Insel zu betreten. Akkirah war hier schon öfters gewesen und so legte sie sich dort ins Gras und sah den vorbeiziehenden Wolken zu. Sie hatte eine Angel am Boot ausgehängt und so fing sie sich ein paar Fische die sie am Nachmittag, als sie Hunger bekam, an einem kleinen Feuer, das sie entzündet hatte briet. Bevor die Dunkelheit einbrach, fuhr sie zurück. Sie wollte nicht, dass sich Aela möglicherweise Sorgen machte, wenn sie so lange mit dem Boot draußen blieb. Aela saß auch schon auf der Terrasse und trank eine Flasche Met, als Akkirah zurückkam. Sie gesellte sich zu ihr.

Am nächsten Morgen brachen die beiden dann wieder auf nach Weißlauf. Diesmal nicht so zeitig, denn die Kutsche musste ja noch mit den Vorräten beladen werden. Akkirah ging auch noch mal zu Drifa und Bersi und bat sie wieder ein Auge auf ihr Haus zu haben. Sie würde für lange Zeit nicht zurückkommen. Beide versprachen immer mal nach dem Rechten zu schauen.

Auf dem Rückweg brauchten sie etwas länger. So kamen sie am Nachmittag des vierten Tages nach ihrem Aufbruch in Rifton wieder in Weißlauf an. Akkirah mietete dann gleich bei Skulvar die Box für Adelante für unbestimmte Zeit an. Aela war in der Zwischenzeit schon mal hoch nach Jorrvaskr gelaufen um ein paar Helfer zum Schleppen der Vorräte zu holen. Sie hatte nichts davon gesagt, das Akkirah wieder mit ihr zurückgekommen war. Als Vilkas, der gemeinsam mit Skor, Torvar und Farkas mit Aela zu der Kutschen kamen, begannen seine Augen strahlen. " Es ist schön, euch wieder zusehen, Akkirah", sagte er nur. Akkirah lächelte. Auch die anderen begrüßten fröhlich. Sie war nun zu Hause.
 
13. Bestienblut / Staubmannsgrab

Gemeinsam mit den anderen Gefährten brachte Akkirah die Vorräte mit hoch nach Jorrvaskr. Als sie oben ankamen, sagte Tilma ihr, sie möge hinaus auf die Terrasse gehen. Kodlak wollte mit ihr sprechen. Sie nickte und begab sich nach draußen. Kodlak saß auf einem Stuhl und genoss die letzten wärmenden Strahlen der Abendsonne.

"Setzt euch zu mir Mädchen." Akkirah holte sich einen Stuhl und gesellte sich zu ihm. Dann sah er sie lange an. "Ihr seid wieder hier. Das freut mich. Wir können gute Leute immer gebrauchen und ich denke nicht, das ich mich in euch täusche. Ihr seid etwas Besonderes."

Akkirah lachte: "Das ist doch quatsch. Ich bin nur ein einfaches Mädchen, das gut mit dem Bogen umgehen kann, und auch nicht ganz ungeschickt im Umgang mit dem Schwert ist. Dazu bin ich," sie stockte kurz, "war ich eine Diebin."

"Das habt ihr aber hinter euch gelassen. Aus eigenem Antrieb. Sonst wärt ihr nicht hier." Er schwieg einen Moment. "Ich habe mich mir Skor, Vilkas und Farkas unterhalten. Die drei halten euch für würdig, in den Kreis der Gefährten aufgenommen zu werden. Aela brauchten wir nicht zu befragen, weil sie hat euch schließlich hier eingeführt."

Akkirah wurde rot. So schnell hatte sie nicht damit gerechnet ein offizielles Mitglied der Gefährten zu werden. Sie dachte an Torvar, der schon wesendlich länger dabei war als sie und immer noch Anwärter Status hatte.
"Wieso so schnell? Ist es nicht Torvar gegenüber etwas ungerecht, der doch schon länger dabei ist?"

Kodlak lächelte sie an. "Auch er wird irgendwann aufgenommen, wenn er endlich gelernt hat, sich in Geduld zu üben. Es ehrt euch, das ihr an andere denkt, das macht nicht jeder. Und nun wird es Zeit zum Essen hinein zugehen. Würdet ihr mir bitte aufhelfen? Meine alten Knochen wollen leider nicht mehr so recht."

"Natürlich, Kodlak." Sie half ihm beim Aufstehen und stützte ihn beim Hineingehen und brachte ihn zu seinem Platz in der Mitte der Tafel. Es waren heute alle Gefährten anwesend, was selten vorkam. So war nur noch der Platz neben Vilkas frei. Akkirah setzte sich neben ihn.

"Bevor wir mit dem Essen anfangen, möchte ich noch offiziell allen hier bekannt geben, das Akkirah als ein vollwertiges Mitglied der Gefährten anerkannt wurde." Kodlaks Stimme klang laut und deutlich durch den Raum. Die Meisten freuten sich darüber. Nur Torvar war, wie nicht anders zu erwarten, enttäuscht, was Akkirah gut verstehen konnte. Was sie aber wunderte war, dass Nadja ihr auch giftige Blicke zuwarf. Sie hatte bisher nie etwas mit ihr zu tun gehabt und eigentlich auch noch kein Wort mit ihr gesprochen. Es hatte sich bisher noch keine Gelegenheit dazu gegeben. Sie hatte aber kaum Gelegenheit da nun weiter drüber nach zudenken, denn Tilma brachte nur das Essen herbei. Akkirah wollte aufstehen und ihr helfen, als Vilkas sie am Arm ergriff, um sie auf dem Platz zu ziehen, denn er wusste das Tilma es nicht wollte, wenn man ihr half.

Was dann kam, damit hatte keiner gerechnet. Akkirah riss sich panisch los, sprang auf und hielt ihr Messer, das sie gezogen hatte, abwehrbereit in der Hand. Es herrschte einen Augenblick Schweigen in der Halle. Dann drehte Akkirah sich um und lief nach draußen in den Hof. Tränen schossen ihr dabei in die Augen. Vilkas wollte ihr folgen, doch Aela war schneller und hielt ihn zurück:

"Lasst mich mit ihr reden. Alleine" Vilkas sah die Jägerin an und erkannte, das sie keinen Widerspruch dulden würde. Also setzte er sich wieder. "Lasst uns anfangen mit dem Essen, bevor es kalt wird", sagte Kodlak und die anderen begannen mit dem Essen."

Aela fand Akkirah in einer der Mauernischen zusammengekauert sitzen und weinen. Sie ging zu ihr, kniete sich neben ihr nieder und legte den Arm um sie. "Ganz ruhig, kleine Schwester", versuchte sie Akkirah zu beruhigen. "Alles wird gut werden."

"Wie denn, wenn ich immer nur in Panik gerate, sobald mich jemand festhält", Akkirah weinte immer noch.
"Ich will es nicht, aber ich nichts dagegen tun."

"Deshalb müsst ihr nicht weinen, Schwester. Jeder hat irgendetwas vor dem er sich fürchtet. Aber wenn man selbst und auch die Freunde es wissen, dann kann man solchen Situationen aus dem Wege gehen."

Sie reichte Akkirah ein Tuch. "Kommt Kleines, trocknet euch die Tränen ab und wenn ihr euch etwas gefangen habt, dann kommt wieder mit rein. Dann sagt den anderen was los ist."

"Ich kann das nicht."

"Doch, Akki, ihr könnt das. Glaubt mir, es wird euch helfen, wenn ihr es den anderen sagt."

Akkirah sah der Jägerin in die Augen. Diese blickte sie aufmuntern an. "Kommt schon, gebt euch einen Ruck und kommt wieder mit mir rein."

Akkirah brauchte noch ein paar Minuten um sich wieder zu fangen. Dann wischte sie sich die Tränen fort und stand auf. "Ihr habt Recht. Ich kann nicht jedes Mal davon rennen, wenn das passiert."

Gemeinsam betraten Akkirah und Aela wieder die Halle der Gefährten. Akkirah ging zu ihrem Platz und blieb stehen. Aela hielt sich neben ihr um ihr notfalls Mut zuzusprechen. "Ich möchte mich bei euch allen für mein Verhalten eben entschuldigen", dann wandte sich Akkirah an Vilkas. "Besonders euch gegenüber. Ich wollte mein Messer nicht gegen einen Bruder richten, aber sobald mich ein Mann versucht festzuhalten, erfolgt so eine Kurzschlussreaktion. Ich weiß nicht warum es passiert. Vielleicht ist mal irgendwann etwas vorgefallen, das mich jedes Mal in Panik versetzt, wenn man es versucht."

"Setzt euch wieder hin. Und niemand ist euch böse, wegen dem was eben passiert es. Aber es ist gut das ihr es uns gesagt habt." Vilkas schob ihr den Stuhl zu. Die anderen nickten zustimmend. Akkirah setzte sich wieder hin und Vilkas gab ihr einen Becher Met. "Kommt, trinkt erst mal etwas. Danach wird es euch besser gehen."

Sie nahm ihm dankbar den Becher aus der Hand. "Ich danke euch", sagte sie leise. Die anderen nahmen ihre Gespräche wieder auf und Akkirah fing an zu essen. Farkas wollte Akkirah wieder aufmuntern. Er fing an zu erzählen, dass er panische Angst vor Pferden hätte und erzählte, was ihm als Kind widerfahren war. Er versuchte es auf witzige Art dazustellen, auch wenn es damals alles andere als lustig war. So wurde der Abend am Ende doch noch recht lustig. Nach dem Essen, als die Meisten zu Bett gehen wollten, ließ sich Akkirah aber nicht davon abbringen, Tilma beim Abräumen und Abwaschen zu helfen.

Als die beiden fertig waren, waren sie die Letzten in der Halle. Tilma bedankte sich bei Akkirah für die Hilfe und begab sich dann in ihr kleines Zimmer. Akkirah ging nach unten in den Schlafsaal. Als sie zu ihrem Bett kam, fand sie auf dem Kopfkissen das Buch liegen, das sie Vilkas wiedergegeben hatte. Sie musste lächeln. Wie lieb von Vilkas, es ihr herzulegen. Ria und Nadja hatten sich schon schlafen gelegt. Akkirah war noch nicht müde. Sie wollte die beiden aber nicht stören, indem sie die kleine Lampe auf ihrem Nachttisch heller drehte, um noch etwas zu lesen. Daher begab sie sich auf den Gang wo ein paar Tische und Stühle standen und setzte sich dort auf einen Stuhl und entzündete eine Lampe und drehte die Flamme etwas höher und begann zu lesen. Sie bemerkte nicht, dass Vilkas zu ihr getreten war. Er war ganz leise zurück in die Wohnquartiere gekommen, nachdem er sich zuvor noch nach draußen begeben hatte und die Übungsschwerter, die er am Nachmittag getestet hatte, wieder an ihre Plätze unter dem Dach zu bringen.

"Darf ich mich zu euch setzten?" fragte er sie. Sie schrak kurz zusammen, aber dann nickte sie. "Tut mir leid ich wollte euch nicht schon wieder erschrecken." "Das habt ihr nicht. Ich war nur zu sehr ins Buch versunken und habe euch nicht bemerkt." Sie sah ihn lächelnd an. Sie unterhielten sich noch fast eine Stunde und dann meinten beide, es wäre an der Zeit schlafen zu gehen. Akkirah erkundigte sich noch, ob Vilkas etwas für sie zu tun hätte. Er nickte und bat sie, ihn gemeinsam mit Athis nach dem Frühstück aufzusuchen. Dann würde er ihnen erklären, um was es ging. Akkirah bedankte sich und wünschte ihm dann eine gute Nacht.

Am nächsten Morgen ging sie gemeinsam mit Athis zu Vilkas wegen der Arbeit. Man hatte einen Bewohner von Weißlauf entführt und wollte ihn gegen ein Lösegeld wieder freilassen. Aber erstens konnte die Familie die Summe nicht aufbringen und zweitens würde selbst nach Geldübergabe der Mann sterben, denn die Banditen würden keine Zeugen am Leben lassen. Sie befanden sich in Redorans Zuflucht, die gut eine Tagesreise von Weislauf entfernt lag. Zu Pferd wäre man schneller da, meine Vilkas. So beschlossen Athis und Akkirah sich noch ein zweites Pferd zu mieten und hin zureiten.

Sie erreichten die Zuflucht in der Dämmerung. Sie hielten sich erst mal davon fern und ließen die Pferde in sicherer Entfernung zurück und schlichen dann zum Eingang. Akkirah ging mit ihrem Bogen vor und Athis blieb mit seinem Einhänder hinter ihr. Es gelang ihnen, die Geisel ohne großartige Schwierigkeiten zu befreien, da sie das Überraschungsmoment auf ihrer Seite hatten.

Sie beschlossen, als sie wieder bei den Pferden ankamen, die Nacht dort zu verbringen indem Athis und Akkirah abwechselnd Wache hielten, denn es war ihnen zu gefährlich für die Tiere im Dunklen zurück zu reiten. Als die Sonne aufging brachen sie dann auf zurück nach Weißlauf. Die gerettete Geisel nahm Athis mit auf sein Pferd und so erreichten sie Weißlauf am späten Nachmittag.

Vilkas war sehr erfreut als er hörte, dass alles glatt gegangen war. Aber er hatte es auch gar nicht anders erwartet. Akkirah wollte sic vor dem Abendessen noch etwas hinlegen und lesen. Unten im Schlafsaal traf sie Nadja.

"Ich freue mich, euch endlich mal anzutreffen, Nadja. Bisher hatten wir ja noch keine richtige Gelegenheit, uns mal zu unterhalten", sprach Akkirah sie freundlich lächelnd an.

"Dieser Zustand wird sich auch sicherlich so schnell nicht ändern." Sie stand auf und verließ den Raum. Akkirah sah ihr verwirrt und kopfschüttelnd nach. ‚Was hatte sie ihr denn getan, das sie so unfreundlich war?' fragte sie sich.

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Über Arbeitsmangel konnte sich Akkirah nicht beklagen und so gingen die Wochen wie im Flug vorbei. Häufig zog sie mit Athis oder Ria los. Torvar war in der Zwischenzeit auch zum Gefährten aufgestiegen, worüber Akkirah recht froh war. Vilkas verließ Jorrvaskr selten, da er wann immer jemand von den Gefährten nicht unterwegs war, mit ihm trainierte. Außerdem verbrachte er viel Zeit damit, mit Kodlak zusammen zu sitzen, der Aufgrund seines Alters und der angeschlagenen Gesundheit Jorrvaskr nicht mehr verlassen konnte. Akkirah gesellte sich öfters dazu, wenn sie nicht gerade unterwegs war. Sie mochte den alten Mann sehr gerne. Und er freute sich auch immer, wenn er sich mit ihr unterhalten konnte. Anfangs hatte Akkirah etwas Angst gehabt, Vilkas würde es nicht gefallen, wenn sie dabei war. Irgendwie musste sie da immer an ihr erstes Aufeinandertreffen denken. Da sie alle drei sehr gerne lasen, hatte sie auch immer genug Gesprächstoff.

Nur an Nadja kam Akkirah einfach nicht ran. Das stimmte sie immer wieder traurig, aber sie lies es sich den anderen gegenüber nicht anmerken. Aus Andeutungen von Ria, die bisher immer gut mit der streitsüchtigen Nord klar kam, hatte sie den verdacht, dass Nadja ziemlich ungehalten war, weil Akkirah so schnell aufgenommen war. Dazu kam, dass sie von dem Zirkel der Gefährten durchweg geachtet wurde. Und dass sie dann noch so viel Zeit mit Kodlak verbrachte, gefiel Nadja am wenigsten. Akkirah konnte nicht versehen, was daran so schlimm sein sollte. Jedem stand es doch frei, zu Kodlak zu gehen und sich mit ihm zu unterhalten. Und wenn man das nicht tat, war es doch die eigene Schuld.

Akkirah fühlte sich in Jorrvaskr sehr wohl und es war ihr wirklich zur Heimat geworden. Sie dachte kaum noch an Rifton. Zwar vermisste sie schon ihre Freunde dort ein wenig, aber sie hatte hier neue gefunden. Nur eines bereitete ihr etwas Kummer. Wieder einmal gab es jemanden, bei dem sie nicht wusste, wie er zu ihr stand. Vilkas war ihr gegenüber immer freundlich und versuchte nie, ihr zu Nahe zu treten. Sie spürte dass er sie gerne hatte, aber er verbarg es, so gut er es konnte. Es gab Tage, da hatte sie das Gefühl, er mied es, alleine mit ihr zu sein, so gut er konnte. An anderen Tagen suchte er ihre Nähe mehr als sonst. Sie war schon versucht mit Kodlak darüber zu sprechen, aber sie fand entweder nicht die richtige Gelegenheit dazu, weil Vilkas dabei war oder sie fand nicht die richtigen Worte. Sie wusste nur, dass sie ihr Herz an Vilkas verloren hatte.

Eines Tages saß Akkirah wieder mal mit Vilkas und Kodlak in dessen Zimmer und sie unterhielten sich. Akkirah war die vier Tage zuvor mit Athis und Torvar auf der Strasse Richtung Rorikstatt unterwegs gewesen, weil sich irgendwo dort eine Gruppe Banditen herum trieb und die Strasse unsicher machte und die Reisenden überfielen. Daher hatten sich die drei nun einen freien Tag gegönnt. Athis und Torvar hatten beschlossen, die Honigbräuerei aufzusuchen während Akkirah in Jorrvaskr blieb. Kurz vor Mittag kam Tilma zu ihnen und meinte ihre Fleischvorräte müssten langsam mal wieder aufgefrischt werden. Akkirah hielt das für eine gute Abwechslung und fragte Vilkas, ob er nicht auch mal Lust hätte, auf die Jagt zu gehen. Bevor er sich herauswinden konnte, sagte Kodlak: "Das ist doch eine gute Idee, mein Junge. Ihr müsst auch mal wieder was anderes sehen als nur die Halle und den Hof." So zogen dann Akkirah und Vilkas gemeinsam los. Als Akkirah bei den Ställen halt machte, wurde Vilkas etwas ungehalten.

"Zu Fuß kommt man viel besser an das Wild ran", meinte er.

"Da habt ihr Recht, aber mit dem Pferd kann man mehr zurücktragen. Daher nehmen wir Adelante mit, sie bleibt hinter uns und wird uns schon nicht im Weg stehen."

"Bitte lasst sie hier. Pferde mögen mich nicht."

Etwas in seiner Stimme ließ Akkirah aufhorchen. Er verschwieg etwas, spürte sie. Und als sie in seine Augen sah, wirkten diese ein wenig ängstlich. Das passte überhaupt nicht zu ihm. Akkirah beschloss dann ihm den gefallen zu tun und wollte die Stute daher lieber nicht herbeirufen. Aber diese kam von selbst heran, wie sie es fast immer tat, wenn sie Akkirah sah. Als sie sich ihnen näherte wurde das Pferd plötzlich unruhig und scheute.

Vilkas trat zurück. Akkirah beruhigte Adelante wieder.

"Da seht ihr es", sagte Vilkas ungehalten, "Pferde haben etwas gegen mich."

"Ist in Ordnung, Vilkas, wir lassen sie hier. Und bitte seid mir nicht böse, das sie herbei gekommen ist."

Es sah sie an und dann lächelte er: "Euch kann ich nicht böse sein."

Akkirah wurde leicht rot. Sie drehte sich daher, um und beschloss loszugehen. Vilkas folgte ihr. Sie erlegten einen großen Hirsche und hatten hinterher leichte Probleme, das große tote Tier mitzuschleppen. Aber irgendwie schafften sie es doch. Dazu kamen noch ein paar Kaninchen und vier Fasane. Tilma freute sich darüber.

Während sie zu dritt die Tiere ausnahmen, kam Skor zurück.

"Wo ist Farkas?" war Vilkas erste Frage und er sah besorgt aus, denn die Skor und Farkas waren gemeinsam losgegangen.

"Macht euch keine Sorgen, Vilkas. Als ich ihn verlassen habe ging es ihm gut. Er hält beim Staubmannsgrab Wache. Wir haben gehört, dass sich dort ein Fragment von Wuuthrad drinnen befinden soll. Daher ist Farkas zurück geblieben, um den Eingang im Auge zu behalten. Wir hielten es für besser, wenn ein Bogeschütze dort mit reingeht und weder Farkas noch ich sind dafür geeignet. Akkirah, wärt ihr bereit mit Farkas dort ins Grab zu gehen? In den engen Gängen ist es mit mehr als zwei Leuten schwierig durchzukommen, ohne sich im Wege zu stehen. Ich hatte gehofft Aela wäre schon zurück, aber ich vermute sie wurde in Falkenring aufgehalten."

"Ich werde gehen, Skor, sagt mir nur wo ich das Grab finde und ich reite auf der Stelle los. Drei Stunden ist es ja noch hell, da kann ich gut vorwärts kommen."

Skjor beschrieb ihr den Weg und sie machte sich sogleich auf den Weg, nachdem sie ihre Waffen geholt hatte.

Vilkas bat sie vorsichtig zu sein und gut auf seinen Bruder aufzupassen. "Manchmal stürmt er halt gerne Kopflos auf seine Gegner zu."

"Ich verspreche euch, dass ich euren Bruder so gut ich kann beschütze. Macht euch keine Sorgen, wir schaffen das schon und finden das Fragment."

Vilkas sah ihr besorgt nach. Am liebsten wäre er mitgegangen. Aber Skjor hatte Recht, gerade in Gräber ging man besser nicht mit zu vielen Leuten. So lief Akkirah dann geschwind hinunter zu den Ställen und sattelte Adelante. Sie wollte so weit wie möglich kommen solange es noch hell war. Sie trieb Adelante an, so schnell wie es der Boden zuließ, zu laufen. Als die Dunkelheit hereinbrach ließ sie die Stute langsam weiter gehen. Glücklicherweise schiene die beiden Monde hell am Himmel und sorgten für etwas Licht. So schaffte sie es noch weit vor Mitternacht beim Staubmannsgrab anzukommen. Farkas hatte sie sich nähern hören und rief ihr leise zu. Akkirah nahm Adelante die Zügel von der Trense und legte sie, wie sie es gewohnt war, in die Satteltasche. Sie beschlossen, nicht bis zum Morgen zu warten um ins Grab hinein zu gehen. Drinnen war es eh dunkel.

Akkirah übernahm vorsichtig die Führung. Farkas blieb direkt hinter ihr. Grabräuber schienen schon vor ihnen am Werk gewesen zu sein, und das erst vor nicht allzu langer Zeit, da einige Gräber frisch aufgebrochen waren. Als sie zu einer Grabkammer mit offenen Gräbern kamen, stießen sie auf mehrere Drauge. Untote Leichen von denen niemand wusste, warum sie plötzlich wieder zum Leben erwachte, sofern man es Leben nennen konnte. Akkirah gelang es einen nach dem anderen endgültig ins Reich der Toten zu befördern. Sie kamen recht zügig vorwärts bis sie zu einer riesigen Höhle kamen. Hier ging es nicht weiter. Ein Gitter versperrte den Weg. In einer kleinen Nische befand sich ein Hebel. Akkirah beschloss ihn zu betätigen. Sie bat Farkas zurück zu bleiben, sollte etwas schief gehen, damit er notfalls Hilfe holen konnte. Und es kam wie es kommen musste. Der Hebel öffnete das andere Tor, aber ließ gleichzeitig ein weiteres Gitter hinab so das Akkirah eingesperrt wurde. Sie versuchte den Hebel noch mal zu betätigen, aber es tat sich nichts.

Sie ging zum Gitter: "Farkas, ihr müsst schauen ob ihr eine andere Möglichkeit findet mich hier rauszuholen." Er sah sie an und nickte. Dann stieß Akkirah einen Warnschrei aus und griff zu ihrem Bogen. Es kamen fünf Gestalten durch das gerade geöffnete Tor hereingestürmt, alles schwer Bewaffnete und sie sahen nicht so aus, als würden sie ihnen helfen wollen. Sie zog ihren Bogen, aber er würde nicht viel nützen, da es schwer war durch die Gitterstäbe zu schießen.

"Schade, dass ihr nicht beide in die Falle gegangen seid", sagte einer der fünf. "Aber auch so werdet ihr gleich sterben. Keiner von euch wird mehr lange leben, das verspreche ich euch."

"Ihr solltet keine Versprechen von euch geben, die ihr nicht zu halten im Stande seid", antwortete Farkas ganz ruhig.

Akkirah bewunderte ihn, dass er trotz der Überzahl so ruhig bleiben konnte. Aber was dann kam, ließ sie vor Entsetzten erstarren und ihr Bogen fiel zu Boden. Farkas verwandelte sich vor ihren Augen in einen Werwolf und in dieser Gestalt ging er auf seine Gegner los. Diese waren, obwohl sie es scheinbar erwartet hatten, doch Teilsweise überrascht und so gelang es Farkas trotz der Überzahl sie schnell zu besiegen. Als sie alle tot am Boden lagen verschwand er für kurze Zeit. Akkirah stand zittern vor Angst da. Farkas war ein Werwolf. Werwölfe waren für Akkirah bisher nur Märchenwesen gewesen. Bestien die andere Menschen in Vollmondnächten zerfleischten und manchen Unschuldigen selbst in eine Bestie verwandelten.

Plötzlich ging das Gitter vor ihr wieder hoch. Sie stand weiterhin wie festgewachsen da. Dann tauchte Farkas wieder in seiner normalen menschlichen Gestalt vor ihr auf und ging langsam auf sie zu. Akkirah zog ihr Schwert und wich vor ihm zurück. "Ich hoffe, ich habe euch nicht zu sehr erschreckt", sagte er ganz sanft zu ihr, um sie zu beruhigen.

Akkirah richtete ihr Schwert auf ihn. "Kommt mir nicht zu nahe, ich werde das Schwert benutzten, wenn es sein muß." Farkas blieb stehen.

"Steckt es bitte weg, ich habe nicht vor euch etwas zu tun. Ihr seid schließlich meine Schildschwester". Er senkte traurig den Blick. "Es war nicht beabsichtig, es euch zu offenbaren, aber es gab keine andere Möglichkeit die Silberne Hand sonst zu erledigen. In menschlicher Gestalt hätte ich alleine keine Chance gegen die fünf gehabt."

Er schwieg einen Moment. Auch Akkirah sagte kein Wort. Sie wusste immer noch nicht was sie tun sollte. Sollte sie versuchen ihn zu töten, wie man es mit solch einer Bestie zu tun pflegte, damit sie kein weiteres Unheil anrichten konnte? Aber er war doch ihr Freund, er war immer nett und freundlich zu ihr und auch zu anderen. Nie wäre sie darauf gekommen, dass er eine Bestie war.

"Bitte nehmt euer Schwert runter, Akki." Wie betäubt ließ sie es schließlich sinken.

"Wissen, die anderen davon?" fragte sie?" Farkas nickte. "Alle aus dem Zirkel sind Werwölfe. Es ist ein gut gehütetes Geheimnis."

Alle! Aela, Skjor, Kodlak und ... Vilkas. Plötzlich verstand sie, warum er sie auf Distanz zu sich hielt. Aber wenn sie es nun wusste, was würde aus ihr werden? Sie bekam plötzlich wieder Angst und begann zu zittern. "Werdet ihr mich nun auch zum Werwolf machen, damit ich nichts verrate?" ihre Stimme zitterte, genau wie sie selbst.

Farkas sah sie entsetzt an. "Niemand wird euch etwas antun. Darauf habt ihr mein Wort, Schwester" Er sah sie ernst an. "Ich bitte euch nur, mir zu versprechen, es niemanden zu verraten. Und bitte erzählt auch den anderen Mitgliedern des Zirkels nicht, was hier passiert ist."

Er sah sie fast flehend an. Sie konnte nicht anderes und versprach es ihm. Immerhin hatte er ihr eben das Leben gerettet. Sie stelle noch einige Fragen, besonders zu der Gruppe, die sie hier gerade angegriffen hatte. Farkas erzählte ihr, das es sich um eine Gruppe von Werwolfjägern handelte, die sich vorgenommen hatten, jeden einzelnen Werwolf in Himmelsrand zur Strecke zu bringen. Bisher hatte sie sich aber von den Gefährten ferngehalten. Es war das erste Mal das sie offen gegen die Gefährten agierten. Und es schien eine gut vorbereitete Falle gewesen zu sein.

Dann sagte er: "Kommt, Schwester, wir sollten weitergehen und das Fragment, wegen dem wir hier sind holen." Sie sah, dass er etwas humpelte. "Ihr seid verletzt", sagte sie, "wir sollten umkehren."

"Nein, wer weiß ob wir je wieder eine Gelegenheit bekommen an das Fragment heranzukommen, nachdem nun die Silberne Hand wohl auch davon erfahren hat." Er drehte sich um und ging in die Richtung, aus der die Mitglieder der silbernern Hand gekommen waren. Er bemühte sich dabei normal zu gehen. Was sollte sie tun? Sie konnte ihn nicht alleine gehen lassen. Sie hatte zudem Vilkas versprochen auf Farkas aufzupassen. Daher bleib ihr nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Sie sammelte ihren Bogen wieder auf. Dann übernahm sie wieder die Führung. Dadurch das sie sich auf das was vor ihr lag Konzentrieren musste, versuchte sich nicht an das zu denken, was sie gerade erfahren hatte. Noch mehr Mitglieder der Silbernen Hand waren in der Höhle anzutreffen. Akkirah bemühte sich diese schnell auszuschalten, damit sie ihre Gefährten nicht warnen konnten. Auch trafen sie auf dem Weg zur Krypta immer wieder auf Drauge. In einer großen Höhle wurden sie von einer riesigen Frostbisspinne und ein paar weiteren kleinen Exemplaren überrascht. Eines der Viecher erwischte Farkas, der nicht schnell genug gausweichen konnte am Arm. Akkirah spülte die Wunde so gut es ging an einem unterirdischen Wasserfall aus und legte einen Verband an.

Dann gelangten sie in die Kammer, wo sich das Fragment von Wuuttrad befand. Auf einem Tisch der vor einer gebogenen Mauer stand lag das Teil. Als sich Akkirah der Mauer näherte hatte sie das Gefühl etwas drang in ihren Geist ein. Sie konnte sich nicht erklären was es war, aber es entsetzte sie. Farkas bekam es nicht mit, da er zurückgeblieben war und in dem Moment wo Akkirah sich der Mauer genähert hatte, hatte sie gleichzeitig das Fragment aufgenommen. Dadurch wurden plötzlich diverse Deckel von den Gräbern in der Krypta gelöst und die sich dahinter befindlichen Drauge drangen in den Raum.

Akkirah blieb keine Zeit nachzudenken, was gerade geschehen war, dann sie sah das Farkas von den Untoten umring wurde. Akkirah bemühte sich, mit ihrem Bogen diese Wesen zu beseitigen und hatte jedes Mal Angst, Farkas würde in ihre Schussbahn geraten. Dann gingen ihr die Pfeile aus und es bleib ihr nichts anderes übrigen, als zu ihrem Schwert zu greifen. Es waren nur noch drei der untoten Drauge übrig, aber Akkirah sah wie Farkas fast zu Boden ging, Die Verletzung an seinem Bein musste doch schlimmer sein, als er zugeben wollte. Akkirah stürmte zu ihm und gemeinsam gelang es ihnen die restlichen Drauge unschädlich zu machen. Als die Drauge Tot waren wollte Akkirah nach der Wunde von Farkas sehen, aber er wollt es nicht. "Wir müssen sehen, dass wir hier weg kommen", meinte er nur.

"Aber so könnt ihr nicht gehen. Ihr schafft es niemals bis Weißlauf", entgegnete sie.

Er ließ sich überzeugen, Akkirah nachschauen zu lassen. Er hatte einen ziemlich tiefen Schnitt abbekommen, der stark blutete. "Es muß genäht werden, ich habe aber nichts dabei", fluchte sie. So konnte sie nur einen festen Verband anlegen.

Beim weitergehen stützte sich Farkas auf Akkirah. Als sie das Grab endlich verließen, war auch schon der neue Tag angebrochen. "Ihr werdet euch auf Adelante setzten, ob es euch passt oder nicht", sagte Akkirah. Farkas sah sie ernst an. "Selbst wenn ich keine Angst hätte, würde es nichts werden, Schwester", sagte er traurig. "Pferde spüren den Wolf in mir und lassen mich nicht an sich ran."

"Adelante vertraut mir, ihr werdet schon sehen", Akkirah pfiff nach der Stute. Aber sie irrte sich. Als die Stute näher kam, wurde sie unruhig und als Akkirah sie zu Farkas führen wollte scheute sie und versuchte soviel Abstand wie möglich war, zu bekommen. Sie ließ sich auch nicht beruhigen. "Ich sagte es euch doch, das wird nichts", hörte Akkirah Farkas nur sagen. Nun verstand sie warum Vilkas nicht wollte, das sie das Pferd damals zur Jagt mitnahm. Auch er kannte die Reaktion. Und ihr war auch klar was der wahre Grund war, um nach Rifton mit der Kutsche zu reisen. Nicht die Vorräte, die sie auf dem Rückweg mitbringen wollten, sondern auch Aela konnte nicht an Pferde heran.

So mussten sie zu Fuß gehen. Akkirah stützte Farkas so gut es ging du sie kamen nur recht langsam vorwärts. Adelante hielt sich in einigen Abstand. Immerhin lief sie nicht weg, sondern bleib in der Nähe. Die meiste Zeit schwiegen beide auf dem Heimweg. Akkirah war in Gedanken versunken. Sie wusste nicht wie sie mit ihrem Wissen klarkommen sollte. Wie konnte sie den Mitgliedern des Zirkels in die Augen sehen ohne immer eine Bestie in ihnen zu sehen, die möglicherweise jederzeit ausbrechen konnte? Ihr war zum Heulen zumute, aber sie unterdrückte die Tränen. ‚Vilkas', dachte sie und plötzlich bekamen die Worte zwischen Vilkas und dem Herold der Gefährten, die sie am ersten Tag aufgeschnappt hatte, unten in den Wohnquartieren, als sie in der Tür stand, um mit Kodlak zu sprechen, einen Sinn. Und sie verstand seinen traurigen Gesichtsausdruck. Er war unglücklich mit der Situation. Anders als Farkas, Aela und Skjor, die damit scheinbar gut zu Recht kamen.

Akkirah dachte lange darüber nach was sie tun sollte. Als sie sich Weißlauf näherten, sah sie von weiten Torvar gemeinsam mit Athis aus der Honigbräuerei kommen. Sie winkten ihnen zu, damit sie auf sie warten würden, wenn sie unten bei den Ställen ankamen.

"Farkas, ich werde nicht mit euch zurück kehren. Ich brauche Zeit für mich, um mit dem was ich heute Nacht erfahren habe, klar zu kommen. Keine Angst, ich werde niemanden ein Sterbenswörtchen verraten, darauf habt ihr mein Wort, aber ich kann weder euch, noch den anderen so unter die Augen treten."

Er sah sie traurig an. "Was soll ich den anderen als Grund nennen, das ihr nicht mit zurückkommt?"

"Irgendwas wird euch schon einfallen und wenn es nur ist, ich hätte ein schlechtes Gewissen, weil es mit nicht gelungen ist, euch zu schützen, so wie ich es eurem Bruder versprochen hatte."

Er sah zu Boden. Ihm war klar, dass er sie nicht umstimmen konnte und bevor er noch was sagen konnte, erreichten sie auch schon Torvar und Athis.

Akkirah bat die beiden Farkas nach Jorrvaskr zu bringen und Danica holen zu lassen, damit sie sich die Wunde anschauen konnte. Sie selbst lief zu Adelante die in einigem Abstand hinter ihr stehen geblieben war, sprang in den Sattel und stürmte davon. Athis und Torvar sahen ihr kopfschüttelnd nach. Was war los mit ihr? Farkas schwieg und so brachte sie ihn erst mal zurück in die Methalle der Gefährten.
 
14. Ein Zwischenspiel

Vilkas und Skor saßen in der Halle, als Farkas, gestützt von Athis und Torvar hineinkam. Vilkas sprang sofort auf und lief besorgt zu seinem Bruder. "Was ist geschehen? Seid ihr schwer verletzt?" 'Wo ist Akki?', dachte er. 'Sie ist wohl noch unten bei den Ställen, um sich um ihr Pferd zu kümmern und hat daher die drei schon vorgeschickt', vermutete er.

Farkas schüttelte den Kopf. "Nur ein Kratzer, nichts Schlimmes".

"Akki sagte, wir sollen Danica holen lassen", ließ sich Athis vernehmen.

Vilkas sah seinen Bruder an. Also war es doch schlimmer, als er zugab. Wieder mal typisch Farkas. Akkirah würde nicht grundlos nach Danica schicken lassen, wenn es sich nur um einen Kratzer handelte. Da Athis Akkirah erwähnt hatte, ging es ihr auf alle Fälle gut. Das beruhigte ihn schon mal ungemein. Vilkas bat Athis zum Tempel zu gehen und die Heilerin zu holen. Er selbst begleitete Farkas und Torvar in das Zimmer seines Bruders. Sie halfen Farkas, sich zu entkleiden. Die Wunde sah wirklich nicht gut aus und der Verband war Blutdurchtränkt. Er hatte ziemlich viel Blut verloren. Vilkas schickte Torvar schon mal los, eine Schüssel mit sauberem Wasser und Tücher von Tilma bringen zu lassen.

Es dauerte nicht lange, da kam auch schon Danica. Sie hatte vorsorglich Wundsalben und Kräuter mitgebracht. Nachdem sie die Wunder gewaschen hatte, nähte sie diese ordentlich zu. Sie tat etwas Salbe drauf und legte einen Verband an. Danach gab sie Tilma den Rest der Salbe und bat sie dafür zu sorgen, dass er die nächsten Tage dreimal täglich damit eingeschmiert wurde und ein frischer Verband angelegt wurde. Er solle die nächsten Tage auch lieber im Bett bleiben und nicht rumlaufen, damit die Naht nicht gleich wieder aufriss. Vilkas versprach drauf zu achten, dass sein Bruder sich ruhig verhielt. Er setzte sich zu Farkas ans Bett. Zwischenzeitlich hätte doch Akkirah zurückkommen müssen. Er wunderte sich, dass sie noch nicht da war. Normalerweise hätte sie Danica beim der Versorgung der Wunde geholfen.

"Wo bleibt Akki nur?", fragte Vilkas mehr sich selbst, als seinen Bruder, aber dieser drehte sich plötzlich zur Wand rüber. "Sie wird nicht kommen. Sie ist davon geritten, nachdem wir Torvar und Athis getroffen haben."

"Warum? Was hat sie dazu bewogen?", fragte Vilkas und klang dabei besorgt.

Farkas schwieg. Vilkas wartete einige Zeit, aber Farkas wollte nicht reden und er kannte seinen Bruder. Wenn der nichts sagen wollte, konnte man lange warten. In Gedanken versunken verließ Vilkas dann seinen Bruder. Er wollte eigentlich nach oben gehen, zu den anderen in die Methalle, als er sich umdrehte und Kodlak aufsuchte. Kodlak würde schon herausfinden, was geschehen war. Farkas würde sich dem Alten gegenüber nicht verschließen. Kodlak war gerade dabei, sein Abendbrot, das Tilma ihm herunter gebracht hatte, zu sich zu nehmen, als Vilkas sein Räumlichkeiten betrat.

"Was gibt es mein Junge?" fragte er. " Solltet ihr nicht oben mit den anderen beim Essen sein?"

"Ich mache mir Sorgen um Akkirah", Vilkas senkte den Kopf. "Sie ist nicht mit Farkas zurückgekommen, sondern, nachdem sie Torvar und Athis trafen und sie ihnen Farkas, der verletzt worden ist, übergeben hat, davon geritten. Farkas will mir nicht sagen, was vorgefallen ist. Könnt ihr mit ihm sprechen und herausfinden was geschehen ist?"

"Ich rede mit ihm, mein Junge", auch Kodlak wirkte besorgt, als er hörte das Akkirah davon gelaufen sei. "Aber nun geht hoch und esst erst mal etwas. Wir sprechen später weiter, nachdem ich bei eurem Bruder war." Vilkas nickte dankbar und begab sich dann nach oben.

Da Tilma ihm wie immer zu viel zu Essen gebracht hatte, nahm Kodlak den Teller und begab sich hinüber zu dem Zimmer von Farkas. Er schloss die Tür hinter sich, nachdem er das Zimmer betreten hatte und setzte sich zu Farkas.

"Ich habe etwas zu Essen für euch mein, Junge", sagte Kodlak. Farkas drehte sich zu ihm um. "Hat Vilkas euch geschickt?" Kodlak nickte. "Aber auch, wenn er mich nicht gebeten hätte, nach euch zu schauen, würde ich gerne wissen was passiert ist. Ihr wisst, das mir Akkirah seit sie hier ist, sehr ans Herz gewachsen ist."

Farkas brauchte etwas, aber dann schüttete er Kodlak sein Herz aus und erzählte ihm was passiert war. Er wusste, das Kodlak niemanden davon erzählen würde. Als er geendet hatte standen ihm die Tränen in den Augen.

"Ich sah keine andere Möglichkeit, ich musste meine Gestalt ändern, ansonsten wären wir jetzt wahrscheinlich beide tot."

"Ihr habt richtig gehandelt, mein Junge. Niemand wird euch Vorwürfe deshalb machen."

"Aber was ist nun mit Akki? Sie ist fort. Und ich bin Schuld und kann nicht mal den anderen sagen, warum sie wirklich davon gegangen ist."

"Sie wird zurückkommen. Ich weiß es. Sie braucht nur etwas Zeit, um zu erkennen, das wir nicht das Böse sind, für das sie uns möglicherweise im Moment hält. Und dann kommt sie zurück. Wir werden den anderen auch nichts sagen. Und nun esst, ihr solltet schnell wieder gesund werden."

"Danke Kodlak." Farkas hatte sich wieder etwas beruhigt und begann zu essen. Kodlak verließ Farkas und ging zurück in sein Zimmer. Es dauerte nicht lange und Vilkas kam noch mal vorbei, um zu hören, ob Kodlak etwas erfahren hatte. Dieser nickte und sagte nur, "Sie wird zurückkommen, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Macht euch keine Sorgen um sie." Für Vilkas war das alles andere als beruhigend, aber er wusste, das er nicht mehr erfahren würde. So ging er dann in sein Zimmer und versuchte etwas zu lesen, um sich abzulenken was ihm aber nicht gelang.

Auch wenn sich die anderen Gefährten wunderten wo Akkirah abgeblieben war, gingen sie ihren normalen Arbeiten nach. Eines Tages tauchte eine in schwerer Eisen-Rüstung gekleidete Frau in der Methalle auf und bat um Aufnahme bei den Gefährten. Sie sah kräftig aus und wirkte überaus selbstsicher. Skjor und Vilkas begrüßten sie freundlich und baten sie dann mit in den Hof zu kommen, wo Nadja am üben war. Vilkas bat wie gewohnt darum, das die Frau, die sich als Uthgerd vorstellte, ihn erst mal angreifen sollte. Vilkas konnte sich nur verteidigen, weil Uthgerd ihn mit ihren kräftigen Hieben schnell zurück drängte. Der Test war schnell vorbei. Vilkas meinte, sie solle nicht nur wild drauflos schlagen, sondern es würde ihr nicht schaden, auch etwas taktisch vorzugehen. Sie verzog ein wenig das Gesicht, sagte aber nichts. Sie schien der Meinung zu sein, von jemanden wie Vilkas, der es kaum schaffte ihren Schlägen stand zu halten, bräuchte man keine Ratschläge annehmen.

Vilkas bat Nadja, Uthgerd hinunter in die Wohnquartiere zu führen. Kämpfen konnte sie, den Rest würde man sicherlich in nächster Zeit sehen. Skjor nickte Vilkas zustimmend zu. Als Vilkas eine halbe Stunde später hinunter in die Wohnquartiere ging, weil er Torvar suchte, sah er wie sich Uthgerd auf Akkirahs Bett niedergelassen hatte. Auf dem anderen Bett lagen die Sachen von Akkirah.

"Was tut ihr da mit den Sachen unserer Schildschwester?"

"Ich habe aufgeräumt. Nadja sagte ich könne mir eines der Betten aussuchen und dieses gefiel mit besser. Also habe ich die Dinge, die hier im Nachtschrank lagen auf das andere Bett getan."

Vilkas begann vor Wut zu kochen. "Das ist das Bett von Akkirah, ihr werdet mit dem anderen vorlieb nehmen." Er begann Akkirahs Sachen vorsichtig zusammen zu legen und packte sie zurück in den Nachtschrank.

"Sie ist doch abgehauen. Warum also das Bett für sie freihalten, wenn sie doch nicht zurückkommt."

"Sie kommt zurück und nun steht auf gefälligst auf und nehmt das andere Bett für euch. Ansonsten werde ich ungemütlich."

Uthgerd sah an Vilkas Blick, das er nicht zu Scherzen aufgelegt war. Daher tat sie wie geheißen. Dann ging Vilkas nach oben in die Methalle. Nadja stand mit Vignar und Brill zusammen und unterhielt sich mit den beiden. Vilkas immer noch extrem wütend ging auf Nadja zu und als er bei ihr ankam verpasste er ihre eine Ohrfeige die sich gewaschen hatte.

"Akkirah ist nicht abgehauen und ihr habt kein Recht ihr Bett an andere weiter zu geben."

Er wollte noch mehr sagen, aber Vignar merkte, das Vilkas sich nur weiter in Wut redete und zog ihn von Nadja fort.

"Kommt, lasst uns etwas trinken gehen, mein Freund. Ein Besuch im trunkenen Jägersmann kann euch mal wieder nicht schaden. Farkas darf doch auch wieder seine Beine vertreten. Also lasst uns gemeinsam gehen."

Vilkas widersprach nicht. Brill lief hinunter und sagte Farkas bescheid, dessen Wunde sehr gut verheilt war. Es würde nur noch ein paar Tage dauern und auch er durfte endlich wieder rausgehen, um zu Arbeiten.
Nadja hatte sich in der Zwischenzeit aus dem Staub gemacht.

Am späten Nachmittag kam eine Bitte des Wirts aus dem Gasthaus von Rorikstatt, man möge doch einen unliebsamen Gast bei ihm mal in die Schranken weisen. Als Vilkas am Abend mit den anderen zurückkam, beschloss er Farkas und die Neue dorthin zu schicken. Farkas müsse nur aufpassen und nichts großartig machen und Uthgerd sollte dem Kerl mal Manieren beibringen. Farkas und die Neue fuhren am folgenden Morgen mit einer Kutsche nach Rorikstatt, da Farkas noch nicht so lange Strecken laufen sollte. Der Wirt begrüßte die Gefährten freundlich. Dann wies er auf einen großen Kerl, der an einem der Tische saß. "Der große Rothaarige da an dem Tisch in er Ecke, vertreibt mir die Gäste, indem er sie ständig belästigt." Farkas nickte und gab Uthgerd ein Zeichen, sich mit ihm zu befassen.

Diese trat auf den Kerl zu und stellte sich breitbeinig vor ihn hin. Andere Gäste waren nicht anwesend. Der Mann sah Uthgerd frech an. "Was kann ich für euch tun, meine Hübsche? Braucht ihr etwas Abwechslung von dem Kerl, mit dem ihr gekommen seid? Da stehe ich euch gerne zur Verfügung." Er stand auf und wollte sie am Arm ergreifen und zu sich heran ziehen. Uthgerd schlug nur einmal zu und das war es dann auch schon. Der Mann brach auf der Stelle tot zusammen. Ohne mit der Wimper zu zucken ging sie zurück zu Farkas und dem Wirt, die sie entsetzt anschauten. "Das wäre erledigt, der belästigt niemanden mehr."

"Verdammt noch mal", schimpfte Farkas, "Habt ihr nicht zugehört? Ihr solltet ihm eine Lektion erteilen und nicht ihn töten."

"Was ist daran so schlimm? Nun wird er niemanden mehr belästigen. Und damit ist die Aufgabe doch erfüllt. Mit solchen Kerlen fackele ich nicht lange und befördere sie lieber gleich dorthin, wo sie niemanden mehr Schaden können."

Sie konnte nicht verstehen, warum Farkas und der Wirt sich so anstellten. Der Wirt war auch nicht glücklich über die Situation, aber sie konnte nicht mehr geändert werden.

"Wir müssen ihn begraben, das gehört sich einfach so." Farkas nickte. Er wandte sich an Uthgerd.

"Ihr werde das Grab dort schaufeln, wo euch der Wirt es zeigt."

"Ich soll die Drecksarbeit erledigen? Macht das gefälligst selbst."

Sie drehte sich um und wollte den Gasthof verlassen. "Es ist euch wohl klar, dass ihr soeben eure Aufnahme bei den Gefährten verspielt habt", sagt Farkas ernst.

"Auf einen Verein, der so weiche Herzen wie ihr habt hat, da kann ich auch drauf verzichten dazu zu gehören. Ich werde meine Sachen holen und verschwinden."

Farkas sah ihr nur kopfschüttelnd nach. Die anderen würden seiner Entscheidung hoffentlich zustimmen, so eine Person hatte bei den Gefährten nichts zu suchen. Sie hatte nicht eine funken Ehre im Leib. Er entschuldigte sich bei dem Wirt für die Unannehmlichkeiten. Am Ende blieb den beiden nichts übrig, als den Toten alleine zu bestatten. Aus den Inhalten seiner Taschen ging nicht hervor, ob er Familie hatte. Farkas kehrte dann am nächsten Morgen wieder mit der Kutsche zurück nach Weißlauf. Die anderen Mitglieder des Zirkels stimmten einstimmig überein, das Farkas Entscheidung richtig war. Sie sammelten die Sachen von Uthgerd zusammen und brachten sie in die beflaggte Mähre, wo sie sie bei Hulda deponierten, damit Uthgerd sie bei Gelegenheit abholen konnte. In Jorrvaskr hatte sie nichts mehr zu suchen.

Immerhin hatten die Gefährten in der Zwischenzeit erfahren, das Akkirah in Flusswald war. Sie hatte sich dort Ursprünglich im schlafenden Riesen einquartiert, war dann aber von ihrer Freundin Gerdur überredet worden, bei ihrer Familie zu bleiben. Sowohl Vilkas als auch Farkas wollten unabhängig voneinander hin, um sie zurück zu holen, aber Kodlak hielt die beiden zurück. Sie muß von selbst zurückkommen hatte er ihnen gesagt. Und so bleib ihnen nichts übrig als zu warten.
 
15. Drachenblut / Ödsturzhügelgrab

Akkirah schaute sich nicht um, als sie auf Adelante davon stürmte. Als sie die Honigbräuerei passiert hatte, dachte sie nach wohin sie gehen sollte. Nach Rifton zurück? Nein, so sehr sie ihr Häuschen dort liebte, wollte sie da nicht hin. Es war zu nahe bei der Diebesgilde. Auch wenn sie dort Freunde hatte, gab es dort Leute denen sie nicht begegnen wollte und das würde sich nicht vermeiden lassen, wenn sie den Markt betrat oder in den Bienenstich ging. Wohin dann? Als Jägerin wäre Falkenring wahrscheinlich für sie am Besten geeignet. Die Wälder um den Ort herum waren voller Wild. So lenkte sie daher Adelante erst mal Richtung Flusswald. Dort würde sie Übernachten und am nächsten Tag konnte sie weiter reiten. In Flusswald konnte sie sich auch mit neuen Vorräten ausstatten. Sie hatte keinen einzigen Pfeil mehr, denn die hatte sie alle gegen die Drauge im Staubmannsgrab verschossen.

Es war fast Mitternacht, als sie Flusswald erreichte. Sie brachte Adelante auf die kleine Koppel hinter dem Gasthof. Odnar wollte gerade den letzten Gast raus schmeißen und sich selbst zu Bett begeben als Akkirah herein kam. "Da habt ihr aber Glück", meinte er lachend, "das ich noch nicht abgeschlossen hatte."

"Notfalls hätte ich auch draußen, bei meiner Stute geschlafen". Akkirah lächelte. "Habt ihr noch ein Zimmer für mich?"

"Natürlich, kommt ich zeig es euch. Nur mit etwas warmen zu Essen sieht es schlecht aus. Ich könnte euch noch etwas kaltes Kaninchen anbieten."

"Das würde mir vollkommen reichen und dazu bitte eine Flasche Met."

Er zeigte ihr das Zimmer verschwand dann noch mal, um das Essen und den Met zu holen. Als er es ihr gebracht, wünschte er Akkirah eine gute Nacht und begab sich Schlafen.

Akkirah machte sich hungrig über das Essen her und leerte den Met anschließend in wenigen Zügen. Sie legte sich hin und versuchte zu Schlafen, aber wieder einmal klappte es nicht. Ihre Gedanken kreisten immer wieder darum, was die Mitglieder des Zirkels der Gefährten waren. Werwölfe. Bestien in Menschgestalt. Wie sollte sie nun mit diesem Wissen umgehen? Niemand sonst schien es bekannt zu sein. Außer den Mitgliedern der Silbernen Hand, die es aber bisher auch für sich behalten hatten. Sie hatte Farkas versprochen mit niemandem, auch mit den Mitgliedern des Zirkels, nicht darüber zu sprechen. Nur wie sollte sie ihnen unter die Augen treten, ohne dass sie ihre Abscheu darüber zeigte? Sie würden es Spüren, das sie mehr wusste. Und was dann? Vilkas. Sie hatte ihr Herz an ihn verloren. Wenn sie zuvor glaubte, es schon mal an Brynjolf verloren zu haben, so war es diesmal Schlimmer. Sie zog die Decke über den Kopf und weinte sich schließlich darunter in den Schlaf.

Am nächsten Morgen fühlte sie sich wie zerschlagen und kein bisschen erholt. Müde stand sie auf und kleidete sich an und begab sich in den Schankraum. Odnar war schon am saubermachen. Er fragte nicht ob sie gut geschlafen hatte, denn es war ihr anzusehen, dass sie es nicht getan hatte. Sie bestellte sich ein Frühstück, was nicht lange auf sich warten ließ. Danach beglich sie die Rechnung und verließ den Schlafenden Riesen. Auf dem Weg zum Handelskontor, wo sich Akkirah mit Vorräten eindecken wollte, traf sie Gerdur. Diese war erstaunt ihre Freundin hier zu treffen, freute sich aber ungemein. Sie sah Akkirah an, das es ihr nicht sonderlich gut ging und bat sie, sie doch zur Mühle zu begleiten. Dort könnten sie sich im Schatten der alten Bäume am Fluss gemütlich machen und etwas plaudern. Akkirah fand keinen Grund es nicht zu tun, also begleitete sie Gerdur.

Gerdur hatte, wie die meisten anderen im Ort gehört, das Akkirah zu den Gefährten gehörte. Sie beglückwünschte Akkirah dazu. Diese wurde aber recht still, als das Gespräch in diese Richtung ging. Gerdur merkte, das da wohl etwas vorgefallen war. Akkirah sagte schließlich nur, das sie eine Meinungsverschiedenheit mit einigen Mitgliedern hätte und es daher vorzog sich zurück zu ziehen. Gerdur versuchte sie davon zu überzeugen, dass man doch über alles reden könne, das sollte sie auch machen. Und sie würde sich freuen, wenn Akkirah ein paar Tage in Flusswald bleiben würde. Danach würde die Welt bestimmt wieder anders aussehen. Das Gästebett wäre zurzeit ungenutzt, da Ralof in Windhelm war. Akkirah ließ sich überreden zu bleiben. Sie saß den ganzen Vormittag zusammen mit Gerdur am Fluss. Dann half sie ihr beim Holzhacken und abends bereiteten sie gemeinsam das Abendessen zu. Frodnar und Hod freuten sich auch, Akkirah mal wieder zu sehen und hießen sie bei sich willkommen.

Akkirah erkundigte sich, wie es Ralof ging. Es tat ihr immer noch leid, dass sie ihn damals eine Ohrfeige verpasst hatte. Er war oft unterwegs zwischen den einzelnen Lagern der Sturmmäntel, erzählten Gerdur und Hod. Ab und an kam er in Flusswald vorbei, um seine Schwester zu besuchen. Er war gerade erst vor ein paar Tagen da gewesen. Daher wussten sie, dass es ihm gut ging. Es freute Akkirah das zu hören.

Die nächsten Tage verliefen sehr ruhig. Akkirah war in Flusswald geblieben und half Hod und Gerdur in der Mühle. Adelante hatte sie auf die Koppel zu der Kuh ihrer Gastgeber gestellt. Tagsüber war Akkirah gut abgelenkt durch die Arbeit und die Gespräche, aber des Nachts musste sie immer wieder dran denken, was die Gefährten waren. Eines Nachmittags ging Akkirah ins Handelskontor, um ein paar Kräuter für das Abendessen zu kaufen. Dabei erfuhr sie von Lucan, dem Ladeninhaber, dass man ihm und seiner Schwester ein wertvolles Ornament aus reinem Gold in Form von einer Klaue gestohlen hatte. Sie bot den beiden an, sich danach umzuschauen. Die Geschwister vermuteten die Banditen, die sie bestohlen hatten, oben am Ödsturzhügelgrab. Nachdem Akkirah den Laden mit ihren Einkäufen verlassen hatte, ging sie hinüber zu Alvor dem Schmied um ihre Waffe, die sie immer bei sich trug, Schärfen zu lassen. Sie beschaffte sich auch gleich neue Pfeile führ ihren Bogen.

Beim Abendessen unterrichtete sie Gerdur und Hod davon, dass sie am nächsten Tag zum Ödsturzhügelgrab aufbrechen wollte. Sie wusste nicht, wann sie zurückkommen würde und bat die beiden, so lange gut auf Adelante aufzupassen, die sie nicht mitnehmen wollte, da ihr der Weg zu steil für das Tier war und sie auch nicht wusste, was sie oben erwarten würde. Die beiden wollten es ihr ausreden, weil sie es für zu gefährlich hielten, aber Akkirah hatte es sich in den Kopf gesetzt, das Ornament wieder zu holen und da war nichts dran zu rütteln. So brach sie dann am nächsten Morgen zeitig auf. Gerdur hatte ihr ordentlich was zu Essen eingepackt, wofür sich Akkirah herzlich bedankte.

Der Anfang des Weges zur Stadt heraus und über den Fluss hinüber war schnell getan. Einmal musste sie sich gegen einen Wolf wehren, der sie angriff. Nach drei Stunden sah sie einen alten zerfallenen Turm. Sie schlich vorsichtig heran. Die Bewohner des Turms zeigten sich ihr gegenüber feindselig, und so blieb ihr nichts übrig als ihnen zu zeigen, wer die Stärkere war. Sie durchsuchte sicherheitshalber die Leichen und den Turm, denn vielleicht waren das ja schon die Banditen die Lucan und seine Schwester bestohlen hatten. Sie fand aber nichts. Also ging sie weiter. Der Weg wurde steiler und sie ereichte die Schneegrenze. Am Späten Nachmittag erreichte sie die Außenanlagen des Ödsturzhügelgrabs. Hier draußen trieben sich drei Banditen rum. Es gelang Akkirah sie zu überraschen und mit gezielten Schüssen zu töten. Im Inneren traf sie nochmals auf zwei Banditen und einen Haufen tote Skeever. Bevor sie auch diese beiden zu den Göttern schickte, erfuhr sie noch indem sie sie belauschte, dass einer von ihnen sich alleine ins Innere des Grabs vorgewagt hätte. Und dieser Mann schien die Kaue bei sich zu tragen.

Nachdem die beiden Banditen tot waren, beschloss Akkirah die Nacht hier zu verbringen. Der Aufstieg war doch recht anstrengend gewesen und etwas Ruhe konnte nicht Schaden, bevor sie weiter ging. Sie aß etwas und legte sich dann hin. Sie brauchte zwar, wie in letzter Zeit immer etwas, bis sie einschlafen konnte, aber die Anstrengung um hierher zugelangen, war doch groß genug um sie einschlafen zu lassen. Am nächsten Morgen brach sie dann, nachdem sie noch etwas gegessen hatte, sofort wieder auf. Sie folgte den Gängen ins Innere der Grabstätte. In einem Raum an dessen anderen Ende eine Vergitterte Tür den Weg versperrte gab es einen Hebel. Da bei diesem ein Toter lag, musste es noch etwas geben, damit man ihn Gefahrlos betätigen konnte. Sie sah sich genau in dem Raum um. Unten entdeckte sie drei bewegliche Sockel, die mit jeweils drei Symbolen verziert waren. oben im Bereich waren mal drei Steinplatten angebracht auf denen jeweils ein Symbol zu sehen war. Eine der Platten war aus ihrer Verankerung hinab gefallen. Akkirah drehte sie Sockel so das vorne jeweils das Symbol zu sehen war, was an man auf den drei Steinplatten erkennen konnte. Dann nahm sie ein Seil und wickelte es um den Hebel, so dass sie ihn aus sicherer Entfernung mit dem Seil betätigen konnte. Man wusste ja nie genau, was passieren würde. Das Gitter öffnete sich und so konnte sie beruhigt weitergehen, nachdem sie das Seil wieder an sich genommen hatte.

Sie ging eine Wendeltreppe hinab, wo sie unten auf drei Skeever traf. Dann hörte sie eine verzweifelte Stimme, die um Hilfe rief. Vorsichtig schlich sie weiter. Sie ahnte, dass es hier Spinnen geben musste, weil überall waren Wände mit den Spinnenweben bedeckt. Wieder rief die Stimme um Hilfe. Die zu der Stimme gehörige Person musste sich in dem Nebenräumen befinden, zu denen man nur gelangen konnte, wenn man die Spinnweben an der einen Stelle zerteilte. Und so war es auch. Hinten an der Wand war ein Mensch in dem Netz gefangen. Als Akkirah den Bereich betrat, ließ sich eine riesige Frostbissspinne an einem Faden herab und griff sie an. Akkirah sprang zurück und versuchte das Tier mit Pfeilen einzudecken und wich den Angriffen des Tieres immer wieder aus. Es dauerte eine Weile bis das Tier tot zusammenbrach. Danach versuchte Akkirah den Mann zu befreien. Doch statt sich im nach hinein zu bedanken, nachdem er, Avel, wieder frei war, rannte er hämisch lachend davon.

Akkirah beschloss ihn gehen zu lassen, auch wenn er die Klaue hatte. Er würde so bestimmt nicht weit kommen. Diese alten Gräber waren voller Fallen und auch mit Draugen musste man jederzeit rechnen. Und wer schon so einfach in ein Spinnennetz tappte, der würde auch anderen Fallen nicht entgehen. Vorsichtig schlich sie weiter. Es dauerte nicht lange, bis sie auf die ersten Drauge traf und noch etwas weiter, fand sie die Leiche von Avel, der von den Draugen erwischt wurde. Sie durchsuchte ihn und nahm in die Klaue ab, die er und seine Kumpane Lucan gestohlen hatte. Nun überlegte sie, ob sie zurückgehen sollte, denn sie hatte ja was sie wollte. Warum sich noch weiterer Gefahr aussetzen? Aber eine Innere Stimme, die stärker war, als der Wunsch das Grab zu verlassen, ließ sie weiter gehen.

Nachdem sie die Grabstätten durchquert hatte kam sie zu einer natürlichen Höhle. Sie folgte den Gängen und traf mehrfach auf einige Drauge, die sie aber glücklicherweise aus der Entfernung mit ihrem Bogen töten konnte. Sie ging langsam und vorsichtig vorwärts bis sie zu dem Allerheiligsten des Ödsturzhügelgrab kam. Sie gelangte zu einer merkwürdigen Tür, die verschlossen war. Es befanden sich daran drei Ringe, die man drehen konnte. Die Ringe waren in drei Bereiche unterteilt und trugen jeweils ein Symbol. Unter den Ringen befand sich etwas mit fünf Löchern, das wie eine Art Schlüsselloch aussah. Sie kann nicht weiter und fluchte leise vor sich hin. Dann fiel ihr das Tagebuch von Avel ein, das sie mitgenommen hatte. Und wozu brauchte er unbedingt die Klaue? Sie begann zu lesen und dann hatte sie die Lösung auch schon. Die Klaue war der Schlüssel. Sie sah sie sich gründlich an und sah dann auch auf der Klaue drei Symbole untereinander dargestellt. Sie selben Symbole wie die die auf den Ringsegmenten bei der Tür waren. sie drehte die Ringe so hin, dass die Symbole der Segmente dieselbe Reihenfolge hatten, wie die die auf der Klaue abgebildet waren. Dann versuchte sie die Klaue in die Löcher des Schlüsselloch zu stecken. Kaum hatte sie das gemacht konnte sie das Schloss drehen und die Tür öffnete sich mit einem lauten Grollen.

Akkirah ging nachdem sie die Klaue wieder weggesteckt hatte vorsichtig weiter. Sie kam zu einer riesigen natürlichen Höhle, an dessen Ende sich auf einer Erhöhung wieder so eine abgerundete Mauer befand. Sie spürte, wie diese Mauer sie anzog und sie dagegen Willenlos war. Vor der Mauer stand ein alter Sarg. Sie ging zu der Mauer und als sie davor stand überkam sie dasselbe merkwürdige Gefühl, das etwas in ihren Geist eindrang, wie es schon im Staubmannsgrab passiert war, nur viel intensiver, so das sie kurz zu Boden ging. Benommen rappelte sie sich wieder auf. Was war passiert? Sie verstand es nicht. Als sie sich die Mauer genauer anschaute, sah sie dort plötzlich seltsame Schriftzeichen, die zuvor da nicht gewesen waren. Was hatte das zu bedeuten? Sie wusste nur eines, sie wollte nichts wie weg hier, das alles gefiel ihr gar nicht. Aber bevor sie gehen konnte hörte sie das schabende Geräusch eines sich öffnenden Sargdeckels. Verdammt, konnten die Toten nicht einfach da bleiben wo sie hingehörten? Sie drehte sich zu dem Sarg um und nahm diesmal ihr Schwert in die Hand, für den Bogen war die Entfernung zu gering. Aus dem Gran stieg nicht ein einfacher Drauge, sondern ein Draugenfürst, wie sie an der Aufmachung seiner Kleidung erkannte. Sie hatte einiges über diese Wesen gelesen, auch wenn sie noch nie einem begegnet war, wusste, sie das sie mächtige Fähigkeiten hatten.

Sie versuchte noch, während das Wesen aus dem Grab stieg, es mit dem Schwert zu töten. Aber es gelang ihr nicht, das Wesen war sehr stark. Plötzlich sagte es etwas, eine Druckwelle raste auf sie zu und daraufhin flog ihr das Schwert aus der Hand. Akkirah war entsetzt. So etwas hatte sie noch nie erlebt. Sie sprang zu Seite und versuchte davon zu laufen und griff nach ihrem Bogen. Glücklicherweise war der Untote sehr langsam. So konnte sie einigen Abstand zwischen sich und dem Wesen bekommen und mehrere Pfeile auf ihn abschießen, bevor sie wie davon laufen musste. In der Höhle hatte sie Platz, um sich einen neuen Standort zu suchen, von wo aus sie dem Draugenfürsten ein paar Pfeile in den Leib jagen konnte. Sie wiederholte da Manöver mehrfach und am Ende brach der Fürst endgültig tot zusammen. Vollkommen erschöpft sackte auch sie anschließend zu Boden. Sie brauchte eine Weile um wieder zu Kräften zu kommen. Dann ging sie zu dem toten Draugen und durchsuchte ihn. Sie fand bei ihm eine merkwürdige Tafel aus Stein mit ihr fremden Zeichen beschreiben. Hatte der Drauge daraus seine Macht bezogen?

Farengar, schoss es ihr plötzlich durch den Kopf. Ob der Hofzauberer von Weißlauf etwas zu diesem Stein sagen konnte? Möglich wäre es. Aber das hieße, sie müsse nach Weißlauf gehen. Unschlüssig stand sie da. Sie steckte die Tafel erst mal ein und suchte nach einem weiteren Ausgang aus dieser Höhle, damit sie nicht den ganzen Weg, den sie gekommen war, zurückgehen musste. Nach kurzer Zeit fand sie tatsächlich einen weiteren Gang, der sie nach draußen führte. Sie kam auf einem Felsvorsprung oberhalb des Flusses heraus. Es war schon wieder dunkel geworden, so beschloss Akkirah hier oben zu übernachten und am folgenden Morgen zurück nach Flusswald zu gehen.

Als Akkirah aufwachte war es trübe. Die Sonne versuchte sich durch die Wolken durchzukämpfen, aber es wollte ihr nicht so recht gelingen. Akkirah aß die Reste von dem Brot, die sie noch hatte und machte sich dann an den Abstieg von dem Felsvorsprung. Sie folgte dem Flusslauf und kann drei Stunden später in Flusswald an. Gerdur freute sich sehr, sie Heil und Gesund wieder zu sehen. Sie hatte angefangen sich Sorgen zu machen. Akkirah berichtet ihr von dem was sie in dem Allerheiligsten des Ödsturzhügelgrab erlebt hatte und Gerdur bestand darauf, das Akkirah nach Weißlauf ging, um die Steinstafel Farengar zu zeigen. Sie hoffte, das Akkirah dabei auch die Gelegenheit fand, ihre Differenzen mit den Gefährten zu klären, was sie aber nicht sagte.

Akkirah suchte Lucan und Camilla im Handelskontor auf, um ihnen ihre goldene Klaue zurückzugeben. Diese waren vor Freude ganz aus dem Häuschen und belohnten Akkirah reichlich. Mit dem Gold, das sie erhalten hatte, ging sie zunächst zu Alvor um ihre Ausrüstung reparieren zu lassen und sich auch wieder mit neuen Pfeilen zu versorgen, denn ihre Vorräte daran gingen auch wieder dem Ende entgegen. Anschließend half sie noch Gerdur und Hod etwas in der Mühle. Beim Abendbrot mit der Familie teilte sie ihnen dann mit, das sie am nächsten morgen nach Weißlauf aufbrechen würde, um mit Farengar zu sprechen. Gerdur lächelte zufrieden, als sie das hörte.

In aller Frühe brach Akkirah am folgenden Morgen mit Adelante auf. Als sie Flusswald verließ schien die Sonne, aber es zogen Wolken herauf. Akkirah hoffte das es regnen würde, wenn sie Weißlauf erreichte, dann würde sie weniger Leuten auf den Strassen der Stadt begegnen. Es blieb aber trocken. Trotzdem hatte Akkirah insofern Glück, keinen der Gefährten zu treffen. Charlotta am Markt winkte ihr nur freundlich zu während sie jemanden bediente. Ein paar der Wachen begrüßten sie, aber die meisten nahmen von ihr keine Notiz. So erreichte sie dann die Drachenfeste. Sie begab sich sogleich zu Farengar, der sich gerade mit einer Frau unterhielt, die Akkirah nicht sofort erkennen konnte, da sie ihr Gesicht mit einer Kapuze verdeckte. Aber an der Stimme erkannte sie schnell, dass es sich um Delphine aus dem Schlafenden Riesen von Flusswald handeln musste. Was wollte sie nur hier, Akkirah wunderte sich darüber. Akkirah sprach Farengar an und zeigte ihm den Stein, den sie im Ödsturzhügelgrab gefunden hatte.

Er sah sie erstaunt an. "Das ist das, was ich schon lange suchte. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr es zufällig finden würdet. Es wird mir bei meinen Forschungen über Drachen sehr hilfreich sein." Akkirah kam nicht dazu etwas zu sagen, denn plötzlich kam Irileth, die Huskal des Jarl von Weißlauf herbeigestürmt.

"Farengar, Jarl Balgruuf will euch dringend sehen. Es wurde ein Drachen gesichtet. Kommt sofort mit mir." Sie sah Akkirah an, die sie vorher nicht bemerkt zu haben schien. "Ich glaube ihr kommt auch am besten gleich mit."

Ein Drache? Akkirah begann zu zittern und dachte an das riesige Wesen das Helgen in Schutt und Asche gelegt hatte. Wie in Trance folgte sie Irileth und Farengar zum Jarl. Der Jarl sprach zuerst mit Farengar, der sich lobend über Akkirah ausließ weil sie ihm den Drachenstein gebracht hatte. Der Jarl warf ihr einen freundlichen Blick zu. Dann kam eine Wache völlig außer Atem angerannt. Er war derjenige, der die Nachricht von dem Drachen gebracht hatte. Das Untier sollte einige Zeit über dem südlichen Wachturm von Weißlauf gekreist sein. Ihn hatte man losgeschickt, um den Jarl zu Informieren.

"Irileth, ihr werdet mit ein paar Männern losgehen und schauen was da los ist." "Ja, mein Jarl", antwortete sie nur kurz und wollte sich schon umdrehen, als Balgruuf sich an Akkirah wandte: "Ihr, Akkirah, werdet Irileth begleiten. Ihr seid die einzige, die schon mal gegen eine Drachen gekämpft hat und ihr habt Helgen überlebt." Akkirah wollte Widersprechen, aber der Blick des Jarls brachte sie zum Schweigen. "Des Weiteren habt ihr, wie ich soeben von Farengar hörte ihm einen großen Dienst erwiesen, der ihm bei seinen Forschungen hoffentlich weiterhelfen wird. Darum habe ich beschlossen, euch das kleine Haus neben der Schmiede als Belohnung zu überlassen. Es steht schon seit längerer Zeit leer. Und wir können Bürger wie euch gut gebrauchen. Hier ist der Schlüssel zu eurem neuen Heim." Er drückte ihr einen Schlüssel in die Hand. Akkirah wusste nicht was sie sagen sollte. Es fehlte auch die Zeit, denn Irileth fasste sie am Arm und zog sie mit sich. "Wir sollten sehen, dass wir zum Wachturm kommen", sagte sie nur und Akkirah bleib nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.

Unten an der Stadtmauer sammelten sie ein paar der Wachen ein, die sie begleiten sollten. Dann liefen sie zum Südlichen Wachturm. Als sie sich ihm näherten sahen sie dunkle Rauchwolken aufsteigen. Das war der Drache, dachte Akkirah und ihr wurde unbehaglich zumuten. Sie gingen Näher heran und dann versammelte Irileth die Wachen und sagte ihnen sie sollten sich verteilen und gründlich umschauen. Irileth und Akkirah wollten direkt zum Turm gehen, um mit den dort Überlebenden zu sprechen.

Vom Drachen war weit und breit nichts zu sehen. Als sie sich dem Turm näherten rief einer der Wachen plötzlich, "Da kommt er wieder" und gleich darauf erhellte auch schon ein Feuerstrahl die Umgebung. Aus der Deckung heraus beschossen sie den Drachen mit ihren Pfeilen. Als er dann zu Boden ging, stürmte Akkirah mit ihrem Schwert direkt auf ihn zu und versuchte es ihm ins Auge zu jagen. Dann starb der Drache unter ihrem Schwert.

Sie trat zurück um das Wesen genauer zu betrachten. Und plötzlich fing der Drache an, von innen her zu verbrennen und wie schon an der Wand mit den Schriftzeichen im Ödsturzhügelgrab, nur unendlich stärker wurde sie von einem Gefühl überwältigt das ihren Körper komplett durchdrang und sie spürte, das etwas von ihr Besitzt ergriff und sie veränderte. Sie sackte in sich zusammen und wurde fast ohnmächtig .Die um sie herumstehenden Soldaten sahen sie voller Erfurcht an und murmelten etwas von Drachenblut. Als sie langsam wieder zu sich kam und sich aufrichtete bat einer der Soldaten sie doch mal einen Schrei auszustoßen. Sie sah ihn nur unverständlich an.

Während die anderen weiter über das Drachenblut diskutierten und das riesige Skelett des Drachen bewunderten zog sich Akki alleine auf den Wachturm zurück. Als sie in der klaren kalten Abendluft da oben stand, wusste sie, nichts würde mehr so sein wie es mal war. Sie war nun ihrer Meinung nach eine Art Monster, ähnlich wie die Gefährten, die Werwölfe waren. Einer der Nebeneffekte durch die Aufnahme der Drachenseele war, das sie ihr Gedächtnis zurückbekam.

Sie blieb die ganze Nacht da oben stehen und als sie am Morgen vollkommen durchgefroren war, beschloss sie, nach Weislauf zurückzugehen. Sie würde zurück zu den Gefährten gehen würde. Als sie die Methalle betrat, waren nur die Zwillinge am Frühstücken, die beide gleichzeitig bei ihrem Anblick zu strahlen begannen und aufsprangen. Sie begrüßte die beiden schüchtern lächelnd. Dann ging sie hinunter zu Kodlak, um mit ihm zu reden.
 
16. Bestienblut

Akkirah fand Kodlak wie meist in seinem Zimmer sitzen und lesen. Als er sie eintreten sah, legte er sein Buch sofort zur Seite: "Ich freue mich, das ihr zurückgekehrt sein, Mädchen. Farkas hat mir erzählt was passiert ist und weshalb ihr fort gegangen seid. Es ist aber besser, wenn die anderen weiterhin nicht erfahren, warum ihr fort wart." Er sah sie ernst an. "Was hat euch dazu bewogen zurückzukehren?"

Akkirah senkte traurig den Kopf. "Ich bin wohl auf ähnliche Weise, wie ihr es seid, eine Bestie." Dann erzählte sie ihm, was passiert war und das sie von den Soldaten ehrfürchtig als Drachenblut tituliert wurde. Sie wusste nicht was es damit auf sich hat, sie spürte nur, etwas in ihr hat sich geändert. Sie konnte nicht sagen, ob zum Guten oder Bösen. Sie wusste nur, sie hatte Angst davor. Kodlak nahm ihre Hand und hielt sie fest. "Ihr werdet herausfinden, was es mit der Aufnahme der Drachenseele auf sich hat. Ich für meinen Teil bin auf alle Fälle Froh, das ihr wie da seid." Akkirah lächelte.

Dann verließ sie den Alten und ging in den Schlafsaal. Nadja war gerade am Aufstehen, als Akkirah eintrat. Sie warf ihr wie gewohnt feindselige Blicke zu, die Akkirah aber schon zu ignorieren gelernt hatte. Wie es sich gehörte, grüßte Akkirah sie freundlich bevor sie den Raum wieder verließ und nach oben in die Methalle ging. Nur Farkas war noch da. Vilkas schien raus gegangen zu sein. Farkas stand auf und kam ihr entgegen. Ohne sich großartig Gedanken zu machen wollte er Akkirah in die Arme nahmen, als ihm einfiel das das wohl keine gute Idee wäre. "Ich freue mich, das ihr zurückgekommen seid, Schwester. Ich hatte schon Angst ihr würdet für immer gehen, auch wenn Kodlak sagte, ihr kommt zurück." Akkirah legte ihre Arme um ihn. Er war wie ihr Bruder.

Das zu mindestens war das Gute an der Geschichte, die beim Wachturm passiert war, sie konnte sich wieder erinnern, was früher geschehen war und zu den guten Dingen gehörte ihre Familie, besonders ihr Bruder. Sie wusste nun auch wieder, warum sie es hasste wenn man sie versuchte festzuhalten oder überraschend in die Arme nehmen wollte. "Ich bin auch froh, wieder hier zu sein, Bruder." Dann trat sie zurück und ging zum Ausgang auf den Hof. Vilkas saß auf einem der Stühle und schien nachzudenken. Als sie zu ihm trat, sah er sie freundlich an. "Es ist schön euch wieder zu sehen, Akki. Was führt euch zu mir?"

Verdammt, warum war er nur immer so förmlich? Akkirah wusste einfach nicht, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Am liebsten wäre sie ihm um den Hals gefallen, aber sie spürte, dass ihm das genauso wenig gefallen würde, wie ihr bisher. Also ließ sie es sein.

"Ich bin auf der Suche nach Arbeit. Nun wo ich wieder da bin, möchte ich nicht untätig herumsitzen."

Vilkas dachte kurz nach. "Aus Windhelm kann eine Anfrage, dass wir einen Verbrecher wieder einfangen sollen, der dort abgehauen ist. Auf seiner Flucht hat er zwei Leute ermordet. Er ist nicht ungefährlich. Ich wollte eigentlich Nadja und Torvar losschicken, aber es wäre mir lieber, wenn ihr euch gemeinsam mit Torvar darum kümmern könnt. Dann können sich Nadja und Ria mit einer Angelegenheit von Aela beschäftigen." Akkirah sah ihn lächelnd an.

"Wo finde ich Torvar? Unten war er nicht."

"Tilma hat ihn zum Markt geschickt. Er müsste bald zurückkommen."

Und so begann Akkirah ihr Leben bei den Gefährten wieder normal aufzunehmen. Sie hatten den anderen erzählt, das sie für den Jarl, beziehungsweise Farengar unterwegs war und als Belohnung das kleine leerstehende Häuschen unten in der Stadt erhalten hatte. Sie nutzte es aber selten, sondern schlief meist im Gemeinschaftsschlafsaal. Es war so praktischer, wenn sie an den Abenden, wo sie nicht unterwegs war und noch lange mit Kodlak und Vilkas zusammen saß, dann nicht noch wieder zu ihrem Haus hinunter gehen musste.


So gingen dann die nächsten Monate ins Land. Häufig zog Akkirah mit Farkas gemeinsam los. Er erinnerte sie immer mehr an ihren Bruder, der nun weit entfernt in Hammerfall lebte. Akkirah konnte Farkas auch dazu überreden, das sie Adelante, so oft es ging, auf ihre Touren mitnahm. Sie wollte, dass die Stute lernte, das weder Farkas noch Vilkas für sie eine Gefahr waren. Und mit der Zeit gelang Farkas sogar, Adelante anzufassen ohne das diese davon lief. Akkirah war darüber sehr glücklich.

Auch mit Torvar, Ria und Athis ging Akkirah oft gemeinsam arbeiten. Skjor und Aela nahmen nie andere mit. Entweder gingen beide gemeinsam los, um Aufträge zu erledigen oder sie gingen alleine. Nadja hatte mehrfach versucht, mit den beiden loszuziehen, aber stets eine Abfuhr bekommen. So arbeitete sie dann entweder alleine, was nicht so gerne gesehen wurde oder mit Farkas, Ria oder Torvar zusammen. Akkirah gegenüber war sie weiterhin feindlich eingestellt. Sie bemühte sich zwar es nicht offen zu zeigen, aber alle merkten es. Wäre sie nicht so eine gute Kämpferin, die ihre Arbeit auch gut erledigte, hätte man sie wohlmöglich schon längst rausgeschmissen.

Vilkas zog es weiterhin vor, Jorrvaskr nur selten zu verlassen. Ab und an gelang es Akkirah, ihn dazu zu bewegen, gemeinsam mit ihr auf die Jagt zu gehen, wenn die Fleischvorräte mal wieder aufgefrischt werden mussten. Er sagte dann auch nichts, wenn Adelante hinter ihnen wie ein Hund herlief. Sie hatte durch die Übungen mit Farkas, von denen Vilkas allerdings nichts wusste, ein wenig ihre Scheu vor Werwölfen verloren. Er staunte nur darüber, dass die Stute, wenn es darum ging, sie mit der erlegten Beute zu beladen, nicht mehr vor ihm davon lief.

Eines Nachmittags hatten Vilkas und Akkirah beschlossen gemeinsam etwas zu trainieren. Dazu benutzten sie die stumpfen Trainingsschwerter. Vilkas ging mit einem Zweihänder auf Akkirah los, während sie sich bemühte ihm auszuweichen und mit schnellen Schlägen mit einem leichten Einhänder aus der Deckung zu locken. Aber keiner schaffte es wirklich dem anderen etwas Boden abzugewinnen. Akkirah merkte wie ihr langsam die Puste ausging. Sie bewunderte, wie es Vilkas gelang, seinen Zweihänder immer noch so locker zu halten und mit ihm zuzuschlagen. Als sie erkannte, dass sie den nächsten Angriff nicht überstehen würde, griff sie zu einem fiesen Trick. Sie bückte sich plötzlich und nahm etwas Sand in die Hand und schleuderte ihn Vilkas ins Gesicht. Dieser hatte damit überhaupt nicht gerechnet und geriet aus dem Gleichgewicht. So gelang es Akkirah schnell an seine Seite zu gelangen und ihn einen Hieb in die Kniekehlen zu versetzten, so dass er zu Boden ging.

Dass es so einfach werden würde, das hatte Akkirah nun auch nicht erwartet. Vilkas sah sie im ersten Moment wütend an, doch dann musste er grinsen. Sie ließ ihr Schwert fallen und ging zu ihm und reichte ihm beide Hände, um ihm hoch zu helfen. Als er vor ihr stand hielt er ihre Hände weiter fest. Sie sah ein strahlendes Leuchten in seinen Augen. Aber so schnell wie es gekommen war, verschwand es auch wieder und wich seinem gewohnten traurigen Blick. Er ließ ihre Hände los und drehte sich um, sammelte sein Schwert auf und ging ohne ein Wort zu sagen hoch zur Halle. Akkirah blieb traurig zurück. Würde es immer so gehen? Sie kam aber nicht dazu weiter nachzudenken, denn sie plötzlich rief jemand ihren Namen. Es war Skjor, der etwas von ihr wollte. Sie zwang sich zu Lächeln und drehte sich zu ihm um.

"Was wünscht ihr, Skjor? Habt ihr etwas zu tun für mich?"

"Nicht direkt, Akki, aber ich möchte euch bitten, mich heute Abend in der Tiefenschmiede zu treffen, da werde ich euch mehr sagen."

Sie sah ihn Fragend an.

"Achja, ihr wisst ja nicht wo sich der Eingang befindet. Ich werde hier draußen nach dem Abendmahl auf euch warten, wenn es dunkel geworden ist."

Ohne ein weiteres Wort ging auch er nun. Akkirah blieb alleine zurück und wusste nicht was sie sagen sollte. Was war die Tiefenschmiede? Was wollte er ihr dort sagen? Sollte sie Vilkas dazu befragen? Nein, das würde jetzt keinen Sinn haben, er hatte sich zurückgezogen und wünschte alleine zu bleiben. Sie kannte ihn zwischenzeitlich gut genug, um seine Stimmungen zu erkennen und wusste, wann man ihn besser in Ruhe lassen sollte. Farkas und Aela waren auch nicht da, also konnte sie die beiden auch nicht Fragen und Kodlak fühlte sich schon den ganzen Tag unwohl und schlief viel. Nun, nach dem Abendessen würde sie es erfahren.

Vilkas hatte sich gleich in sein Zimmer begeben, nachdem er sich fast fluchtartig vom Hof entfernt hatte. Er hatte sich etwas von dem kalten Fleisch, das Tilma für das Abendessen bereitgestellt hatte, geschnappt und es mit hinunter in sein Zimmer genommen. Nur lag er auf seinem Bett und starrte die Decke an. Wie lange würde es ihm noch gelingen sich von Akkirah fern zu halten, fragte er sich? Verdammt, er war ein Werwolf und damit konnte er keine Bindung zu einem normalen Menschen eingehen. Es war noch nicht allzu lange her, dass er seinem Bruder versucht hatte, davon abzuhalten sich mit Akkirah einzulassen. Wobei er da nicht wusste, tat er es weil er sie selbst begehrte, oder aus Vernunft? Farkas hatte ihn aber beruhigen können. Sie hatte seinem Bruder klar zu verstehen gegeben, das sie in ihm nur einen guten Freund und Bruder sah und nicht mehr. Farkas hatte das akzeptiert und so zogen sie weiterhin wie gute Freunde los.

Er selbst empfand aber mehr für sie. Und er glaubte, dass es ihr nicht anders ging. Als sie ihn heute an den Händen hochgezogen hatte, hätte er sie am liebsten an sich gezogen und in die Arme genommen. Und sie hätte es zugelassen, das wusste er. Er verfluchte sich zum unendlichsten Mal, dass er damals unbedingt Zirkelmitglied werden wollte. Man hatte ihm zwar die Konsequenzen genannt, aber er war damals einfach nur naiv gewesen. Könnte er die Zeit zurückdrehen würde, er heute anders entscheiden. Er wünschte sich, er könne ihr sagen, warum es für sie keine Zukunft geben konnte. Aber das ging nicht, niemand Außenstehendes durfte etwas davon wissen. Er hatte einmal den Fehler gemacht es zu verraten, das würde er nie wieder machen.

Akkirah traf sich am Abend mit Skjor auf dem Trainingsplatz und gemeinsam begaben sie sich zu der Tiefenschmiede, dessen Eingang für Uneingeweihte nicht zu erkennen war. Drinnen erwartete sie eine Überraschung. Aela stand in ihrer Werwolfsgestalt vor einer großen Schale. Skor beobachtete Akkirahs Reaktion auf Aela und lächelte nur, weil sie scheinbar keine Angst verspürte. Er wusste ja auch nicht, das Akkirah schon bekannt war, das es sich bei den Mitgliedern des Zirkels um Werwölfe handelte.

Dann sprach er den Grund ihrer Zusammenkunft an. Er und Aela waren von Akkirahs Art und ihren Fähigkeiten im Kampf genauso überzeugt, wie die Zwillinge und Kodlak es waren und sind zum Entschluss gekommen, das Akkirah ein Wertvolles Mitglied im Zirkel werden würde. Da sie wussten, das Kodlak und somit auch die Zwillinge ihr Tun hier nicht gutheißen würden, hatten sie Akkirah heimlich herbestellt, um ihr zu unterbreiten, Mitglied im Zirkel zu werden. Dieses würde aber Vorraussetzen, das sie wie sie werden müsste, also dass auch durch ihre Adern müsse das Blut der Bestie fließen.

Mit allem Möglichen hätte Akki gerechnet, aber nicht damit, dass man sie im Zirkel aufnehmen wollte. Sie stand unschlüssig da und wusste erst mal nicht wie sie reagieren sollte. Dann dachte sie an Vilkas und das er ja auch ein Werwolf sei. Vielleicht würden sie einander endlich näher kommen, wenn auch sie einer wäre und sie ihn damit besser verstehen könnte. Also entschloss sie sich, das Geschenk oder den Fluch, je nachdem wie man es sah anzunehmen.

Skor nahm sein Schwert und schnitt Aela den Arm auf, so dass ihr Blut in die Schale floss. Akki holte tief Luft und trank dann von dem Blut. Die Verwandlung in einen Werwolf war beim ersten Mal nicht einfach und mit großen Schmerzen verbunden. Dank der inneren Stärke, die sie durch die Drachenseele gewonnen hatte, schaffte sie es aber bei Verstand zu bleiben. Nachdem sie ihre Gestalt geändert hatte, lief eine Zeitlang planlos durch die Gegend, riss ein Kaninchen und dann war der Spuk auch schon wieder vorbei. Sie kam neben Aela an einem Ort, von dem sie nicht wusste, wie sie dort hingeraten war wieder zu Verstand. Aela lächelte stolz und sagte sie hätte alles gut überstanden, wenn es auch recht schwer war. Dann sagte sie ihr, dass sie sich bei einem Unterschlupf der Silbernen Hand befänden und Skor schon mal vorgegangen war um die Lage zu prüfen.

Akkirah hatte eine mulmiges Gefühl in der Magengegend, wusste aber nicht ob's daran lag, das sie gerade zuvor noch ein Werwolf war, oder weil etwas anderes nicht stimmte. Vorsichtig schlichen sie um das Versteck und töteten die sich dort aufhaltenden Mitglieder der Werwolfjäger. Sonderlich wohl fühlte sich Akki bei der Tat nicht, denn obwohl sie nun ihre Feinde waren, hatten sie ihr eigentlich ja nichts getan und somit gab es für sie an sich keinen Grund sie umzubringen. Im Inneren der Festung waren noch mehr Leute der Silbernen Hand zu finden. Da es keine Chance gab an ihnen vorbei zu schleichen, mussten sie sie letztendlich auch töten. Wobei Aela eh nie versucht hätte, ohne Blutvergießen an ihnen vorbeizukommen.

So drangen sie dann bis ins Herz der Festung vor, wo der Anführer zu finden war. Aber kein Lebenszeichen von Skor. Selbst zu zweit hatten sie große Mühe gegen den Anführer der Silbernen Hand zu bestehen, zumal der nicht alleine war. Letztendlich schaffte sie es dann aber. Und dann fanden sie Skor. Alleine hatte er keine Chance gegen die Übermacht gehabt und war von ihnen getötet worden. Aela stieß einen wilden tierischen Schrei aus, in dem all ihre Trauer und Wut zu spüren war und Akkirah war einfach nur erschüttert und konnte kein Wort von sich geben. ‚Skjor, warum nur', dachte sie. ‚Wart ihr wirklich nur so Leichtsinnig? Oder war es Absicht euer Leben so zu beenden?' Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie hatte Skjor gerne gemocht. Nie war er anderen gegenüber unfair gewesen. Immer hatte auch er ein offenes Ohr, wenn jemand ein Problem hatte. Akkirah wusste, das Kodlak ihn als seinen Nachfolger gesehen hatte. Sie hatte mal zufällig und unbeabsichtigt ein Gespräch der beiden mitbekommen, in dem Kodlak so etwas sagte. Und nun lag Skjor hier tot vor ihren Füssen.

Nach einigen Minuten sagte Aela, sie würden gemeinsam den Tod von Skor rächen. Akkirah hatte Aela noch nie so blass gesehen. Sie wusste, dass die beiden sich immer sehr Nahe gestanden haben. Akkirah nahm Aela in die Arme. Aber sie konnte sie nicht trösten. Wie auch, wenn ihr eigenes Herz vor Trauer um einen guten Freund zerspringen wollte. Nach einer Weile bat Aela Akkirah, sie alleine zu lassen. Akkirah müsse zurück nach Jorrvaskr gehen und den anderen die Nachricht von Skjors tot überbringen. Sie selbst würde ihn an einem geheimen Ort begraben, so wie Skjor es gewünscht hatte. Akkirah sah Aela lange ernst an. konnte sie ihre Schildschwester wirklich in ihrer Trauer alleine lassen, oder würde sie auch eine Dummheit begehen?

"Macht euch keine Sorgen um mich, ich werde nichts tun um meinen Leben vorzeitig ein Ende zu bereiten. Und nun geht und last mich alleine mit Skjor. Wenn ihr die anderen benachrichtig habt, dann sucht Trevas Wacht auf. Dort befindet sich ein weiteres Fragment von Wuuthrad und wohlmöglich Pläne, was die Silberne Hand noch vorhat. Ihr müsst es beschaffen und tötet dabei so viele Mitglieder der Hand wie ihr nur könnt." Akkirah lief es eiskalt über den Rücken, als Aela die letzten Worte tonlos hervor brachte. Aber sie versprach ihr, nach dem Fragment und den Plänen zu suchen.

Voller Trauer im Herzen kehrte Akkirah zunächst erst mal zurück nach Jorrvaskr, um den anderen vom Tode Skjors zu unterrichten. Zunächst traf sie im Hof auf Farkas. Dieser war als sie es ihm sagte, sehr aufgewühlt und wollte zunächst mit seinem Bruder sprechen. Dazu kam, dass er erkannte, was mit ihr geschehen war. Sie war zu einem der ihren geworden. Er konnte es riechen. Und das gefiel ihm überhaupt nicht. Und er ahnte, dass es Vilkas noch viel weniger gefallen würde. Akkirah bat Farkas, etwas zu warten, bevor er sich zu seinem Bruder begab. Sie wollte es Vilkas selbst sagen. Er nickte traurig. Akkirah ging hinunter in die Wohnquartier und Farkas folgte ihr kurze zeit später.

Vilkas war in seinem Zimmer zu finden. Er bemerkte sofort dass etwas anders an ihr war, denn als Werwolf konnte er es riechen. Sie war kein Mensch mehr. Sie war nun wie er, eine Bestie. Er wusste nicht was über ihn kam, aber er schrie sie außer sich vor Wut an, was ihr nur eingefallen wäre, sich in einen Werwolf verwandeln zu lassen. Ohne nachzudenken packte er sie am Arm und wollte ihr eine Ohrfeige verpassen. Akkirah war entsetzt über diese Reaktion, denn mit allem hätte sie gerechnet, aber nicht damit. Sie sah Angstvoll in sein Gesicht und sah die Wut und gleichzeitig Trauer in seinen Augen stehen. Sie versuchte sich loszureißen, denn sie geriet in Panik. In diesem Moment trat glücklicherweise Farkas ein, der seinen Bruder vorsichtig von Akkirah wegdrängte, bevor Vilkas noch dazu kommen würde seine Hand gegen sie zu erheben. Farkas warf ihr einen Blick zu der sagte "geht besser" und das tat sie dann auch.
 
17. Rache? / Blick in die Vergangenheit

Akkirah zitterte als sie Vilkas Zimmer verlassen hatte. Noch nie hatte sie Vilkas so außer sich erlebt. Der Blick seiner Augen hatte sie erschreckt. Sie hatte blanke Wut darin gesehen, gepaart mit Trauer und Unverständnis. Was hatte sie nur getan? Sie hätte nie damit gerechnet, dass er so wütend werden würde. Schließlich hatte sie es doch nur für ihn getan, damit es für sie beide eine Chance geben würde. Aber scheinbar hatte sie es nur noch verschlimmert. Sie schlich davon und ging zu Kodlak hinüber. Mit gesenktem Haupt betrat sie seine Gemächer.

Als er sie ansah, verdüsterte sich sein Blick. Aber er machte ihr keine Vorwürfe. Er fragte nur warum. Sie sagte es ihm und auch, das Skjor getötet worden war. Das war für Kodlak eine schlimme Nachricht. Auch wenn Kodlak Skjors Einstellung zum Bestienblut nicht teilte, hatte der den Kämpfer immer respektiert und als seinen Nachfolger gesehen. Kodlak bat Akkirah ihn alleine zu lassen. Sie nickte und ging.

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Während Akkirah bei Kodlak war, versuchte Farkas seinen Bruder zu beruhigen, indem er ihn in seine Arme nahm. Es war eine verkehrte Welt, denn normalerweise war es sonst meist umgekehrt und Vilkas war derjenige, der seinem Bruder Trost und Rat zusprach.

Ein Blick in die Vergangenheit der Zwillinge

Vilkas kam ca. 4 Stunden vor seinem Bruder Farkas auf die Welt. Für die Mutter war es eine extrem schwere Geburt von der sie sich nie richtig erholte und starb, als die beiden Jungen gerade mal 2 Jahre alt waren.

Anfänglich versuchte ihr Vater Jergen sie mit Hilfe seiner alten Tante zu aufzuziehen, was Aufgrund ihres Alters und Gebrechlichkeit leider auch gerade mal 2 Jahre ging. Für den Vater war sein Erstgeborener irgendwie immer derjenige, von dem er erwartet hat, dass er vernünftig ist und sich auch um seinen "kleinen" Bruder kümmerte, wenn er mal unterwegs war. Somit wurde Vilkas schon recht frühzeitig Verantwortung aufs Auge gedrückt, während Farkas teilweise machen durfte, was er wollte. Trotzdem liebte Vilkas seinen Bruder über alles, auch wenn er es nicht immer so recht zeigte, denn Jergen, ihr Vater versuchte ihm beizubringen, das ein Mann seine Gefühle nicht offen zeigen darf, da es ihn verletzlich machen würde.

Als die beiden Jungen sechs waren, ging Jergen nach Jorrvaskr und schloss sich den Gefährten an. In seiner Abwesenheit kümmerte sich meist Tilma um die Zwillinge. Als die beiden Jungen 10 wurden, kam Jergen nicht zurück. Niemand wusste was geschehen war. Und was sollte nun aus den beiden Jungen werden? Um Gefährten zu werden, waren sie noch zu jung. Sie in ein Weisenhaus abschieben? Dafür hatten alle die beiden zu lieb gewonnen. Also beschloss Kodlak sie in Jorrvaskr zu belassen und sie gemeinsam mit den anderen zu Gefährten heranzuziehen. Am meisten kümmerte sich Skjor, neben Kodlak in dieser Zeit um die beiden. Obwohl Farkas wusste, das ihr Vater Vilkas bevorzugt hatte, nahm ihn der Verlust doch Anfangs mehr mit als seinem Bruder. Vilkas versuchte dann alles um seinen Bruder irgendwie aufzuheitern und auf andere Gedanken zu bringen. Das schweißte die beiden Brüder fest zusammen.

Dadurch das Vilkas von Statur etwas schwächlich war, musste er sich richtig verbissen bemühen, um in den Augen der Gefährten als Kämpfer anerkannt zu werden, was seinem wesendlich kräftigeren Bruder mühelos gelang. Und während Vilkas von Anfang an es liebte, seine Nase in Bücher zu stecken und nicht nur die Praxis zu lernen, sondern sich auch mit den Hintergründen zu beschäftigen, wurde ihm im Laufe der Zeit nachgesagt, er wäre der klügere der beiden, da er durch das viele Lesen seine Ausdrucksweise besser schulte.

Egal was passierte, die beiden Brüder standen sich jedenfalls immer sehr nah und liebten einander jeder auf seine Art sehr. Mit 20 wurden die beiden dann zu Mitgliedern des Zirkels gemacht. Ihr Ahne war Skor, den beide auch immer sehr geschätzt haben und teilweise neben dem alten Kodlak als Ersatzvater ansahen, nachdem Jergen nicht wiederkam. Anfangs fanden die Brüder ihr Dasein als Werwölfe spannend und nutzen jede Gelegenheit, sich zu verwandeln.

Dann lernte Vilkas ein Mädchen aus Kavasten kennen in das er sich verliebte. Auch das Mädchen, Kisda, schien von ihm recht angetan zu sein. Wann immer es seine Zeit erlaubte war Vilkas mit ihr zusammen. Die Eltern von Kisda, hatten auch nichts gegen Vilkas einzuwenden und so verlobten sich die beiden. Eines bedrückte Vilkas aber sehr, denn er durfte ja keinem Außenstehenden des Zirkels etwas über sein Werwolfblut verraten. Er wollte aber nicht vor seiner zukünftigen Geheimnisse haben, also beschloss er, es ihr zu verraten. Sie trafen sich an ihrem Lieblingsplatz in den Bergen oberhalb der Stadt. Hier versuchte er ihr nun zu erklären, was ihn bedrückte und verwandelte sich vor ihr in einen Werwolf. Kisda war darauf nicht vorbereitet und vollkommen entsetzt. Sie wollte nur noch fort und lief wie von Furien gehetzt davon. Vilkas wollte ihr folgen, aber nicht in dieser Gestalt, also musste er etwas warten bis er seine Verwandlung wieder rückgängig machen konnte.

So erreichte dann Kisda vor ihm den elterlichen Hof, wo sie sogleich ihren Eltern berichtete was geschehen war. Was Vilkas allerdings nicht wusste war, dass die Familie zur Gruppe der Silbernen Hand gehörte, die gnadenlose Werwolfjäger waren. Es blieb ihm nichts übrig als zu fliehen. Die Zeit danach versuchte er mehrfach Kisda zu sehen, um mit ihr zu sprechen, doch sie wollte von ihm nichts mehr wissen.

Von da an war auch der Silbernen Hand bekannt, dass sich unter den Gefährten Werwölfe befanden und sie begannen mit ihrem Feldzug gegen die Gefährten, den sie im Geheimen führten.

Seitdem wünschte sich Vilkas, niemals zum Werwolf geworden zu sein und fing an sein Dasein zu hassen. Er kehrte nach Jorrvaskr zurück und nahm in nächster Zeit jeden extrem gefährlichen Auftrag an, in der Hoffnung, er würde ihn nicht überleben. Die Veränderung, die Vilkas durchmachte fiel nicht nur Farkas auf, der nicht wusste, wie er seinem Bruder helfen sollte, sondern auch Kodlak fing an sich Sorgen zu machen und rief ihn bei jeder sich bieten Gelegenheit zu sich, um mit ihm über seine Probleme und Sorgen zu sprechen. Bei Kodlak konnte Vilkas frei über alles, was ihn bedrückte reden und so besserte sich im Laufe der Zeit sein Gemütszustand wieder und er fand sich damit ab, zu sein was er war.

Kodlak hielt es für eine gute Idee Vilkas die Verantwortung der Ausbildung der neuen Rekruten zu überlassen. Mit dieser Aufgabe stieg nach und nach auch wieder sein Selbstbewusstsein. Er blieb aber immer zurückhalten und oftmals traurig in sich gekehrt, was viele als mürrisch und ungehalten ansahen.

Nachdem er sich langsam in den Armen seines Bruders beruhigte, sah Farkas wie ein kleiner Ring Vilkas aus der Hand gefallen war. Er hob ihn auf und sah seinen Bruder schweigend an. Es war einer der beiden Ringe ihrer Mutter, dem einzigen Andenken was die Jungen von ihr hatten. Sie hatte ihren eigenen Ring bevor sie starb einschmelzen und den Rubinstein, der ihn zierte in zwei gleichmäßige Hälften teilen lassen. Daraus ließ sie zwei neue Ringe machen und den beiden Jungen gegeben. Farkas ahnte was Vilkas damit vor gehabt hatte und er wusste das Vilkas von sich aus anfangen musste zu reden und wartete.

"Warum? Warum hat sie das getan? Wieso habe ich es nicht verhindert? Ich hätte wissen müssen was Skor und Aela vorhatten. Ich hätte es verhindern müssen und mit ihr vorher darüber sprechen sollen. Und warum habe ich sie auch noch eben so angefahren?"

Tränen standen ihm in den Augen.

"Das wollte ich gar nicht. Wenn ihr mich nicht zurückgehalten hättet, hätte ich ihr auch noch eine Tracht Prügel versetzt und sie weiß das. Damit wird sie mich nun hassen, denn ich weiß das sie sich das nicht gefallen lassen hätte, da sie mir mal erzählt hatte, wie sie von ihrem Mann behandelt wurde."

Er nahm Farkas den Ring aus der Hand und wollte ihn zurück in den Schrank legen. Farkas hielt ihn zurück.

"Geht zu ihr und entschuldigt euch bei ihr. Redet mit ihr. Sie wird es verstehen."

Vilkas sah seinen Bruder an. "Glaubt ihr wirklich?"

Farkas nickte mit ernstem Gesicht. "Ja, das wird sie".

Vilkas nahm seine Bruder in den Arm und sagte aus tiefsten Herzen: "Danke, Bruder".

Dann machte er sich auf die Suche nach Akkirah. Er musste feststellen, dass sie schon fort war. Er versuchte noch sie in ihrem Haus neben der Schmiede und unten bei den Ställen abzufangen, aber sie war weg und er hatte keinen Anhaltspunkt, wohin sie gegangen sein konnte. Also beschloss er In Jorrvaskr auf ihre Rückkehr zu warten. Damit er sie Tagsüber nicht verpasste, bat er Mila, die Tochter von Charlotta, ihm sofort bescheid zugeben, wenn sie sie sehen sollte. Vom Abend bis zum Morgengrauen verbrachte er selbst dann die Nächte in der Methalle mit Warten. Außer seinem Bruder hatte er mit niemandem weiter über den Vorfall mit Akkirah gesprochen und daher wusste keiner warum er die meiste Zeit oben verbrachte, statt schlafen zu gehen. Selbst Kodlak gegenüber hatte er geschwiegen, obwohl dieser gemerkt hatte dass etwas nicht stimmte. In der vierten Nacht konnte er sich dann nicht mehr wach halten und schlief auf dem Stuhl ein. Ausgerechnet dann musste Akkirah von ihrer Tour nach Düsterhammer zurückkommen.

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Nachdem Akkirah Kodlak verlassen hatte, lief sie so schnell sie konnte zu den Ställen, wo Adelante untergebracht war. Als sie sich der Stute näherte spürte, sie wie das Tier unruhig wurde. Verdammt, selbst Adi sagte ihr damit, sie hätte einen großen Fehler gemacht. Akkirah war froh, das sie zuvor häufig mit Farkas bei der Stute war und diese damit an Werwölfe gewöhnt hatte. Ansonsten hätte sie nun zu Fuß gehen müssen. Adelante war nervös, ließ sich aber von Akkirah satteln und reiten. So stürmten dann Pferd und Reiterin davon Richtung Rifton.

Der kalte Wind pfiff ihr um die Ohren und ließ ihren Kopf langsam wieder klarer werden. Am Ritualstein machte sie halt und sah von dort rüber nach Weislauf. Ihre Trauer wich langsam einer großen Wut. Nur worauf, da war sie sich unschlüssig. Auf sich selbst, weil sie es nicht geschafft hatte zu bleiben und sich Vilkas und seinem Wutausbruch zu stellen? Auf Vilkas, weil er Nahe dran war, sie zu schlagen? Wieder auf sich selbst, weil sie plötzlich an die Vergangenheit mit ihrem verstorbenen Mann erinnert wurde und die Angst die sie jedes Mal hatte, wenn er nur die Hand erhob? Da sollte sie doch längst drüber stehen. Oder weil sie so leichtsinnig gewesen war, sich in einen Werwolf verwandeln zu lassen? So saß sie da noch gut eine halbe Stunde auf Adelante bevor sie weiter ritt.

Sie brauchte nicht ganz zwei Tage um zur Burg zu kommen. Unterwegs schlief sie am Wegrand unter einem großen Baum. Sie hatte keine Angst überrascht zu werden, denn ihre Sinne waren nun besser als zuvor. In der gut befestigten Burg war es nicht leicht, sich durchzuschleichen, um an die Pläne und das Fragment zu gelangen. Sie versuchte aber, so wenig Tote wie möglich zu hinterlassen. Dann kehrte sie langsam zurück nach Jorrvaskr.

Als sie leise Mitten in der Nacht die Halle betrat, sah sie Vilkas tief und fest auf einem Stuhl schlafend sitzen. Er wirkte so zerbrechlich, als sie ihn so ansah. Sie beschloss ihn erst mal schlafen zu lassen und später mit ihm zu reden. Dann ging sie runter zu Aela, um ihr die Beute zu bringen, die sie der Silbernen Hand abgenommen hatte. Sie sagte aber nichts davon, dass sie die Meisten in der Festung am Leben gelassen hatte.

Aela teilte ihr mit das Kodlak sie unbedingt sehen wollte. Ermahnte sie dann auch noch nicht zuviel über ihr Treiben der letzten Zeit zu verraten. Akkirah ging schleunigst zu Kodlak, der sie scheinbar trotz der späten Stunde erwartet hatte. Als Kodlak sie auf die Taten der vergangene Tage ansprach konnte Akkirah nur wahrheitsgemäß antworten, und sagte auch dass es ihr schwer fiele, einfach andere ohne sonderlich guten Grund zu töten. Kodlak freute sich darüber sehr, denn er hatte schon befürchtet, sie würde zu sehr gefallen am Töten finden, was nicht zu den Gefährten passen würde.

Dann erzählte er ihr den Grund, warum er mit ihr sprechen wollte. Er schien eine Lösung gefunden zu haben, wie man sich vom Fluch des Bestienblutes reinigen könnte. Man müsse die Köpfe der Schluchtweiher Hexen holen. Je mehr er darüber erzählte, desto glücklicher wurde es Akkirah ums Herz. Sollte es wirkliche eine Chance geben, das Bestienblut wieder loszuwerden? Kodlak schien überzeugt davon zu sein.

Als Akkirah Kodlak wieder verließ und in die Methalle hoch kam, saß Vilkas immer noch schlafend auf dem Stuhl. Sollte sie ihn wecken und ihm alles erzählen? Was aber, wenn es letztendlich doch nicht klappen würde? Sollte sie ihm Hoffnungen machen, die wieder zerschlagen werden könnten?
Nein, das wollte sie nicht, also ging sie alleine los.
 
18. Schluchtweiherhexen und Überfall

Am Morgen, als sich die Methalle füllte, erwacht Vilkas wie gerädert. Er stand von seinem Stuhl auf und setzte sich an die Tafel neben seinem Bruder, um etwas zu essen. "Ihr seht Grauenhaft aus, Bruder, legt euch schlafen. So kann es doch nicht weitergehen". Farkas hatte Recht, er musste sich hinlegen. Als er sich zu den Wohnquartieren begab, hörte er wie Aela Ria fragte, ob Akkirah schon wach sei. Ria sah sie erstaunt an: "Akki, war nicht in ihrem Bett. Ich wusste auch gar nicht, dass sie zurückgekommen ist."

Vilkas ging weiter. 'Bei Ysmir, sie war da und hatte mich nicht beachtet. Und ich habe sie verpasst.' Er ließ den Kopf hängen. 'Sie will nichts mehr von mir wissen', dachte er traurig. Dann ging er hinunter in sein Zimmer. Am Nachmittag stand er wieder auf und ging in den Hof, wo er ganz alleine war und so seinen Frust an den Übungspuppen, verborgen vor den anderen, auslassen konnte.

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Es war noch dunkel, als Akkirah bei den Ställen ankam, daher entschloss sie sich, bis zum Morgengrauen zu warten, bevor sie wieder loszog. So hatte Adelante auch ein wenig Zeit sich etwas auszuruhen und neue Kraft zu sammeln. Also legte sich Akkirah ins Stroh neben ihr Pferd und schlief ein. Die ersten Sonnenstrahlen weckte sie und sie brach auf. Die erste Strecke legte sie zu Fuß zurück, um ihr Pferd zu schonen und gleichzeitig auch wieder mal Kräuter und Pflanzen zu sammeln.

Als Akkirah den zerfallen Wachturm, wo sie den Drachen getötet hatten, erreichte, war sie drauf und dran umzukehren. Sie hätte Vilkas doch wecken sollen, um mit ihm zu sprechen. Sie sah zurück nach Weißlauf, wo die Drachenfeste hoch über die Stadt ragte. Aber dann ritt sie doch weiter. Sie würde gut zwei Tage brauchen, um den Schluchtweiher Zirkel zu erreichen. Je schneller sie das erledigt hatte, um so eher war sie zurück.

Am Anfang konnte sie der Straße Richtung Rorikstatt folgen. Hier musste sie einmal ein paar Wanderern helfen, die von einem Säbelzahntiger angegriffen wurden. Glücklicherweise wurde keiner der beiden so schwer verletzt, dass sie ihren Weg anschließend nicht alleine Fortsetzen konnten. Dann musste sie den Hauptweg verlassen und es ging auf schmalen Pfaden weiter durch die Wildnis. Die Nacht verbrachte sie in einem Lager von en paar Jägern, die sie freundlich einluden, bei ihnen zu bleiben.

Akkirah war froh, das auch die Jäger noch vor der Dämmerung aufstanden, um sich zur Jagt bereit zu machen. So konnte sie auch sehr zeitig weiter reiten und erreichte schon am Nachmittag die Höhle, in der die Schluchtweiher Hexen ihren Unterschlupf hatten. Sie hatte eigentlich damit gerechnet, das sie schon draußen auf Fallen stoßen würde, aber da war nichts dergleichen. Selbst in der Höhle gab es nichts. Diese Hexen schienen sich auf ihre Fertigkeiten und ihre Haustiere zu verlassen. Aber Akkirah hatte in der Diebesgilde und schon früher, wenn sie auf Jagt war, gelernt sich lautlos anzuschleichen und die Schatten gut zu nutzten, so das sie Nahe an ihrer Feinde herankam. Ihr Glück war, das die Hexen sich in der verzweigten Höhle verteilt hatte. so konnte sie nach und nach eine nach der anderen ausschalten. Einige erkannten sie als Werwolf, aber das half ihnen auch nicht mehr. Akkirah nahm ihnen ihre Köpfe ab und steckte sie in einen Sack, den sie für diesen Zweck extra mitgebracht hatte.

Als Akkirah die Höhle wieder verließ war es noch ein wenig hell. Sie beschloss, gleich wieder los zureiten, um so schnell es ging, nach Jorrvaskr zurück zu kehren. Weit kam sie nicht, da Schneetreiben einsetzte. So suchte sie für sich und Adelante einen passenden Unterschlupf, wo sie die Nacht verbringen konnte. Am nächsten morgen war das Wetter von Schneefall in Regen umgeschlagen. Die Wege waren glatt und rutschig, so das Akkirah Adelante nur langsam gehen lassen konnte, und teilweise lieber abstieg und zu fuß ging. Am Nachmittag erreichte sie erst das Jägerlager. Dort kaufte sie den Jägern etwas Proviant ab und nach eine kurzen Pause machte sie sich wieder auf den Weg. Als sie endlich die Hauptstraße erreicht kam sie auch besser vorwärts und ließ Adelante ordentlich ausgreifen. Als es dämmerte konnte sie in der Ferne schon die Drachenfeste erkennen. Sie würde noch gut vier Stunden bis dahin brauchen. Sie beschloss, die Nacht am Wegesrand zu verbringen und dann am Morgen ausgeruht den Rest des Weges zu bestreiten. Sie aß von den Vorräten die sie sich beschafft hatte und Adelante fraß gemütlich das Gras in der Nähe.

Nachdem sich Akkirah hingelegt hatte, schlief sie auch bald ein. Plötzlich schreckte sie hoch. Es musste kurz vor Mitternacht sein. Ein beklemmendes Gefühl hatte sie überwältigt. Sie sah sich erschrocken um, aber hier draußen war alles ruhig. Aber die innere Unruhe ließ Akkirah nicht wieder los. Jorrvaskr, etwas passierte dort. Sie wusste nicht was, nur das sie nicht hier bleiben konnte. Sie musste zurück nach Hause und zwar so schnell wie es nur ging. Sie packte ihre Sachen zusammen und schwang sich dann auf den Rücken ihrer Stute. So schnell es die Dunkelheit zuließ, ließ sie Adelante laufen. Kurz vor Einbruch der Dämmerung erreichte sie die Ställe von Weislauf. Akkirah sattelte die Stute nur schnell ab, füllte ihr frisches Wasser in den Eimer und schüttelte etwas Heu auf. Dann stürmte sie so schnell sie konnte hoch nach Jorrvaskr. Den Sack mit den Hexenköpfen hatte sie über den Rücken geworfen. Um diese Zeit war die Stadt normalerweise noch recht leer, da die meisten Bürgen entweder noch schliefen oder gerade am Aufstehen waren.

Eine unerklärliche Angst überkam sie. Als sie sich der Treppe, die hoch zur Methalle der Gefährten führte näherte, sah sie unten ein Haufen Leute stehen, sowie Aela und Torvar, die bewaffnet und kampfbereit waren. Dann sah sie 3 Tote rum liegen, die sie sofort als Mitglieder der Silbernen Hand aufgrund ihrer Waffen erkannte. Aela sagt nur, das ihre Feinde es endlich gewagt hätten Jorrvaskr anzugreifen. Akkirah zog ihr Schwert und stürmte hoch voller Angst. Was mag drinnen alles geschehen sein. Waren alle wohlauf? Vilkas…

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Farkas gelang es, Vilkas zu überreden mit ihm auf die Jagt zu gehen, damit er auf andere Gedanken kam. Zwei Tage waren sie unterwegs gewesen. Vilkas war während dieser Zeit sehr Schweigsam gewesen und Farkas ließ ihm seine Ruhe. Sie kehrten am Abend des zweiten Tages mit ihrer Beute zurück. Tilma freute sich darüber, und gemeinsam mit Hilfe von Athis und Torvar waren die Tiere bald ausgenommen und zerlegt. Ria und Nadja kamen erst dazu, als die anderen fertig waren. Abends aßen sie alle gemütlich an der großen Tafel. Auch Brill und Vignar waren dabei. Aela kam erst als der Tisch abgedeckt wurde. Vilkas vermisste Akkirah, versuchte sich aber nichts anmerken zu lassen. Auch Kodlak saß zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder mit ihnen oben an der Tafel. Seine Krankheit schien weiter fortgeschritten zu sein, und man merkte ihm sein hohes Alter immer mehr an. Kurz vor Mitternacht verschwanden alle nach und nach in ihre Zimmer, beziehungsweise, Torvar und Athis gingen noch mal hinunter zum trunkenen Jägersmann. Ria half Tilma noch beim Abräumen und Saubermachen bevor auch die beiden in ihre Betten verschwanden.

Gegen vier Uhr wurde Vilkas plötzlich wach. Etwas stimmte nicht. Er zog sich schleunigst seine Rüstung an und nahm seinen Zweihänder. Farkas hatte auch etwas gehört, denn auch er trat bewaffnet aus seinem Zimmer. Ohne ein Wort zu wechseln liefen die Brüder nach oben. Dort erklang Kampflärm. Athis, Vignar und Torvar verteidigten sich so gut es ging gegen fast ein Dutzend Männer und Frauen, die zu der Silbernen Hand zu gehören schienen, wie man anhand ihrer Schwerter unschwer erkennen konnte. Athis war gerade dabei zu Boden zu gehen, als die Zwillinge dazu kamen. Zwei der Angreifenden hatten sich zu der Vitrine mit den Fragmenten von Wuuthrad begeben und diese Gewaltsam geöffnet. Einer der beiden nahm die Teile an sich. Die Zwillinge versuchten so gut es ging, die Eindringe zurück zu drängen. Einer fiel unter einem Mächtigen Hieb von Farkas. Vignar versuchte sich etwas zurück zu ziehen. Er war halt nicht mehr der Jüngste und hatte seine besten Zeiten schon lange hinter sich. Brill und Tilma hatte sich in ihren Zimmern verbarrikadiert. Athis lag zusammengekrümmt am Boden. Als einer der Feinde versuchte ihn endgültig den Rest zu geben, sprang Vilkas dazwischen und schlug den Gegner zurück.

Das Verhältnis Elf gegen Dreieinhalb war nicht sonderlich aufbauend. Aber dann kamen zum Glück noch Aela, Ria und Nadja dazu. Kodlak war auch durch den Lärm wach geworden und hatte sein Schwert ergriffen. Es entstand in der Halle ein ziemliches Durcheinander, während des Kampfes. Nachdem alle aus Jorrvaskr nun am Kampf beteiligt waren, versuchten sich Sieben der Angreifer aus dem Staub zu machen. Torvar und Aela verfolgten sie und drei stellten sie auch draußen, wobei zwei schon vorher verletzt waren und daher den anderen nicht schnell genug folgen konnten. Die vier anderen entkamen ihnen.

Als in der Methalle noch alle anwesend waren, konnte Vilkas aus dem Augenwinkel sehen wie Kodlak zu Boden ging. Ein Stich in den Unterleib ließ ihn zu Boden gehen. Vilkas wollte sofort zu ihm stürmen, aber er hatte zwei Gegner, die er abwehren musste. Er konnte spüren, wie das Leben aus dem alten Mann wich. Dann lichteten sich die Reihen als ein Großteil der Angreifer davon lief und Aela und Torvar ihnen folgten. Ria war zu Athis gelaufen und Nadja verteidigte den sterbenden Kodlak. Den Zwillingen gelang es den Rest der Feinde, die sich noch in der Halle befanden, schnell ins Jenseits zu befördern. Als die Zwillinge zu Kodlak kamen, war er schon tot. Farkas ging wie Nadja neben ihm in die Knie. Tränen liefen ihm die Wangen hinunter. Vilkas ging zum Eingang und stellte sich dort hin, um Wache zu halten. Und damit niemand seine Tränen sehen konnte. Was sollte nun aus den Gefährten werden? Ihr geistiger Anführer war tot. Skor, der ihm Nachfolgen sollte, lebte auch schon nicht mehr. ‚Akkirah, wo seid ihr nur? Hoffentlich lauf ihr diesen Bestien nicht in die Fänge'

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Akkirah betrat die Halle. Drinnen bewachte Vilkas den Eingang. Als sie ihn sah, war sie erleichtert, aber sein Blick versprach nichts Gutes. Nur ein ungehaltenes "Wo wart ihr?" kam ihm über die Lippen, was ihm dann aber auch schon sofort wegen des Tons leid tat. Da sah sie hinter ihm Kodlak auf dem Boden liegen. Neben ihm knieten Farkas und Nadja. In dem Moment wusste Akkirah was los war. Sie ließ den Sack mit den Hexenköpfen zu Boden gleiten. Dann stieß sie einen tierischen Schrei aus und wäre fast auf de Stelle zusammen gebrochen. Vilkas fing sie rechtzeitig auf und wollte sie tröstend an sich drücken, aber sie riss sich gleich los und rannte, bzw. stolperte mehr zu Farkas und Nadja und fiel neben den beiden auch auf die Knie, wo sie dann in Tränen ausbrach. Schweigend, selbst mit Tränen in den Augen, die er versuchte zu unterdrücken, folgte Vilkas ihr und stellte sich neben sie.

Für Akkirah war eine Welt zusammengebrochen. Sie hatte den Alten wie einen Vater geliebt. Er hatte ihr stets Mut zugesprochen, war stets für sie, genau wie für alle anderen da und nun war er tot. Und sein sehnlichster Wunsch würde unerfüllt bleiben. Er würde nicht nach Sorvengarde gehen können. Sie war zu spät gekommen. Akkirah fühlte sich wieder mal klein, alleine und hilflos.

Nachdem eine gefühlte Ewigkeit vergangen war, spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Sie dreht sich um und sah hoch, wobei ihr immer noch Tränen herunter liefen. In Vilkas Gesicht sah sie sowohl seine Trauer, als auch die unbändige Wut auf diejenigen, die ihren Herold umgebracht hatten. "Ich werde Kodlak rächen und die Silberne Hand bluten lassen für das was sie hier getan haben. Keiner wird überleben." Dann drehte er sich um und ging. Eine große Furcht kam in Akkirah hoch. Sie wollte nicht noch jemanden verlieren, den sie sehr gerne hatte. Sie sprang auf und fing ihn an der Tür ab. "Ich werde euch begleiten." "Nein, ihr bleibt hier, das werde ich alleine machen." Sie sah das wilde gefährliche Funkeln in seinen eisgrauen Augen. Dieses Mal wich sie seinem Blick nicht aus. "Ich komme mit!"
 
19. Das Ende der Silbernen Hand

Vilkas ging vor und Akkirah folgte direkt hinter ihm. Als sich die beiden dem Markplatz näherten, vernahmen beide Schritte hinter sich. "Ich werde auch mitkommen", sagte Farkas, als er sie einholte. Vilkas ging stur weiter und Akkirah dreht sich zu seinem Bruder um. Sie spürte eine neue Stärke in sich, als sie zu Farkas sprach.

"Nein, ihr werdet hier bleiben." Sie sah Tränen in seinen Augen schimmern.

"Ich habe Angst um meinen Bruder. Er wird in diesem Zustand leichtsinnig sein und den Tod finden."

Sie nahm Farkas in die Arme. "Ich werde auf ihn aufpassen. Ich verspreche euch, dass ich ihn lebend zurückbringen werde. Aber ihr müsst euch gemeinsam mit Aela um Jorrvaskr und die anderen Gefährten kümmern. Und dafür sorgen, das Kodlak ein anständiges Begräbnis bekommt." Sie machte eine kurze Pause.

"Ach und noch was. Sorgt dafür, dass die Köpfe in dem Sack, die ich mitgebracht habe, konserviert werden. Vielleicht werden diese uns noch helfen, auch wenn Kodlak nicht mehr unter uns weilt."

Dann löste sie die Umarmung, sah Farkas noch mal an, der traurig mit hängendem Kopf vor ihr stand und gab ihm zum Abschied einen Kuss auf die Wange. Dann lief sie schnell hinter Vilkas her. Vilkas merkte, das Akkirah und Farkas zurückgeblieben waren. Nachdem er noch ein Stück weitergegangen war, sah er zurück, um zu sehen, was mit den beiden los war. Er sah wie Akkirah seinen Bruder in dem Arm genommen hatte und dann ein Kuss gab. Wie ein Stich fuhr ihm ein heftiger Schmerz durchs Herz, als er weiterging. Sie schien sich entschieden zu haben… und zwar gegen ihn.

Als Akkirah ihn einholte, fragte sie ihn, ob er wüsste, wo sie hingehen müssten. Ohne sie anzuschauen sagte er tonlos, dass er ihre Feinde im Schattenstollenrefugium vermutet. Dann schwieg er sogleich wieder. Auch Akkirah war nicht zum Reden zumute. Auf Höhe des Stalles beschloss sie, es wäre sicher das Beste zu Pferd zu ihren Feinden zu gelangen, denn so würden sie ihre eigenen Kräfte auf den Weg dorthin schonen und auch Gefahren, die unterwegs in Form wilder Tiere oder Banditen lauern, aus dem Wege gehen können. Sie sattelte schnell Adelante, während Vilkas schon vorging. Als sie ihn einholte versperrte sie ihm mit ihrem Pferd den Weg. "Steigt auf! Zu Pferd kommen wir schneller und sicherer zu unserem Ziel." Adelante fing an zu tänzeln, weil sie die Anspannung ihrer Reiterin spürte. "Vergesst es. Ihr scheint zu vergessen zu haben, dass Pferde etwas gegen Werwölfe haben. Ihr sehr ja wie nervös euer Tier ist" "Auch ich bin ein Werwolf wie ihr wisst und Adelante akzeptiert mich auf ihren Rücken. Also steigt nun endlich auf! Wir können natürlich auch noch Stunden hier darüber streiten!" Völlig überrascht von der Schärfe und dem bestimmenden Ton, den er noch nie bei ihr erlebt hatte, ließ er sich schließlich von ihr aufs Pferd helfen.

Er saß hinter ihr auf der Stute und hatte seine Arme um sie gelegt, um sich fest zu halten. Seine Gefühle zerrissen ihn fast innerlich. Er war ihr einerseits körperlich so Nahe wie nie. Er roch den Duft ihrer Haare, spürte trotz der Rüstungen die Wärme ihres Körpers und trotzdem war er geistig so fern von ihr wie nie zuvor. Akkirah hatte seinen Bruder in die Arme genommen. Nicht Farkas sie. Und sie hatte ihm einen Kuss gegeben. Kodlak war nun nicht mehr. Er war der einzige, zu dem er gehen konnte, wenn ihn etwas bedrückte. Das war nun vorbei. Sein Vater hatte Recht gehabt, Gefühle können einen Mann aus dem Gleichgewicht bringen. So begann Vilkas sich auf das, was vor ihnen lag zu konzentrieren und dachte an die Rache, die er an den Mitgliedern der Silbernen Hand nehmen würde. Das auch Rachegelüste auch Gefühle waren, ignorierte er einfach.

Akkirah ging es irgendwie auch nicht besser. Sie merkte, wie ihr Herz schneller schlug, als Vilkas hinter ihr aufsaß und seine Arme um sie legte. Sie wollte etwas sagen, aber ihr kam kein Wort über die Lippen. So ließ sie Adelante langsam antraben. Was sollte nun werden wo Kodlak nicht mehr war? Wer würde die Gefährten zusammenhalten und ihnen mit Rat zur Seite stehen? Ihr begannen wieder die Tränen die Wangen hinab zu laufen.

Gegen Mittag erreichten die drei den Hof von Loreius. Unten am Weg der zum Hof führte stand eine Kutsche deren eine Achse hinten gebrochen war. Neben der Kutsche sprang ein Man in eine einem Narrenkostüm wie wild hin und her. "Helft mir, bitte helft mir doch", rief er mit hoher Stimme. Akkirah hielt es eh Zeit für eine Pause, denn sie waren schon gut vorwärts gekommen. Außerdem hatten sie in der Eile vergessen sich etwas Proviant mitzunehmen und es war eine gute Gelegenheit schnell zum Hof hoch zulaufen. Vilkas würde etwas Bewegung nach dem mehrstündigen Ritt sicherlich auch gut tun, denn er war es ja überhaupt nicht gewohnt, stundenlang im Sattel zu sitzen. Er war daher auch recht dankbar für die Unterbrechung, auch wenn er nichts sagte. Akkirah war es die mit dem verrückt wirkenden Mann sprach. Vilkas stand mit finsterer Mine in der Nähe, jederzeit bereit sein Schwert zu ziehen. Sollte der Fremde Akkirah zu nahe kommen.

Der Mann bat die beiden, mit dem Bauern zu reden, damit dieser ihm helfen würde, die Achse wieder zu richten, weil er so ja nicht weiter kommen könne. Akkirah nicke und dann ging sie gemeinsam mit Vilkas zum Hof hinauf. Adelante blieb unten und begann etwas zu grasen. Vilkas ging zu dem Hofherren um mit ihm wegen des Narren zu sprechen, während sich Akkirah mit der Frau des Bauern unterhielt, um ein paar Vorräte zu bekommen. Sie war damit schnell durch und hatte einen Beutel mit Brot, Kartoffeln und etwas Schinken bekommen.

Loreius und Vilkas standen schweigend da und sahen beide recht finster drein. "Wie sieht es nun aus, Loreius?" fragte sie, "Helft ihr dem Mann damit er weiter ziehen kann?" Sie wusste, dass der alte Bauer Fremde in der Nähe seines Hofes hasste. Sie war schon mehrfach hier gewesen, wenn ein Auftrag sie in dieser Richtung führte.

"Ich werde den Teufel tun, um diesem narren zu helfen. Wer weiß was der Geladen hat. Er ist Fremd und ich traue ihm nicht."

"Nur weil er Fremd ist und vielleicht ein wenig merkwürdig zu sein scheint, heißt es gleich, er wäre bösartig." Akkirah schüttelte den Kopf. "Abgesehen davon, wenn ihr ihm nicht helft, wird er noch länger dort unten festsitzen. Wenn ihr ihm helft ist er auch schnell wieder fort."

Loreius dachte etwas über ihre Worte nach. "Ihr habt Recht. Es ist nicht die feine Art, anderen ihrem Schicksal zu überlassen. Er hat mir nichts getan und daher werde ich ihm helfen. Bitte sagt ihm, wenn ihr geht, das ich nachher mit Werkzeug vorbeischaue, um seinen Karren wieder klar zu bekommen." Akkirah nickte und lächelte dabei. Dann gingen sie und Vilkas auch wieder.

Akkirah gab dem Narren bescheid, das Loreius sich um das Problem mit der Achse kümmern würde und dann gingen sie und Vilkas weiter ihre Weges. Akkirah reichte Vilkas etwas von dem Brot und Schinken, das sie im Gehen verspeisten. Adelante trottete hinter den beiden her und blieb immer wieder stehen um ein paar Halme Gras zu sich zu nehmen. Nach einer guten Stunde, die sie zu Fuß gegangen waren, stiegen Akkirah und Vilkas wieder auf Adelante und so kamen sie recht flott vorwärts. Als sie den Fuß der Berge erreichten, setzte Schneetreiben ein. Da es auf die Dämmerung zuging suchten sie einen geschützten Platz für die Nacht. Sie fanden einen Felsvorsprung, unter dem sie vor dem Schneetreiben einigermaßen geschützt waren. Sie zündeten ein Feuer an und legten ein paar der Kartoffeln in Blätter gewickelt, dicht ans Feuer. Als diese essbar waren, verspeisten die beiden sie mit etwas von dem Schinken. Danach legten sich Akkirah und Vilkas Nahe am Feuer schlafen. Sie hatten den ganzen Tag so gut wie kein Wort gewechselt. Das änderte sich auch jetzt nicht. Vilkas dreht sich mit dem Rücken zum Feuer. Er wollte nicht das Akkirah sah, das er traurig war.

In der Nacht schliefen beide recht wenig. Akkirah hatte mal gerade zwei Stunden geschlafen als sie von Vilkas geweckt wurde. "Wir sollte aufbrechen", sagte er mit kalter tonloser Stimme." Akkirah rappelte sich hoch. Vilkas hatte es was Wasser über dem noch brennenden Feuer erwärmt und ein paar Kräuter hinein getan. Schweigend tranken sie von dem heißen Tee und aßen etwas Brot dazu. Dann sattelte Akkirah Adelante und sie brachen wieder auf. Akkirah war froh das sie zu Pferd waren, so konnten sie vier riesigen Frostspinnen entgehen, die am Wegesrand auf Beute lauerten ohne diese bekämpfen zu müssen.

Am späten Nachmittag erreichten sie das Schattenstollenrefugium. Sie ließen Adelante in sicherer Entfernung zurück und schlichen sich vorsichtig heran. Draußen hielten nur zwei Männer Wache. Einer der beiden starb durch ein Pfeil von Akkirah, der andere durch das Schwert von Vilkas. Sie nahmen den beiden alle Wertsachen und den Schlüssel für den Haupteingang ab. Dann begaben sie sich in das Innere der zerfallenen Festung. Als sie den schmalen Gang der hinunterführte hinab gegangen waren, trafen sie auf zwei weitere Männer der Silbernen Hand. Vilkas stürmte an Akkirah vorbei um die beiden anzugreifen. Akkirah blieb zurück und versuchte die beiden mit ihren Pfeilen zu erwischen, was nicht einfach war, da Vilkas immer wieder in den Weg sprang. Als die beiden dann endlich besiegt waren hielt Akkirah Vilkas zurück als er weiter stürmen wollte.

"Ich gehe vor und ihr bleibt hinter mir. Oder wollt ihr unbedingt wie Skjor enden?" Vilkas senkte den Kopf. Sie hatte nicht ganz Unrecht. Ihm war egal was mit ihm passierte. Er wollte nur so viele der Feinde wie möglich töten und wenn er dabei draufging, dann sollte das so sein. Wem, außer seinem Bruder, würde das schon stören. Als er aber ihren besorgten Blick sah, fügte er sich ihrem Willen und ließ sie vorgehen. Durch einen mit Schnee und Eis bedeckten Gang kamen sie zu erst zu einem Raum, der wie ein Gefängnis aussah. In einer der Zellen befand sich ein Werwolf. Er sah übel zugerichtet aus. Es bleib ihnen nichts anderes übrig als das Wesen zu töten, denn es war irre und griff sie an. In der Folterkammer war ein weiteres Mitglied der silbernen Hand damit beschäftigt den Kopf eines toten Werwolfs abzutrennen. Die Frau konnte ihre Arbeit nicht beenden denn Akkirah tötete sie mit einem Pfeil.

Als sie weitergingen kamen sie oberhalb eines Raumes raus, in dem sich drei weitere Mitglieder der Silbernen Hand befanden. Einen erwischte Akkirah mit einem Pfeil, die anderen beiden stürmten auf sie zu. Es gelang Akkirah nicht, noch mal zu einem Schuss zu kommen, da Vilkas wieder vorgestürmt war und sie eher ihn als die Gegner getroffen hätte. So blieb ihr nicht übrig als selbst zum Schwert zu greifen. Während sie mit ihrem Gegner beschäftigt war, wurde Vilkas von seinem in eine dunkle Ecke gedrängt. Akkirah konnte nicht sehen, was da vor sich ging, sie hörte nur das heftige Klirren, der Waffen und das Gefluche der beiden Männer. Sie selbst hatte gut mit dem Kerl zu tun, gegen den sie kämpfte. Er hatte ein kurzes Einhandschwert und war recht geschickt damit. Aber am Ende machte er einen Fehler und Akkirah stieß ihm ihre Klinge zwischen die Rippen. Sie konnte immer noch nicht sehen, was mit Vilkas und seinem Gegner los war. Das Feuer im Kamin blendete sie. Dann hörte sie ein Schwert zu Boden Fallen. Gleich darauf sah sie Vilkas ins Licht treten. Sie roch Blut an ihm. Nicht das des Gegners, sondern sein eigenes.

"Ihr seid verletzt", sagte sie zu ihm. "Nur ein Kratzer", kam zu Antwort. "Lasst mich es bitte sehen. Wir sind hier unten noch nicht fertig und es ist besser wir können gemeinsam mit vollen Kräften weitergehen." Nach weiteren Überredungskünsten ließ sich Vilkas von ihr den Linken Handschuh ausziehen. Er hatte einem ziemlich heftigen Schlag abbekommen, der ihn den Arm aufgeschlitzt hatte. Das Blut hatte seinen Handschuh schon gut durchtränkt. Der Handschuh hatte aber glücklicherweise dafür gesorgt, dass der Schnitt nicht noch tiefer gegangen war. Akkirah ließ sich Vilkas auf einem Stuhl vor dem Kamin setzen. Sie fand eine Flasche mit Alto-Wein und einen stabilen dicken Holzlöffel. Dann kramte sie aus ihrer Gürteltaschen ein paar Gegenstände hervor. Unter anderem Nadel und Faden. Die Wunde musste genäht werden, sonst würde sie die ganze Zeit weiterbluten und Vilkas würde vom Blutverlust geschwächt werden.

Akkirah hoffte, das niemand von der Silbernen Hand so schnell hier her kommen würde. Sie gab Vilkas den Löffel: "Beißt darauf, damit ihr nicht versehentlich losbrüllt." Er sagte nichts und tat wie geheißen. Als Akkirah seinen Arm berührte, begann Vilkas leicht zu zittern. Die Berührung von ihr brachte sein Blut zu kochen, hatte er das Gefühl. Er biss fest auf den Löffel um sich abzulenken. Wie sehr er sie begehrte, dachte er nur. Aber es war zu spät. Sie wollte seinen Bruder. Wieder sah er im Geiste vor sich, wie Akkirah Farkas in den Arm genommen und geküsst hatte. Für ihn gab es da keine Zweifel, sie war für ihn verloren. Ihm war klar, das Farkas sie seinetwegen nicht für sich beanspruchen würde, denn Farkas wusste, das er sie sehr liebte. Aber Vilkas wusste auch, das Farkas ihr nicht abgeneigt gegenüber war. Die beiden würden gut zusammen passen. Farkas mit seinem freundlichen Wesen, war viel besser für Akkirah geschaffen als er. Weiter kam er mit dem Denken nicht, denn ein heftiger Schmerz durchfuhr ihn, als Akkirah etwas von dem Wein über die Wunde schüttete. Danach nähte sie die Wunde so vorsichtig es nur ging, zusammen und tat etwas von der Salbe drauf die sie dabei hatte und legte einen festen Verband an.
"Das sollte erst mal genügen", sagte sie anschließend. Vilkas nahm einen kräftigen Schluck aus der Weinflasche die Akkirah ihm hinhielt, zog anschließend wieder seinen Handschuh über und dann gingen sie weiter.

Sie waren fast am Ziel. Als sie die Tür zum Refugium des Schattenstollens passierten, sahen sie drei schwer bewaffnete Personen an einem Tisch sitzen, die am Essen waren. Der Anführer musste der in der verstärkten Plattenrüstung mit der schweren Zwergenaxt sein. Die beiden anderen waren mit normalen Rüstungen ausgestattet. Akkirah erschoss einen der einfach gekleideten sofort ohne zu zögern. An dem Kerl mit der schweren Rüstung wären ihre Pfeile nur ohne großartige Wirkung abgeprallt. Vilkas stürmte, nachdem der getroffene zu Boden gegangen war sofort auf die anderen beiden zu Akkirah folgte ihm mit ihrem gezogenen Schwert. Sie sah wie Vilkas die Axthiebe des Anführers erst mal nur blockte, während dieser mit aller Kraft auf Vilkas einschlug. Vilkas versuchte seine Kräfte zu schonen.

Akkirah hatte mit ihrer Gegnerin ein leichtes Spiel auch wenn sie mit zwei Schwertern bewaffnet war, hatte musste sie wohl erst noch den Umgang damit lernen. Aber das würde sie wohl in diesem Leben nicht mehr tun. Als die Frau von Akkirahs Schwert tödlich am Hals getroffen zu Boden ging, lief sie sofort zu Vilkas und dem Anführer der Silbernen Hand um Vilkas zu unterstützen. Es gelang ihr den Anführer immer wieder aus dem Konzept zu bringen, so das Vilkas die Gelegenheit fand mit einem mächtigen Hieb dem Mann den Kopf vom Körper zu trennen.

Nachdem der Kampf beendet war, wollte Akkirah noch mal die Wunde von Vilkas begutachten. Durch den Verband war kein neues Blut gesickert, also beschloss sie, nichts zu machen. So verließen die beiden den Schattenstollen, nachdem sie die Fragmente von Wuuthrad an sich genommen hatten, die auf einem Tisch lagen, um sich zurück nach Jorrvaskr zu begeben. Draußen sagte Vilkas er wolle alleine zu Fuß zurück nach Jorrvaskr gehen. Sie sah ihn an und sagte nur: "Ich werde euch nicht allein gehen lassen, denn ich habe eurem Bruder versprochen euch lebend zurückzubringen." Da war es wieder. Wegen seinem Bruder machte sie sich sorgen, weil sie wusste, das Farkas unglücklich wäre, wenn ihm was passieren würde. Er selbst war ihr egal, dachte er nur. Er beschloss, dass er Jorrvaskr, nachdem er sich von Kodlak auf der Trauerfeier verabschiedet hatte, verlassen würde. Akkirah würde seinen Bruder trösten und darüber hinweghelfen, wenn er fort ging.

So kehrten sie dann beide wieder schweigend und ihren eigenen Gedanken nachhängend, nach Jorrvaskr zurück. Vilkas Seele noch trauriger und verlassener als vorher und Akkirah einerseits traurig, weil sie mit Kodlak jemand verloren hatte, der ihr Halt gegeben hatte, und trotzdem glücklich, weil sie beide es geschafft hatten außer kleinen Kratzern und dem einen Schnitt in dem Arm, gesund und unverletzt zurückkehren zu können.
 
20. Die Reinigung

Am späten Nachmittag, zwei Tage nachdem sie den Schattenstollen verlassen hatten kamen Akkirah und Vilkas zurück nach Weislauf. Die Wachen informierten sie darüber, dass das Begräbnis von Kodlak vorbereitet war und die Zeremonie bald stattfinden sollte. Mann hatte nur auf sie beide gewartet, um gemeinsam Kodlak auf seinen letzten Weg zu bringen. Alle anderen waren schon um die Himmelsschmiede versammelt. Neben allen Gefährten waren auch einige Einwohner von Weislauf dabei, sowie Jarl Balgruuf. So blieben Akki und Vilkas gemeinsam am Zugang zur Schmiede stehen. Farkas sah trotz seiner Trauer seinen Bruder kurz glücklich strahlend an und schenkte auch Akkirah ein dankbares Lächeln, bevor er wieder ernst wurde. Vilkas bemühte sich auch zu kurz zu lächeln, was ihm aber sehr schwer fiel. Er sah Akkirah vorsichtig von der Seite an, die aber nur mit Tränen in den Augen zu dem aufgebarten Kodlak schaute und sonst nichts weiter mitbekam.

Aela begann mit der Grabrede, in der dann Vilkas und Farkas einfielen. Akkirah stand nur schweigend da. Sie konnte nicht verhindern, dass ihr die Tränen wieder kamen. Als die drei fertig mit der Rede waren nahm Aela eine Fackel und entzündete das Holz, auf dem Kodlak über der Schmiede aufgebahrt war. Nach und nach zogen sich die Gefährten und anderen Besucher zurück. Aela bat die Mitglieder des Zirkels, sich in der Tiefenschmiede zu treffen. Akkirah mochte nicht sofort den anderen folgen. So blieb sie an der Schmiede stehen und sah in die Flammen. Sie merkte nicht, das Eorlund näher getreten war. Als er sie ansprach schrak sie fürchterlich zusammen.

"Tut mir leid, Akki, ich wollte euch nicht erschrecken", er sah sie ernst an. "Habt ihr die Fragmente von Wuuthrad wieder erlangt?" Akkirah nickte nur. " Wärt ihr bereit sie mir zu geben, damit ich aus den Fragmenten die alte Axt von Ysgramor wieder herstellen kann?" Akkirah nickte wieder nur. Dann entnahm sie einer Tasche die in ein Tuch eingewickelten Bruchstücke der Axt und reichte sie vorsichtig Eorlund und wollte dann gehen. Er hielt sie zurück. "Wartet noch einen Augenblick. Ein Stück fehlt noch. Kodlak hatte es immer in seinen Gemächern aufbewahrt. Ich halte mich für unwürdig, seine Sachen zu durchsuchen." Er schwieg einen Augenblick. "Würdet ihr das fehlende Teil für mich holen?"

"Wenn es keine andere Möglichkeit gibt, mache ich das." Akkirah begab sich langsam in die Halle der Gefährten, die ausgestorben wirkte. Die anderen saßen draußen, wo Tilma den Leichenschmaus servierte. Akkirah ging leise hinunter in die Wohnquartiere und weiter zu den Gemächern von Kodlak. Se wusste nicht wo sie suchen sollte und fing mit dem kleinen Nachttisch neben dem Bett an. Sie hatte Glück, denn dort lag auch das fehlende Fragment, unter dem Tagebuch von Kodlak. Sie überlegte ob sie das Buch an sich nehmen sollte, legte es aber dann doch wieder zurück in das Schränkchen. Dann begab sie sich hoch zur Himmelsschmiede, wo Eorlund schon auf sie wartete. Sie überreichte ihm das letzte Teil und er bedankte sich bei ihr und drehte sich dann um, um sich an die Arbeit zu machen.

Akkirah war sich unschlüssig, was sie nun machen sollte. Sollte sie zu den anderen Gefährten auf der Terrasse gehen? Oder doch in die Tiefenschmiede? Sahen Vilkas und Farkas sie als Mitglied des Zirkels, obwohl Aela und Skjor ohne ihr und Kodlaks Einverständnis gehandelt hatten? Sie dachte immer noch an die Reaktion von Vilkas als sie ihm gegenübertrat, als sie die Nachricht von Skjors tot überbringen wollte. Es hatte sich bisher einfach keine Gelegenheit ergeben, miteinander darüber zu reden. An den letzten vier Tage, wo sie zwar gemeinsam unterwegs waren, hielten sie beide es für besser zu schweigen. Sie hörte Eorlund hinter sich arbeiten. Dann unterbrach er kurz seien Arbeit. "Ihr solltet zu euren Schuldbrüdern und Schwestern in die Tiefenschmiede gehen. Sie warten bestimmt schon auf euch", sagte er plötzlich hinter ihr. Sie nickte nur und ging dann. Nun wenn Eorlund wusste das sie zum Zirkel gehörte, dann war sie wohl wirklich ein Mitglied und durfte dort sein. Vorsichtig sah sie sich um, bevor sie den Geheimgang öffnete und sich in die Tiefenschmiede begab.

Aela, Farkas und Vilkas standen um das immer noch mit Blut gefüllte Becken und waren dabei eine heftige Diskussion zu führen. Wobei es eigentlich Aela und Vilkas waren, während Farkas nur zuhörte. Es schien drum zu gehen, ob man Ysgramors Grab aufsuchen sollte, um den letzten Wunsch von Kodlak zu erfüllen, ihn nach seinem Tod doch noch von dem Fluch des Werwolfs zu befreien. Vilkas war dafür es zu tun, Aela eher dagegen. Farkas hatte sich auf die Seite seines Bruders gestellt. Als Akkirah dazu trat sah man sie an. "Was ist eure Meinung dazu, Akki?" fragte Aela.

"Wenn die Chance besteht, den Fluch auch noch nach seinem Tod von ihm zu nehmen, dann sollte es gemacht werden. Er hatte mich losgeschickt, um die Hexenköpfe zu beschaffen, mit denen es möglich sein sollte. Ich weiß aber nicht wie es gemacht werden muß. Das hatte er mir nicht mehr sagen können", Akkirah senkte traurig den Kopf.

"Wie können das Grab von Ysgramor aber nicht betreten", sagte Vilkas ungehalten. "Die dazu notwendige Axt ist in viele kleine Einzelteile zerbrochen."

"Was zerbrochen ist kann man reparieren, erklang hinter Akkirah plötzlich eine Stimme." Eorlund hatte die Tiefenschmiede betreten. Auf seinem Rücken trug er eine riesige Streitaxt. Er nahm sie in die Hand als er sich den Gefährten näherte.

"Ist das…." Vilkas stockte.

"Ja, Vilkas, das ist Wuuthrad. Neu geschmiedet in der Himmelsschmied, die durch den Tod von Kodlak neue kraft bekommen hat." Eorlund wandte sich an Akkirah. "Ihr habt die Fragmente getragen, Mädchen. Ihr sollt es sein, die die Axt zurück an ihrem ursprünglichen Ort bringt damit ihr ihn betreten könnt." Er überreichte ihr die Schwere Axt. Akkirah nahm sie ehrfürchtig an.

Es wurde beschlossen gleich am nächsten Morgen nach Norden zum Grab aufzubrechen. Akkirah bat darum alleine gehen zu dürfen. Vilkas wollte widersprechen, sah dann aber ihren traurigen Blick und spürte, das sie alleine sein wollte. Er konnte es gut verstehen. Er würde auch lieber etwas Zeit alleine verbringen wollen. So brachen die vier dann am nächsten morgen auf. Farkas, Vilkas und Aela gemeinsam, während sich Akkirah auf Adelante schwang und einen anderen Weg einschlug.

Am Abend des dritten Tages erreichte Akkirah die Grabstätte von Ysgramor im eisigen Meer im Norden von Himmelsrand. Unterwegs hatte sie nichts aufgehalten und die Wildtiere hatte sie einfach hinter sich gelassen, sofern sie sie überhaupt beachtet hatten. Der Spuren im Schnee nach zu Urteilen waren die anderen kurz vor ihr eingetroffen. Ohne Pferd konnte man an der einen oder anderen Stelle sicherlich gut abkürzen. Außerdem konnten sie dank ihres Werwolfbluts auch im Dunkeln recht gut sehen.

Aela, Farkas und Vilkas warteten and er Statur von Ysgramor auf Akkirah. Es war Vilkas der ihr sagte, wie sie damit die verschlossene Tür öffnen könnte. Sie sah ihn dankbar an und bemerkte dabei das Vilkas irgendwie verschlossen wirkte, was nicht nur auf seine Trauer zurückzuführen war. Er wollte die drei anderen auch nicht ins Innere des Grabes begleiten, weil er sich für unwürdig hielt, da er sich von seiner Wut hat leiten lassen, als sie in den Schattenstollen vorgedrungen waren. Akkirah hätte ihn da am liebsten in den Arm genommen, aber da die anderen beiden schon vorgelaufen waren musste sie ihnen folgen, wenn sie den Anschluss nicht verlieren wollte.

Der Weg durch die Grabkammern und Gänge war nicht einfach. immer wieder stießen Aela, Farkas und Akkirah auf die Geister von verstorbenen Herolden, die sie versuchten daran zu hindern weiter zu gehen. Als die dann vor einem mit Spinnenweben versperrten Gang ankamen, entschuldigte sich Farkas bei den beiden Frauen, das er sie nicht weiter begleiten konnte. Er hatte eine Phobie gegen diese riesigen Krabbelviecher entwickelt und daher wollte er zu seinem Bruder zurückkehren. Akkirah nickte ihm zu, Aela verzog ein wenig ungehalten das Gesicht, sagte aber nichts. Nachdem Farkas sich entfernt hatte, zerstörten sie das Spinnennetz und töteten die sich dahinter befindlichen Spinnen. Auch im nachfolgenden Bereich mussten sie weitere Spinnen töten. Danach kamen dann wieder diverse Geister, die sie abhalten wollten, die Grabkammer von Ysgramor zu betreten. Aber Aela und Akkirah schafften es, alle Geister zu besiegen.

In der Grabkammer stand dann der Geist von Kodlak vor einem Geisterfeuer und schien sich daran aufzuwärmen. Akkirah konnte keine weiteren Geister sehen, aber Kodlak sagte ihr, das all seine Vorgänger hier wären. Als Akkirah ihm mitteilte das es möglicherweise möglich wäre, seinen Geist noch von dem Fluch zu befreien, wurde die Stimmung von Kodlak heiterer. Er gab ihr die Anweisung einen der Hexenköpfe in das Geisterfeuer zu werfen. Akkirah tat wie ihr geheißen. Gemeinsam mit Aela besiegten sie den auftauchenden Geist von Kodlaks Bestie. Nachdem dieses geschehen war bedanke sich Kodlaks Geist bei ihr und bevor er sich endgültig auflöste, benannte er die überraschte Akkirah zu seiner Nachfolgerin. Auch Aela war erstaunt. Aber dann freute sie sich darüber, denn sie hatte mitbekommen, wie Akkirah dabei war, langsam über sich hinauszuwachsen und nicht mehr das schüchterne Mädchen war, das vor gut einem Jahr um Aufnahme bei den Gefährten gebeten hatte, und gratulierte ihr zu ihrer neuen Aufgabe.

Akkirah dankte ihr und wurde dann plötzlich ernst. Sie sah Aela an und bat diese, ihr nicht böse zu sein, aber sie würde sich mit dem Bestienblut niemals wirklich wohl fühlen und daher habe sie beschlossen, dem ein Ende zu setzen. Da Aela aber ihre Ahnin sei, wollte sie es nicht tun ohne mit ihr darüber gesprochen zu haben. Aela war erstaunt und gleichzeitig erfreut, das Akkirah sie sozusagen um ihren Segen bat, ihr Blut wieder reinigen zu dürfen. Sie nahm sie einfach nur in die Arme und drückte sie fest an sich wie eine kleine Schwester.

"Ich möchte, dass ihr euch wohl fühlt. Also tut was ihr für richtig haltet." sagte sie dann. "Ich selbst werde aber bleiben wie ich bin. Für mich ist es ein Teil meiner selbst geworden und ich würde mich ohne diesen Teil verloren fühlen."

"Danke, Schwester. und ich würde niemals etwas derartiges von euch verlangen. Ich werde dann das Ritual an mir durchführen. Dafür wird es wohl aber besser sein, wenn ihr nicht in der Nähe seid. Nicht das aus versehen sich euer Geist angesprochen fühlt, wenn ich einen Hexenkopf in die Flammen werfe."

Aela nickte und zog sich zurück, Dann wiederholte Akkirah das Ritual, das sie schon für Kodlak durchgeführt hatte. Als die Bestie aus ihrem Inneren hervortrat, wurde Akki fast vor Schmerzen, die mehr seelisch als physisch waren, zerrissen. Sie hätte doch lieber jemanden an ihrer Seite haben sollen, der ihr half das Ganze zu überstehen. Nach einem Kampf, der ihr wie eine Ewigkeit vorkam, gelang es ihr, die Bestie zu besiegen. Erschöpft lag sie anschließend am Boden, aber sie fühlte sich wie neu geboren und war über alle Maßen glücklich. Nachdem sie wieder etwas zu Kräften gekommen war ging sie zurück zum Eingang, wo die anderen warten würden.

Die Zwillinge waren alleine dort: Aela war nur kurz da gewesen und hatte den beiden berichtet, das Kodlak entschieden hatte, das Akkirah der neue Herold werden sollte. Dann war sie gleich ohne weitere Worte gegangen. Sie spürten beide sofort, dass etwas anders an Akkirah war, als sie zu ihnen trat. Es war Farkas der zuerst was sagte. "Ihr habt es geschafft und euch vom Blut der Bestie gereinigt" freute er sich und sah sie fröhlich an. Sie sah ihn auch lächelnd an und nickte glücklich. Sie bemerkte in dem Moment nicht wie sich Vilkas Blick traurig verfinsterte.

"Wenn es bei mir geklappt hat, wird es bestimmt auch bei euch beiden funktionieren, wenn ihr es wollt. Ich will nichts beschönigen, es ist mit Höllenqualen verbunden, aber das war es ja auch als man zur Bestie wurde."

Akkirah sah wie ein kurzes freudiges Leuchten in den Augen von Vilkas aufblitzte, das aber gleich wieder verschwand, als sie es ihnen sagte. Farkas hingegen war überschwänglich vor Freude.

"Vilkas, mein Bruder, das war es doch was wir uns seit langem wünschten. Und nun scheint es möglich zu sein. Ich freue mich ja so sehr. Lass uns sofort losgehen und es vollbringen."

Er zog seinen schweigenden Bruder einfach mit sich. Akkirah lächelte glücklich als sie den beiden folgte. Als sie bei dem reinigenden Feuer ankamen, erklärte sie den beiden wie es von statten gehen würde. Einer der beiden sollte sich erst mal im Hintergrund halten, damit es nicht zu unerwünschten Nebeneffekten kommen würde. Farkas bestand darauf, dass sein Bruder zuerst dran kommen sollte. Schließlich wäre er der Ältere und auch schon etwas länger eine Bestie als er sagte er schelmisch. Vilkas wirkte irgendwie abwesend. Akkirah dachte es läge dran, dass er es noch immer nicht glauben könne, den im Laufe der Zeit von ihm gehassten Fluch wieder loszuwerden. Dann trat sie mit einem Hexenkopf ans Feuer. "Seit ihr bereit?"

Vilkas nickte nur und dann warf sie den Kopf ins Feuer. Sie sah wie sich aus seinem Inneren der Geist der Bestie hervorquälte und es tat ihr bald mehr weh mit anzuschauen was er für Qualen litt, als wie er selbst sie wohl erdulden musste. Gemeinsam besiegten sie die Bestie und auch Vilkas ging nach dem Kampf erst mal erschöpft zu Boden. Akkirah kniete sich neben ihm und legte ihre Hand auf seine Schulter. "Wie fühlt ihr euch? Ist alles in Ordnung?" fragte sie besorgt. Er nickte und versuchte aufzustehen.

Da kam auch schon Farkas, der da Ganze aus sicherer Entfernung mit angeschaut hatte auf ihn zugestürmt. "Ihr habt es überstanden, mein Bruder" sagte er glücklich und sah ihn strahlend in die Augen und nahm ihn in die Arme. Vilkas wich seinem Blick aus, was Farkas und auch Akkirah, die es bemerkte, darauf zurückführten das er durch den Kampf geschwächt war und so baten sie ihn, wenn sie nun das Ganze noch mal bei Farkas durchführten besser Abstand zu halten. Vilkas zog sich zur Holztreppe, über die sie gekommen waren, zurück und wartete dort. Er hoffte es würde bei seinem Bruder nicht schwerer werden als bei ihm. Er dachte daran, wie schwer damals die Verwandlung in einen Werwolf bei Farkas war. Er hätte es fast nicht überstanden.

Dann vollzogen sie sie Reinigung auch noch bei Farkas. Erstaunlicherweise, war es bei ihm scheinbar leichter und der Kampf war in kürze vorbei und auch ging er nicht wie Akkirah und Vilkas zuvor erst mal erschöpft zu Boden, sondern wirkte Stark wie eh und je. Außer sich vor Freude nahm er Akkirah, die kaum wusste wie ihr geschah, in die Arme und wirbelte mit ihr wie mit ein Kind im Kreise herum. Akkirah war auch glücklich und ließ sich von Farkas unbändiger Freude anstecken und fing an zu lachen, als er sie so rumschleuderte.

Vilkas hingegen war unglücklich, als er sah wie die beiden miteinander lachten. Er hatte so viel verloren. Die Frau der sein Herz gehörte, würde nun seinem Bruder gehören, den er trotzdem uneingeschränkt liebte. Da er nicht mit ansehen wollte und konnte wie die beiden gemeinsam glücklich wurden, würde er Jorrvaskr, was für ihn die Heimat war, verlassen. Er stand auf und ging langsam mit hängendem Kopf fort. Er würde so schnell wie es ging nach Jorrvaskr zurückgehen und dort einen Brief mit den besten Wünschen für die beiden hinterlassen, seine Sachen packen und gehen.

Nachdem Farkas Akkirah endlich los lies, sah sie sich nach Vilkas um. Wo war er geblieben? Er sollte sich doch eigentlich mit ihnen freuen. Angst machte sich in ihrem Herzen breit. So schnell sie konnte lief sie zurück zum Eingang. Bei der Statur von Ysgramor fing sie Vilkas ab.

"Vilkas", fragte sie außer Atem. "was ist los mit euch? Warum seit ihr einfach gegangen?"

"Ich habe beschlossen Jorrvaskr zu verlassen und werde nach Morrowind gehen."

"Aber warum? Und so plötzlich? Was ist geschehen? Habe ich was falsch gemacht? Seid ihr böse, weil Kodlak mich zum Herold ernannt hat?"

Akkirah wirkte vollkommen aufgelöst und sie verstand nicht, was mit ihm los war.

"Nicht ihr habt etwas falsch gemacht. Nur ich. Und ich bin froh, dass es mein Bruder ist, für den ihr euch entschieden habt. Er ist der bessere Mann für euch. Ich wünsche euch beiden alles erdenklich Gute für die Zukunft." Mit Tränen in den Augen drehte er sich um und wollte seinen Weg fortsetzen. Nun war es endlich raus und er fühlte sich ein wenig besser.

Im ersten Moment stand Akkirah wie angewurzelt da und konnte sich nicht rühren. Wie konnte Vilkas nur denken, sie würde mit seinem Bruder zusammen sein wollen. Spürte er denn nicht, dass ihr Herz ihm gehörte. Dann folgte sie ihm, stellte sich ihm in den Weg und fiel Vilkas um den Hals. "Vil, mein Liebster, was redet ihr da für ein Blödsinn?" fragte sie unter Tränen. "Ich will mit Euch zusammen sein und liebe Euch genauso wie ihr seid, denn für mich seit ihr der Beste."

Vilkas stand nun wie angewurzelt da und wusste nicht was er sagen sollte. Im ersten Moment glaubte er, sich verhört zu haben. Aber sie stand vor ihm, ihre Arme um seinen Hals geschlungen und ihren Kopf an seine Schulter gelegt. Vorsichtig legte er seine Arme um sie und drückte sie ganz sanft an sich. Konnte es wirklich wahr sein? Sein Herz begann vor Freude zu rasen.

Zwischenzeitlich war auch Farkas dazu gekommen und hatte mitbekommen, was los war. "Ihr sein manchmal ein Idiot, Bruder." Er schüttelte den Kopf und dann ging er und lies die beiden alleine.

Vilkas versuchte Farkas Aussage zu ignorieren, aber es war etwas Wahres dran. Er war die ganze Zeit wirklich ein Idiot gewesen. Und beinahe wäre er auch noch davon gelaufen. Er fuhr Akkirah sanft mit einer Hand durchs Haar. "Bitte hört auf zu weinen, mein Herz. Ich werde euch nicht verlassen. Niemals. Ich liebe euch."

Er hatte das Zeitgefühl verloren und wusste nicht, wie lange sie schon hier unter der Statur von Ysgramor Arm in Arm standen. Langsam versiegten ihre Tränen. Ganz vorsichtig, um sie ja nicht zu verschrecken, legte er seine Hände auf ihre Schultern und schob sie ganz sanft etwas zurück, damit er ihr in die Augen sehen konnte. Er sah, dass sie Angst hatte, vor dem was er sagen und tun könnte.

"Akki, mein Herz", fing er vorsichtig an, dann sank er vor ihr auf die Knie und sah zu ihr hinauf. "Wollt ihr meine Frau werden?"

Nun war es raus. Er sah ihr in die Augen und hatte fürchterliche Angst vor ihrer Antwort. Er hätte mit dieser Frage noch warten sollen. Das Ganze ging nun plötzlich zu schnell, aber er hatte Angst noch länger zu warten und den richtigen Augenblick möglicherweise wieder zu verpassen. Als Vilkas sie von sich schob hatte Akkirah im ersten Moment ein etwas beklemmendes Gefühl. Aber als er vor ihr vor die Knie sank und seine Frage stellt und dabei sie dabei ängstlich und erwartungsvoll zugleich ansah, verschwand ihre Sorge und sie begann zu strahlen. Sie sah tief in seine eisgrauen Augen.

"Ja, Vil, mehr als ihr euch vorstellen könnte möchte ich das." Ganz leise kamen ihr die Worte über die Lippen. Es war mehr ein Flüstern. Dann sank auch sie auf die Knie und schlang ihre Arme um seinen Hals. "Dann soll es so sein. Ihr und ich", antwortet Vilkas glücklich und küsste sie. Sie erwiderte den Kuss. Als sie sich endlich voneinander lösten und Akkirah Vilkas in die Augen sah, lächelte sie. Sie hatte seine Augen noch nie so leuchten gesehen. Arm in Arm verließen sie schließlich die Grabstätte
 
21. Rückkehr nach Weißlauf

Akkirah und Vilkas verließen Hand in Hand Ysgramors Grabstätte. "Was werden wir als erstes tun?" fragte Akkirah als sie bei Adelante ankamen, die an den spärlich wachsenden Grashalmen knabberte. "Mein Herz sagt Rifton, der Verstand Jorrvaskr?" Vilkas sah sie lächelnd an. Kodlak hatte die richtige Wahl getroffen, als er seinen Nachfolger bestimmte

"Jorrvaskr, mein Herold. Rifton kann warten."

Er nahm sie noch mal in den Arm und gab ihr erneut einen Kuss. Dann dirigierte er sie zu ihrem Pferd und sie stieg auf. Vilkas wollte gerade vorgehen, als sie ihn zurückhielt. "Adelante kann locker uns beide tragen wie ihr wisst." Ohne zu zögern schwang er sich hinter ihr aufs Pferd und sie ritten los.

Diesmal genossen sie beide die Nähe zueinander. Es wurde schon dunkel, und der Schneesturm, der aufgezogen war, ließ sie kaum noch die Hand vor Augen sehen. Vilkas hatte den Umhang, den Akkirah in der Satteltasche hatte um sie beide geschlungen, damit sie wenigstens etwas vor dem eisigen Wind und Eiskristallen geschützt waren. So beschlossen sie, als sie in Winterfeste ankamen im Gasthof zu übernachten und am Morgen wenn's hell wurde weiter zureiten. Sie brachten Adelante gemeinsam in den Stall hinter dem Haus und versorgten sie. Dann gingen sie selbst ins Gasthaus und bestellten ein Zimmer für die Nacht. Da eine größere Reisegruppe auch die Nacht im Gasthof verbrachte mussten sie mit einem recht kleinen Zimmer vorlieb nehmen, aber das war ihnen egal. Nachdem sie eine Kleinigkeit gegessen und etwas von dem guten wärmenden Met getrunken hatten gingen die beiden in ihr Zimmer und begaben sich zu Bett.

Als Vilkas Akkirah in den Arm nahm verspannte sie sich etwas. Da Akkirah ihm einmal erzählt hatte, wie ihr verstorbener Mann sie behandelt hatte, sagte Vilkas sanft zu ihr: "Ich werde nichts tun, was ihr nicht wollt." "Das ist es nicht was mich bedrückt. Es gibt da etwas was ich euch und auch sonst außer Kodlak niemand erzählt habe." Tränen liefen ihr übers Gesicht. "Ich befürchte ich bin weiterhin eine Bestie, wenn auch in anderer Form als wie ein Werwolf. Als der Drache, der in der Nähe von Weislauf aufgetaucht war starb, hatte ich das Gefühl etwas dringt in mein Inneres ein. Ich ging zu Boden und konnte mich nicht dagegen wehren. Einer der Soldaten, die dabeistanden als das passierte, nannte mich Drachenblut. Ich weiß nicht was es bedeutet und bewirkt. Nur das es mich irgendwie verändert hat und ich scheinbar nun über die Gabe Drachenschreie ausstoßen zu können, verfüge. Wobei ich nicht weiß wie man es machen kann. Der Soldat hat gemeint ich hätte die Seele des Drachens in mir aufgenommen."

Vilkas wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht. "Ihr seid keine Bestie und wir werden gemeinsam raus finden, was los ist und was man dagegen machen kann. Das verspreche ich euch, mein Herz."

"Danke, mein Liebster." Sie kuschelte sich an ihn. "Bitte halte mich einfach nur fest in den Armen." Das ließ er sich nicht zweimal sagen und so schliefen sie dann gemeinsam ein.

Die Sonne hätte schon hoch am Himmel gestanden, würde nicht weiterhin der Schneesturm draußen toben, als Akkirah wach wurde. Sie hatte das Gefühl, das erste Mal seit einer Ewigkeit wirklich gut geschlafen zu haben. Als sie sich rührte, hörte sie Vilkas fragen, der sie immer noch in seinem Armen hielt:

"Habt ihr gut geschlafen, mein Herz?"

Sie drehte sich vorsichtig um und gab ihm einen Kuss. "Ja, Vil, das habe ich", sagte sie anschließend. "Aber sollten wir nicht schon längst wieder unterwegs sein? Mir scheint es ist schon recht spät."

"Ich wollte euch nicht wecken. Und niemand hetzt uns. Wir kommen schon früh genug zurück nach Jorrvaskr."

Er lächelte sie an. Dann standen sie langsam auf, kleideten sich an und aßen noch eine Kleinigkeit bevor sie aufbrachen. Sie hatten sich noch bei dem Gastwirt Dagur mit Proviant eingedeckt, damit sie unterwegs nicht unnötig aufgehalten werden würden. Da das Wetter in den Bergen weiterhin unbeständig war, brauchten sie gut 3 Tage um zurück nach Weislauf zu kommen. Unterwegs gestand Akkirah, dass sie sich fürchtete, den anderen Gefährten gegenüber zu treten. Sie fühlte sich der Bürde, die ihr Kodlak mit seinen letzten Worten auferlegt hatte irgendwie noch nicht gewachsen. Sie war schließlich das gerade mal etwas länger als ein Jahr dabei, auch wenn sie es in dieser Zeit schon geschafft hatte Mitglied im Zirkel zu werden. Sie befürchtete einige der anderen Gefährten würden sie nicht akzeptieren.

Vilkas tat alles um ihr diese Furcht zu nehmen, schließlich sie war nicht alleine und hatte alle aus dem Zirkel hinter sich stehen. Ein wenig beruhig lehnte sie sich im Sattel zurück, während Vilkas sie fester in den Arm nahm. So kamen sie dann am Abend des dritten Tages nach ihrem Aufbruch in Winterfeste, in Weislauf an. Nachdem sie gemeinsam Adelante versorgt hatten gingen sie hoch nach Jorrvaskr. Aela und Farkas erwarteten die beiden am Eingang der Methalle, denn Mila, die Tochter von Charlotta hatte die beiden schon angekündigt. Die anderen Gefährten hatten sich um das große Feuer an den Tisch gesetzt. Dann traten alle vier Mitglieder des Zirkels gemeinsam ans Feuer und Akkirah rang um die passenden Worte.

"Meine lieben Schildschwestern und -Brüder. Ich gehe davon aus, das Aela und Farkas euch bereits unterrichtet haben, was bei Ysgramors Grab passiert ist und das Kodlak dort entschieden hat, das ich seine Nachfolgerin werden soll. Ich kann dieses selbst noch nicht so recht glauben, denn ich fühle mich dafür eigentlich noch viel zu jung und unerfahren. Ich vermute einige von euch sehen das genauso. Trotzdem werde ich jeden so gut es geht mit Rat und Tat zur Seite stehen und man kann mich jederzeit aufsuchen. Ich würde mich morgen gerne zunächst mit dem Zirkel zusammensetzten und besprechen, wie es in Zukunft weitergehen wird. Heute Nacht werde ich in meinem Haus unten bei der Schmiede verbringen. Für jetzt wünsche ich allen erst mal eine gute Nacht."

Die Meisten nickten zustimmend bei diesen Worten. Nur Nadja sah grimmig aus der Wäsche. Sie schien überhaupt nicht damit einverstanden zu sein, das Akkirah nun den Platz von Kodlak übernehmen würde. Sie wollte etwas sagen, aber ein Blick von Aela ließ sie Schweigen. Dann drehte Akkirah sich um und ging zum Ausgang. Vilkas folgte ihr, blieb dann aber stehen und sagte zu ihr:

"Geht schon voraus mein Herz, ich komme gleich nach."

Er drehte sich zu Farkas um, um mit ihm zu reden. Akkirah lächelte ihm zu und ging.

Auf dem Weg ins Brisenheim kaufte Akkirah noch schnell bei Charlotta etwas zu Essen für den Abend. Charlotta hatte ihren Stand eigentlich schon geschlossen, und wollte gerade gehen, aber für Akkirah nachte sie ihn noch kurz wieder offen. Akkirah bedankte sich herzlich bei ihrer Freundin und ging dann, nachdem sie alles hatte was sie brauchte, ins Brisenheim.

In ihrem Haus fing Akkirah dann an, Essen vorzubereiten, denn sie ging davon aus, dass Vilkas genauso hungrig sein würde wie sie. Nach kurzer Zeit klopfte es und auf ihr herein, betraten Vilkas und sein Bruder das Haus. "Ich hoffe ihr seid nicht böse, dass ich einen Gast mitgebracht habe", meinte er vorsichtig. Akkirah nahm Vilkas in den Arm und gab ihm einen Kuss. "Warum sollte ich? Farkas ist jederzeit willkommen", lächelte sie. "Danke", antwortete Farkas. "Ich bin so froh, das ihr bei endlich zueinander gefunden habt."

"Ihr hattet Recht, mich einen Idioten zu nennen. Aber nun möchte ich, dass ihr es von uns beiden als erstes erfahrt. Ich habe Akki gebeten meine Frau zu werden. Und sie hat zugestimmt." Dann holte Vilkas aus seiner Tasche einen kleinen Ring. Er nahm Akkirahs Hand und steckte ihn ihr an ihren Finger. "Bitte nehmt dieses als Zeichen meiner Liebe zu euch, mein Herz." Akkirah war ganz gerührt und fiel Vilkas wieder mal um den Hals. "Es ist der Ring eurer Mutter, nicht wahr? Ich werde ihn immer in Ehren tragen." Flüsterte sie ihm ins Ohr.

Farkas gratulierten den beiden und wünschte ihnen alles Gute. Dann nahm er Vilkas und Akki gleichzeitig in seine Arme. Er war sehr froh darüber, dass sein Bruder nun endlich Glücklich war. Man konnte beiden ansehen, wie sehr sie sich liebten. Damit musste er sich hoffentlich in Zukunft weniger Sorgen um Vilkas machen.

Dann machten die drei sich über das Abendessen, das Akkirah zubereitet hatte, her. Dabei ging es sehr fröhlich zu und die drei lachten viel. Weit nach Mitternacht wollte sich Farkas dann auf den Weg zurück nach Jorrvaskr begeben. Akkirah verabschiedete sich drinnen von ihm, da sie noch fix aufräumen wollte. Vilkas begleitete seinen Bruder vor die Tür.

"Würdet ihr mein Trauzeuge sein?"

Farkas sah seinen Bruder strahlend an. "Natürlich werde ich das, was dachtet ihr denn?"

Ohne weitere Worte umarmten sich die Brüder zum Abschied. Vilkas ging wieder hinein und sah Akkirah kurz zu, wie sie am zusammenstellen der Teller war und dabei leise vor sich hin summte. Er lächelte glücklich und konnte irgendwie immer noch nicht so recht glauben, dass sie zusammen gehörten. Dann ging er zu ihr und half beim Abwaschen, bevor sie gemeinsam nach oben ins Schlafzimmer gingen.

Als sie endlich im Bett lagen, drehte sich Akkirah wieder mit dem Rücken zu Vilkas, wie sie es schon in Winterfeste im Gasthof gemacht hatte. Er spürte ihre Unsicherheit und Angst. Ganz vorsichtig legte er erst den Arm um sie um ihr die Angst zu nehmen, danach dreht er sie ganz vorsichtig auf den Rücken. Noch vorsichtiger begann er sie zu streicheln. Anfangs verspannte sie sich dabei noch, aber sie spürte, dass er ihr nicht böses tun wollte. Später konnte sie sich nicht mehr dran erinnern, wie es kam, dass sie sich vereinigt hatte, sie wusste nur, das es wundervoll gewesen war. Nachdem was sie früher erlebt hatte, hätte sie sich so etwas nie vorstellen können. Mehr als Glücklich schlief sie in Vilkas Armen ein.

Am nächsten Morgen erwachte sie als erstes. Nachdem sie einige Zeit regungslos halb auf Vilkas liegend, während er sie mit beiden Armen fest umklammert hielt, seinem gleichmäßigen Herzschlag gelauscht hatte, wollte sie sich vorsichtig aus seinen Armen heraus winden. Er wurde davon wach.

"Was ist los mein Herz?" fragte er noch schläfrig. "Seid ihr mich so schnell überdrüssig, das ihr mich schon verlassen wollt?"

"Euch überdrüssig sein?" fragte sie erstaunt, "Wie könnt ihr das nur denken? Was muß ich tun, um euch das Gegenteil zu beweisen?" Während sie das sagte fuhr ihre Hand seinem Körper abwärts.

"Hmmm…. Ich denke das ist ein Anfang um es zu beweisen, meinte er nur grinsend."

Eine Stunde später standen sie dann gemeinsam auf, wuschen sich bevor sie sich ankleideten. Vilkas begann dann Frühstück vorzubereiten, während Akkirah schnell zu den Ställen hinab lief um nach Adelante zu schauen, obwohl sie wusste, dass es in den Ställen von Weislauf gut versorgt war. Aber das morgendliche Füttern übernahm sie gerne selbst. Als Akkirah zurückkam, war Vilkas fertig und Akkirah nahm ihn in den Arm und gab ihm einen Kuss, bevor sie sich gemeinsam ans Essen machten.

Anschließend begaben sich beide hoch nach Jorrvaskr um zunächst mit Aela und Farkas über die Zukunft der Gefährten zu sprechen. Akkirah bat Vilkas Aela und Farkas zu suchen und dann mit den beiden in die Tiefenschmiede zu kommen. Akkirah nutzte die Zeit des Wartens alleine in der Tiefenschmiede damit nachzudenken. Lange dauerte es nicht und die drei traten ein.

"Ich kann es immer noch nicht so recht glauben, das ich nun der Herold der Gefährten sein soll. Ich werde dafür die Hilfe von euch allen brauchen. Es gibt einiges was geändert werden muß. Da ihr schon lange dabei seid, ist es euch vielleicht nie so recht aufgefallen, aber ich habe es selbst zu spüren bekommen. Es fehlt innerhalb der Gefährten der wirkliche Zusammenhalt der Gemeinschaft. Die meisten kämpfen für sich und nicht für oder miteinander. Neulinge werden von oben herab behandelt, als wären sie unerwünscht. So sollte es unter Brüder und Schwestern nicht sein." Die drei sahen Akkirah betroffen an und schwiegen.

"Das muss sich ändern. Es sollte Freundschaft und Respekt unter den Schildgeschwistern herrschen und nicht der Wunsch, besser zu sein, als der andere und sich daher ständig versuchen zu übertrumpfen. Brüder und Schwestern müssen einander Blind vertrauen können und wissen, dass man jederzeit für den anderen da ist, egal ob es im Kampf ist, oder auch wenn man mal andere Sorgen hat zuhören zu können. Sicher wird's immer Fälle geben, wo der eine oder die andere nicht sonderlich gut miteinander aus kommen, aber dann sollte man einfach versuchen sich so gut es geht aus den Weg zu gehen, aber wenn es unumgänglich ist trotzdem respektvoll miteinander umgehen.

Wir vom Zirkel haben die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sich daran gehalten wird, was heißt, das wir mit gutem Beispiel vorangehen müssen. Das bedeutet auch, dass wir besonders innerhalb des Zirkels voreinander keine Geheimnisse haben sollten. Sieht einer von euch das anders?"

Niemand widersprach ihr. "Also werde ich dieses so an die anderen Gefährten weitergeben." Akkirah seufze und senkte ihren Blick. Sie wusste nicht wie sie weitermachen sollte. Vilkas trat zu ihr und nahm ihre Hand, um ihr Mut zu machen, denn er ahnte was sie sagen wollte. Zuvor sprach er aber selbst noch zu Aela. "Aela, nach Farkas sollt ihr die Erste sein, die es erfährt. Akkirah und ich werden heiraten. Die Hochzeit soll so bald wie möglich in Rifton stattfinden."

Er sah Akkirah fragend an und sie lächelte ihn nickend an.

"Würdet ihr Akki die Ehre erweisen und ihre Trauzeugin werden?"

Aela war erstaunt. Nicht nur darüber das Akkirah und Vilkas heiraten wollten, da so was unter den Gefährten sehr selten vorkam, sondern besonders, weil man sie bat auf diese Art, wie es sonst nur wirklich guten Freunden oder Familienmitgliedern zukam, dabei zu sein. Sie wusste, dass sie die Zwillinge oftmals nicht gerade nett behandelt hatte. Sie ging zu Akkirah und nahm sie in die Arme.

"Meine kleine Schwester, es wird mir eine Ehre sein, eure Trauzeugin zu werden." Und das meinte sie auch genauso. Dann ging sie auch zu Vilkas und nahm ihn in die Arme. "Danke, Vilkas. Das ausgerechnet ihr mich fragt bedeute mir sehr viel."

"Dann steht es fest", sagte Vilkas. "Farkas und Aela werden unsere Trauzeugen sein." Akkirah nickte glücklich.

Dann wurde Akkirahs Gesicht wieder ernst. Vilkas der neben ihr Stand ergriff ihre Hand um ihr Mut zuzusprechen. Sie holte tief Luft und begann Farkas und Aela zu erzählen, das sie wohlmöglich ein Drachenblut sei, aber keine Ahnung hätte, wieso, weshalb und warum. Die anderen sahen es ähnlich wie Vilkas und Akkirah, das dieses nicht unbedingt jeder wissen sollte und beschlossen, dass dieses den anderen Gefährten nicht mitgeteilt werden sollte.

Nachdem die vier alles besprochen hatten, gingen sie gemeinsam in die Methalle, wo sie die anderen Gefährten sowie Tilma, Vignar und Brill zusammen riefen. Hier wiederholte Akkirah, was sie schon zu den Mitgliedern des Zirkels gesagt hatte. Auch unter den einfachen Gefährten war die Betroffenheit zu spüren, als sich Akkirah über den Zusammenhalt der Gemeinschaft ausließ. Außer bei Nadja, die sich scheinbar weiterhin nicht mit dem Gedanken anfreunden konnte, das Akkirah der neue Herold geworden war. Von Anfang an war sie Akkirah gegenüber feindselig gewesen und auch jetzt verbarg sie ihre Abneigung nicht.

"Lass uns unter vier Augen in Ruhe nach der Versammlung miteinander sprechen", bat Akkirah schließlich.

"Danke, ich verzichte darauf. Jemanden, der so wie ihr hier aufgetaucht ist und sich nie vorher mit der Geschichte der Gefährten beschäftigt hat und sich von Anfang an bei den Mitgliedern des Zirkels eingeschleimt hat, den kann ich nicht akzeptieren."

Dann stand sie einfach auf und verließ die Halle. Vilkas wollte ihr wütend nachgehen und sie zur Rede stellen, doch Akki hielt ihn am Arm zurück.

"Lasst sie gehen, Vil. Ich denke sie braucht etwas Zeit und Ruhe um sich damit abzufinden. Früher oder später wird sie sich beruhigen, denn schließlich ist das hier ja ihre Heimat."

"So kann sie nicht mit euch umgehen" Vilkas schnaubte vor Wut.

"Es bringt aber auch nichts, wenn ihr nun versucht ihr den Kopf zu waschen und sie anbrüllt", sagte sie leise und sah ihm in die Augen.

"Ihr habt wohl wieder mal recht", sagte er nach einigen Augenblicken und beruhigte sich langsam wieder.

Dann trat Athis auf Akkirah zu. "Ich möchte mich für mein anfängliches Benehmen euch gegenüber entschuldigen." Akkirah lächelte ihn an. "Danke. Ich würde mich freuen, wenn ihr in Zukunft die neben euren normalen Aufgaben der Ausbildung der Rekruten widmen könntet, die den Umgang mit einhändigen Waffen erlernen möchten. Mir habt ihr dabei sehr geholfen." "Ich werde mein Bestes geben, wenn es gewünscht wird", antwortete er.

Insgesamt war es eine recht positive Besprechung geworden, an der sich alle Mitglieder mit Ausnahme von Nadja beteiligt hatten, um zukünftig gemeinsam besser miteinander auszukommen und sich gegenseitig mehr zu unterstützen.

Im Anschluss an die Besprechung machten Vilkas und Akkirah auch hier noch mal bekannt, das sie in kürze in Rifton heiraten würden und sie sich freuen würden, wenn alle dabei wären. Danach packten die beiden ihre Sachen zusammen um nach Rifton aufzubrechen. Bis zur Hochzeit wollten sie dort bleiben und würden einen Kurier mit dem genauen Datum des Festes nach Jorrvaskr schicken.
 
22. Für immer und Ewig

Akkirah und Vilkas ließen auf den Weg nach Rifton viel Zeit. Sie gingen oft zu Fuß, genossen es Hand in Hand den Wegen zu folgen und ließen Adelante hinter sich her trotten. Sie brauchten fast vier Tage auf diese Art, um nach Rifton zu gelangen. Die Nächte verbrachten sie unter dicken Bäumen oder Felsvorsprüngen, nachdem sie sich vorher überzeugt hatten, das keine Wildtiere oder andere Störenfriede in der Nähe waren. Akkirah wusste auch, das sie mit Adelante den besten "Wachhund" hatten, den man sich vorstellen konnte.

Am späten Nachmittag des vierten Tages kamen sie dann in Rifton an. Adelante wurde in die Obhut von Shadre, dem jungen Stallburschen gegeben und die Akkirah zeigte Vilkas ihr Haus.

"Ihr habt hier ein schönes Haus", sagte er bewundernd." "Nicht ihr, wir", sie küsste ihn zärtlich. "Alles was mir gehört, gehört auch euch." Er sah sie an. "Womit habe ich eine Frau wie euch verdient", flüsterte er leise.

"Ich liebe euch über alles. Ich weiß nicht was ich ohne euch machen sollte. Ihr dürft mich nie verlassen, mein Herz." Sie schmiegte sich an ihn und legte ihren Kopf an seine Schulter. "Auch ich liebe euch und würde ohne euch eingehen." Nach einer Weile löste sie sich von ihm und sah ihn in seine wundervollen eisgrauen Augen. "Lass uns sehen, dass wir zu Maramal in den Tempel gehen, um einen Termin fest zu legen. Danach sollten wir im Bienenstich anfragen, ob wir dort Feiern können." Er nickte schweigend und sie begaben sich zum Tempel.

Als Akkirah die Strassen von Rifton entlang ging hatte sie ein leicht mulmiges Gefühl in der Magengegend, als sie sich dem Markplatz näherten. Sie fürchtete eine Begegnung mit Brynjolf. Aber sein Markstand sah verlassen aus und das schon seit längerer Zeit. Akkirah begrüßte Marisa und stellte ihr Vilkas vor, als sie an ihr vorbei gingen. Diese freute sich Akkirah nach so langer Zeit mal wieder zu sehen. "Werdet ihr nun wieder hier leben?" fragte sie Akkirah. "Ich denke nicht. Unser Zuhause liegt in Weislauf", Akkirah sah Vilkas dabei an und er lächelte sie nur an. "Aber wir werden sicherlich ab und an mal hier sozusagen Urlaub machen", meinte Vilkas. Dann gingen sie weiter zum Tempel von Mara.

Maramal war überaus erfreut ein so glückliches Paar vor sich zu sehen. Meist waren die Ehen, die er schloss, durch die Familien arrangiert, was oftmals nicht in beiderseitigem Einvernehmen der zukünftigen Partner war. Oder es hatte zweckmäßige Gründe, dass sich zwei zusammentaten. Sie beschlossen die Hochzeit in 10 Tagen stattfinden zu lassen. Damit sollten alle Gäste genug Zeit haben um sich einzufinden. So viele würden es eh nicht werden. Die Gefährten und übrigen Bewohner aus Jorrvaskr, Eorlund und Fralia Graumähne, Amren und seine Familie. Vielleicht würde Acadia ihren Laden vorübergehend schließen können. Charlotta und ihre Tochter Mila würden sicherlich auch gerne kommen. Dann aus Flusswald Gerdur und ihr Mann Hod mit dem kleinen Frodnar. Ralof, der ihr damals bei der Flucht geholfen hatte, würde nicht kommen können, da er irgendwo in einem der Lager der Sturmmäntel seinen Dienst tat und keiner genau wusste, wo man ihn erreichen könnte.

Am liebsten hätte Akki auch ein paar ihrer Freunde aus der Diebesgilde eingeladen, aber sie wusste, dass das keine gute Idee war. Denn die Mitglieder der Gilde hielten sich lieber im Verborgenen, wo man sie nicht sah oder erkannte. Vilkas gab ihr gegenüber auch zu, dass er froh war, dass sie nicht dabei sind. Sie war ihm deshalb nicht böse, denn normal hätte sie ja genauso reagiert. Aber da sie einige Zeit unter ihnen gelebt hatte und sie für sie zu einer Familie geworden waren, auch wenn sie sich zurückgezogen hatte, hätte sie es schön gefunden, sie um sich zu haben.

Die Tage bis zur Hochzeit vergingen dann auch in Windeseile. Viel Vorzubereiten gab es nicht, da sie ja im Bienenstich feiern würden, wo ihnen die Arbeit abgenommen wurde. Und so genossen sie die Zeit bis zu ihrem Ehrentag, indem sie einfach nur in der Gegend rumstreiften, auf der Terrasse saßen oder auf einer der kleinen Insel in der Nähe, zu der sie mit dem Boot rüber ruderten, einfach in der Sonne lagen oder schwimmen gingen.

Die meisten Gäste kamen am Abend vor der Hochzeit an und machten es sich schon mal im Bienenstich gemütlich. Am Morgen der Hochzeit holte Farkas seinen Bruder ab, während Aela zunächst noch mit Akkirah im Hause blieb. Eigentlich wollte Akkirah in ihrer geliebten Rüstung zur Hochzeit gehen, aber Aela ließ das nicht zu und suchte ihr ein hübsches Kleid raus und half ihr sich noch ein wenig herauszuputzen, was Akki gar nicht lag. Sie entschieden sich letztendlich für ein einfaches braunes Kleid.

Dann begaben sie sich langsam zum Tempel hinüber. Die anderen Gäste, sowie Vilkas und Farkas waren schon alle anwesend. Vilkas stand am Altar und seine Augen begannen zu leuchten als er Akkirah kommen sah. Auch sie strahlte als Aela sie nach vorne führte. Als Akkirah neben Vilkas am Altar stand, nahm er ihre Hand und dann begann auch schon die Zeremonie. Weder Akki noch Vilkas bekamen viel von dem, was Maramal sagte, mit, da sie kaum den Blick voneinander lassen konnten. Plötzlich stieß Farkas seinem Bruder vorsichtig in die Seite. Vilkas zuckte zusammen. Maramal sah ihn an und erwartete das er nun das Hochzeitsgelübbte ablegte. Sein "Ich will, für immer und ewig", kam leise aus tiefsten Herzen, genau wie das gleich darauf von Akkirah. Dann überreichte Maramal den beiden ihre Eheringe. Akkirah und Vilkas fielen sich danach glücklich in die Arme.

Dann kamen auch schon die Gäste um ihnen zu gratulieren. Als alle durch waren begab man sich in den Bienenstich, wo die große Feier stattfinden würde. In der Mitte war ein langer Tisch aufgestellt worden an dessen Stirnseite das frisch vermählte Paar Platz nahm. Nachdem man gut gegessen hatte begann man sich in Grüppchen aufzuteilen und verteilte sich im Raum. Zu den geladenen Gästen gehörten auch viele der Bewohner von Rifton. Akki und Vilkas versuchten so gut es ging mit allen ein paar Worte zu wechseln und den einen oder anderen Schluck Met zu trinken. Dabei trennten sie sich das erste Mal an diesem Abend, ließen sich aber trotzdem kaum aus den Augen und wünschten sich es wäre endlich vorbei du sie könnte in ihr Heim zurückkehren.

Nadja, die gemeinsam mit den anderen Gefährten gekommen war, war erstaunlich freundlich und lächelte sogar. Sie bat Akkirah doch mit ihr zum Tresen zu kommen, damit sie in Ruhe ein paar Worte wechseln könnten. Es tat ihr leid, wie sie sich aufgeführt hatte und sie wolle sich dafür entschuldigen. Akkirah freute sich sehr darüber. Während sie dann da standen gesellte sich plötzlich ein Fremder zu ihnen. Nadja schien ihn aber zu kennen, denn sie stellte ihn Akkirah als Sam vor. Er wirkte fröhlich und ausgelassen. Sollte er ein Freund von Nadja sein? Wenn ja schien er einen guten Einfluss auf sie auszuüben, was Freundlichkeit und Gelassenheit anging, dachte Akkirah.

Sam kam auf die Idee die drei können doch ein Wettrinken veranstalten. Er gegen die beiden Frauen. Akkirah warf einen hilfesuchenden Blick zu Vilkas, denn das gefiel ihr nun aber doch weniger. Dieser kam sofort rüber und Akkirah erzählte ihm so unbefangen wie möglich, was die beiden anderen vorhatten. Er sah sie an und lächelte. "Ich habe vollstes Vertrauen in euch dass ihr nicht unter den Tisch getrunken werdet, mein Herz." Er küsste sie auf die Wange. "Und es freut mich, dass ihr und Nadja euch aussprecht" Er wusste, dass sie einiges abkonnte und er hatte bemerkt dass sie sich den ganzen Abend zurückgehalten hatte, was den Genuss von Met anging. Er gab ihr noch einen Kuss und wurde dann auch schon wieder von einigen der anderen Gästen in Anspruch genommen und musste ihnen Rede und Antwort stehen. Akkirah sah ihn lächelte ihm hinterher. Danach erklärte sie sich dann bereit, am Wettrinken teilzunehmen.

Der Fremde begann und trank den Becher den er von Keerava gefüllt bekommen hatte bekomme mit einem Zug leer. Dann kam Nadja an die Reihe. Auch sie leerte den Becher mit einem Zug. Anschließend füllte Keerava wieder den Becher für Sam. Ohne zu zögern trank dieser den aus. Dann kam Akkirah an die Reihe. Sie nickte der Wirtin zu und sie füllte ihren Becher. Auch Akkirah zögerte nicht lange und im nu hatte sie ihren Met runtergespült. Der Fremde machte weiter. Anschließend kam wieder Nadja an die Reihe und dann noch auch schon wieder der Fremde und danach wieder Akkirah. Man merkte Sam langsam an, das er ein wenig mehr als sie Intus hatte, aber er gab nicht auf und brachte immer wieder neue Witze und ahmte den einen oder anderen Gast nach. Während er dieses machte und damit Akkirah und auch Keerava abgelenkt waren, weil sie die parodierten Gäste anschauten, kippte Nadja in den Becher von Akki eine dunkle Flüssigkeit. Niemand bekam es mit. Auch Vilkas, der immer wieder zu seiner Frau rüber schaute, bemerkte nichts davon und freute sich weiterhin, das sie sich anscheinend mit Nadja ausgesöhnt hatte. Nachdem Akki ihren Becher ausgeleert hatte überkam sie ein merkwürdiges Schwindelgefühl. Sie bat Nadja ein wenig mit ihr nach draußen zu gehen. Frische Luft könne bestimmt nicht schaden. Vilkas der sah, das Akkirah blas geworden, war wollte schon zu ich eilen, als Nadja ihm zu verstehen gab, es wäre alles in Ordnung, seine Frau brauche nur ein wenig Luft. Unauffällig folgte Sam den beiden Frauen nach draußen.

Nachdem eine knappe halbe Stunde vergangen war und die drei nicht wieder rein gekommen waren, wurde Vilkas unruhig. Auch Farkas hatte sich gewundert, wo Akkirah so lange blieb und ging gemeinsam mit seinem Bruder vor die Tür. Dort war nirgends eine Spur von den dreien zu sehen. Sie suchten gemeinsam die Stadt ab und Vilkas war schon drauf und dran sich in den gefährlichen unteren Teil zu begeben, als einer der Wachen ihnen dann mitteilte, das er gesehen hätte wie Nadja, der Beschreibung nach, von dem Fremden Geld bekommen hätte, bevor dieser mit einer scheinbar etwas betrunkenen Frau, die er untergehakt hatte durch den kleinen Nebeneingang bei der Schmiede die Stadt verlassen hatte.

Wie vom Donner gerührt und vollkommen hilflos stand Vilkas da. Diese verdammte Schlange von Nadja. Was hatte sie mit seiner Frau gemacht?

Farkas der neben ihm stand, legte seinen Arm um ihn. "Wir werden raus finden was passiert ist. Nun sollten wir aber erst mal Ruhe bewahren. Es wird wohl besser sein, wenn die Gäste nicht mitbekommen was geschehen ist. Geht ihr nach Hause. Ich werde den allen sagen, dass ihr euch gemeinsam zurückgezogen habt, was wohl jeder verstehen kann. Dann werde ich mit den anderen Gefährten in kürze zu euch kommen und wir besprechen was zu tun ist."

"Beeilt euch" antwortete Vilkas nur und ging dann völlig verzweifelt nach Hause Er setze sich aufs Bett und verbarg sein Gesicht in seinem Händen. Er wollte nicht weinen, trotzdem kamen ihm die Tränen: "Akki, mein Liebling", sprach er zu sich selbst, "Wo seid ihr, was ist nur geschehen? Warum war ich nicht die ganze Zeit an eurer Seite?" Es klopfte und die Gefährten betraten das Haus, Farkas hatte ihnen nur gesagt, das Akkirah verschwunden war, mehr aber nicht. Dann erzählte Vilkas tonlos was anscheinend passiert sei. Er konnte sich nicht erklären, warum und wie Nadja da ihre Finger im Spiel hatte, genauso wenig wie die Meisten der anderen.

Sie beschlossen, sobald es hell war sich auf die Suche nach den dreien zu machen, auch wenn Vilkas davon nichts hören wollte und sofort losziehen wollte, verzweifelt wie er war. Jetzt mitten in der Nacht würde es nichts bringen, da man ihre Spuren übersehen würde, zumal sie in alle möglichen Richtungen verschwunden sein konnten.

Sobald es hell wurde begannen sie mit der Suche. Sie teilten sich in drei Gruppen auf. Vilkas und sein Bruder wollten am rechten Ufer des Sees entlang gehen, Aela und Torvar am linken Ufer. Rhia und Athis nahmen sich die Strasse, die nach Morrowind führte vor. Gegen Mittag fing es dann auch noch an zu regnen. Trotzdem suchten sie weiter. Als es dunkel wurde übernachteten sie dort, wo sie gerade waren, um gleich am nächsten Morgen da weiter mit ihrer Suche beginnen zu können, wo sie zuvor aufgehört hatten. Sie fanden aber nichts. Am dritten Tag brachen sie die Suche ab. So würden sie nicht weiterkommen. Die Gefährten, bis auf Vilkas und Farkas kehrten zurück nach Jorrvaskr und wollten von dort aus weitersuchen und schauen ob ihre Informanten und Auftraggeber möglicherweise irgendwelche Hinweise über Akkrirah und ihre Entführer haben würden.

Als die beiden Brüder wieder das Honigkeim erreichten, nahm Vilkas die Rüstung von Akkirah und drückte sie an sich. Ihr Geruch haftete noch daran und er versank in seiner Trauer nach ihr. Er setze sich auf einen Stuhl und ließ sich von dort nicht wieder wegbewegen. Mit Mühe gelang es Farkas ihm wenigstens ab und an etwas zu trinken einzuflößen, aber essen wollte Vilkas nicht, solange er nicht wusste, was mit seiner Frau geschehen war. Vier Tage später kam ein Eilkurier aus Jorrvaskr. Es schien eine Spur in Weislauf von Akkirah zu geben. Allerdings wusste man immer noch nicht, wo sie war. Vilkas und sein Bruder nahmen dann sofort die Kutsche nach Weislauf.
 
23. Erwachen nach einer denkwürdigen Nacht

Akkirah kam an einen merkwürdigen Ort langsam zu sich. Um sie herum standen riesige Statuen. Sie vernahm Anfangs wie im Nebel eine Stimme, die alles andere als freundlich klang. Sie achtete kaum auf das was die Person sagte. Wo war sie? Wo war Vilkas? Sollten sie nicht zusammen sein, wo sie doch gerade geheiratet hatten?
"Vilkas? Vilkas, wo bis du? Und wo bin ich?" fragte sie.

Die Fremde die zuvor mit ihr gesprochen hatte, sah sie nur kopfschüttelnd an. Es schien eine Priesterin zu sein, also musste sie ich in einem Tempel befinden. Nachdem sie sich noch mal genauer umschaute erkannte sie, dass die Statuen Dibella ähnelten. Wie war sie hier her gekommen? Die Priesterin sah sie an. "Ihr könnt euch an nichts erinnern? Ihr seit hier rein geplatzt und habt verwüstet was ihr konntet, dabei habt ihr ständig nach Sam und seinem Stab gefragt. Ich nehme an das ist euer Mann?"

"Sam?" Akkirah war verwirrt. "Wer soll das sein? Mein Mann ist Vilkas von den Gefährten aus Weislauf."

Ihr Kopf schmerzte und sie konnte weiterhin nicht klar denken. Sie spürte eine große Leere in ihrem Kopf, die aber vollkommen anders war, als das was sie schon mal erlebt hatte, nachdem sie einen Schlag auf dem Kopf bekommen hatte. ‚Vil, wo seid ihr nur, und wo bin ich?' dachte sie still vor sich hin und Tränen fingen an ihr über die Wangen zu laufen. Die Priesterin stand ungerührt und weiterhin recht ungehalten da.

‚Sam', dachte Akkirah, ‚Woher kenne ich den Namen?' Natürlich, der Begleiter von Nadja auf ihrer Hochzeitsfeier, durchfuhr es sie. Sie hatten gemeinsam etwas getrunken und sich unterhalten und dann plötzlich verschwamm alles vor ihren Augen und war wie weggeblasen. Bis sie hier zu sich kam.

"Ihr befindet euch im Tempel der Dibella in Markath. Und das mindeste was man von euch erwarten kann ist, das ihr beim Aufräumen helft. So wie ihr ausseht werdet ihr kaum Geld haben, um den Schaden den ihr angerichtet habt, zu bezahlen." Akkirah sah an sich runter. Sie trug noch immer das Kleid von ihrer Hochzeit, allerdings sah es nicht mehr sonderlich festlich aus. "Ich werde machen was ihr verlangt, aber bitte, habe ich etwas darüber gesagt, was ich getan habe und von wo ich gekommen bin? Ich kann mich an nichts erinnern." ‚Ach Vil, mein Liebster, was ist nur geschehen', dachte sie weiter und wieder kamen ihr die Tränen.

Etwas besänftig, weil sie merkte, das Akkirah wirklich nicht zu wissen schien, was geschehen ist, sagte die Priesterin ihr, sie hätte etwas von einer Ziege und Rorikstatt erwähnt. Aber nun sollte sie erst mal helfen, die Unordnung zu beseitigen. Akkirah begann nach Anweisung der Frau die Unordnung, die sie wohl angerichtet hatte, wieder zu beseitigen. Als das erledigt war, entließ die Priesterin sie.

Nun stand sie vor de Tempel, kein Geld in der Tasche in einer für sie fremden Stadt am anderen Ende von Himmelrand, als wo sie eigentlich hätte sein sollen. Und in diesem Aufzug konnte sie sich auch schlecht alleine auf den Weg nach Rifton machen. Langsam begab sie sich nach unten. Markath war in einem Berg hineingebaut und der Tempel befand sich recht weit oben. Sie ging langsam die Stufen nach unten, nicht genau wissend, wo sie lang musste.

In Gedanken versunken, fand sie sich dann vor einer Schmelzehütte wieder. Sie unterhielt den dortigen Arbeiter an, und erfuhr von ihm, das er etwas Ärger mit seinem Vorarbeiter hätte. Akkirah dachte nach und versprach dann, zu schauen, ob sie mit dem Kerl nicht reden könne. Sie suchte ihn in seinem Quartier auf und nach dem sie einiges in vernünftigen Ton besprochen hatten, erklärte sich der Vorarbeiter bereit etwas mehr Geduld zu zeigen und seinen Leuten benötigte Pausen zu gönnen. Akkirah kehrte zu dem Arbeiter zurück und dieser gab ihr als dank seinen Wochenlohn. Damit war ihre Rückreise gesichert dachte sie. Bei der örtlichen Schmiedin kaufte sie sich zunächst ein einfaches Schwert, denn ohne Waffe fühlte sie sich unwohl. Für eine Lederrüstung reichte das Geld leider nicht, also blieb sie in den Klamotten die sie trug.

Als sie sich dem Stadttor näherte wurde sie Zeuge auf dem Marktplatz, wie ein Mann auf eine Frau losging und sie tötete. Sie zog ihr Schwert und half den Wachen den Mann zu töten. Danach durchsuchte sie die beiden Leichen. Bei der Frau fand sie einen Schlüssel und einen Brief. Ohne nachzudenken steckte sie die Dinge ein. Die Wachen verscheuchten sie und die rum stehenden Gaffer, und meinten sie hätten alles unter Kontrolle. Akkirah wollte nur Heim zu Vilkas und sah daher zu, das sie wegkam. Sie suchte den Kutscher auf, um zu hören wo er hinfahren würde. Er sagte er würde nach Weislauf fahren und in Rorikstatt über Nacht halt machen.

Rorikstatt... Was hatte die Priesterin gesagt? Irgendwas von einer Ziege. Sie gab dem Kutscher das Geld für die Fahrt nach Weislauf und stieg zum Kutscher hoch. Dieser war ein redseliger Mann, doch Akkirah war in Gedanken weit weg bei Vilkas. Wie mochte es ihm gehen? Wahrscheinlich kam er um vor Sorge nach ihr.

Die Kutsche machte am frühen Abend beim Gasthaus in Rorikstatt halt. Obwohl sie nun schon seit mehr als einen Jahr bei den Gefährten lebte, war sie nie in diesen Ort gekommen. Es hatte sich nie ergeben. Ihr Geld reichte gerade um ein Zimmer zu nehmen, aber statt sich dort hin zu begeben, lief sie ziellos durch den Ort, in der Hoffnung etwas zu erkennen, was sie an das, was Geschehen war erinnerte. Als sie an dem Hof am Ende des Dorfes vorbei kam, schrie sie ein Mann, der wie ein Bauer aussah, ziemlich wütend an.

"Ihr wagt es euch hier noch mal sehen zu lassen? Nachdem ihr meine Preisgekrönte Ziege gestohlen habt und an einem Riesen verkauft habt? So etwas von Unverfrorenheit!"

Akkirah sah sich den Mann genauer an. Sie hatte ihn noch nie gesehen. "Bitte, sagt mir, was ich getan haben soll, ich kann mich an absolut nichts erinnern", sagte sie zu ihm. Er sah sie wütend an.

"Ihr könnt euch an nichts erinnern? Ihr habt meine Gleda an einen Riesen verkauft. So ein Tier werde ich nie wieder bekommen."

"Bitte helft mir…"

"Aber sonst geht es euch gut, ja? Ihr wollt, dass ich euch helfe? Dann sorgt dafür, dass ich meine Ziege wiederbekomme, dann schauen wir weiter. Ihr seit mit ihr nach Südosten verschwunden."

Akkirah überlegte nicht lange und brach trotz der der einbrechenden Dämmerung auf. Glücklicherweise musste sie nicht all zu weit gehen, um auf das Lager des Riesen zu stoßen. Sie schlich sich ran und sah das eine Ziege in der nähe graste. Vorsichtig ging sie in das Lager. Wie konnte sie nur mit dem Riesen zuvor gesprochen haben? Egal was sie nun versuchte, er schien sie nicht zu verstehen und wollte nicht, dass sie die Ziege mitnahm. Dann ging er auf sie los. Sie was froh wenigstens ein Schwert zu haben und bei ihrer vorsichtigen Erkundung ums Lager, hatte sie eine Höhle eines Säbelzahntigers entdeckt. So lockte sie den Riesen in die Nähe der Raubkatze, damit sich die beiden gegenseitig an die Gurgel gehen konnten, während sie selbst sich die Ziege schnappte und mit ihr zurück nach Rorikstatt ging.

Ennis, der Bauer war glücklich, als er sie mit dem Tier kommen sah. Nun erfuhr sie, dass sie bei Ysolda in Weislauf einen Verlobungsring gekauft haben sollte. Das entsetzte sie vollkommen. Denn was sollte sie damit? Sie war mit Vilkas verheiratet und würde nie jemand anderes haben wollen. Den Rest der Nacht lag sie wach in ihrem Zimmer im Gasthof und war noch Schweigsamer als am Tag zuvor, als sie weiter Richtung Weislauf fuhren. Dort kamen sie am späten Nachmittag des übernächsten Tages an.

Akkirah ging zunächst in ihr Haus, um sich ordentlich anzuziehen und lief dann in ihrer Lederrüstung hoch nach Jorrvaskr, da sie vermutete dass man sich sicherlich Sorgen um sie machen würde. In der Methalle traf sie nur Vignar und Aela an. "Wo ist Vilkas? Wie geht es ihm?" Das waren die ersten Worte die aus ihr hervorkamen bevor sie zusammenklappte. Irgendwie war das alles zu viel für sie.

Aela fing sie auf und bugsierte sie zu einem der Stühle. "Tilma, bitte bring ihr etwas, damit sie sich stärken kann." rief sie der alten Dame zu, die gerade aus den Wohnquartieren hochkam. Nachdem Tilma etwas zu Essen und Trinken gebracht hatte, fing Aela an, Fragen zu stellen. Akkirah konnte die Meisten davon nicht beantworten, da sie nicht wusste was gesehen war. Sie wusste nur eines. Sie wollte zurück zu Vilkas. Aela sagte ihr, dass er in Rifton mit Farkas geblieben war und dass sie vor vier Tagen einen Kurier dorthin geschickt hatten mit dem Hinweis, das Ysolda möglicherweise etwas wusste. Aela ging davon aus, das die Zwillinge nun auf dem Weg nach Jorrvaskr waren und sie nur warten brauchten, bis sie ankommen würden.

Akkirah wollte nicht warten und wäre sofort losgestürmt um der Kutsche entgegen zu laufen aber sowohl Aela als auch der alte Vignar hielten sie zurück. Denn woher wollte sie wissen welche Richtung die Kutsche eingeschlagen hatte? Nicht das sie am Ende diese verpassen würden. So wurde Akkirah in ihre Räume geführt, die vormals Kodlak gehörten.

Noch vor dem Morgengrauen war Akkirah wach. Sie ging nach oben in die Methalle und zwang sich eine Kleinigkeit zu essen. Dort saßen schon Ria und Athis. Als Akkirah sich dazugesellte, freuten sich die beiden sehr, dass sie wieder da war. Sie hatten sich genau wie alle anderen ernsthaft Sorgen um sie gemacht. Von den beiden erfuhr sie dann, dass sie bei Ysolda einen Verlobungsring gekauft haben sollte. Die Beschreibung die die angehende Händlerin von Akkirah den Gefährten gegeben hatte, lies keinen Zweifel zu, das es sich um eine Verwechslung gehandelt haben könnte. Da Ysolda erst seid kurzer zeit in der Stadt lebte kannte sie Akkirah noch nicht. Sonst wäre es ihr bestimmt merkwürdig vorgekommen, das einen Frau, die sich gerade verheiratet hatte, einen Verlobungsring brauchte. Mit wem sie sich aber angeblich verlobt haben sollte, dass konnte Ysolda auch nicht sagen. Sie war nur total gerührt von der Geschichte, die Akkirah ihr über das angebliche Kennenlernen ihres "Zukünftigen" erzählt hatte. Sie nannte nur den Ort Hexennebelhain. Die Gefährten waren noch nicht dorthin los gezogen, da sie zunächst auf die Zwillinge warten wollten.

Auf Akkirahs Fragen, nach den Beweggründen, die Nadja veranlasst haben konnte, ihr so was mit einem Fremden anzuhängen konnten die beiden ihr auch nichts sagen. Nadja schien Athis verachtet zu haben und von Ria hat sie wohl auch nicht viel gehalten, so dass die beiden ihr meist aus dem Weg gegangen waren und wenig mit ihr gesprochen hatten. Wenn sie Nadja mal mit Ria unterhalten, hatten dann hatte sie Meist aber keinen Hehl daraus gemacht, was sie von Akkirah hielt. Nämlich noch weniger als von Athis und Ria, auch wenn sie es nicht direkt sagte.

Nach dem Frühstück wollte Akkirah sich runter zu den Ställen begeben, aber sie wurde von Aela, die gerade hochkam aufgehalten. "Ihr bleibt hübsch brav hier oben und wartet hier. Wer weiß was euch sonst da unten beim Warten widerfährt. Ich möchte es dann nicht sein, der es Vilkas erklären darf." "Ich denke nicht das was passieren wird. Und ich kann auf mich aufpassen." "Ihr bleibt hier! Athis und Ria ihr sorgt dafür, dass sie Jorrvaskr nicht verlässt. Nur in den Hof darf sie." Akkirah hatte keine Lust sich zu streiten, also blieb sie da und ging nur in den Hof, wo sie sich auf die Mauer setzte um den Weg, der von Osten nach Weislauf führte zu beobachten. Niemand hielt sie davon ab und man ließ sie in Ruhe.
 
24. Wieder zusammen

Die Kutsche von Rifton kam recht langsam vorwärts, da sie voll beladen mit Waren war und wie es in Himmelsrand üblich war, nur von einem Pferd gezogen wurde. Hinter der Kutsche trotte gemächlich Adelante, die Vilkas nicht zurücklassen wollte, da er wusste, das Akkirah sie ungern irgendwo in einem Stall stehen ließ. Auch wenn sie wusste, das sie dort gut behandelt wurde. Vilkas war bleich und man sah ihm an das er seit Tagen kaum geschlafen geschweige denn gegessen hatte. Farkas machte sich ziemliche Sorgen um seinen Bruder, schaffte es aber nicht ihn zum Essen zu bewegen.

Kurz vor Mittag sah Akkirah die Kutsche den Weg entlang kommen. Da gab es für sie kein halten mehr. So schnell sie konnte stürmte sie zum Ausgang von Jorrvaskr. Athis und Ria hatten keine Chance sie aufzuhalten, geschweige denn, sie einzuholen, daher gaben sie es auch auf. Sie konnten nachvollziehen das Akkirah zu Vilkas wollte. Akkirah wäre am liebsten gleich an der Mauer runtergeklettert, aber die Gefahr abzurutschen war zu groß. So rannte sie wie von Geistern gehetzt durch die Strassen von Weislauf ohne Rücksicht auf Passanten. Am Tor musste sie kurz warten, bis es offen war, dann setzte sie ihren Weg so schnell ihre Füße sie trugen fort. Sie lief nicht auf der Strasse, sondern lief querfeldein auf direkten Weg Richtung Honigbräuerei.

Farkas sah sie zuerst. Ungläubig sagte er nur: "Schau, Bruder, wer da angelaufen kommt." Vilkas dreht sich um, und dann kam Leben in ihn. Er sprang ohne Worte von der fahrenden Kutsche und lief ihr entgegen. Sie fielen sich in die Arme und dann sackte Vilkas in Akkirahs Armen Bewusstlos zusammen. "Vil, mein Liebster", flüsterte sie ihm ins Ohr und ging vorsichtig mit ihm zu Boden und hielt ihn in den Armen. Sie wusste nicht was sie sagen sollte.

Farkas kam mit Adelante herbei. Akkirah sah ihn fragend an. "Er hat seitdem ihr verschwunden wart, so gut wie nichts gegessen und kaum geschlafen."

"Dann lass uns ihn ins Brisenheim bringen. Dort ist es ruhig und er kann sich ungestört erholen. Helft mir bitte, ihn auf Adelante zu setzen."
Akkirah brachte die Stute dazu sich hinzulegen, so das Farkas seinen Bruder leicht in ihren Sattel heben konnte. Dann stand das Tier vorsichtig auf, um den Reiter nicht abzuwerfen. Akkirah schwang sich dann hinter Vilkas aufs Pferd, um ihn festzuhalten.

Als sie das Tor von Weislauf erreichten, hob Farkas seinen Bruder vom Pferd. Akkirah bat eine der beiden Wachen Adelante hinunter in die Ställe zu bringen. Faraks trug Vilkas dann, nachdem das Tor geöffnet wurde ins Haus und legte ihn oben im Schlafzimmer vorsichtig ins Bett. Akkirah wich nicht von seiner Seite. Gemeinsam zogen sie Vilkas die Rüstung aus, denn zum liegen war diese doch recht unbequem. Als Akkirah ihren Liebsten unbekleidet im Bett sah, war sie doch recht entsetzt, wie sehr er abgenommen hatte. Tränen standen in ihren Augen. "Ich glaube ich sollte was zu Essen für ihn machen, damit er wieder zu Kräften kommt, wenn er aufwacht", sagte sie zu Farkas. Dieser schüttelte den Kopf. "Ihr bleibt hier bei ihm und rührt euch nicht weg. Ich werde einen leichten Eintopf kochen." Dankbar sah sie ihn an und versuchte zu lächeln. "Danke, Farkas."

Nachdem er gegangen war, legte Akkirah ihren Kopf auf die Brust von Vilkas. Sie spürte sein Herz schwach aber gleichmäßig schlagen. Das beruhigte sie etwas. Sie merkte nicht, dass sie einschlief. Wach wurde sie als ihr eine Hand sanft den Pony aus dem Gesicht strich. Vilkas war aufgewacht. Sie sah in seine wunderschönen eisgrauen Augen. Auch er sah sie an. Die Fragen über ihr Verschwinden, die ihn die ganze Zeit gequält hatten verdrängte er erst einmal. Er war einfach nur froh.

"Mein Herz, ihr seid wieder bei mir", flüsterte er schwach. Dann legte er seine Arme um sie und küsste sie.

"Ich unterbreche euch beiden Turteltauben ja nur ungern, aber der Eintopf sollte warm gegessen werden."

Wie aus dem Nichts war Farkas erschienen mit zwei dampfenden Schüsseln. "Ich hoffe nun esst ihr endlich mal wieder, Bruder." Akkirah nahm Farkas eine der Schüsseln ab und wollte Vilkas füttern. "Farkas, gebe mir den anderen Teller, ich mag zwar etwas schwach sein, aber ich denke Essen kann ich auch noch alleine," meinte er grinsend und setzte sich aufrecht hin und fing an die Schüssel schnell leeren zu wollen, so das er von den beiden anderen gebremst werden musste. "Langsam, mein Liebster, sonst behaltet ihr es nicht lange bei euch", meinte Akkirah besorgt.

Nachdem die beiden aufgegessen hatten, nahm Farkas ihnen die Schüsseln wieder ab und verabschiedete sich von den beiden.

"Ich gehe dann erst mal und lasse euch beiden alleine. Wenn ich bis morgen Abend nichts von euch sehe und höre komme ich nachschauen, was los ist", grinste er nur und verschwand.

Kaum war Farkas weg, entkleidete sich Akkirah und krabbelt unter die Decke und schmiegte sich an Vilkas, der seine Arme um sie schlang. So schliefen sie beide Wortlos aber glücklich ein. Am frühen Abend wurden beide wieder wach und begaben sich runter, um den Rest vom Eintopf, den Farkas gekocht hatte, aufzuwärmen und zu essen. Nun endlich fragte Vilkas, der sich schon wieder viel kräftiger fühlte, was denn geschehen sei. Akkirah sah ihn an und schüttelte den Kopf. Sie wisse auch immer noch nicht genau, was wirklich alles passiert war. Sie erzählte ihm, was sie die letzten paar Tage herausgefunden hatte, seit sie wieder zu Bewusstsein gekommen war. Aber alles andere blieb weiterhin im Dunkeln.

"Wir könnten zwei der Gefährten zum Hexennebelhain schicken, damit sie rausbekommen, was ihr dort gemacht habt, wenn ihr es wünscht."

"Nein, Vil, da muß ich selbst hin, ob es mir gefällt oder nicht. Ich muß selbst raus finden, was ich in den letzten Tagen angestellt habe. Das kann mir niemand abnehmen."

"Ich werde an eurer Seite sein, egal was kommt."

Akkirah legte ihren Kopf an Vilkas Schulter, während er sie in den Armen hielt. Nach einer Weile hob sie ihren Kopf und schaute in seine Augen.

"Eines müsst ihr mir noch versprechen… Wir haben beide oftmals gefährliche Aufgaben, die jederzeit schwere Verletzungen oder Tod bedeuten können. Aber egal was auch passiert, weder ihr noch ich dürfen uns, sollte dem anderen etwas passieren, selbst aufgeben. Wie sonst sollen wir uns sonst später in Sorvengarde wieder finden?"

"Ich verspreche es euch, mein Herz", antwortete Vilkas ernst.

Nachdem Akkirah fix abgewaschen hatte, begaben sich die beiden wieder nach oben zu Bett. Am nächsten Morgen wachte Akkirah wie gewohnt sehr früh auf. Sie mochte sich nicht bewegen, denn sie wollte Vilkas nicht wecken, schließlich brauchte er seinen Schlaf, um wieder zu Kräften zu kommen. Wobei von Schwäche war gestern Abend, nachdem sie sich hingelegt hatten, nicht viel zu merken, dachte sie glücklich lächelnd und kuschelte sich vorsichtig dichter an ihren Liebsten. Auch wenn sich alles in ihr dagegen sträubte, das Bett zu verlassen, versuchte sie dann nach einer Weile vorsichtig aus dem Arm, den Vilkas um sie gelegt hatte, zu befreien ohne ihn zu wecken, was aber nicht gelang. Müde blinzelte er sie an,

"Was ist los mein Herz? Warum bleibt ihr nicht liegen?"

"Die Pflicht ruft mich, aber ihr bleibt schön brav hier liegen, bis ich mit dem Frühstück zurückkomme und schlaft noch etwas, mein Liebster." Sie gab ihm einen Kuss und dann zog sie sich trotz seines Protestes an. "In spätestens einer halben Stunde bin ich zurück und ich will euch genau hier wieder finden und nirgendwo anders", sagte sie mit strenger Mine, allerdings ihre Augen verrieten das sie es nicht so ganz ernst meinte. Er seufzte und ergab sich seinem Schicksal und zog die Decke bis ans Kinn hoch, denn es war doch ein wenig kalt draußen geworden, was man auch drinnen spüren konnte.

Akkirah lief so schnell sie konnte, zunächst runter zu den Ställen, wo sie sich um das Futter für Adelante kümmerte. Sie gab ihr ein paar Extramöhren, da sie ein schlechtes Gewissen hatte, da sie das Tier gestern vernachlässigt hatte, nachdem sie mit Vilkas vorm Tor angekommen waren. Aber sie wusste das Skulvar, sich gut um sie gekümmert hatte. Der Sattel und das Zaumzeug lagen, wie es sich gehörte, ordentlich über den Holzbalken gegenüber ihrer Box. Sie schnappte sich fix einen Striegel und putzte kurz über das seidige Fell des Tieres. Viel Zeit hatte sie nicht, denn sie musste ja noch hoch zu Charlotta um frischen Brot zu holen und etwas Wurst und Käse dazu könnte auch nicht Schaden. Fürs Mittagessen war noch genug von dem Eintopf da, den Farkas am Tag zuvor gekocht hatte und solcher schmeckte ja bekanntlich einen Tag später meist noch besser als wie am Tag, wo er zubereitet wurde.

Als Akkirah mit ihren Einkäufen zurückkam, fand sie Vilkas friedlich schlafend vor. Sie schlich leise wieder nach unten und bereitete das Frühstück vor, wobei sie sich Zeit ließ. Als sie fertig war brachte sie es nach oben und weckte Vilkas ganz vorsichtig. Dann rutschte sie mit unter die Decke und gemeinsam aßen sie im Bett, was Akkirah fertig gemacht hatte. Als alles verspeist war, nahm Vilkas die Teller und stellte sie auf dem Nachtschrank ab und nahm Akkirah in den Arm. Sie schmiegte sich an ihn: "Ich wünschte, die Zeit würde stehen bleiben und wir könnten immer hier so im Bett bleiben", seufzte er. "Zu Mindestens bis zum Mittag können wir", das meine sie nur grinsend.

Am frühen Nachmittag erwachte Akkirah alleine im Bett. Der Duft von Brathühnchen stieg ihr in die Nase. Ihr Magen fing an zu knurren. Sie kleidete sich fix an und ging hinunter. Vilkas stand am Bratspieß und ließ ein Hühnchen langsam daran im Kreise drehen. Als er sie die Treppe runter steigen sah, lächelte er. "Ich habe Hunger und nur Eintopf ist auf Dauer langweilig, also habe ich uns noch etwas Kräftiges dazu beschafft. Sie lächelte zurück und gab ihm einen Kuss. Dann setzte sie sich auf die Bank und sah ihm bei seiner Tätigkeit zu.

"Nach dem Essen sollten wir hoch nach Jorrvaskr gehen. Sonst machen sich die anderen wohlmöglich Sorgen was mit uns los ist. Außerdem habe ich ein schlechtes Gewissen Ria und Athis gegenüber, die sicherlich ordentlich von Aela zusammengefaltet wurden, weil ich ihnen gestern abgehauen bin."

"So schlimm wird sie die beiden schon nicht zusammengestaucht haben, ansonsten hättet auch ihr etwas zu hören bekommen, denn sie wäre bestimmt wütend hier aufgekreuzt. So und nun wollen wir schauen, dass wir dieses Hühnchen mit dem Rest vom Eintopf vernichten."

Gestärkt nach dem Mahl, begaben sich die beiden anschließend hoch nach Jorrvaskr. Sie wurden schon von den anderen in der Methalle erwartet. Akkirah sah sich um. Es erschien ihr furchtbar leer hier. Es sollten mehr Leute da sein. Genug Betten standen ja zur Verfügung. Seit sie dazu gestoßen war, sind es drei Leute weniger geworden, dachte sie. Sie vermisste Kodlak und Skor sehr. Bei Nadja war sie eigentlich froh, das sie nicht mehr da war, wobei Akkirah immer noch wissen wollte, was sie ihr getan haben mochte, das Nadja sie so hasste.

Vilkas spürte die Trauer die sie umgab und nahm ihre Hand und drücke sie fest. Akkirah hob ihren Kopf und suchte wieder mal nach den passenden Worten. "Brüder und Schwestern", fing sie an. "Es ist leer hier in der Halle geworden. Ich weiß nicht wie man da Abhilfe schaffen kann. Vielleicht müssen wir verstärkt draußen nach geeigneten Leuten suchen und sie ansprechen. Man könnte auch ein oder zwei Waisenkinder aufnehmen und diese zu Gefährten heranziehen." Sie sah Vilkas und Farkas dabei abwechselnd an. "Aus den Zwillingen wurden ja so auch großartige Gefährten. Ich bitte euch alle darüber nach zudenken und euch auch Gedanken um die Zukunft zu machen. Vilkas und ich werden, sobald wir beide uns wieder stark genug fühlen, weiter nachforschen, was mir in den letzten Tagen widerfahren ist. Das wird sicherlich einige Zeit in Anspruch nehmen. In dieser Zeit werden Farkas und Aela euch anderen mit Rat und Tat zur Seite stehen und wie gewohnt, die anfallende Arbeit gleichmäßig verteilen. Ich hoffe keiner von euch wird es uns verübeln, wenn Vilkas und ich die nächsten Tage für uns im Brisenheim verbringen, bevor wir aufbrechen."

Aela kam auf Akkirah zu und nahm sie in den Arm. "Macht euch keine Sorgen, kleine Schwester. Wir machen das schon. Und sollte was Größeres anliegen seid ihr ja auch nicht aus der Welt. Und nun lasst uns gemeinsam eure gesunde Rückkehr etwas feiern." Akkirah lächelte erleichtert und dann setze sie sich mit Vilkas an die Tafel. Es wurde ein fröhlicher Abend. Tilma machte sich dran für die Gesellschaft zu kochen, was sie für ihr Leben gerne tat. Torvar und Vignar fingen an um die Wette zu trinken, was zwar etwas schlechte Erinnerungen in Akkirah erweckte, aber was die beiden dann so von sich gaben, brachte alle zum Lachen. Weit nach Mitternacht löste sich die Gesellschaft dann langsam auf. Akkirah und Vilkas gingen zurück ins Brisenheim, denn irgendwie konnten beide sich noch nicht so recht mit dem Gedanken anfreunden, dass ihnen nun die Gemächer von Kodlak gehörten.

Zwei Tage später machten die beiden sich dann auf dem Rücken von Adelante auf zum Hexenhain.
 
25. Nachforschungen

Der Weg zum Hexennebelhain verlief recht ruhig. Banditen und Diebe machten einen großen Bogen um die Akkriah und Vilkas, während sie gemeinsam auf Adelante saßen und außer einem Bären, den sie umgingen trafen sie auch keine weiteren gefährlichen Wildtiere. Abends übernachteten sie unter Felsvorsprüngen, wobei sie sich vorher überzeugt hatten, dass weder andere Menschen noch Tiere in der Nähe waren, die sie stören würden. Akkirah schoss unterwegs den einen oder anderen Hasen und sammelten Beeren und Pilze, die Vilkas dann abends am Lagerfeuer zubereitete, während sie sich um Adelante kümmerte und das Nachtlager fertig machte.

Am dritten Morgen kamen sie in die Nähe des Hexennebelhains. Sie ließen Adelante dort zurück, wobei Akkirah ihr die Zügel abnahm, damit diese im Notfall, sollte das Tier fliehen müssen, sich nicht darin verheddern konnte. Angebunden werden musste Adelante nicht, denn sie blieb normalerweise da, wo man sie zurückließ. Vorsichtig erkundeten Vilkas und die Umgebung, bevor sie direkt zur der sich dort befindlichen Hütte gingen. Als sie sich der Hütte näherten, tauchte im Eingang eine groteske Gestalt auf, die Teils menschlich Teils vogelartig war. Langsam bewegte sie sich auf Akkirah zu, die wie erstarrt stehen geblieben war. So etwas hatte sie nur einmal gesehen, als sie die Hexenköpfe der Schluchtweiherhexen für Kodlak beschafft hatte.

"Da seid ihr ja endlich wieder, meine Verlobte", krächzte der Hexenrabe. "Ich habe schon auf euch gewartet damit wir endlich heiraten können."

Akkirah konnte sich weiterhin nicht rühren. Dafür ging Vilkas auf das Wesen zu.

"Sie gehört zu mir und daran wird sich auch nichts ändern", sagte er grimmig.

"Sie ist mein. Ich habe den Ring von ihr", antwortete der Hexenrabe.

"Gebt mir den Ring und euch wird nichts geschehen und wir gehen unserer Wege."

"Niemals, sie gehört mir", und dann begann die Gestalt an einen Zauber zu wirken, der einen Feuerball auf Vilkas schleudern würde. Noch bevor es soweit war, hatte Vilkas sein Schwert gezogen und schlug dem Hexenraben den Kopf vom Leib.

"Das wäre erledigt", sagte er, nahm dem Ring an sich und drehte sich zu Akkirah um. Diese stand immer noch da, ohne sich zu rühren, doch langsam kam wieder Leben in sie.

"Was habe ich da nur getan?" fragte sie mit zittriger Stimme. Vilkas nahm sie in die Arme.

"Vergesst es, mein Herz. Es ist vorbei."

"Nein, ist es noch nicht. Wir wissen immer noch nicht, wer dahinter steckt und warum", flüsterte sie leise.

Bevor sie noch was mehr sagen konnte, ertönte ein markerschütternder Schrei am Himmel und über ihnen tauchte ein riesiger Schatten auf. Ein Drache. Diesmal war es Vilkas der im ersten Moment sich nicht rührte. So etwas hatte er noch nie gesehen, im Gegensatz zu Akkirah, die sofort zu ihrem Bogen griff.

"In Deckung!" rief sie nur, und stieß Vilkas in den Schutz eines großen Baumes und der Eisatem des Drachen verfehlte ihn und auch sie bekam kaum etwas ab, da sie sofort hinterher sprang. Aus der Deckung heraus beschossen dann beide das riesige Ungeheuer, das über ihnen kreiste, mit ihren Bögen. Immer wieder griff der Drache an und die beiden konnten mit ihren Bögen nur wenig gegen das Wesen ausrichten und mussten immer auf der Hut vor dem eisigen Atem des Wesens sein.

"Versucht die Flügel zu treffen, damit er gezwungen wird zu landen", rief sie Vilkas zu, als sie merkte, das der Drache dort empfindlich war und ihre Pfeile da größeren Schaden anrichteten.

Nach gefühlten Stunden schien ihr Plan aufzugehen. Der Drache konnte sich nicht mehr in der Luft halten und ging zu Boden, wobei die Erde bei seiner Landung stark erbebte. Vilkas nutzte die Unsicherheit des Wesens, wo es auf dem Boden aufschlug aus, um schnell an seine linke Flanke zu gelangen und mit seinem Zweihänder zu versuchen es unterhalb des Flügels zu attackieren, weil dort die Schuppen nicht so stark waren. Akkirah hingegen ging vorsichtig direkt auf den Drachen mit gespannten Bogen zu und als das Tier sich zu Vilkas umdrehen wollte, um ihn zwischen seinen riesigen Kiefer zu zermalmen, schoss sie einen Pfeil direkt in sein Auge ab.

Blitzschnell wandte sich der Drache seinem neuen Gegner zu, kroch auf sie zu und stieß einen neuen Schrei aus, der diesmal kein Eisatem, sondern eine Frostkugel erzeugte, vor der sich Akkirah gewandt zur Seite warf und nicht getroffen wurde. Das nutze Vilkas, um weiterhin mit seinem Schwert dem Tier die Seite aufzureißen. Wieder versuchte der Drache sich Vilkas zuzuwenden, wobei man ihm anmerkte das er schon sichtbar geschwächt war. Das nutze Akkirah aus, um mit ihrem Schwert, das sie zwischenzeitlich gegen den Bogen getauscht hatte, auf den Kopf der Bestie zu springen und von oben aus das Schwert ihr in die Augen zu rammen. Der Drache warf seinen Kopf hoch, um Akki hinab zu schleudern, aber sie schaffte es, sich oben zu halten. Dann stach Vilkas unten dem Ungeheuer sein Schwert so tief in die Seite, das er das Herz erwischte und der Drache sich nur noch einmal kurz aufbäumte, bevor er endgültig Tod zu Boden sank.

Akkirah sprang vom Kopf herab und landete neben Vilkas, der gerade versuchte sein Schwert wieder aus dem Körper des toten Wesens zu ziehen.

"Unglaublich, das es solch Geschöpfe noch gibt und wir eines davon besiegt haben", sagte er zu ihr und dann begann plötzlich die Luft zu vibrieren und flimmern, während der Drache anfing sich vor ihren Augen aufzulösen. In dem Moment sank Akkirah in sich zusammen. Vilkas fing sie auf und konnte spüren, wie eine Kraft auf seine Frau übertragen wurde, was diese ängstigte und zu zittern anfangen ließ. Das schien es zu sein, dass sie meinte, als sie damals in Winterfeste übernachtet hatte. Er hielt sie fest an sich gedrückt. Nach gut einer Minute war alles vorbei. Akkirah wurde wieder ruhig und schluchzte nur noch kurz und sah Vilkas dann in seine eisgrauen Augen. Er schien zu ahnen was sie dachte und strich ihr sanft mit der Hand über die Wange. "Alles ist gut, mein Herz. Ich bin bei euch und halte euch, egal was passiert."

Nach einer Weile bückte sich Akkirah und nahm ein paar Schuppen und Knochen des Drachens an sich. "Man weiß nie, wozu die gut sind, und wenn's nur ist, um sie zu verkaufen", sagte sie zu Vilkas. Er hielt sie an der Hand und sie suchten den Ort auf, wo sie Adelante zurückgelassen hatten. Das Pferd, war obwohl der Drache wahrscheinlich auf über der Stute gekreist war, nicht davon gelaufen und war am Grasen als sie ankamen. Akkirah packte die Knochen und Schuppen in die Satteltaschen und schnallte die Zügel wieder an und dann machten die drei sich wieder auf den Rückweg.

"Woher kommen die Drachen nur bloß", fragte Vilkas.

"Ich weiß es nicht. Ich dachte ja auch, sie wären schon lange ausgestorben. Aber das war nun schon der zweite, bei dem ich geholfen habe, ihn zu töten. Und es muß noch mindestens einen dritten geben, denn weder dieser hier, noch der von Weislauf sahen aus, wie der, der Helgen in Schutt und Asche verwandelt hat. Der war noch ein ganzes Ende größer."

Sie schauderte bei dem Gedanken an das, was in Helgen passiert war. Vilkas spürte es und nahm sie noch fester in die Arme. So ritten sie bis zum Abend, wo sie wieder bei dem Lager der letzten Nacht ankamen und beschlossen hier wieder zu übernachten. Der Rest ihres Weges nach Weislauf war genauso ereignislos wie der Hinweg und so genossen sie den Ritt bei dem herrlichen Wetter.

Als sie am späten Nachmittag in Weislauf ankamen und Adelante versorgt hatten, suchten sie zunächst Ysolda auf. Wer weiß ob, sie nicht doch noch mehr wusste, als sie den anderen gesagt hatte. Und tatsächlich fiel ihr ein, das Akkirah etwas von einer Festung südlich von Windhelm gesagt hatte, wo ihre Hochzeit stattfinden sollte. Den Namen der Festung hatte sie allerdings vergessen. Vilkas und Akkirah überlegten nicht lange und beschlossen, das sie nach Windhelm fahren würden. Sie würden diesmal die Kutsche nehmen um Adelante etwas zu schonen. Während Akkirah dann runter zu den Ställen lief, um in Erfahrung zu bringen, wann die nächste Kutsche nach Windhelm fahren würde, ging Vilkas hoch nach Jorrvaskr, um den anderen schon mal mitzuteilen, was geschehen war. Als Akkirah dann auch oben an kam, stand auch schon wieder was zu Essen auf dem Tisch.

Nachdem Akkirah und Vilkas soviel wie sie konnten verspeist hatten, alles war einfach unmöglich, unterhielten sie sich mit Farkas, dem sie haarklein alles über ihren Kampf mit dem Drachen berichten mussten.

"Wie gerne wäre ich dabei gewesen", seufzte er. "Es muß ein gigantisches Gefühl sein, gegen so ein Wesen zu kämpfen und es letztendlich zu besiegen."

Akkirah senkte den Kopf, als sie an das Gefühl dachte, das sie nach dem Tod des Drachens durchströmt hatte und von dem sie immer noch nicht wusste, warum es passierte und was es alles wirklich in ihr auslösen konnte. Vilkas antwortete seinem Bruder:

"Seit froh, so einem Tier nicht zu begegnen, wenn ihr nicht drauf vorbereitet seid. Ohne Akki, die mich zur Seite stieß, als das Untier seinen Eisatem auf uns herab spie, würde ich wohl jetzt nicht mehr hier sitzen, sondern durch die Hallen von Sorvengarde wandeln." Er griff nach Akkirahs Hand und drücke sie fest.

"Ich stand wie erstarrt da. Noch nie habe ich so was erlebt und ihr wisst, dass ich so ziemlich jedes Lebewesen in Himmelsrand schon gesehen und bekämpft habe. Und ich vermute, wir hatten Glück, das es sich um einen Eisdrachen gehandelt hat. Ein Feuerdrache, hätte wohl den Baum, den wir als Schutz genutzt haben, einfach verbrannt und dann wäre es mit uns beiden aus gewesen. Daher überlegt, was ihr euch wünscht."

Vilkas sagte diese vollkommen ernst und hoffte sein Bruder würde es verstehen und nicht, wie er es gerne mal tat, Abenteuerlustig losziehen, um einen Drachen aufzuspüren.

"Ich hoffe es gab nur diese beiden", sagte Akkirah, denn auch sie wollte nicht, das Farkas etwas Dummes tat, daher behielt sie erst mal für sich, dass es noch eine dritten geben musste.

Sie ließen dann das Thema Drachen ruhen und überlegten, was sie wohl auf ihrer weiteren Reise, wegen ihrer angeblichen geplanten Hochzeit in Erfahrung bringen würden, hatten aber letztendlich keine Idee, warum ausgerechnet ihr so was angehängt werden sollte. Als es auf Mitternacht zuging, begaben sich Akkirah und Vilkas wieder in ihr gemütliches Heim unten in der Stadt. Zuvor bat Akkirah Farkas noch, ab und an nach Adelante zu schauen, die sie hier lassen würden.

Am nächsten Morgen brachen die beiden frühzeitig auf, denn die Kutsche nach Windhelm sollte bei Sonnenaufgang losfahren. Nach drei Tagen erreichten sie Windhelm. Akkirah deckte sich in der Stadt sicherheitshalber noch mit neuen Pfeilen ein, bevor sie zu Fuß sich auf die Suche nach der Festung machten, wo ihre angebliche Hochzeit stattfinden sollte. Der Schmied, den sich nach einer Festung in der Nähe fragten, meinte Südlich der Stadt würde es nur Morvunskar geben, die aber schon seit Jahren verlassen war und wo sich angeblich merkwürdige Magier niedergelassen haben sollten. Vilkas bedankte sich für die Auskunft und dann brachen die beiden dorthin auf.

Kurz bevor sie die Festung erreichten beschloss Vilkas, es wäre sicherer den Hauptweg, der hoch führte zu verlassen, und sich lieber etwas abseits zu halten und erst mal die Lage überprüfen. Diese Überlegung stellte sich auch als Goldrichtig heraus, denn als sie sahen, wie ein anderer Reisender, der sich verirrt hatte von den Bewohnern angegriffen wurde, wussten sie, das sie wohl kaum gewaltfrei Zugang zur Festung erhalten würden. Aus ihrem Versteck heraus schoss Akkirah mit ihrem Bogen und verletzte zwei der Magier schwer. Einen dritten tötete ihr Pfeil auf der Stelle. Der angegriffene Reisende, konnte sich mit Mühe und Not verletzt retten. Vilkas nutzte die Verwirrung, die Akkirah mit ihrem Bogen verursachte, gekonnt aus und griff von der Rückseite direkt mit seinem großen Zweihänder an und erledigte zunächst einen Feuermagier, der bis dahin unverletzt war und nahm sich dann die beiden Verletzten vor. Auch wenn sie es beide mehr oder weniger als Notwehr ansahen, was sie getan hatten, denn es gab ja keinen Grund einen harmlosen Reisenden, der sich verlaufen hatte, einfach so zu überfallen war Akkirah nicht sonderlich glücklich über das Blutbad, das sie beide angerichtet hatten. Aber es ließ sich nicht ungeschehen machen und sie drangen in die Burg ein. Überall lagen leere Weinflaschen herum. Ob das ein Zeichen dafür war, das sie am richtigen Ort waren? Schließlich ging mit einem Wettrinken ja alles los.

Unten in der Burg belauschten sie zwei weitere Magier und erfuhren, das einer der höheren Magier wohl gerne Experimente mit unwissenden Bürgern durchführte, die sie wohl selten überlebten und er auch vor den eigenen Leuten nicht unbedingt halt machten. Akkirah versuchte ihr Gewissen damit zu besänftigen, das sie etwas Gutes taten und weitere Menschen, die Pech hatten und sich verliefen vor diesen Leuten retteten. Vilkas hatte damit weniger Probleme, aber er war so was ja auch schon von klein an gewohnt.

Akkirah ging vor, denn ihre Fähigkeiten sich leise anzuschleichen und die Umgebung zu erkunden, waren doch wesentlich besser, als die von Vilkas, der lieber sofort auf seine Gegner losging und sich auf die Wirkung seines Zweihänders verließ. Akkirah spürte mehrere Fallen auf und warnte Vilkas davor ihnen zu nahe zu kommen. In einer großen Halle, in der einer tieferen Ebene der Burg, trafen sie wieder auf einer größere Gruppe von Magiern, die von einer Erzmagierin angeführt wurde, die sich wohl auf Feuer spezialisiert hatte, ihren todbringenden Feuerbällen nach zu urteilen. Akkirah und Vilkas entgingen denen nur mit großer Mühe, indem sie erstmal den Rückzug antraten und dann versuchten sie in die dunklen Gänge zu locken, wo Akkirah ein gutes Schussfeld hatte, während Vilkas von einem Seiteneingang aus sie mit seinem Zweihänder Überaschen konnte und sie ihren Kopf verlor. Nachdem sie auch die restlichen Magier erledigt hatten, gingen sie die Treppe zu dem Podest hoch, wo sich die Erzmagierin befunden hatte. Ein merkwürdiges Energiefeld, das den Eindruck eines Portals aus alten Sagen machte, stand dort.

Auch wenn Vilkas sonst vor nichts Angst hatte, Magie und alles was damit zu tun hatte machten ihn nervös. Akkirah stand vor dem Portal und eine merkwürdige Unruhe ergriff sie, als würde alles was sie wissen wollte, sich hinter diesem Portal befinden. Sie sah Vilkas an. Sie konnte sein Unbehagen fühlen.

"Wenn ihr es für falsch haltet, dieses Portal zu nutzen, werde ich nicht hindurchgehen", sagte sie schließlich zu ihm. "Ich möchte euch keinen weiteren Kummer bereiten. Einmal hat gereicht."

Er sah sie an und wusste, dass sie nicht durchgehen würde, wenn er es nicht wollte, auch wenn es bedeuten würde, dass sie nie erfuhr, wer hinter allem steckte. Er nahm sie bei der Hand und ging auf das Portal zu und so betraten sie es gemeinsam.

Sie fanden sich in einem mit Laternen beleuchteten Garten wieder. Sie folgten dem Pfad und hörten bald schon das fröhliche Gelächter von Leuten, die zu tief ins Glas geschaut hatten. Akkirah hatte Angst und war froh, das Vilkas sie bei an der Hand hielt. Sie traten an eine hell beleuchtete Tafel und am Ende an dem sie ankamen stand der Mann, den sie als Sam kannte.

"Oh wie schön euch wieder zusehen. Mit euch zu feiern war ein Genuss und ich hatte lange nicht mehr soviel spaß gehabt. Damit habt ihr euch den Stab, den ich euch versprochen habe redlich verdient.", sagte er zu ihr, wobei sie nichts verstand. "Ich sehe ihr habt noch einen weiteren Gast mitgebracht. Aber er scheint nicht unbedingt ein lustiger Geselle zu sein, so wie er mich anschaut."

"Warum habt ihr mich verschleppt und was hatte Nadja damit zu tun?" fragte Akkirah.

"Ihr hattet etwas Besonderes an euch, darum habe ich euch für meinen Spaß ausgewählt und ich wurde nicht enttäuscht, wie ich gestehen muß. Und Nadja? War das diese Frau, die mir geholfen hat euch zu meinen Geschöpf zu machen? Nun sie war zufällig zur rechten Zeit am rechten Ort um mir zu helfen. Mehr kann ich zu ihr nicht sagen."

Vilkas hatte Akkirahs Hand losgelassen und ging mit finsterer Mine auf Sam zu. Dass er ihn nicht gerade freundschaftlich in den Arm nehmen wollte, konnte man sich sicherlich denken. Aber noch bevor Vilkas ihn erreichte, verwandelte sich Sam in seine wahre Gestalt, einen der gefürchteten Deadra-Prinzen der in Wahrheit Sanguine hieß. Vor Wut schäumend ging Vilkas ungeachtet der neuen Gestalt auf Sanguine los, zog seinen Zweihänder und schlug auf den Prinzen ein. Das Schwert prallte an der Rüstung ab, ohne auch nur eine Kratzer zu hinterlassen. Mit einer leichten Armbewegung schleuderte Sanguine Vilkas von sich, so dass dieser an die gegenüberliegende Mauer prallte. Akkirah schrie entsetz auf und lief zu dem am Boden liegenden Vilkas und warf sich schützend über ihn.

"Bitte", flehte sie, "lasst gut sein und tut ihm nichts weiter."

"Nun. Ich bin heute gnädig gestimmt, denn wie schon gesagt, ihr habt mir viel Vergnügen mit euren Aktionen und Taten bereitet und ordentlich für Unruhe gesorgt, wo ihr denn aufgetaucht seit. Eure Bitte sei euch gewährt und nun verschwindet ihr beide am Besten auf der Stelle, bevor ich es mir doch noch anders überlege."

Er öffnete direkt über den beiden ein Portal und sie kamen beide am See unterhalb der Ställe von Rifton wieder zu sich.

Vilkas stöhnte als er versuchte aufzustehen. "Vil, mein Liebster, wie geht es euch, seit ihr verletzt?" fragte sie besorgt. Er schüttelte den Kopf. "Nein, mein Herz, außer ein paar Prellungen scheint es mir gut zu gehen." Sie fiel ihm um den Hals und er nahm sie in seine Arme. "Ich glaube ich möchte diese ganze Geschichte einfach nur noch vergessen". sagte sie unter Tränen. Sie nahm den magischen Stab, den sie von Sanguine bekommen hatte und schleuderte ihn weit ins den See hinaus "Das scheint mir das Beste zu sein, auch ich möchte daran nicht mehr denken. Wir werden den anderen sagen, es gab nichts zu finden und lassen es auf sich beruhen", erwiderte er. "Nun kommt, lasst uns hier verschwinden". Sie begaben sich ins Honigheim, wo sie beide erschöpft ins Bett fielen.
 
26. Drachenjagt bei Rifton

Am nächsten Morgen erwachte Akkirah wie gewohnt recht früh, während Vilkas noch schlief. Sie schmiegte sich dichter an ihn ran und legte ihren Kopf auf seine Brust, so das sie seinen Herzschlag spüren konnte. Als sie das tat wachte er stöhnend auf. Erschrocken schoss Akkirah hoch, nahm die Decke zur Seite und sah die bläuliche Verfärbung auf seiner Brust, wo Sanguine ihn mit seinem Arm getroffen hatte. Es sah letztendlich schlimmer aus als es war, aber trotzdem stand Akkirah auf, ging in den Keller, um aus den dort gelagerten Heilpflanzen eine Salbe anzurühren, mit der sie ihn dann anschließend einrieb. Danach legte sie, seinen Protest ignorierend, ihm einen Verband an. Und weil sie nicht zum Stall runter musste und die Stände am Markt nicht vor 8 Uhr öffnen würden, legte sie sich dann noch wieder zu ihm, wogegen er nichts einzuwenden hatte.

Knapp 2 Stunden später machte Akkirah sich dann langsam auf um einzukaufen. Während sie das tat, beschloss Vilkas, da die Sonne strahlend vom Himmel schien, draußen auf der Terrasse den Tisch zu decken, damit sie dann gleich da gemütlich sitzen konnte. Nachdem beide sich gestärkt hatten rückte Akki ihren Stuhl dichter an Vilkas ran und legte ihren Kopf an seine Schulter.

"Gerne würde ich länger hier bleiben", sagte sie leise nach einer ganze Weile zu ihm. "Ich liebe die Umgebung und den See mit seinen kleinen Inseln."

"Dann lass es uns einfach machen. Wir schicken einen Kurier nach Weislauf und geben den anderen Bescheid, dass wir erst mal hier bleiben. Arbeit findet sich auch hier genug für uns an, so dass wir nicht nur untätig hier rumhängen."

"Adelante hätte ich nur gerne hier", seufzte sie.

"Wo liegt das Problem? Farkas soll sie herbringen, zurück kann er eine Kutsche nehmen."

Akkirah sah Vilkas etwas ungläubig an. "Ihr glaubt doch selbst nicht, das Farkas sich auf ein Pferd setzen wird. Dass er überhaupt an Adelante rangeht, finde ich schon erstaunlich, nachdem was ihr mal angestellt habt."

Sie sah Vilkas grinsend an, denn sie wusste was sich damals zugetragen hatte, weil es Farkas ihr erzählt hatte, als sie mal wieder versuchte ihn zu überreden, sich doch zu ihr aufs Pferd zu setzen, damit sie beide schneller ans Ziel kamen.

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Als Kinder hatten Farkas und Vilkas eines Tages die Idee, eine Höhle, in der es angeblich spukte, aufzusuchen. Da diese aber etwas weiter entfernt waren, wollten sie sich einfach zwei Pferde aus den Ställen "ausleihen" und auf ihnen dort hin reiten. Natürlich hatten sie niemanden was von ihrem Plan gesagt und sind vor dem Morgengrauen hinunter geschlichen und habe sich zwei Pferde geschnappt. Sie schafften es gerade beide Tiere aufzuzäumen und irgendwie einen Sattel draufzubekommen, obwohl sie keine Ahnung hatten wie man es alles korrekt anlegt. Dummerweise war eines der Tiere noch nicht richtig zugeritten und an das war Farkas geraten. Alles ging soweit gut bis er im Sattel saß. Dann ging es auch schon los. Wie ein Teufel bockte der junge Wallach rum und stürmte davon. Anfangs konnte sich Farkas mit Mühe und Not noch im Sattel halten aber dann wurde er in einem riesigen Bogen runter geschleudert.

Vilkas hatte mit seinem Tier mehr Glück. Es war eine alte ruhige Stute die sich durch nichts aus der Ruhe bringen ließ. Er versuchte seinem Bruder zu folgen und musste mit ansehen wie dieser vom Pferd fiel und dann Bewusstlos liegen blieb. Ängstlich sprang Vilkas von seiner Stute und kniete er neben seinem Bruder, als von den Ställen her auch schon der Besitzer der Tiere mit seinem Stallburschen angelaufen kam. Obwohl der Mann sehr böse war, konnte er Farkas nicht so liegenlassen. Er wies den Stallburschen an, sich um die Pferde zu kümmern und trug dann selbst den Jungen hoch nach Jorrvaskr. Denn es war bekannt, das die beiden dort zu Hause waren. Vilkas schlich mit hängendem Kopf hinter her, denn er machte sich große Sorgen, dass sein Bruder sterben könnte.

In Jorrvaskr wurden die drei von Skor in Empfang genommen. Er ließ Tilma rufen, damit sie sich um Farkas kümmerte. Vilkas folgte ihr. Nachdem Skor die Geschichte mit dem Stallbesitzer geregelt hatte kam er in das Zimmer der Jungs, das sie sich zu dem Zeitpunkt noch teilten und verabreichte Vilkas eine ordentliche Tracht Prügel, wie er sie bis dahin noch nie in seinem Leben erhalten hatte und er dann die nächsten Tage sich nirgends ohne Schmerzen hinsetzen konnte. Farkas hatte Glück gehabt, er hatte sich beim Sturz nur das Schlüsselbein gebrochen, eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen und diverse Rippen geprellt, was aber sehr schmerzhaft war und wovon er Wochenlang gut hatte. Seitdem machte Farkas um Pferde einen riesigen Bogen.

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"Äh ja... okay, ihr habt recht, mein Herz. Dann soll er halt mit der Kutsche kommen und Adelante hinten anbinden, so wie wir sie auch nach Weislauf mitgenommen haben." Er erhob sich und gab ihr einen Kuss. "Ich werde mal im Bienenstich schauen, ob jemand da ist der die Nachricht nach Jorrvaskr bringen kann. Danach haben wir dann den ganzen Tag gemütlich für uns."

"Wollen wir nachher zur kleinen Insel rüberrudern? Das Wetter lädt doch regelrecht zum Baden ein."

"Mir fallen da noch andere Dinge ein, die wir machen könnten", meinte er schelmisch grinsend. "Dann seht zu das ihr schnell jemanden findet, ich bereite derweil alles für unseren Ausflug vor", antwortete sie glücklich lächelnd.

Als Vilkas zurückkam brachen sie auf und verbrachten einen traumhaft schönen Tag auf ihrer kleinen Inseln, mit Schwimmen, Essen und anderen Dingen (wie die aussehen mochten überlasse ich der Fantasie der Leser ;)) Als sie bei Einbruch der Nacht zurück ins Honigheim kamen waren beide Todmüde und Glücklich.

Am nächsten Tag begab sich Akkirah nach dem Frühstück zum Vogt des Jarls um zu erfahren, ob diese vielleicht Arbeit für sie hätte. Was Akkiah dort erfuhr gefiel ihr rein gar nicht. Scheinbar gab es auch südlich von Rifton einen Drachen, der die Gegend unsicher machte. Er sollte sich am Aussichtspunkt der abgeschnittenen Zunge rum treiben. Bisher war er wohl nur dort geblieben und hatte sich nicht weit von seinem Heim entfernt, aber es stand zu befürchten, dass sich das bald ändern könnte.

Als Akkirah das Vilkas mitteilte, überlegte dieser, ob sie warten sollten bis Farkas da wäre. Weil erstens wären drei Gefährten gegen so ein Untier besser als zwei und zweitens würde Farkas sein Wunsch erfüllt bekommen, einen Drachen zu sehen und wohl auch zu bekämpfen. Akkirah stimmte dem zu.

Nachdem sie beschlossen hatten zu warten bis Farkas ankam, machten sie sich auf den Weg zum Drachenhort. Sie wollten die Umgebung ein wenig genauer erkunden. Gegen Nachmittag erreichten sie den Aufenthaltsort von diesem Wesen. Sie versuchten beide sich im Schatten der Felsen und Büsche zu halten um nicht entdeckt zu werden. Sie fanden eine verbrannt Hütte sowie einen Wagen, der auch Flammen zum Opfer gefallen war. Diesmal hatten sie es wohl mit einem Feuer speienden Vertreter seiner Rasse zu tun, was Akkirah großes Unbehagen verursachte. Als Nords hatten weder sie noch Vilkas Probleme mit Kälte, aber Feuer war nicht ihr Ding. Sie kehrten zurück nach Rifton und gemeinsam lasen sie in den Büchern, die im Honigheim zu finden waren, um mögliche Rezepte und Mittel gegen Feuer und Verbrennungen zu finden. So verbrachten sie den Rest des Tages.

Der nächste Morgen begann ähnlich wieder vorherigen. Vilkas war nicht begeistert, wieder bandagiert zu werden, genoss es aber vorher sanft von Akkirah mit der Salbe eingerieben zu werden. Als sie fertig war küsste sie ihn und meinte es würde alles so gut aussehen, dass er am nächsten Tag wohl wieder ohne rumlaufen dürfte. Nachdem sie Gefrühstückt hatten machten sie sich auf, um Pflanzen zu finden bzw. zu kaufen, die geeignet waren, um einen Feuerschutz für ihre Haut und Rüstungen zu erzeugen. Damit war dann auch dieser Tag schnell um.

Am vierten Tag, nachdem sie den Kurier nach Weislauf geschickt hatten, fing Akkirah an mit dem Herstellen von Salben und Tinkturen. Vilkas stand oder saß meist hinter ihr und beobachtete was sie da tat, da er selbst von Alchemie sehr wenig Ahnung hatte, aber trotzdem dran interessiert war. Sie versuchte, während sie am Mixen und Mischen war, so gut sie konnte ihm zu erklären was sie gerade tat. Das Testen der Mischungen erwies sich als recht schwierig. Nur weil eine Salbe auf Papier gestrichen kein Feuer fing, hieße es nicht, das es direkt auf die Haut aufgetragen, dieselbe Wirkung hatte. Am Abend hatten sie es dann geschafft schon mal eine Tinktur für die Rüstungen herzustellen, die Feuer kurzzeitig abhielt und diese nicht geschädigte. Solange man nicht unter Minuten langem Dauerfeuer stand. Aber insgesamt hielt sich die Wirkung der Lösung nur eine Stunde. Das heiß man konnte sie erst kurz vor dem Drachenkampf auftragen.

Was die Salbe für die Haut anging war sie noch nicht zufrieden. Ihr Arm war mit Brandstellen übersäht und auch Vilkas sah nicht unbedingt besser aus, denn er konnte nicht mit ansehen, wie sie alleine die Tests durchführte. Vorm Schlafengehen gingen beiden dann noch eine Runde im See schwimmen, um ihre Wunden zu kühlen, bevor sich mit der lindernden Heilsalbe, die Akkirah auch noch hergestellt hatte, einrieben.

Am nächsten Morgen ging Akkirah zu Elgrim. Möglicherweise hatte der alte Alchemist noch den einen oder anderen Tipp für sie, um ihr Feuerschutzsalbe zu verbessern. Mit seiner Hilfe bekam sie dann am Nachmittag etwas zustande, das für ihre Zwecke ausreichend sein musste und sie war zufrieden. Sie kaufte Elgrim noch ein paar der notwendigen Zutaten ab, und gemeinsam mit Vilkas fertige sie dann am Abend eine Vorrat an, der ausreichen sollte um sie und die Zwillinge wenigsten zum Großteil vor schwerwiegenden Verbrennungen schützen sollte.

Am folgenden Tag traf die Kutsche aus Weislauf mit Farkas und Adelante ein. Ungestüm schloss Farkas seinen Bruder in die Arme, was diesen kurz aufstöhnen ließ, denn seine Prellung war noch immer nicht komplett verheilt Dann kam Akkirah an die Reihe, da ging Farkas aber vorsichtige vor. Sie schickte dann die Zwillinge schon mal zu ihrem Haus, während sie sich um Adelante kümmerte, die noch hinten an der Kutsche angebunden war. Sie führte das Tier in den Stall, holte das Sattelzeugs von der Kutsche und legte alles auf seinen Platz. Dann striegelte sie die Stute bis sie glänzte und gab ihr zwischendurch die ein oder andere Möhre.

Als Akkirah zum Honigheim hochkam, saßen die Zwillinge auf der Terrasse, vor sich mehrere Flaschen Met und gebratenes kaltes Fleisch vom Vortag mit Brot und unterhielten sich über das, was bei den Gefährten die letzten Zeit los war.

Da sie nur zwei Stühle draußen stehen hatten, setzte sich Akkirah auf Vilkas Schoß, legte den Arm um seine Schulter und nahm sich auch eine Flasche vom Met. "Wie läuft es in Jorrvaskr? Sind alle wohlauf?" wollte sie als Erstes von Farkas wissen.

"Es geht allen gut und wir haben gut zu tun. Aela und ich haben beschlossen, das wir in nächster Zeit abwechselnd Torvar mit rausnehmen, damit er auch mal praktischer Erfahrung sammeln kann. Vielleicht ist er dann weniger in den Wirtshäusern zu finden und erkennt, das Training nicht so unwichtig ist, wie er meint."

Akkirah lächelte. "Das hört sich doch nach einem guten Plan an. Hat Vilkas dir schon von dem Problem hier erzählt, das wir lösen sollen?"

"Nein, habe ich nicht. Ich wollte warten bis auch ihr da seid." Vilkas legte seine Arme um sie, nachdem er sein Met abgestellt hatte. "Südlich der Stadt gibt es einen Drachen, der sich dort bei einen alten Ruine eingenistet hat. Es steht zu befürchten, dass er bald Richtung Rifton aufbricht um, seinen Hunger zu stillen. Daher hat der Jarl von Rifton drum gebeten, das Tier zu töten. Akki und ich haben die Umgebung schon ein wenig erkundet und auch Schutzvorkehrungen getroffen um gegen die Bestie zu kämpfen. Wir dachten, ihr würdet uns da gerne anschließen."

"Farkas Augen fingen an zu leuchten." Ein Drachen? Ein echter Drachen? Worauf warten wir noch, lasst uns sofort aufbrechen, damit ich ihn mit meinem Zweihänder in Stücke schneiden kann."

Akkirah fing an zu lachen. "Nicht so stürmisch, Brüderchen. Es geht hier nicht um einen kleinen Bären oder Säbelzahntiger, den man unvorbereitet Angreifen kann. Bei diesem Drachen handelt es sich um einen Feuerdrachen. Sein Atem verbrennt alles, was er erwischt. Und mit dem Schwert kommt man auch nicht ohne weiteres da ran, solange das Vieh in der Luft ist."

Vilkas war recht ernst bei der Sache, als er das sagte. Er kannte seinen Bruder, der gerne auch mal unbedacht drauflos stürmte, wenn er nicht zurückgehalten wurde. Da waren sie sich beide ja doch recht ähnlich drinnen.

"Wir werden morgen kurz vor Sonnenaufgang aufbrechen." Abwechselnd erklärten Vilkas und Akkirah, wie sie vorgehen wollten und wie ihre Schutzmaßnahmen aussehen würden. Sie beschlossen, zeitig zu Bett zu gehen, damit sie am Morgen wirklich fit und ausgeschlafen wären.

Akkirah war wie meist, als erstes wach. Sie weckte Vilkas sanft und bat ihn Farkas, der unten im Gästezimmer schlief aufzuwecken und das Frühstück vorzubereiten, weil mit leeren Magen in den Kampf ziehen war nicht unbedingt die beste Idee. Sie selbst ging zum Stall runter und fütterte Adelante und packte schon mal die Satteltaschen mit der Schutzsalbe und Tinktur, die sie brauchen würden. Als sie wieder hochkam, saßen die Zwillinge schon am Tisch und waren am Essen. Sie schnappte sich auch etwas Brot und einen Becher mit Wasser und dann wurde es auch schon Zeit aufzubrechen. Akkirah lief zum Stall um Adelante zu holen. Vilkas erstaunte das dann doch, denn davon war doch vorher nicht die Rede gewesen.

"Warum wollt ihr das Tier mitnehmen und in Gefahr bringen? Die paar Flaschen können wir doch auch so tragen."

"Sollte einem von uns was passieren ist es einfacher und wesentlich schneller, wenn Adelante dann den Packesel spielt. Man weiß doch nie. Wir werden sie in sicherer Entfernung zurücklassen, aber wenn wir sie brauchen, müssen wir nur rufen und sie wird kommen", sagte sie nur. Vilkas nickte darauf hin nur und dann brachen sie auf.

Sie hielten sich wieder am Rand der Felsen als sie sich ihrem Ziel näherten. Akkirah nahm die Fläschchen mit der Tinktur und Salbe aus dem Beutel und gab davon jedem den Zwillingen etwas. Reibt euch mit der Salbe ordentlich ein und vergesst die Haare nicht. Bei der Tinktur für die Rüstung sollten wir uns gegenseitig helfen. Sie beeilten sich mit der Prozedur, weil sie wussten die Wirkung würde nicht allzu lange anhalten und sie hätten wohl kaum eine Chance noch mal alles einzuschmieren.

Akkirah übernahm die Führung. Sie hielt ihren Bogen gespannt angriffsbereit. Vilkas folgte ihr und dann kam Farkas. Auch diese beiden hatte ihre Bögen in der Hand. Sie versuchte sich im Schatten des Pfades zu halten, der hoch zur Ruine führte und nach Möglichkeit keinen Lärm zu machen. Plötzlich blieb Akkirah stehen.

"Bleibt zurück! Da vorne ist eine Falle, die entschärft werden muß. Ich werde das machen."

Vorsichtig schlich sie alleine weiter, diesmal nicht mehr im Schatten, sondern musste sich auf die offene Seite des Pfades begeben. Dabei behielt sie sowohl die Seelensteinfalle, als auch den Drachen, den sie nun sehen konnte im Auge.

Der Drache ruhte auf einem Teil des Mauerwerks und schien zu schlafen. Es gelang ihr den Seelenstein aus der Vorrichtung zu entfernen und damit den Weg für ihre Begleiter frei zu machen. Vorsichtig winkte sie den beiden zu, sie mögen weiterkommen und ihre Bögen Schussbereit halten. Als die Zwillinge den Drachen sahen, wurde Farkas etwas blass. Dass das Tier so riesig sein würde, damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet und es übertraf seien Erwartungen bei weitem. Die grauen Schuppen hatten einen leicht rötlichen Glanz. Während sie noch ein Stück dichter ran schlichen und dabei mehr den Drachen im Visier ihrer gespannten Bögen hatten, trat Vilkas auf einen kleinen morschen Ast. Das Geräusch, das dieser machte ließ die drei zusammen fahren und der Drache erwachte und erhob sich erstaunlich schnell.

Vilkas fluchte wie ein Rohrspatz noch und Akkirah rief nur. "Schießt auf die Flügel." Ihr erster Schuss traf voll ins Ziel und auch die Zwillinge trafen. Der Drache ließ vor Wut einen Flammenstrahl auf die drei los, den sie leicht ausweichen konnten. Während der Drache eine Kurve flog, um seinen nächsten Angriff zu starten, wurde er schon wieder von einem Pfeilhagel attackiert. Bei seinem nächsten Anflug konnte Akkirah sehen, das seine Flügel schon recht mitgenommen aussahen, aber noch hielt er sich gut in der Luft. Der Drache hatte sich Akkirah als Ziel für seinen nächsten Anflug ausgewählt. Sie stellte sich zum Entsetzen der Zwillinge auf den Weg und schoss ganz ruhig ihren nächsten Pfeil ab. Als die Bestie dann ihren Flammenstrahl auf Akkirah losließ sprang diese geschickt hinter eine der zerfallenen Säulen und wurde nur vom Feuer gestreift. Die Zwillinge nutzen das, um aus ihrer Position weiter auf den Drachen zu schießen.

Die Treffer zeigten auch langsam Wirkung. Beim nächsten Angriff ging der riesige Drache zu Boden. Bei seiner Landung bebte die Erde. Vilkas versuchte in seine rechte Flanke zu gelangen während Farkas sich für die Linke entschieden hatte. Akkirah griff frontal an und schoss weiterhin einen Pfeil nach dem nächsten ab, wobei sie diesmal auf die Augen zielte. Als der Drache sich nach links drehte, um nach Farkas zu schnappen, sprang Akkirah laut schreiend nach vorne. Sie hatte zwischenzeitlich ihren Bogen fallenlassen und ihr Schwert gezogen. Der Drache ließ sich durch diesen Angriffsversuch ablenken und versuchte die Frau vor ihm, die leichte Beute zu sein schien zu schnappen. Im letzten Moment, bevor die riesigen Fangzähne sie erwischten warf sich Akkirah zur Seite und sie entkam dem Maul. Vilkas schwang sein Schwert mit aller Kraft in die Seite des Tieres, während Farkas zeitgleich auf seiner Seite zuschlug. Diese beiden Hiebe mit solch Gewalt geführt, machte dem Leben des Drachens ein Ende. Nachdem dieser sich ein letztes Mal aufgebäumt hatte, sprang Vilkas zu Akkirah und nahm sie fest in die Arme, denn er wusste was gleich kommen würde. Farkas stand nur da und sah sich das riesige Tier an. So etwas hatte er wirklich noch nie in seinem Leben gesehen. Dann fing der Drache an, von innen her zu verbrennen und die freiwerdende Kraft ging in Akkirah über, die sich an Vilkas klammerte und zitterte.

Wieder war Farkas erstaunt über das was passierte. Er ging auf seinen Bruder und Schwägerin zu. "Ist alles in Ordnung mit euch, was ist da gerade passiert?", fragte er besorgt, als er die zitternde Akkirah blass in den Armen von Vilkas sah. Vilkas nickte nur. "Es ist gleich vorbei, sie braucht nur einen Augenblick Ruhe. Den Rest erkläre ich euch später so gut ich es vermag." Farkas nickte und stellte keine weiteren Fragen.

Nachdem sich Akkirah sich beruhigt hatte, wollte sie sich in den Ruinen etwa umschauen. Vilkas nahm sie bei der Hand und so gingen sie gemeinsam los, Farkas blieb solange beim Skelett des Drachens, um es sich genau einzuprägen. Akkirah und Vilkas fanden den Rest einer uralten Mauer, auf dem der Drache zuvor geruht hatte. Als sich Akkirah der Mauer näherte überkam sie wieder das Gefühl, das sie schon mal hatte als sie sich einer ähnlichen Wand genähert hatte. Vilkas drückte ihre Hand fester, denn auch er spürte wie diese Kraft in Akkirah eindrang. Nachdem sie sich noch weiter umgeschaut hatten, gingen sie zu Farkas und begaben sich dann gemeinsam schweigend nach Rifton. Akkirah rief Adelante die ihnen gemächlich immer wieder Gras zupfend folgte. Als sie bei Rifton ankamen, sagte Akkirah zu den Zwillingen. "Geht ihr schon mal hoch, ich komme gleich nach." Sie sah Vilkas an. "Erzähle ihm bitte, was da mit mir passiert ist, während ich mich um Adi kümmere und ein Bad nehme." Vilkas nahm sie kurz in die Arme und küsste sie, dann ging er mit seinem Bruder nach oben zum Haus.

Akkirah kam eine halbe Stunde später frisch gebadet und in ein Fell gewickelt, nach oben. Als Vilkas sie so sah, meinte er zu seinem Bruder:

"Ich glaube uns beiden kann ein Bad auch nicht schaden, also los kommt mit." Während die beiden runter gingen zog sich Akkirah drinnen frische Kleidung an und stellte einen dritten Stuhl auf die Terrasse. Met stand schon wieder auf dem Tisch, also machte Akkirah sich dran, einen Eintopf fertig zu machen. Als sie draußen den Tisch deckte hörte sie die Zwillinge unten im Wasser herum toben wie kleine Kinder. Zu sehen waren sie wegen des Gebüschs, das am Ufer wuchs von oben aus nicht.

Als der Eintopf fertig war brachte sie ihn raus und rief den Zwillingen zu "Essen ist fertig".

Sogleich kamen die beiden angestürmt. Auch sie waren nun jeweils nur mit einem Tuch bekleidet, das sie um die Hüften geschlungen hatten. Ihre Rüstungen hatten sie unten liegen lassen.

Wie unterschiedlich die beiden doch so aussehen, dachte Akkirah, als sie die zwei die Treppe hochkommen sah. Farkas wirkte viel größer als sein Bruder, obwohl beide gleich groß waren. Allerdings war er wesentlich kräftiger gebaut, so das Vilkas klein und zierlich neben ihm wirkte. "Hmmmm….. das riecht lecker. Ich habe einen Bärenhunger." Vilkas setzte sich neben Akkirah. "Ich hoffe ihr seid nicht böse, wenn wir uns später umziehen. Nicht das das Essen kalt wird." Akkirah schlang ihre Arme um ihn, "Warum sollte ich böse sein, bei solch schönen Anblick." Farkas schüttelte grinsend den Kopf und füllte sich was zu Essen auf.

Es wurde wieder mal ein wundervoller Abend und Akkirah durfte sich manch Geschichte aus dem Leben der Zwillinge anhören. Eigentlich hätte sie absolut glücklich sein müssen, dachte sie als sie so kurz vor Mitternacht noch draußen saßen. Sie hatte ihren über alles geliebten Mann an ihrer Seite, mit ihrem Schwager verstand sie sich prächtig. Aber etwas fehlte. Wie schön müsste es sein, wenn ihr eigener Bruder hier wäre. Was er wohl gerade macht? Vilkas spürte, die aufkommende Traurigkeit und ahnte was sie bedrückte. Er legte seinen Arm um sie. "Eines Tages wird auch dein Bruder bei uns sitzen mit seiner Familie", versuchte er sie zu trösten. Sie seufzte leicht und schmiegte sich dann in seinen Arm. Dann fingen sie langsam an alles rein zutragen und begaben sich zu Bett.
 
27. Avanchnzel

Der nächste Morgen begann wie meist. Akkirah schmiegte sich noch kurz an Vilkas bevor sie aufstand, dann ging sie runter zum Stall und kümmerte sich um ihr Pferd und als sie wieder zum Honigkeim hoch kam, hatte Vilkas bereits das Frühstück fertig gemacht, wobei Farkas ihm geholfen hatte. Da das Wetter wieder schön war, saßen die drei dann wieder draußen auf der Terrasse und genossen, den warmen Sonnenschein. "Ich werde nachher schauen, wann die nächste Kutsche zurück nach Weislauf fährt. Zu lange sollte ich nicht fort von Jorrvaskr bleiben, denn wir haben gut zu tun" sagte Farkas.

"Es war schön, dass ihr gekommen seid, Bruder. Ihr wart eine große Hilfe gegen den Drachen", antwortete Vilkas. "Ich habe zu danken, dass ihr auf mich gewartet habt, um das Ungeheuer zu bekämpfen. Niemals zuvor habe ich so was Riesiges gesehen. Ich hoffen, es gibt nicht noch mehr von diesen Viechern."

"Ich befürchte, das dem nicht so ist. Drei sind tot, von einem vierten weis ich, das er noch irgendwo sein muß. Ich befürchte es gibt noch viel mehr. Ihr wisst nun, wie man sich gegen sie schützen kann. Ich gebe euch vorsorglich von der Salbe und Tinktur einiges mit, sowie die Rezepte um die Dinge herzustellen, für den Fall, dass ihr erneut auf einen Drachen stoßt" sagte Akkirah irgendwie traurig.

Nach dem Frühstück ging Farkas zu den Ställen und erkundigte sich nach einer Kutsche. Zu Mittag sollte eine nach Weislauf abfahren. Er gab bescheid, das er mitfahren wollte und ging zurück zum Honigheim, um seine Sachen zu packen und sich von Vilkas und Akkirah zu verabschieden. Die beiden begleiteten ihn zur Kutsche und sahen ihm, als sie losfuhr noch lange nach. Akkirah hatte ihren Arm um Vilkas gelegt, denn sie merkte, dass es ihm Leid tat, das sein Bruder schon wieder ging.

Heute brachte es eh nichts mehr, großartig noch irgendwo nach Arbeit zu suchen, also beschlossen Akkirah und Vilkas den Rest des Tages zu genießen und nahmen setzten sich in ihr Ruderboot und fuhren auf den See hinaus. Dabei kamen sie recht dicht an dem Steg der Fischerei vorbei, von wo aus sie plötzlich angerufen wurde.

"Bitte, ihr müsst mir helfen, ihr müsst es nehmen und zurückbringen".

Auf dem Steg stand eine Argonierin, die einen verängstigten Eindruck machte. Akkirah sah Vilkas an und dieser nickte. Sie fuhren an den Steg ran und Akkirah fragte, die Frau, was denn los sei.

"Ihr müsst das Lexikon nehmen und es dahin bringen, wo es her kam, nach Avanchnzel."

Sie drückte Akkirah einen merkwürdigen Würfel in die Hand. Und dann verschwand sie so schnell sie konnte. Akkirah starrte auf den Würfel in ihrer Hand. So etwas hatte sie noch nie gesehen und auch Vilkas wusste nichts damit anzufangen.

"Es scheint dwemerschen Ursprung zu haben. Wir sollten uns erkundigen wo Avanchnzel zu finden ist und uns dort mal umschauen", meinte er.

Sie beschlossen zurückzufahren und sich in Rifton zu erkundigen. Balimund, der Schmied, gab ihnen die Auskunft, das es sich dabei um eine Ruine der Dwemer handelte, die dich südwestlich von Rifton in den Bergen befand. Ein kleiner Pfad sollte von der Hauptstrasse abgehend, dorthin führen. Zu Pferd würde man nicht ganz einen Tag brauchen, um dort hin zu gelangen.

"Was sollen wir nun machen, mein Liebster?", fragte Akkirah Vilkas später, als sie zu Hause beim Abendessen saßen.

Er sah sie lange an. "Ich schätze, es ist das Beste wir bringen das Ding, was immer es auch sein mag, dahin zurück, wo es herkam. Ich wollte mir schon lange mal eine Dwemer Ruine von Innen anschauen. Bisher hatte ich nie Gelegenheit dazu."

Akkirah lächelte. "Gut, dann brechen wir morgen früh auf und schauen und die Ruine Nähe an."

Sie standen am nächsten Morgen zeitig auf und nachdem sie einiges an Vorräten eingepackt hatten, brachen sie auf. Sie wussten nicht, was sie in der alten Ruine so erwarten würde, daher hatten sie Proviant für ein paar Tage dabei. Sie erreichten Avanchnzel am Nachmittag, da Adelante einen flotten Trab an den Tag gelegt hatte. Akkirah nahm, wie gewohnt die Zügel von Adelantes Trense ab und ließ sie unten am Fuß der Ruine laufen, während sie und Vilkas sich nach oben begaben und einen Eingang suchten. Auf einer höher gelegenen Ebene fanden sie ein Tor, das sich öffnen ließ. Sie beschlossen nach ihrem Aufstieg und der Suche nach dem Tor, da es zwischenzeitlich Abend geworden war, die Nacht hier draußen zu verbringen und am nächsten Morgen, wenn sie ausgeruht waren die Ruine zu betreten.

Sehr frühzeitig waren Akkirah und Vilkas am nächsten Morgen wieder wach. Sie aßen etwas von ihren Vorräten und dann betraten sie durch den Eingang den dahinter liegenden Gang, der wie eine Höhle aussah. Nachdem sie ein Stückchen gegangen waren vernahmen sie Stimmen. Vilkas und Akkirah gingen in Deckung und schlichen vorsichtig weiter, um zu schauen, wer sich vor ihnen befinden würde. Eine der Stimmen kam ihnen bekannt vor. Es war die der Argonierin. Dann sahen sie 4 Schemenhafte Personen, die sich unterhielten. Es schien eine Version zu sein, von dem was hier vor einiger Zeit passiert war. Ein Schauer lief den beiden über den Rücken. Trotzdem folgten sie dem Weg, den die Gestalten, die sich dann plötzlich auflösten, genommen hatten. So gelangten sie zu einer riesigen Halle, wo die beiden die Baukunst der Dwemer bewundern konnte. Sie staunten über die Größe, denn keiner von beiden war bisher mal in einer solchen Ruine gewesen. Sie hörten die stampfenden Geräusche irgendwelcher fremdartigen Maschinen, die seit Jahrhunderten, wenn nicht noch länger immer noch am Arbeiten waren. Immer wieder strömte Dampf aus den Rohren und zischte manchmal heiß an ihnen vorbei.

Plötzlich vernahmen sie einen leiseren klappernden und scharrenden Ton. Akkirah griff sofort zu ihrem Bogen, während Vilkas sein Schwert zog. Eine mechanische Spinne bewegte sich auf sie zu, die Energieblitze verschoss. Akkirah zögerte nicht und ihr Pfeil traf das Gerät und zerstörte es auf der Stelle. Vorsichtig gingen die beiden auf das zerlegte Teil zu, um es zu untersuchen, als schon die nächste Maschine auf sie zukam. Dieses Teil war wesentlich größer, aber zwei kräftige Hiebe mit Vilkas Schwert ließen auch dieses in Einzelteile zerfallen. Staunend gingen sie anschließend weiter, blieben mal hier und da stehen, um die Konstruktionen und Baukunst zu bewundern.

An einer verschlossenen Gittertür blieb Akkirah stehen. Man konnte in den Raum dahin nicht reinschauen. Sie zog ein paar Dietriche aus ihrer Tasche und begann vorsichtig im Schloss damit rum zu drehen. Vilkas sah sie im ersten Moment erstaunt an. Dann fiel ihm ein, sie hatte längere Zeit in der Diebesgilde von Rifton verbracht und es dort gelernt. Als sie die Tür geöffnet hatte, sagte Vilkas nur:
"Nicht schlecht".

Akkirah sah ihn an. "In manch Situationen kann es nicht Schaden Schlösser öffnen zu können. Ich bringe es euch gerne bei, wenn ihr es wünscht."

"Hmmm", er zögerte, dann nickte er. "Ich denke es kann wirklich nicht schaden und es wäre doch schade, Schätze in solch Ruinen liegen zu lassen."

In dem Raum fand sich noch eine verschlossene Kiste. Sie sah sie sich genauer an, ob sie durch irgendwelche Fallen zusätzlich gesichert war, aber davon war nichts zu erkennen.

"Da haben wir dann doch auch gleich das erste Übungsobjekt" grinste Akkirah. Sie drückte Vilkas ein paar Dietriche in die Hand und zeigte ihm wie er damit umgehen musste. "Ihr müsst euch konzentrieren, versucht es durch den Dietrich zu erfühlen."

Vilkas brauchte für das einfache Schloss fünf Dietriche, bis er es geöffnet hatte. "Prima, klappt doch schon recht gut. Wir werden bestimm noch auf weitere Schlösser stoßen, wo ihr weiterüben könnt", lächelte sie.

"Ich glaube ihr übt einen schlechten Einfluss auf mich aus, mein Herz", meinte Vilkas daraufhin lachend.

Vilkas und Akkirah ließen sich viel Zeit beim Erkunden der Ruinen. Sie machten, als sie das Gefühl hatten, es müsste Mittagszeit sein halt und aßen etwas. Kurz darauf hatten sie wieder ein Vision mit den vier Personen, die vor langer Zeit hier gewesen sein mussten. Immer wieder fanden sie verschlossene Räume die Akkirah meist leicht öffnen konnte. In den Truhen fanden sie Schmuck und Edelsteine, die sich an sich nahmen. Größere Gegenstände, wie Waffen und Rüstungsteile ließen sie zurück, da sie diese nicht mitschleppen wollten. Immer wieder mussten sie Aufpassen nicht in Fallen zu geraten, oder von diesen mechanischen Wesen, die immer wieder versteckt in Ecken lauerten, angegriffen zu werden.

Nachdem sie wieder eine ganze Zeit unterwegs waren, stießen sie auf ein verlassenes Lager. Und wieder hatten beide eine Vision, oder wie immer man das bezeichnen konnte, denn sie sahen wieder die vier Gestalten vom Anfang der Ruine, die sich unterhielten. Auch sie schienen hier gerastet zu haben, da der Weg wohl noch recht weit war. Akkirah und Vilkas beschlossen, dass es wohl besser wäre, auch eine Pause einzulegen, denn es müsste ja schon recht spät sein. Ins Inneren der Ruine drang kein Licht von außen, so dass sie den Stand der Sonne oder Sterne nicht sehen konnten. Sie sahen sich noch mal grünlich um, und dann nahmen holten sie ihre Vorräte heraus und aßen eine Kleinigkeit. Anschließend legten sie von den Fellen zwei nebeneinander und schliefen dann aneinander gekuschelt ein, wenn auch nicht allzu fest ein, denn etwas unheimlich war ihnen die Umgebung doch.

Nachdem sie sich Ausgeruht fühlten, standen sie wieder auf, gingen sie dann einigermaßen erholt weiter. Der Weg führte sie zu einer großen Halle, wo es wie an so vielen anderen Stellen am Rattern und Dampfen war. Sie befanden sich auf einer höher gelegenen Balustrade und sahen in der Mitte zwei Steintische, auf denen sich jeweils ein riesiger Zenturio befanden. Diese schienen aber nicht mehr zu funktionieren. Dafür aber das gute duzend mechanischer Spinnen, die um die Tische rum liefen. Da sie an diesen Maschinen vorbei mussten nahmen Vilkas und Akkirah Pfeil und Bogen zur Hand und versuchten diese Wesen von oben zu zerstören. Dafür das Vilkas an sich von Bogenschießen nicht viel hielt, war er doch recht treffsicher. Keine der mechanischen Spinnen erreichte die beiden funktionsfähig. Als sie unten bei den Tischen mit den Zenturien ankamen, schauten sie sich diese Maschinen genauer an und waren froh, dass sie nicht gegen so etwas kämpfen mussten.

Anschließend gingen sie noch gute 3 Stunden durch die Hallen, fanden hier und da eine Truhe oder auch mit Fallen gesicherte Türen, die sie versuchten zu öffnen, um zu erfahren was sich da wohl hinter verbergen möge. An einem rampenartigen Durchgang, bat Akkirah Vilkas oben zu warten. Sie sahen unten einen Toten liegen und dieser hatte Ähnlichkeiten mit einen der vier, die sie in den Visionen gesehen hatten. Die Druckplatten sollten lieber nicht betreten werden und so ging sie erst mal alleine vor, um den Weg zu sichern. Vilkas war darüber nicht glücklich, denn er machte sich doch Sorgen, das seine Liebste etwas übersah, wusste aber, das sie sehr geschickt und aufmerksam war und Dinge eher erkannte als er. Unten angekommen entdeckte Akkirah einen Hebel. Sie betätigte diesen und deaktivierte damit die sich auf der Rampe befindlichen Fallen und gab dann Vilkas ein Zeichen er könne nun runterkommen. Aber er sollte trotzdem lieber oben nicht auf die Druckplatten treten.

Sie fühlten beide, dass sie ihrem Ziel recht nahe waren. Sie schlichen vorsichtig weiter und sahen dann am Ende des Ganges eine Halle mit einer Treppe, an deren einer Seite ein riesiger Zenturio stand. Auf der anderen Seite musste auch einer gestanden haben, aber dieser lag zerstört am Boden, daneben eine weitere Leiche.

Akkirah machte ihren Bogen bereit und schoss aus sicherer Entfernung auf die Maschine. Sie erwachte zum Leben, aber war angeschlagen. Der nächste Pfeil ließ sie zurücktaumeln, dann fing sich die Maschine wieder und stürmte auf ungelenke Art auf Akkirah und Vilkas zu. Vilkas hatte sein Schwert gezogen und stürmte seinerseits auf das Teil zu. Dann pustete ihm die Maschine einen eisigen Atem entgegen. Im letzten Moment konnte Vilkas sich zu Seite werfen. Akkirah schoss einen weiteren Pfeil ab und lenkte damit die Aufmerksamkeit der Maschine auf sich. Das nutzte Vilkas, um von hinten mit seinem Schwert dem Zenturio den Rest zu geben. Als dieser zu Boden ging lief Akkirah erst mal zu Vilkas um zu schauen, ob er etwas abbekommen hätte. Er schüttelte den Kopf und nahm sie kurz in den Arm.

Am Fuß der Treppe, die zu einer geschlossenen Tür führte, war eine merkwürdige Halterung. Akkirah kramte den Würfel, den sie von der Argonierin erhalten hatte, hervor und legte ihn in die Halterung. Der Würfel begann zu leuchten und sie hörten ein Geräusch oberhalb der Treppe. Die Tür hatte ich geöffnet. Akkirah lief vorsichtig hoch, um zu schauen wohin die Tür sie bringen würde. Sie schien in einen Wohnbereich zu führen und am Ende war eine weitere mit einem von dieser Seite vorgeschobenen Riegel versperrte Tür. Nachdem sie den Riegel entfernt hatte und die Tür geöffnet hatte, stand sie etwas oberhalb des Bereichs wo sie am vorherigen Tag hineingekommen waren. Die beiden waren froh, dass sie nicht den ganzen Weg wieder zurückgehen mussten und noch eine Nacht in diesen Ruinen verbringen mussten. Es gab aber noch eine weitere Tür. Sie beschlossen, bevor sie gingen noch mal zu schauen, wohin die andere Tür führen würde. Sie kamen auf einen Balkon hoch über der Zwergenruine raus. In der Zwischenzeit war die Dämmerung bereits angebrochen.

Sie mussten zwei volle Tage in der Ruine verbracht haben. Hoffentlich war Adelante nicht langweilig geworden und war deshalb nach Hause gelaufen. So schnell sie konnten, kletterten sie vom Balkon hinab und liefen zum Fuß der Ruine wo sie die Stute zurück gelassen hatten. Akkirah stieß einen Pfiff aus und kurz darauf kam Adelante angetrabt. Akkirah angelte eine Möhre aus ihrem Beutel heraus und gab sie der Stute. Sie blieben diese Nacht da und am nächsten Morgen nachdem sie die Reste ihres Proviants verzehrt hatten, schwangen Akkirah und Vilkas sich auf ihren Rücken und ließen sie im gemütlichen Trab zurück nach Rifton laufen. Unterwegs schossen sie einen Hasen, den sie zu Mittag über einem kleinen Feuer brieten.

Die beiden Monde standen schon am Himmel als sie die Ställe erreichten. Gemeinsam kümmerten sie sich um Adelante, indem Vilkas ihr das Sattelzeug abnahm, während Akkirah ihr das Futter zubereitete und frisches Heu aufschüttelte. Nachdem sie gemeinsam noch das Pferd gestriegelt hatten zog Akkirah Vilkas Richtung See. Ihr war irgendwie nicht nach schlafen zumute, sondern nach einem Bad. Sie entkleidete sich am Wasser und sprang hinein. Vilkas blieb erst mal am Ufer und beobachtete sie. Dann zog auch er seine Rüstung aus und begab sich zu ihr ins Wasser und versucht sie in seine Arme zu nehmen, wobei sie ihm immer wieder entwischte. Kurz bevor er die Geduld verlor, lies sie sich von ihm fangen. Er zog sich an sie und sah in ihre im Mondlicht strahlenden bernsteinfarbenen Augen, bevor er sie küsste. Was danach kam überwältigte Akkirah wie immer und sie wusste später nicht mehr so recht, wie sie ins Bett gekommen war. Aber das war ihr egal. Sie lag neben dem wundervollsten Mann und spürte wie ihr Herz mit seinem im Gleichtakt schlug.
 
29. Gulum-Ei.

Am nächsten Morgen beim Frühstück erkundigten Akkirah und Vilkas sich beim Wirt vorsichtig nach Gulum-Ei. Sie erfuhren, dass er meist am Nachmittag in den Gasthof kommen würde. Wo er sich den Rest des Tages aufhielt, war nicht bekannt. Damit hatten sie viel Zeit, um sich in der Stadt in Ruhe umzuschauen, nachdem Akkirah und Vilkas noch zuvor nach ihrem Pferd geschaut und ihr die morgendlichen Möhren vorsichtig ins Maul gestopft hatten. Vilkas zeigte ihr alles, denn er war schon häufiger in Einsamkeit gewesen. Beim Pfeilmacher deckte sich Akkirah mit einem neuen Vorrat an Pfeilen ein. In Angelines Aromalädchen fragte sie nach ein paar Informationen zu den im Sumpf gefundenen Kräutern. Dabei erfuhr sie, das die Tochter der Inhaberin in Weislauf stationiert worden war, und sich seit längerer Zeit nicht mehr gemeldet hatte. Weder Akkirah noch Vilkas kannten sie, aber sie versprachen beim Örtlichen Kommandanten, der ihre Tochter nach Weislauf geschickt hatte, nachzufragen, ob er etwas über ihren Verbleib sagen könnte.

Während Akkirah mit dem Kommandanten sprach, schaute Vilkas derweil den Soldaten beim Training zu. Was Akkirah erfuhr war nicht sonderlich schön, denn die Tochter von Angeline war bei einem Überfall der Sturmmäntel auf ihre Patrouille ums Leben gekommen. Solche Nachrichten weiterzugeben war nie sonderlich schön, aber dennoch ging Akkirah gemeinsam mit Vilkas zurück, um es der alten Dame zu sagen. Diese bedanke sich höflich und bat dann alleine gelassen zu werden.

Akkirah und Vilkas schauten sich dann noch einige interessante Häuser in der Stadt an und gingen einmal hoch zum Blauen Palast, den sie aber nicht betraten. Dann rückte auch schon der Nachmittag näher und sie begaben sich zurück in den Gasthof, wo sie erst Einmal etwas zu Essen bestellten, denn sie hatten wieder Hunger bekommen. Sie beobachteten die ankommenden Gäste, während sie am Essen waren. Unter diesen befand sich ein Argonier, der sich in eine Nische Nahe von dem Eingangs setzte. Die Beschreibung passte auf den Gesuchten. Nachdem sie fertig mit essen waren ging Akkirah auf das Echsenwesen zu und sprach es an. Vilkas hielt sich im Hintergrund.

Erstaunlicherweise schien Gulum-Ei zu wissen, dass sie von der Diebesgilde geschickt worden war. Und egal was sie sagte, er war nicht bereit ihr die notwendigen Informationen, die sie haben wollte zu geben. Drohungen halfen nicht und auch nicht, das Vilkas sich bedrohlich ausschauend hinter sie stellte. Nur eines würde ihm zum Reden bewegen, er wollte ein Kiste Feuerbrandwein haben. Wo sie Akkirah herbekommen würde war ihm egal. Er wusste von einer Kiste, die sich im Blauen Palast befand. Akkirah zog sich mit Vilkas zurück und verließen den Gasthof.

"Bei Talos, was nun?", fragte Akkirah. "Ich will keinen Diebstahl begehen." Sie schaute Vilkas traurig an.

"Lass uns mal bei den Händlern rumfragen, ob es nicht noch anderswo solch Gebräu zu kaufen gibt.", versuchte er sie aufzumuntern.

Gemeinsam gingen sie zum Markt und fragten die dortigen Händler. Evette Sans, die Weinhändlerin meinte, das möglicherweise Vittoria Vici weiterhelfen könne. Sie gehört zur Ostkaiserlichen Handelsgesellschaft und weiß, welche Waren angekommen sind und an wen sie geliefert wurden. Und wenn sie beide da doch schon hingehen würden, könnten sie doch gleich mal nachfragen, ob auch ihre Waren endlich eingetroffen wäre und aus dem Zoll rauskommen könnten. Akkirah bedankte sich für die Auskunft und versprach nachzufragen, wann Evettes Sachen freigegeben werden.

Akkirah und Vilkas machten sich dann zum Hafen auf, der unterhalb der Stadt lag. Da die Dämmerung langsam einbrach, beeilten sich die beiden. In der Zollstelle trafen sie direkt auf Vittoria, die am Durchschauen irgendwelcher Papiere war. Akkirah sprach sie freundlich an und erkundigte sich zunächst nach dem Stand der Ware von Evette San. Zuerst wollte Vittoria diese Sachen nicht rausrücken, aber mit etwas Überredungskunst gelang es Akkirah, die Frau zu überzeugen, die Papiere fertig zu machen, so das Evette ihre Waren am nächsten Morgen abholen könnte.

Vilkas trat dann vor und erkundigte sich, ob sie wüsste wo man Feuerbrandwein bekommen könnte. Vittoria dachte kurz nach und meinte dann mit einem leicht verschlagenen Lächeln, eine Kiste würde noch im Kontor stehen, man hätte wohl aus Versehen zwei, statt einer Kiste für den Blauen Palast geliefert. Für das entsprechende Kleingeld wäre sie bereit, die Kiste zu verkaufen. Sie verlangte 600 Goldstücke dafür Akkirah blieb zunächst die Luft weg, damit hatte sie nun nicht gerechnet, das war eindeutig viel zu viel Geld für den Wein, wie sie fand. Vilkas schien da anderer Meinung zu sein. Ohne zu Zögern holte er seinen Goldbeute hervor und legte 2 Makellose Saphire auf den Tresen.

"Diese Steine sollte etwas mehr als 600 Gold Wert sein." Vittoria untersuchte die Steine und befand sie für echt. Sie lächelte nun zuvorkommend Vilkas an und sagte: "Die Kiste gehört euch. Ich lasse sie sofort hier herbringen." Sie rief nach einem Burschen und schickte in los die Kiste aus dem Kontor zu holen. Wenige Minuten später konnten sich Akkirah und Vilkas wieder in die Stadt begeben. Mann hatte ihnen zugesagt die Kiste in den Zwinkernden Skeever zu bringen.

Als die beiden den Hafen verließen fiel Akkirah Vilkas um den Hals.

"Danke, mein Liebster. Was hätte ich nur ohne euch getan"

"Wahrscheinlich wärt ihr in den Blauen Palast eingebrochen und hättet dort die Kiste gestohlen", grinste er. "Und das wolle ich unter allen Umständen vermeiden. Meine Frau ist schließlich keine Diebin mehr, auch wenn sie unter diesen Freunde hat. Und nun lasst uns hochgehen, nicht das wir die Lieferung verpassen."

Er legte einen Arm um sie und so gingen sie zurück in die Stadt. Eine Stunde später nachdem sie wieder auf ihrem Zimmer war, wurde ihnen mitgeteilt, das ihre Kiste angekommen sei. Sie nahmen sie in Empfang und gingen damit zu Gulum-Ei. Dieser war hocherfreut. Aber leider nicht so gesprächig wie gewünscht. Angeblich kannte er den Namen des Käufers von Gut Goldenglanz nicht. So etwas interessiert in seinem Geschäft niemanden.

Akkirah und Vilkas zogen sich zurück und setzen sich an einen der leeren Tische, von wo aus sie die Nische des Hehlers gut im Blick hatten.

"Wir müssen ihn beobachten und verfolgen, sollte er fortgehen. Vielleicht führt er uns so unbemerkt zu seinem Kunden", sagte Akkirah leise.

Vilkas nickte nur. Sie bestellten eine Kleinigkeit zu essen und warteten ab. Nach gut einer Stunde stand Gulum-Ei auf und verließ den Gasthof. Vilkas bezahlte das Essen, während sich Akkirah schon vorsichtig nach draußen begab, um zu sehen, in welche Richtung der Argonier ging. Er bewegte sich auf das Haupttor zu, um die Stadt zu verlassen. Nachdem Vilkas bei ihr war, folgten sie ihm. Es war nicht allzu schwer unbemerkt hinter der Echse herzulaufen, denn er blieb auf dem Hauptweg runter zum Hafen. Er ging den Weg runter zum Kontor der Ostkaiserlichen Handelsgesellschaft, wo sie heute am späten Nachmittag schon waren und verschwand in dem Lagerhaus.

Nun war guter Rat teuer. Denn das Lager war normalerweise, wie sie wussten, abgeschlossen. Eine Wache stand davor. Diese hatte sie beide aber noch nicht gesehen.

"Ich befürchte ihr werdet, wohl eure diebischen Künste nutzen müssen, um dort rein zukommen."

Vilkas war nicht sonderlich glücklich darüber, dass sah sie seinen Augen an, aber sah ein das es wohl der einzige Weg war Gulum-Ei weiter zu folgen.

"Ich versuche die Wache abzulenken, während ihr an ihr vorbei schleicht und ins Lager eindringt."

Er nahm Akkirah sanft in den Arm. "Passt gut auf euch auf und seid vorsichtig, mein Herz. Ich werde hier unten auf euch warten." Dann schob er sie in den Schatten des Zollhauses.

Vilkas ging auf die Wache zu und verwickelte sie in ein Gespräch über den verschiedenen Umgang mit Waffen und Rüstungen. Akkirah hielt sich im Schatten und schaffte es, ungesehen an den beiden vorbeizukommen und dann mit ein paar geschickten Bewegungen ihres Dietrichs das Lagerhaus zu öffnen und unbemerkt hineinschlüpfen.

Sie musste sich erst mal orientieren, wo sie war. Es war ein riesiges Areal. Sie sah sich nach Gulum-Ei um. Er verschwand gerade hinter einigen Kisten. Überall liefen Wachen herum, die den Argonier passieren ließen. Plötzlich sah sie wie eine frei herum laufende Ziege über eine Holzplanke auf eine höhere Ebene ging. Das erschien er eine gute Möglichkeit zu sein, Gulum-Ei unbemerkt weiter zu verfolgen und auch von den Wachen nicht gesehen zu werden. Sie schlich auf das Lagergerüst und hielt sich so im Schatten, das man sie von unten nicht sehen konnte. Am Ende des Gerüsts sprang sie auf einem kleinen Vorsprung des Felsens der oberhalb des normalen Laufstegs und gelangte so ans andere Ende des Lagerbereichs wo einige Schiffe vertäut waren. Der Argonier ging immer noch weiter. Sie beobachtete ihn von ihrem Standpunkt aus. Bei einem kleinen Lagerhaus ging er plötzlich eine Treppe herab die ins Wasser führte und dann war er verschwunden.

Mist, hoffentlich hatte sie ihn nun nicht verloren. So schnell konnte sie dort nicht hinkommen, ohne von den Wachen bemerkt zu werden. Sie sprang vorsichtig von dem Vorsprung herab und drückte sich an der Wand entlang zu einem Stapel Kisten, wo sie sich zwischen verbarg, während eine Wache an ihr vorbei ging. Als die Wache sich wieder entfernt hatte schlich Akkirah weiter. Sie versuchte vorsichtig die eine oder andere Fackel an der Wand zu löschen, damit es dunkler wurde. Niemand bemerkte es. So gelang sie dann zu der ins Wasser führenden Treppe. Vorsichtig, watete sie durch das Wasser, immer dabei bedacht keine Geräusche zu machen und dann sah sie eine verborgene Tür.

Sie schlich näher heran und lauschte. Nichts war zu hören, also öffnete Akkirah die Tür und trat in die sich dahinter befindliche Höhle ein. Sie folgte dem Gang, entschärfte dabei die eine oder andere Falle, oder umging sie. Als sich die Höhle verbreiterte bemerkte sie neben einem Stapel zwei zwielichtig aussehende Gestalten. Banditen und Räuber dachte sie, als sie deren Gespräch belauschte. Um die dürfte es nicht Schade sein, wenn sie ihr Leben ließen. Also holte sie ihren Bogen hervor und mit zwei gut gezielten schnell aufeinander folgenden Schüssen streckte sie die beiden unbemerkt nieder. Sie durchsuchte ihre Taschen, um irgendwelche Hinweise zu finden, um was für eine Truppe es sich handelte, aber sie fand nicht. Daher nahm sie ihnen nur ihr Gold, Schmuck oder Dietriche ab, die sie bei sich trugen.

Sie folgte dem Weg aus Holzplanken tiefer in die Höhle hinein. Unter dem Steg war die Höhle mit Wasser gefüllt. Sie ging vorsichtig weiter und stieß auf weitere Räuber, mit denen sie wie schon mit den ersten beiden verfuhr.

Dann hörte sie Stimmen. Gulum-Ei schien einer der Sprecher zu sein, sie verstand aber nicht wovon er und die anderen Personen sprachen. Dann kam eine von ihnen auf Akkirah zu. Sobald der Bandit aus dem Sichtfeld seiner Gefährten war schoss ihn Akkirah nieder Sie wollte dichte an die Sprecher heran und sah dann noch plötzlich im Schatten einen weiteren Banditen. Sie hätte wohl doch mehr Pfeile mitnehmen sollen, aber mit Glück sollte sie so hinkommen hoffte sie. In dem nun vor ihr liegenden Höhlenbereich sah sie den Argonier mit einem weiteren Typen sprechen. Mehr schienen nicht mehr anwesend zu sein. Also zielte Akkirah noch mal und mit einem Schuss war auch der letzte der Banditen erledigt und nur noch Gulum-Ei war übrig. Die Echse zitterte am ganzen Körper, als sie Akkirah kommen sah.

"Bitte tut mir nichts, ich verspreche euch alles zu sagen was ihr Wissen wollt. Lasst mich am Leben, ich kann der Gilde weiterhin sehr nützlich sein."

"Sprecht, dann werde ich entscheiden was ich mit euch machen werde", sagte Akkirah mit kalter Stimme.

"Karliah, ihr Name lautet Karliah."

"Ihr sagt es so, als müsste ich sie kennen. Wer ist sie?"

"Hat Mercer Frey es euch nicht gesagt?"

Gulum-Ei schien recht erstaunt zu sein.

"Sie war es, die den vorherigen Gildenmeister Gallus getötet hat und dann geflohen ist. Das muss jetzt gut 25 Jahre zurückliegen."

"Warum helft ihr ihr dann?"

"Nein, das tue ich nicht, ich wusste bis vor kurzen nicht, das sie es war, die mich kontaktiert hat."

"Wo kann ich sie finden?"

"Ich weiß es nicht, aber als sie ging, sagte sie die folgenden Worte: ‚Zum Anfang des Endes.' Dann verschwand sie".

"Okay, ich vertraue euch, aber sollte ihr mich hintergangen haben, werde ich wiederkommen. Und nun sagt, gibt es noch einen anderen Ausgang?"

Gulum-Ei ging zu Hebeln, die hinter ihm standen und betätigte einen davon. Eine Geheimöffnung im Fels ging auf.

"Ihr kommt dort nahe des Leuchtturms von Einsamkeit raus. Passt auf die Hoker auf, die sich in der Höhle hinter der Tür rum treiben."

Ohne ein weiteres Wort verließ Akkirah die Höhle durch die Geheimtür und lief so schnell sie in der Dunkelheit konnte zurück zum Hafen, wo Vilkas auf sie wartete.

Gut eine Stunde nachdem sie die Schwarzgrotte, wie die Höhle der Banditen genannt wurde, verlassen hatte kam sie außer Atem am Hafen an. Es war zwischenzeitlich weit nach Mitternacht. Als Vilkas sie kommen hörte, lief er ihr entgegen und sie fielen sich glücklich in die Arme.

"Ich habe angefangen, mir Sorgen um euch zu machen, mein Herz. Wärt ihr noch länger fortgeblieben, wäre ich ins Lagerhaus eingedrungen und hätte euch gesucht."

"Ich habe alle Informationen die wir brauchen", sagte sie lächelnd zu ihm. "Wir können uns morgen wieder auf den Heimweg machen."

"Dann mal los, lasst uns sehen das wir zurück zum Zwinkernden Skeever kommen, damit wir noch ein wenig schlafen können bevor wir aufbrechen."

Sie nickte und erzählte ihm auf dem Weg zum Gasthof, was sie erfahren hatten. Im Gasthof gingen sie sogleich zu Bett und schliefen auch bald ein.
 
30. Eine überraschende Erkenntnis

Am nächsten Morgen erwachte Akkirah wie meist recht zeitig, wobei ihr diesmal irgendwie leicht übel war. Nachdem sie einfach etwas Wasser getrunken hatte, das neben ihrem Bett stand, fühlte sie sich wieder etwas besser. Vilkas, der auch aufgewacht war und sie beobachtet hatte, fragte besorgt, ob es ihr gut ginge. Sie drehte sich zu ihm um und lächelte.

"Alles in Ordnung, mein Liebster, bin wohl nur zu schnell hochgekommen."

Sie beugte sich zu ihm hinab, gab ihm einen Kuss und fing dann an sich anzukleiden. Als sie fertig war zog Vilkas die Decke weg und meinte:

"Kommt, aufstehen. Oder wollt ihr heute nicht mehr aufbrechen?"

Er schnappte sich ein Kissen und warf es nach ihr und während sie es auffing schwang er sich auch aus dem Bett und legte seine Rüstung an. Dann verließen sie ihr Zimmer, setzten sich noch in den Schankraum und ließen sich ein Frühstück bringen. Als sie alles verspeist hatten, bezahlten sie ihre Rechnung und machten sich auf den Rückweg.

Sie holten Adelante aus dem Stall ab und ritten dann zunächst wieder Richtung Mortal durch den Sumpf. Da sie diesmal ein paar von den extrem giftigen und angriffslustigen Chaurussen ausweichen mussten kamen sie etwas zu sehr vom Weg ab. Dazu flog dann auch noch Zeitweise ein Drache über ihren Köpfen so, dass sie sich im Unterholz hielten, wo er sie nicht entdeckte und irgendwann scheinbar verschwunden war. Sie überlegten nun den Weg über den nördlichen Frostfelspass zu nehmen. Doch kurz bevor sie dort ankamen, tauchte der Drache wieder auf. Diesmal beschlossen Akkirah und Vilkas ihn zu erlegen. Der Drache hatte sich auf der Ahnenblutspitze eingenistet. Die beiden ließen Adelante am Fuß des Aufstiegs zum Bergspitze unten warten und sie hatten Glück, dass es sich um einen Frostdrachen handelte, denn ihre Vorräte an Schutzmittel gegen Feuerdrachen waren doch recht knapp, da sie ja nicht allzu viel Gepäck mitgenommen hatten.

Nach gut einer halben Stunde hatten sie den Drachen soweit, dass er sich nicht mehr in der Luft halten konnte. Er fing an zu Trudeln und musste oben auf dem Berg landen. Hier konnten Akkirah und Vilkas ihm ohne Probleme den Rest geben. Und wieder erfasste Akkirah ein Gefühl, das etwas in sie eindrang und sie sank wieder dabei zu Boden Vilkas kam zu ihr gelaufen und hielt sie in seinen Armen, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Da brach dann auch schon die Dunkelheit herein. Auch wenn es hier oben recht zugig war, beschlossen sie doch hier im Schutz der seltsamen Mauer ihr Lager zu errichten. Akkirah stieß einen Pfiff aus und wenige Minuten später kam auch schon Adelante angetrabt. Diesmal kümmerte sich Akkirah um die Schlafstätte und fütterte das Pferd während Vilkas etwas zu essen vorbereitete. Da sie nicht sonderlich viel Holz hatten würde das Feuer wohl nicht lange vorhalten, also rollten sie sich bald in ihre Felle ein und schliefen Arm in Arm ein.

Morgens wurde Akkirah wach, nicht weil ihr kalt war, sondern weil ihr wieder leicht übel war und sie sich recht matt fühlte.

'Bei Talos', dachte sie, 'das ist doch nicht normal'

Sie krabbelte aus den Fellen und deckte Vilkas wieder ordentlich zu. Das Feuer war zwar runter gebrannt, aber es war noch ein wenig Glut vorhanden. Sie sammelte etwas Schnee in ihrem Becher und taute ihn auf, um dann das Wasser zu trinken, in der Hoffnung es würde wie am vorherigen Morgen helfen. Als sie den Becher geleert hatte ging es ihr immer noch nicht viel besser, aber sie bemühte sich, es sich nicht anmerken zu lassen, als Vilkas wach wurde. Sie wollte nicht, dass er sich Sorgen um sie machte, nur weil ihr etwas übel war.

Akkirah sammelte noch etwas Schnee ein, diesmal in den etwas größeren wasserundurchlässigen Beutel, damit auch Adelante etwas abbekommen könnte. Währenddessen rollte Vilkas die Felle zusammen und befestigte sie am Sattel. Sie aßen nur etwas trockenes Brot und das Wasser dazu, und dann brachen sie auf, um über den Pass zu kommen.

Über den Pass war eigentlich etwas falsch ausgedrückt, denn sie mussten durch den Berg hindurch. In der Passage, trafen sie auf einen Troll, der mit 2 Pfeilen schnell im Jenseits landete. Ansonsten kamen sie hier ohne weitere Vorkommnisse nach zwei Stunden durch. Auf der anderen Seite erwartete sie dann aber wieder eine Überraschung. Unterhalb des Passes befand sich Rannveigs Festung und hier trieben einige versklavte Geister ihr Unwesen. Es dauerte eine Weile, aber dann waren auch die versklavten Geister Geschichte. Sie überlegten kurz, ob sie in die Festung hinein sollten, um zu schauen, ob hier die Wurzel des Übels zu finden sei, aber sie wollten Heim, also zogen sie weiter. Sie erreichten am Nachmittag das Tal nahe beim Schwindlernest.

Sie beschlossen unten am Fluss halt zu machen, denn Adelante war doch etwas müde, da der Pass doch recht anstrengend war. Akkirah schoss zwei Kaninchen für das Abendessen. Vilkas sammelte Holz für ein Feuer. Hier unten reichte es zum Glück, nur ein Feuer zum Kochen zu machen, da es hier wesentlich wärmer war, als oben in den Bergen. Während Vilkas die Kaninchen ausnahm, nutzte Akkirah die Zeit für ein Bad im Fluss. Das Wasser war recht kalt, da es von oben aus den Bergen kam, doch fühlte es sich gut an. Vilkas beobachtete sie bei ihrem Bad. Dann beschloss er ihr zu folgen. Die Kaninchen würden schon nicht mehr weglaufen und die Gegend schien sicher zu sein, denn Adelante graste friedlich vor sich hin. Er legte seine Rüstung ab und sprang ins kalte Wasser. Akkirah tauchte ab und versuchte ihn unter Wasser zu ziehen, was ihr aber nicht gelang. Im Gegenzug versuchte er sie zu fangen, aber sie entschlüpfte ihm immer wieder lachend. Nach einer Weile verließen sie das Wasser wieder, denn und legten sich am Ufer zum Trocknen in der ihre letzten wärmenden Strahlen verbreitenden Sonne. Als es kühler wurde, kleideten sie sich wieder an, und Vilkas fing an die Kaninchen zu braten. Sie saß neben ihm und schmiegte sich an ihn und dachte wie schön das Leben doch wäre.

Nach dem Essen legten sie sich gemeinsam hin und schliefen beide Glücklich bis zum Morgen. Und wieder wurde Akkirah viel zu früh wach und fühlte sich unwohl und hätte sich am liebsten übergeben. Sie zwang sich aber das Gefühl zu unterdrücken bis die Zeit zum Aufstehen gekommen war. Vilkas lag friedlich schlafend neben ihr und hielt sie in seinen Armen, Sie wollte ihn nicht wecken oder beunruhigen. Am Nachmittag würden sie Weislauf erreichen, dann würde sie vielleicht Acadia aufsuchen und um Rat fragen, was mit ihr los sein könnte. Die Alchemistin kannte sich gut aus und sie wollte nicht die Heilerinnen im Tempel behelligen, da die dieser Tage wegen der Unruhen genug zu tun hatten. Nach einer Weile beruhigte sich ihr Magen wieder und sie fühlte sich besser. Dann erwachte auch Vilkas und schaute sie einfach nur lächelnd an. Sie lächelte zurück und dann löste sie sich aus seinen Armen und stand auf. Sie aßen die Reste von dem zwischenzeitlich alt gewordenen Brot und machten sich dann auf die letzte Etappe nach Weislauf, wo sie am frühen Nachmittag eintrafen.

Nachdem Akkirah und Vilkas in Weislauf ankamen, versorgten sie wie gewohnt zuerst gemeinsam Adelante im Stall, bevor sie ich in ihr eigenes Heim begaben, um sich selbst en wenig frisch zu machen und ihr Gepäck abzulegen. Anschließend gingen beide hoch nach Jorrvaskr, wobei Akkirah Vilkas bei der Hand nahm. Diesmal trafen sie ein paar mehr der Gefährten an. Farkas nahm zuerst seinem Bruder, dann Akkirah zur Begrüßung in den Arm. Athis und Ria folgten seinem Beispiel und selbst der kleine scheue Frogar ließ sich in den Arm nehmen. Akkirah freute sich sehr, dass der Junge nun schon zutraulicher wurde, nur reden wollte er scheinbar immer noch nicht. Aela war diesmal um Torvar unterwegs und deshalb nicht anwesend.

Tilma machte sich, wie zu erwarten war sofort in die Küche auf, um Akkirah und Vilkas eine ordentliche Mahlzeit auf den Tisch zu stellen. Und während die beiden am Essen waren berichtet Farkas, was sich seit ihrem letzten Besuch in Jorrvaskr zugetragen hatte. Im Großen und Ganzen lief es wie immer, nur musste man in letzter Zeit häufiger aufpassen, nicht in die Auseinandersetzungen der Kaiserlichen oder Sturmmäntel zu geraten. Und auch die Thalmoranzahl schien sich vergrößert zu haben, die durch die Orte zogen und kontrollierten, ob man sich an ihre Anweisungen hielt. In Weislauf selbst war es glücklicherweise recht ruhig, da der Jarl sich bemühte, neutral zu bleiben, was nicht unbedingt einfach war.

Nachdem Farkas alles erzählt hatte gaben Akkirah und Vilkas ihren Bericht ab, über das was sie die letzten Tage erlebt hatten. Dabei merkten sie alle kaum wie die Zeit verflog. Als Akkirah irgendwann anfing zu gähnen, meinte Vilkas, es wird langsam Zeit für heute zu gehen. Da ihre Kutsche nach Rifton erst in drei Tagen fahren würde hätten sie die nächsten Tage ja noch genug Zeit miteinander zu reden. So nahm Vilkas Akkirah in den Arm und ging mit ihr ins Brisenheim wo sie auch schon bald in tiefen Schlaf versank.

Der neue Morgen begann für Akkirah nicht besser als schon die letzten Tage. Wieder war ihr speiübel zumute. Sie bemühte sich, es vor Vilkas zu verbergen und machte sich schnell auf, um zunächst zum Stall runter zugehen und nach Adelante zu sehen und anschließend auf dem Markt fürs Frühstück einzukaufen. Als sie wieder ihr Heim betrat ging es ihr auch schon viel besser. Vilkas war in der Zwischenzeit auch aufgestanden und hatte schon Wasser aufgesetzt, damit sie sich einen Tee zum Frühstück kochen konnten. Nachdem sie ihr Frühstück aufgegessen hatten, gingen beide wieder hoch nach Jorrvaskr. Dort ging Vilkas mit Farkas und Athis auf den Übungsplatz und gemeinsam legten sie eine Trainingsrunde ein, etwas was Vilkas schon lange nicht mehr gemacht hatte.

Akkirah setzte sich gemeinsam mit Ria und Frogar zusammen und sie lasen dem Jungen abwechselnd aus einem Buch vor. Später erzählte Akkirah dem Jungen von ihrer Drachenjagd, und versuchte so gut es ging mit Kohle auf Papier einen zu zeichnen. Dem Jungen gefiel da Bild sehr und er brachte es schnellstmöglich in sein Zimmer und legte es dort in seinen Nachttisch. So war der Vormittag auch schnell herum und es wurde Zeit für das Mittagsmahl. Tilma gab sich wie immer die größte Mühe damit und alle machten sich in der großen Halle mit Heißhunger über die Speisen her. Nach dem Essen gingen die Männer wieder raus um noch etwas an ihren Fertigkeiten zu arbeiten. Ria brachte Frogar für seinen Mittagschlaf ins Bett und Akkirah beschloss, Acadia aufzusuchen. Sie Alchemistin freute sich sehr, ihre Freundin nach so langer Zeit mal wieder zusehen, merkte aber auch gleich das etwas nicht stimmte.

"Ihr seht etwas abgespannt aus, meine Freundin."

"Es geht mir auch irgendwie in letzter Zeit nicht so gut. Besonders morgens ist mir Speiübel."

"Seit wann geht das schon so?"

"Eigentlich erst seit ein paar Tagen."

"Ist es nur am Morgen so? Oder auch über den restlichen Tag verteilt?"

"Bisher nur morgens. Ich versuche es vor Vilkas zu verbergen, da ich nicht möchte das er sich Sorgen um mich macht."

"Hmmmm…Wann hattet ihr das letzte Mal eure monatlichen Blutungen gehabt?"

Akkirah sah Acadia überrascht an." Ich glaube es ist schon 2 Monde her, ich habe bei der ganzen Aufregung der letzten Zeit da nicht so drauf geachtet. Ich müsste aber normalerweise in den nächsten Tagen sie wieder bekommen, wenn ich den Stand der Monde richtig beobachtet habe."

"Nun, ich vermute ihr werdet sie nicht bekommen. Allen Anschein nach seid ihr gute Hoffnung und erwartet ein Kind. Aber noch ist es zu früh das wirklich zu sagen, daher solltet ihr noch ein paar Tage abwarten, bevor ihr es jemanden sagt. Ich werde euch aber auf alle Fälle ein Rezept für einen Kräutertee geben, den ihr Abends vor dem Schlafengehen einnehmen solltet. Den meisten Frauen in anderen Umständen bringt er bei den morgendlichen Beschwerden Linderung."

"Seit ihr euch da wirklich sicher? Ich kann es mir irgendwie nicht vorstellen" Akkirah wusste nicht so recht was sie sagen sollte.

"Nun, 100% genau sagen kann ich es euch nicht, aber horcht in euch rein und ich denke ihr werdet es selbst erkennen, wenn es an dem ist."

Akkirah schaute sich das Rezept an und überlegte ob sie alle notwendigen Zutaten dafür zu Hause hätte. Wenn nicht, könne sie später immer noch mal bei Acadia vorbeischauen und die fehlenden Dinge beschaffen. Sie bedankte sich erst mal bei der Alchemistin und ging dann erst mal nach Hause. Sie wollte erst mal alleine sein und diese Nachricht verdauen. Im Brisenheim angekommen legte sie sich oben ins Bett und tat was ihre Freundin ihr geraten hatte. Sie horchte tief in sich hinein und dann fühlte sie es. Irgendwas war da und es fühlte sich gut an. Trotzdem überkam sie Angst. Sie war ein Drachenblut. Würde das irgendwelche Auswirkungen auf das in ihr aufkeimende Leben haben? Oder war es doch nur Einbildung? Acadia sagte sie solle noch ein paar Tage warten, um wirklich sicher zu sein. Am liebsten wäre sie sofort zu Vilkas gerannt, um es ihm zu sagen, aber wenn es nun doch nicht so wäre? Nun ein paar Tage konnte sie sicherlich noch warten bevor sie es ihm sagte. Dann schlief sie einfach auf dem Bett ein.

Eine Stunde später wachte sie wieder auf. 'Ich sollte mich wieder hoch nach Jorrvaskr begeben, sonst wundern sich alle noch, wo ich abgeblieben wäre.' Also ging sie nach oben und setzte sich dann oberhalb von Trainingsplatz auf einen Stuhl und sah den anderen zu, wie sie mit ihren Schwertern hantierten. Auch der kleine Frogar war dabei mit einem Holzschwert die Trainingspuppen anzugreifen. Vilkas stand hinter ihm und versuchte ihm immer wieder zu zeigen, wie er sein Schwert richtig hielt. Nach einer Weile beschloss Akkirah, es würde sicherlich auch ihr nicht schaden, mal etwas mit ihrem Einhänder zu üben. Sie bat Athis auf ihre Haltung zu achten und sie bei Bedarf zu verbessern. So verging der Nachmittag wie im Fluge und bald schon wurde es Zeit, dass das Abendbrot auf den Tisch kam. Anschließend wurde sich wieder lange über Geschichten und Abenteuern aus vergangenen Tagen erzählt. Spät in der Nacht gingen Akkirah und Vilkas nach Hause, wo sie auch bald das Bett aufsuchten, wobei Akkirah zuvor ihren Tee trank, wie Acadia es ihr geraten hatte.

Es schien zu wirken. Am nächsten Morgen erwachte, fühlte sie sich wesentlich besser als die letzten Tage. Sie schmiegte sich enger an Vilkas und schlief so noch etwas in seinem Armen ein.

Dieser Tag verlief ähnlich wie der vorherige und irgendwo waren Akkirah und Vilkas am Abend traurig, als sie sich von den meisten Gefährten verabschiedeten, um am nächsten Morgen die Kutsche zurück nach Rifton zu nehmen. Farkas verabschiedete sich von Akkirah und Vilkas direkt bei ihrer Abfahrt.
 
31. Besuch in der Diebesgilde

Die Fahrt nach Rifton mit der Kutsche verlief wie gewohnt ruhig. Leider war das Wetter nicht so sonderlich schön, sondern war regnerisch und neblig. Als sie drei Tage später Rifton erreichten, beschlossen den ersten Abend gemütlich im Hause zu verbringen. Adelante wurde in die Obhut von Shadre gegeben. Am nächsten Tag wollten sie dann runter zur Diebesgilde gehen und ihnen die Informationen bringen, die sie haben wollten.

Als Akkirah am neuen Morgen aufwachte war sie sich ganz sicher. Sie erwartete ein Kind. Heute Abend, wenn sie aus der Diebesgilde zurückkamen und wieder gemeinsam in Bett lagen, würde sie es Vilkas sagen. Sie richtete sich etwas auf und beugte sich über ihren Mann und gab ihm einen Kuss, bevor sie aufstand, um ihre morgendlichen Tätigkeiten nachzukommen. Er grummelte nur etwas schlief aber weiter. Akkirah musste lächeln. "Schlafmütze", flüsterte sie ganz leise und begann dann sich anzukleiden.

Draußen war es noch immer Nebelverhangen und von der Sonne war nichts zu sehen. Sie ließ sich Zeit als sie bei Adelante im Stall war und ging anschließend auf den Markt um einzukaufen und sich den neusten Klatsch anzuhören.

Nach dem Mittagessen ging sie dann gemeinsam mit Vilkas runter zum Rattenweg. Er war dort unten noch nie gewesen und hatte ein ungutes Gefühl dabei. Auch Akkirah fühlte sich nicht sonderlich wohl in ihrer Haut und wäre am Liebsten alleine hinunter gegangen, aber Vilkas bestand darauf mit zu kommen. Am meisten fürchtete sich Akkirah vor dem Wiedersehen mit Brynjolf. Es war weit mehr als ein Jahr vergangen, wo sie nach Weißlauf aufgebrochen war und sich dort den Gefährten angeschlossen hatte.

Sie achteten drauf, dass sie nicht gesehen wurden, als sie den Rattenweg betraten. Vorsichtig gingen sie die Gänge entlang, bis sie die zersplitterte Flasche erreichten. Wie üblich lagen sich Delwin und Vex in den Haaren, Tonilia saß bei ihren Kisten und Heuler hatte sich zu ihr gesellt. Vekkel stand hinter dem Tresen vor dem Brynjolf saß. Außer Heuler bemerkte keiner sofort das Erscheinen von Akkirah und Vilkas und Heuler griff sicherheitshalber sogleich zu seinem Schwert, als er den Fremden an Akkirahs Seite sah. Durch den Griff zum Schwert wurde Vekkel auf die Gäste aufmerksam und erkannte Akkirah sogleich.

"Bryn, schaut wer da kommt."

Zwischenzeitlich waren Akkriah und Vilkas bei den Tischen angekommen. Vilkas fühlte sich hier ziemlich Fehl am Platze und hätte sich am Liebsten seine Frau gegriffen und wäre wieder gegangen. Brynjolf drehte sich um und sah Akkirah an. Der Blick den er ihr zuwarf, gefiel Vilkas überhaupt nicht. Er hatte etwas einnehmendes, überhebliches und heraus forderndes an sich.

"Mädchen, es ist schön euch nach so langer Zeit endlich mal wieder zu sehen. Ihr hättet nie weggehen dürfen, denn ihr gehört hierher."

Brynjolf ging auf Akkirah zu, ignorierte die ungehaltenen Blicke von Vilkas und nahm sie einfach in den Arm. Mehr als ihm eine weitere Ohrfeige verpassen konnte sie nicht, dachte sich Brynjolf. Sie war noch schöner geworden, hatte er den Eindruck. Und sie wirkte selbstbewusster, als damals wo sie davongelaufen war. Nur der Mann an ihrer Seite gefiel ihm nicht. Aber er hatte schon vor längerer Zeit gehört, das Akkirah geheiratet hatte. Was sie aber an diesem Typen finden konnte, war ihm Schleierhaft. Schmächtig und grießgrimmig dreinschauend, das passte doch überhaupt nicht zu seinem Mädchen.

Akkirah wand sich vorsichtig wieder aus der Umarmung heraus, lächelte aber dabei, was Vilkas noch weniger gefiel und in ihm eine ohnmächtige Eifersucht aufstieg, gegen die er sich nicht wehren konnte. Er versuchte dagegen anzukämpfen, schließlich wollte er Akkirah keine Probleme bereiten.

"Habt ihr etwas in Einsamkeit raus finden können? Wisst ihr wer hinter dem Kauf von Gut Goldenglanz steckt?" Brynjolf sah Akkirah weiterhin lächelnd an.

Wortlos nickte Akkirah.

"Dann lasst und keine Zeit verschwenden, Mercer wird ganz erpicht darauf sein, zu hören, was ihr erfahren habt. Also kommt."

Er ergriff sie am Arm und dann drehte er sich um zu Vilkas und sagte in seiner herablassenden Art die Vilkas immer mehr auf die Palme brachte.

"Ihr wartet hier, nur Mitglieder der Diebesgilde dürfen die Zisterne betreten und sich dem Gildenmeister nähern."

"Sie geht nirgends ohne mich hin."

Vilkas bemühte sich ruhig zu bleiben, was ihm aber kaum gelang. Und als dann noch Heuler, der seinen Platz bei Tonilia verlassen hatte, sich ihm in den Weg stellte, um zu verhindern, dass er mitging, wurde er richtig sauer. Er wollte gerade seine Hand gegen Heuler erheben, als Akkirah sich einmischte, denn sie erkannte, dass es nicht gut gehen würde und versuchte ihn zu beruhigen.

"Warte hier bitte, ich werde bald zurück sein. Macht euch keine Sorgen, mein Liebster."

Vilkas stand weiterhin angespannt und bereit sofort auf jeden der Anwesenden loszugehen hinter Akkirah.

"Ihr solltet auf das Mädchen hören."

Brynjolfs Augen schauten belustigt drein. Die Art von Brynjolf reizte Vilkas noch viel mehr, aber er erkannte das er nichts machen konnte. Aber sie sollten sehen das Akkirah zu ihm gehörte. Vilkas wusste nicht was über ihn kam. Er griff Akkirah fest an ihrem Arm, das sie fast vor Schmerz aufgeschrien hätte und zog sie an sich und küsste sie heftig, fast schon brutal.

Akkirah wusste nicht was mit ihr geschah. Alles ging so schnell und ihre Gedanken wirbelten wie wild durcheinander. Sie dachte an ihren ersten Mann, der sie immer nur misshandelt hatte und vor dem sie unerträgliche Angst hatte. Sie wollte sich losreißen, aber dann dachte sie, damit würde sie Vilkas vor allen hier der Lächerlichkeit preisgeben, was sie nicht tun konnte, denn sie liebte ihn über alles, auch wenn er sie gerade selbst wütend gemacht hatte. Also legte sie ihre Arme um ihn und erwiderte seinen Kuss.

Als Vilkas sie losließ, wusste er, dass er eine riesigen Mist gebaut hatte. Er sah es in ihren vor Wut blitzenden bernsteinfarbenen Augen. Er wusste selbst nicht was über ihn gekommen war und es tat ihm unendlich leid. Er wollte es ihr sagen, aber er fand auf die Schnelle nicht die richtigen Worte und sie sagte nur:

"Ihr geht jetzt am Besten nach Hause. Wir sehen uns später im Honigheim."

Dann drehte sie sich um und folgte Brynjolf. Vilkas sah ihr traurig mit hängendem Kopf nach und dann drehte auch er sich um und begab sich zurück zum Honigheim, wo er warten würde, um sich bei ihr zu entschuldigen. Er sah sich bevor er die Taverne verlies noch mal zu ihr um, aber sie war schon in einem Gang verschwunden. Akkirah folgte Brynjolf in durch den schmalen Geheimgang zur Zisterne. Die anderen blieben in der Taverne zurück. Brynjolf konnte sich mit einem Kommentar nicht zurückhalten:

"Euer Gemahl scheint etwas aufbrausend zu sein, wo habt ihr den denn nur aufgelesen?", lachte er. Akkirah sah ihn an, verpasste ihm eine heftige Ohrfeige und in ihren Augen blitzen immer noch vor Wut.

"Haltet eure schändliche Klappe und lasst uns weitergehen, wenn ihr die Informationen haben wollt. Ansonsten gehe ich sofort wieder."

Er merkte auch, dass er zu weit gegangen war. Aber er konnte auch einfach nicht anders. Er wusste, er war viel zu alt für Akkirah, hätte ihr Vater sein können, auch wenn er einen wesentlich jüngeren Eindruck machte, aber trotzdem hatte er sich in "sein" Mädchen verliebt und immer gehofft sie würde eines Tages zurückkommen, nachdem sie gegangen war. Er hatte es nie so recht verwunden, als er erfuhr, das sie kurz nach seiner Abreise nach Windhelm in der Taverne aufgetaucht war und er sie verpasst hatte. Er erfuhr es erst bei seiner Rückkehr aus Windhelm, drei Wochen später. Und er war damals drauf und dran gewesen ihr zu folgen. Aber Mercer hatte ihn zurückgehalten und gemeint, sie wäre es nicht Wert, wenn sie gleich wieder verschwand. Er hätte nicht auf den Gildenmeister hören sollen. Aber jetzt war es endgültig zu spät.

Nun war sie zwar da, aber an der Seite eines anderen Mannes. Er musste ihre Entscheidung akzeptieren und beschloss, zukünftig ihrem Mann gegenüber sich besser zu verhalten und ihn nicht wieder zu provozieren, sollten sie sich noch mal treffen. Trotzdem hätte er gerne gewusst, warum sie damals wieder davon gegangen war.

"Mädchen", fing er vorsichtig an, "Ich meine Akki, ich würde euch gerne etwas Fragen."

Er war plötzlich stehen geblieben. Im dunklen Gang konnte er sie kaum erkennen.

"Warum habt ihr nicht gewartet, bis ich zurückkam, als ihr nach Rifton kamt?"

Akkirah wusste nicht was sie zu dieser unverfrorenen Frage sagen sollte. Er war es doch, der Trost in den Armen einer anderen gesucht hatte. Und da erwartet er, dass sie auf ihn gewartet hätte?

"Was hättet ihr an meiner Stelle getan, wenn ihr erfahren hättet, dass ich Trost in den Armen eines anderen gesucht hätte, nachdem ihr nicht sofort zurückgekommen wärt? Hättet ihr da gewartet? Tut mir leid, aber wenn ihr wirklich etwas für mich empfunden hättet, hättet ihr nicht nach ein paar Tagen schon irgendeine alte Freundin in Windhelm aufgesucht."

Sie konnte sein erstauntes Gesicht nicht sehen.

"Wie kommt ihr darauf, dass ich bei einer anderen Frau gewesen bin?"

"Vekkel hat es mir erzählt, als ich kam, um den Schuldschein von der Honigbräuerei vorbei zu bringen. Mercer hatte ihm gesagt, ihr beide würdet ein paar alte Freundinnen aufsuchen, um euch etwas abzulenken."

Sie konnte zum Glück nicht sehen, das er rot wurde. Das war der ursprüngliche Plan von Mercer, um ihn auf andere Gedanken zu bringen, nachdem Akkirah nicht zurückkam. Aber Brynjolf blieb zu Mindestens die Nächte über alleine. Er wollte keine andere Frau als Akkirah haben.

"Nun, wir waren zum Arbeiten dort. Und ja, Mercer meinte, wir sollten uns ein bisschen Spaß gönnen, aber ich habe mich mit keiner eingelassen."

"Es ist eh egal, ob ihr es getan habt oder nicht. Ich habe in der Zwischenzeit Vilkas kennen gelernt und mein Herz gehört nur ihm alleine. Und nun würde ich gerne die Informationen weitergeben, das ist schließlich der Grund meines hier seins."

So gingen sie beide Schweigend weiter in die Zisternen und dann zu Mercer Frey, der an seinem Arbeitstisch stand und in irgendwelche Unterlagen vertieft war. Akkirah verspürte in der Gegenwart von Mercer immer ein ungutes Gefühl, das sie sich nicht erklären konnte. Er hatte ihr nie was getan und seine distanzierte Art hatte er allen, außer Brynjolf, gegenüber. Als sie zu ihm traten, nahm Mercer seinen Kopf hoch:
"Na, wen haben wir denn da? Wenn das nicht Bryn's kleines Mädchen ist. Was führt euch denn hierher. Wollt ihr wieder für uns Arbeiten?" Er verkniff sich einen gehässigen Kommentar und das passende Grinsen dazu, als er Brynjolf ansah und dort deutlich noch die Abdrücke einer Hand erkennen konnte, die dort recht kräftig getroffen haben musste.

Akkirah schwieg und Brynjolf ergriff das Wort.

"Nachdem ihr herausgefunden hattet, wer der Markler für Goldenglanz ist, habe ich sie nach Einsamkeit geschickt, um mehr herauszubekommen und Gulum-Ei zu beschatten. Niemand kannte sie in Einsamkeit und konnte so verdacht schöpfen, das sie für uns arbeiten würde."

Mercer tat so, als würde Akkirah gar nicht da sein.

"Und was hat euer Mädchen in Erfahrung gebracht?"

"Ihr Name ist Karliah." Nachdem Akkirah das gesagt hatte, waren sowohl Mercer, als auch Bryn recht überrascht.

"Karliah sagt ihr? Ich habe seit Jahrzehnten nichts mehr von ihr gehört, nachdem sie meinen Vorgänger Gallus ermordet hat."

"Wer war sie? Warum hat sie Gallus getötet? Und was will sie nun von Euch?" fragte Akkirah.

Mercer erzählte ihr die ganze Geschichte und dann fragte er:

"Hat Gulum-Ei gesagt, wo sie zu finden ist?"

"Sie soll gesagt haben ‚der Anfang des Ende'."

Mercer schwieg einen Moment und ging in sich, bevor er wieder etwas sagte.

"Die Schneeschleierzuflucht, der Ort wo sie Gallus ermordet hat. Ich muss dorthin und ihr werdet mich begleiten, alleine."

"Aber….."

"Kein aber, ich brauche eure Hilfe, um sie zu überwältigen. Und ihr wisst ich bekomme, was ich will. Wir treffen uns an der Schneeschleierzuflucht in fünf Tagen. Trödelt nicht rum." Dann ließ er sie stehen und ging.

Bei Talos, wie sollte sie da Vilkas beibringen? Er würde sie nicht gehen lassen und sie traute Mercer Frey zu, seine Kontakte spielen zu lassen, damit sie gezwungen werden würde, ihn zu begleiten.

Brynjolf, der immer noch neben ihr stand, merkte das sie darüber nicht glücklich war und legte ihr trösten die Hand auf die Schulter. "Kommt, begrüßt erst mal die anderen, das wird euch auf andere Gedanken bringen und euer Mann wird sich schon einkriegen und euch gehen lassen.", sagte er ganz sanft zu ihr.

Er hatte Recht, also versuchte sie das Beste draus zu machen und ging in den Übungsraum, wo sie viele ihrer alten Freunde antraf. Nur Saphir und Vipir fehlten, die waren irgendwo unterwegs auf Diebestour, was Akkirah traurig machte. Sie hätte sich gerne etwas mit ihrer Freundin unterhalten. Die Männer luden sie ein mit ihnen zu Abend zu essen und so setzten sie sich an die Tische in der Zisterne, wo sie sich lange unterhielten. Sie merkte dabei kaum, wie die Zeit verging.

Es war schon recht spät als sie zurück zum Honigheim kam. Vilkas hatte angefangen sich Sorgen zu machen, wollte ihr aber nicht sofort mit Vorwürfen oder ähnlichen kommen. Er wollte sie sanft in den Arm nehmen, aber sie entzog sich ihm. Er sah sie traurig an.

"Es tut mir unendlich leid, was ich heute Nachmittag getan habe, mein Herz. Bitte vergebt mir", er sah sie an. Sie lächelte nur zurückhalten und strich mit ihrer Hand über seine Wange. Dann setzte sie sich an den Tisch.

"Ich habe etwas zu Essen gemacht, kommt nehmt einen Teller und esst etwas." Akkirah schüttelte ablehnend den Kopf.

"Ich habe schon in der Zisterne etwas zu essen bekommen."

Vilkas sah unglücklich aus. Er hatte extra ihr Lieblingsgericht gemacht, und nun wollte sie nichts davon nehmen. Er wünschte sich er könne die Zeit noch mal zurückdrehen.

"Ich soll mit Mercer zur Schneeschleizuflucht gehen, um Karliah aufzuspüren. Er will keine weiteren Leute dabei haben, da es da unten voller Fallen ist und man sich sonst nur Gegenseitig umbringt." Vilkas wollte protestieren, das sah sie, aber dann überlegte er es sich anders.

"Ich begleite euch bis Windhelm, wo ich anschließend auf euch warten werde, wenn es euch recht ist", sagte er stattdessen. Sie nickte erleichtert und dankbar. Damit hatte sie nicht gerechnet, das Vilkas mehr oder weniger sofort zustimmen würde. Sie fühlte sich wie zerschlagen. Das heute war alles zu viel für sie.

"Bitte seid mir nicht böse, aber ich möchte mich jetzt zurückziehen und hinlegen. Ich bin einfach nur Müde." Sie standen beide auf, und er gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

"Ich räume nur noch auf und komme dann nach, mein Herz."

Akkirah legte sich hin und weinte tränenlos. Sie beschloss mit der Neuigkeit, die sie ihm eigentlich heute Abend mitteilen wollte zu warten, bis sie aus der Schneeschleierzuflucht zurückkommen würde.

Als Vilkas zu ihr ins Bett kam, drehte sie sich nicht wie gewohnt zu ihm rum, sondern blieb mit dem Rücken zu ihm liegen. Sie wollte nicht ,dass er merkte dass sie geweint hatte. Vorsichtig legte er seinen Arm um sie und hatte schon Angst sie würde ihn wegstoßen. Das tat sie aber nicht, sondern hielt ihn mit der linken Hand fest.

"Ich liebe euch über alles, mein Herz", flüsterte er ihr ins Ohr.

"Ich euch auch, mein Liebster."

Kurz darauf schliefen beide unruhig ein.
 
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